Im Juni diesen Jahres habe ich mir ein paar neue Handschuhe gekauft. Es sollten luftige Sommerhandschuhe werden. Die Suche war nicht ganz einfach, denn so manche Interpretation von »Sommerhandschuh« scheint bei den Herstellern zu bedeuten »ohne Stulpe und mit Gummizug – Abstreifschutz wird völlig überbewertet«.
Bei Held wurde ich dann aber schließlich fündig – und dann war das Wunschmodell erst einmal ausverkauft. Sonst hätte ich sie vielleicht schon im Mai gekauft. Schließlich konnte ich dann aber doch ein Paar Held Sambia (kurze Version) kaufen und hatte sie in den letzten zwei Monaten beim Zurücklegen von rund 3'000 km im Einsatz. Zeit für ein erstes Fazit, vielleicht will ja noch jemand ein solches luftiges Pärchen kaufen?
Der Frühsommer und Sommer 2018 hat die meiste Zeit für viel, viel Sonnenschein und entsprechend hohe Temperaturen gesorgt. Ansonsten wäre ich sicherlich nicht so schnell auf die 3'000 km gekommen beziehungsweise hätte zwischendurch auch mal meine wasserdichten Handschuhe anziehen müssen.
Warum überhaupt kurze, luftige Handschuhe? Weil meine wasserdichten Handschuhe mit großer Stulpe einfach irgendwann dafür sorgen, dass der Schweiß vom Futter aufgesaugt wurde und man beim Aus- und Anziehen Probleme mit eben diesem Futter bekommt. Während der Fahrt stört das nicht mal sonderlich, aber bei den Pausen und wenn man wieder losfahren will ist es dann aber doch nervig.
Wie man auf dem Bild links sehen kann schließen die kurzen Sambia – es gibt auch ein langes Modell mit gleichem Namen – so ab, dass sie in den Ärmel hineinschlüpfen können. Ein kleiner Nebeneffekt davon: Man bekommt auch etwas Fahrtwind in die Ärmel (so lange man sie sich nicht eng verschließt).
Wie sehen die Handschuhe ansonsten aus – und was kosten sie? Gelistet werden die Held Sambia unabhängig von der Farbkombination für 89 oder 99 Euro. Je nachdem wo man fragt beziehungsweise wo man im Internet schaut. Bei Louis[1] waren sie Mitte Juni 2018 auf 69,99 Euro reduziert. Bei Polo[2] bekam man sie zu einem ähnlichen Preis wenn man einen »Rabattgutschein auf bereits reduzierte Ware« verwendet hat. Bei Amazon[3] sind sie auch für rund 70 Euro zu finden.
Es gibt sie in der von mir gekauften Variante in schwarz mit gelben Schriftzügen, in schwarz-grau-rot (schwarze Unterhand aus Leder, hellgraues Obermaterial und rote Schriftzüge) sowie mutmaßlich als Auslaufmodell in schwarz-grau-gelb (schwarze Unterhand aus Leder, dunkelgraues Obermaterial und gelbe Schriftzüge).
Die Handschuhe bestehen aus einem Materialmix aus Kunstfaser, zwei verschiedenen Lederarten, Gummi und einer Kunststoffschale (Knöchelschutz). Die Oberhand besteht aus einem elastischen Kunstfasermix (95% Polyamid, 5% Elastan) und weist an wichtigen Stellen einen Besatz aus Rindleder auf. Die Unterhand besteht aus aus hochabriebfestem Känguruleder. Die als Knöchelprotektor dienende Kunststoffschale ist in einen Besatz aus Rindleder eingebettet.
Die Held Sambia (kurz) sind ungefüttert. Daher kann sich auch kein Innenfutter mit Schweiß vollsaugen. Im Gegenteil: Das Leder kann atmen und sorgt so für ein gutes Klima in den Handschuhen – auch an heißen Tagen.
Relevant wenn man nach Frankreich fahren möchte: Die kurzen Sambia haben ein Etikett in welchem erklärt wird, dass sie die Norm EN 13594:2015 erfüllen. Somit darf man damit in Frankreich in eine Verkehrskontrolle geraten.
Regel Nummer 1 bei Schutzbekleidung: Natürlich soll sie schützen, aber wenn sie einen während der Fahrt nerven nimmt man sie entweder nicht mehr mit (und hat unnötig Geld herausgeworfen) oder man fährt unkonzentiert weil man sich auf das Drücken, Zwicken oder Flattern der Bekleidung konzentriert.
Bei den Held Sambia musste ich einige Größen ausproberen bis ich mir schließlich sicher war das die Größe 8 meine »Sambiagröße« ist. Angeboten werden sie in ganzen Nummern, es gibt also keine 7,5 oder 8,5 wie bei manchen anderen Anbietern die da noch etwas differenzieren. Die kleinste Größe ist S (7), dann kommt M (8) und die Größentabelle endet mit 3XL (12).
Das für die Oberhand verwendete elastische Material fühlt sich angenehm an und der Handschuh sitzt bei mir straff ohne zu spannen oder zu zwicken. Die Unterhand aus Känguruhleder bietet sowohl guten Grip am Griffgummi aber auch das gute Gefühl im Falle eines Unfalles abriebfestes Material zwischen der Hand und dem Asphalt zu haben.
Was der Materialmix natürlich zur Folge hat: Viele, viele Nähte. In einigen Kundenrezensionen ist zu lesen das manchmal eine Naht aufgeht. Held sei da aber relativ kulant und offensichtliche Produktionsmängel werden entsprechend abgewickelt. Leider scheinen es keine Einzelfälle zu sein, schließlich haben sich leider mehrere Personen über offene Nähte an den Fingern beschwert. Daher den Kassenzettel aufbewahren!
Für mich auch beim kurzen Sommerhandschuh unerlässlich: Der Abstreifschutz. Es macht keinen Sinn einen Handschuh aus hochwertigem Material zu tragen wenn er einem einfach von der Hand abgestreift werden kann. Der Held Sambia (kurz) hat einen kurzen Riegel mit Klettverschluss, welcher diesen Abstreifschutz aber leisten kann. Zumindest bekomme ich den Handschuh nicht ausgezogen wenn der Riegel am Klett zusammenhält.
Exkurs: Die »Motorrad Regional«[4] liegt bei Louis in Neu-Ulm kostenfrei aus. Ich hatte sie beim Kauf der Handschuhe mitgenommen. Neben relativ viel Werbung (dafür ist die Zeitschrift kostenfrei) gibt es immer wieder nette Berichte und auch den einen oder anderen interessanten Tourenvorschlag für die Region.
3'000 km haben mich die Handschuhe nun bei hochsommerlichen Temperaturen begleitet und dabei ihren Job bezüglich des Komforts voll und ganz zu miener zufriedenheit erledigt. Ich habe keine verschwitzten Hände mehr, bei Pausen kann ich schnell aus den Handschuhen hinaus und auch wieder hinein und weil es kein Futter gibt, kann auch kein Futter irgendwo »quer sitzen«.
Natürlich sieht man den Handschuhen auch an das ich sie verwendet habe. Ich entferne zwar regelmäßig die Überreste von Insekten, aber beim Känguruhleder der Unterhand haben sich auch ein paar Insektenreste schon »einmassieren lassen«. Die bekomme ich da sicherlich nicht mehr so einfach weg.
Positiv: Bis jetzt ist keine Naht aufgegangen. Auch sonst fühlen sich die Handschuhe so an wie ich es mir vorgestellt habe: Ich vergesse das ich sie trage. So muss das sein!
Held sichert den Sambia als Eigenschaft explizt zu das sie nicht abfärben. Also bislang habe ich auch keine Abfärbungen an meinen Händen feststellen müssen. Dabei schwitze ich sicherlich, was dann der Fahrtwind primär wegbläst – aber eben nicht im Stand. Auch hier: Danke für die gute Qualität.
Selbst die »Zettelflut« und die angenähten Laschen mit dem Druckknopf stören mich während der Fahrt nicht. Wie oben schon geschrieben befindet sich in jedem Handschuh der Hinweis das die Norm EN 13594:2015 erfüllt ist. Schön mit Piktogramm und so. Ob sich der Druck auf dem Etikett früher oder später auflöst? Das wird die Zukunft dann zeigen.
Bereits kurz nach dem Kauf habe ich auf der Rückfahrt vom Treffen vom internationalen XJ6 Treffen in Mengen[5] die Handschuhe auch mal bei kühleren Temperaturen getestet. Es war schon »recht spät am Abend« – bin erst nach Mitternacht heimgekommen. Sprich: Ich konnte die Sambia Handschuhe auch bei etwas kühleren Bedingungen testen.
Laut Internet müssten es noch so 10–12°C gewesen sein. Dann zieht es durch die bewusst luftig gehaltene Konstruktion natürlich schon ziemlich durch. Abhilfe brachte auf den letzten 40 km dann die erste Stufe der Griffheizung meiner BMW.
Dann war es auch wieder angenehm zu fahren. Mit meinen geschlossenen oder deutlich weniger belüfteten Handschuhen wäre ich sicherlich auch ohne eingeschaltete Heizgriffe ausgekommen. Von da her: Ich denke mal bei etwa 12°C liegt das Ende der »Wohlfühlzone« der Held Sambia. Sind eben reinrassige Sommerhandschuhe mit sehr guter Belüftung. Und den Zweck erfüllen sie aus meiner Sicht hervorragend.
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Datum: | 25.08.2018 |
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Kommentare
Eike
schrieb am 13.06.20 um 12:12 Uhr:
Danke!!! Nach solch einem ausführlichen Test über die Held Sambia habe ich gesucht! Ich suche einen flexiblen und bequemen Sommerhandschuh, der für Straße und Gelände gleichermaßen geeignet ist, ohne dabei die Sicherheit zu vernachlässigen. Anprobiert habe ich den Sambia schon einmal und denke, dass ich hier fündig geworden bin. Ein super ausführlicher Bericht!! Daumen hoch
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 13.06.20 um 17:30 Uhr:
Hallo Eike,
Ich war gestern wieder mit den Sambia unterwegs, das Wetter war ja wieder sehr sommerlich. Sie sind noch immer völlig intakt (keine Naht auf oder so) und tagsüber auch sehr angenehm wenn es wärmer ist.
Da ich erst heute nach Mitternacht heimgekommen bin: Also nach Mitternacht auf der Autobahn waren sie dann etwas zu luftig – ich hatte die Griffheizung eingeschaltet.
Zum Lesen: www-600ccm.info – Neues Passknackerposter (aus Papier). Was bezüglich Nachtfahrten im Juni 2018 galt. Ist also auch im Juli 2020 noch aktuell.
Andreas
schrieb am 09.08.20 um 16:41 Uhr:
Habe die Handschuhe jetzt auch seit 2 Jahren. Wie bei dir das Angebot von Louis. Keine offenen Nähte oder ähnliches. Bin gerade aus dem Urlaub in Norditalien zurückgekommen. Sind dort von einem Unwetter überrascht worden. Wir waren nass bis auf die Knochen. Die 40 km Regenfahrt gingen zum Schluss nur noch mit angeschalteten Heizgriffen. Nach dem Trocknen waren die Hanschuhe wieder o.k. und haben gerade mal wieder ein bißchen Fett bekommen. Vorausgesetzt sie passen an die eigenen Fingerchen, kann ich sie nur empfehlen!
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 13.08.20 um 17:03 Uhr:
Hallo Andreas,
Marco hat in seinem Blog auf acht Jahre mit den Sambia zurückgeblickt. Lesenswert:
https://www.blindschleiche.ch/2020/07/held-sambia-motorradhandschuh-8-jahre-erfahrungen/.
Sollten meine Sambia irgendwann das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben: Ich würde sie mir wieder kaufen.
Tipp: Wenn man mit den kurzen Sambia fährt und die Ärmelenden ein wenig weiter stellt damit man bei der aktuellen Gluthitze mehr Fahrtwind abbekommt: Genau schauen wohin die Ärmelenden rutschen. Ich habe mir einen Sonnendbrand zwischen Sambia und Ärmelende am linken Handgelenk geholt.
Andreas
schrieb am 13.08.20 um 21:59 Uhr:
Die Website kannte ich noch gar nicht.
Danke für den Tipp!