Die Motorradbekleidung kann nicht weiter optimiert werden? Denkste! Aktuell drehen viele Diskussionen in Threads zum Thema »Beinkleider und Protektoren« und wie man diese besser gestalten könnte. Angesagt sind momentan in gewissen Kreisen die quietschbunten Motocross-Outfits (nur die Hosen) in Kombination mit bedruckten, überteuerten Kapuzenpullis. Das die MX-Hosen selbst keine Schutzwirkung bieten ist allgemein bekannt, beim MX-Sport übernimmt diese Aufgabe die darunter getragene Schutzbekleidung in Form von Knie- und Schienbeinschutz, gepolsterter Unterbuxe und natürlich einer Protektorenjacke.
Ebenso ist zu beobachten das sogenannte »Motorradjeans« auch schwer im kommen sind. Was beide Varianten der Hosen vereint: Wie die Protektoren befestigen? Der Knieschoner beziehungsweise -protektor bleibt bei »bequem geschnittenen« Motorradjeans häufig nicht dort wo er bleiben sollte. Bei einer MX-Hose fehlt er gänzlich da das Sicherheitskonzept beim MX-Sport ja anders aussieht.
Was in anderen Ländern gemacht wird habe ich auch schon auf diversen Bildern sehen können: Da werden robust aussehende Schienbein- und Knieprotektoren über die Jeans gezogen. Oder sie schauen unter den Shorts hervor, welche im Hochsommer getragen werden und sicherlich für gute Belüftung sorgen.
Für meinen heutigen Beitrag habe ich mir gebrauchte Schienbeinschoner für Erwachsene von IXS (Modell unbekannt) ausgeliehen und sie mit meinen Stiefeln von Alpinestars (Modell ebenfalls unbekannt) kombiniert. Einfach mal um auszuprobieren »wie sich das so anfühlt«.
Wer jetzt auf schicke Bilder von meinen Waden hofft: Sorry, muss nicht sein. Echt nicht. Dafür aber ein paar Zeilen wie sich das Ganze so anfühlt – insbesondere dann wenn man theoretisch damit einen halben oder ganzen Tag unterwegs sein möchte.
Die Schoner von IXS sind wohl für Downhill beziehungsweise dem Einsatz auf dem Fahrrad gedacht. Somit sollte man meinen das sie viel Bewegungsfreiheit geben. Das trifft auch zu – außer man hat sie halb im Stiefel und sie sind einer schweren Motorradhose überdeckt. Dann fühlen sie sich plötzlich gar nicht mehr so bequem an.
Die drei elastischen Riemen mit Klettverschluss halten sie sicher und fest an Ort und Stelle. Wenn jedoch eine Motorradtextilhose (mit zuvor natürlich entnommenen Knieprotektoren) auch noch Druck ausübt beziehungsweise sich der Klettverschluss am Innenfutter der Hose verhakt, dann hört der Spaß auf.
Vielleicht liegt es ja auch am gewählten Modell der Protektoren? Ich fühlte mich jedenfalls schon nach wenigen Minuten am PC sitzend nicht wirklich wohl mit den Schonern. Die Knie waren zu Beginn mit etwa 80° angewinkelt, das sorgte für unangenehmen Druck am obersten der drei Gurte.
Wohlgemerkt nur mit den Protektoren, noch ohne Stiefel. Als ich die Stiefel von Alpinestars auch noch angezogen habe, musste ich natürlich erst einmal die Weite vom Schaft entsprechend anpassen. Geht ja schnell und unkompliziert. Was jedoch blieb: Die Stiefel haben die Schoner nach oben, also zum Knie hin gedrückt.
Wie weit der Schoner in den Stiefel hineinpassen muss lässt sich auf den Bildern gut sehen. Ich habe einfach nachgestellt wie weit der Schoner im Stiefel war als ich beides angezogen hatte.
Angenehm ist anders. So zumindest mein rein subjektiver Eindruck. Es gibt aber auch Knieprotektoren, welche nur das Knie abdecken – und dabei trotzdem einen größeren Bereich abdecken als es bei den Schonern von IXS der Fall ist.
Diese könnten dann vielleicht tatsächlich eine bequeme Alternative zu in den Hosen befestigten Protektoren sein. Falls jemand andere (also positive) Erfahrungen mit einem anderen Modell machen konnte: Nicht zögern, unten am Fuß dieser Seite einen Tipp als Kommentar abgeben. Ich gehe davon aus das es speziell für den MX-Sport entworfene Protektoren gibt, welche bequemer zu tragen sind. Die werden dann aber vermutlich auch ihren Preis haben.
Aber wie ist das bei einer MX-Hose? Die hat selbst kaum bis keine Schutzwirkung bezüglich Abrasion und keine Taschen für Protektoren. Die Aufgabe wird vom unter der Hose getragenen umfangreichen Protektorensatz übernommen: Knieschutz, mit diversen Polstern und Protektoren ausgestatteter »Unterhose« – einfach schauen was man für den MX-Sport so alles kaufen kann.
Bleibt die sogenannte Motorradjeans. Diese hat im Gegensatz zur MX-Hose eingearbeitete Aramidfasern beziehungsweise an den sturzgefährdeten Stellen entsprechend dimensionierte Einsätze aus Aramidgewebe.
Das soll dann vor einem Durchscheuern bis auf die Haut schützen, bietet aber keine schlagdämpfende Eigenschaft. Zumindest Knie- und Hüftprotektoren sollte man also in die dafür vorhandenen Taschen packen. Zu weit sollte die Motorradjeans auch nicht geschnitten sein, ansonsten flattern die Protektoren im Wind und verrutschen bei einem Aufprall mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit und können dann nicht optimal schützen.
Ich behalte dann mal weiter die Entwicklung und Tests von den Motorradjeans im Auge – mit Protektoren bestückt. Für einen kurzen Trip durch die Stadt sicherlich angenehmer als die doch eher »atmungsinaktiven« Textil- und Lederklamotten (oder im Leder-Textil-Mix gefertigte Bekleidung). Diese stellen – meiner Meinung nach – eben noch immer »state of the art« bei der Schutzbekleidung bezüglich der schützenden Wirkung der Materialien dar.
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Datum: | 04.10.2016 |
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Kommentare
Kuti
schrieb am 16.02.21 um 20:12 Uhr:
Hallo Martin,
bist du weiter gekommen mit deiner Recherche und deinen Beobachtungen?
Ich lege viel Wert auf deine Meinung und deine Ideen und Tests. Daher wende ich mich an dich.
Ich habe eine Lederhose in der Bucht bestellt, bei der ich dachte, dass Hartschalenprotektoren mit im Knie wären aber Fehlanzeige. Es sind Weiche Protektoren. Es gibt auch keine Möglichkeit, harte Protektoren in die Hose rein zu machen, bzw gibt es keine Öffnung an den Knien der Hose. Jetzt bin ich mir unsicher, ob die weichen Protektoren überhaupt ausreichend sind, im Falle dessen, dass man aufs Knie knallt, beim Sturz. Möchte keinen Kniebruch.. Autsch. Überlege, ob ich die Hose einfach weiterverkaufen und nochmal nach einer mit harten Protektoren schaue, oder ob ich seperate (nur für die Knie) nach Protektoren zum festschnallen/ binden, kaufe. Allerdings bezweifle ich, ob die bequem unter die Hose passen, eher drüber, dabei ist da ja schon der Auswulzt der weichen Protektoren.
Was ist deine Meinung?
Viele Grüße
Kuti
X_FISH | http://www.600ccm.info
schrieb am 16.02.21 um 23:03 Uhr:
Hallo Kurti,
deine Hose wird so ähnlich sein wie die alten Kombis, welche ich von IXS und Hein Gericke hatte: einfach ein Schaumstoffpolster, fest vernäht? Also kein besonderer Schaum, welcher bei Schlageinwirkung aushärtet sondern wirklich nur das Zeug, was auch in billige Sitzkissen aus der Grabbelkiste gefüllt wird.
Die drei Möglichkeiten, welche ich für dich sehe:
1. Klettstreifen (»Flausch«) einnähen (lassen) und dann einen der modernen Nachrüst-Protektoren aus dem Zubehör (Polo, Louis, etc.) verwenden. Da der dann aber nicht in einer Tasche sitzt bleibst du mit den Socken evtl. auch mit am Klett hängen wenn du die Buxe anziehen willst.
2. So ähnlich wie ich es ausprobiert habe und einen günstigen Schoner kaufen, welchen du am Bein befestigst. Glücklich wurde ich mit der Variante übrigens nicht, habe aber auch keine »over knee«-Strümpfe oder sogenannte »Beinlinge« unter die Schoner angezogen. Vielleicht wäre es mit denen besser? Ich habe jedenfalls im Sommer stark unter den Schonern geschwitzt und anschließend haben sich Hautirritationen gemeldet. Juckreiz im Quadrat.
3a. Wenn genügend Platz ist die Deluxe-Variante mit bestem Schutz wählen: eine Orthese. Für etwa 590 bis 700 Euro (je nach Händler) gibt es zum Beispiel »Asterisk Knieorthese Ultra Cell 3.0«, auch als »knee brace« angeboten. Gibt auch einige Videos zu der Orthese bei YouTube. Ist natürlich eine heftige Investition und das Ding muss dann auch noch in die Hosenbeine reinpassen.
3b. Für den kleineren Geldbeutel (und den Einsatzzweck abseits der Motocross-Strecke) gibt es auch Produkte wie den Knie- und Schienbeinschützer »Leatt Dual Axis« oder »Alpinestars SX-1«. Für 80 bis 100 Euro bekommt man auch einen Schutz mit zwei Gelenken, welcher über die Patella (Kniescheibe) geht. Trägt wohl deutlich weniger auf als eine Orthese, hat dafür auch nicht die Schutzwirkung.
Leider habe ich weder Leatt noch Alpinestars noch Asterisk getestet. Ich habe mir lediglich 2020 ausführlich angelesen wie meine Optionen aussehen. Der Grund dafür ist, dass ich sehr günstig eine Arlen Ness Lederkombi erworben habe. Bei dieser hatte der Vorbesitzer das Innenfutter in der Hose auf Höhe der Oberschenkel zerrissen und dann unterhalb davon ganz entfernt. Die Idee beim Spontankauf war mit so einer Orthese die Kombi weiter zu verwenden – dank der pandemiebedingten Schließungen konnte ich aber nirgendwo eine Orthese oder das Teil von Leatt ansprobieren.
Meine persönliche Meinung: eine Hartschale muss nicht zwingend Sein wenn man »nur« auf der Straße fährt. Die Schutzfunktion gegen eine Penetration nimmt – anders als beim Motocross – bis zu einem gewissen Grad der Lederbesatz der Hose wahr. Aber ein »beim Aufprall verhärtender Protektor« sollte es aber schon sein. Mit Kunststoff über der Patella sieht stabiler aus, allerings sollte auch da dann noch ein Schaumstoff vorhanden sein, welcher die Aufprallenergie dämpft.
Exkurs: ein Freund von mir hat eine gebraucht gekaufte Textiljacke von Streetfighter. Die Protektoren darin waren nicht zertifiziert und bestanden primär aus einer Hartschale und etwa 5 mm einfachem Schaumstoffpolster, welches mutmaßlich in etwa so dämpfend wirkt wie eine Packung Papiertaschentücher. Das dämpft nicht den Aufprall, die harte Schale verteilt höchstens ein wenig die Energie. Wenn sowas über der Kniescheibe ist → ich glaube der würde es bei einem Sturz auch nicht so toll gehen.
Die letzte noch mögliche Option hast du ja schon selbst genannt: die Hose verkaufen und nach einem anderen Produkt suchen.