Vor einer Woche bestellt, zwei Tage später die Versandbestätigung[1] per SMS und heute hole ich das erste Teil meiner Bestellung bei xlmoto.de aus dem Karton. Das wäre gestern auch schon möglich gewesen, aber da war ich ja auf der Schwäbischen Alb unterwegs[2].
Was ich gesucht habe, habe ich bei xlmoto.de gefunden: Einen kleinen Rucksack für's Motorrad ohne flatternde Konstruktionen. Die Konstruktion mit einer »Hartschale« soll ihn nicht nur maximal wasserabweisend machen (wasserdicht ist er nicht, es wird extra darauf hingewiesen), aber diese »Hartschale« ist trotzdem so weich konstruiert, dass sie bei einem Sturz keine Verletzungen verursachen sollte. Also der optimale Kompromiss aus Stabilität und Sicherheit.
Beim Auspacken wirkt der Rucksack wegen der stabilen Rückseite zunächst etwas befremdlich. Umgedreht sieht er schon deutlich mehr nach einem Rucksack aus, hat er doch zwei Schulterriemen, einen Brustgurt und einen Gurt auf Hüfthöhe (welcher jedoch aufgrund seiner Ausführung nicht als Hüftgurt bezeichnet werden kann).
Geöffnet wird der Rucksack am großzügig dimensionierten Reißverschluss mit zwei Zippern. Dann gibt er den Blick frei auf den zur Verfügung stehenden Raum, welcher vom Anbieter mit 24 Liter Volumen angegeben wird.
Eine nette Idee ist ein zusätzliches Fach für einen Laptop oder ein Notebook. Wobei ich glaube das wird ein wenig knapp. Zumal würde es dann direkt auf dem Rücken anliegen – welcher in den meisten Fällen keine ebene Fläche abgibt sondern eher rund ist. Ob das auf Dauer angenehm wäre beziehungsweise für das Gerät zuträglich?
Okay, dazwischen ist dann eventuell auch noch ein Rückenprotektor – aber macht der die Situation besser? Das Fach lässt sich aber sicherlich auch anderweitig gut nutzen. Beispielsweise als Fach für die mitgeführte Warnweste?
Ich habe mal ausprobiert was ich so reinpacken kann beziehungsweise reinpacken würde. Eine Jeans, ein paar Schuhe (Leinensommerschuh, sehr flexibel) und ein Paar zusätzliche Handschuhe. Dann wurde es aber auch schon ziemlich eng im Rucksack. Vielleicht würden noch eine oder zwei Flaschen (0,5 l) mit reinpassen, dann wäre aber wohl wirklich Schluss mit lustig.
Der Reißverschluss mit seinen beiden Zippern ist spritzwassergeschützt ausgeführt. Wasserdicht gibt's nur bei LKW-Plane und Rollverschluss. Daraus ist der Rucksack nicht gefertigt und hat auch einen anderen Verschluss. Dafür hält er seine Form und hat auch ein geringeres Eigengewicht.
Den verschlossenen Rucksack habe ich auch mal aufgestellt und fotograpixelt, jedoch kann man sich auf dem Bild nicht genau seine Dimensionen und schon gar nicht die Passform vorstellen.
Aber das lässt sich ja optimieren. Also habe ich die dem regelmäßigen Leser meines Blogs schon bekannte gelb-schwarze Jacke gepackt, mit einem Schlafsack ausgestopft und der Konstruktion dann den Rucksack übergezogen.
Hat sogar gut geklappt, die Bilder sind meiner Meinung nach für die Improvisation ganz gut geworden.
Der Rucksack ist so geschnitten, dass er im Bereich der Schultern etwas schmäler ist. Gleichzeitig hat er auch Aussparungen für die Schultern selbst, kann sich hier also an die Form von Rücken und Schulter anschmiegen.
Der Blick von oben zeigt die durchdachte Nahtstelle zwischen den Gurten und dem Rucksack. Diese ist so ausgeführt das sich möglichst wenig Fahrtwind zwischen Rucksack und Rücken verirren kann.
Nebeneffekt: Sollte der Reißverschluss nicht ganz geschlossen worden sein kann der Wind nicht den Rucksack »aufblasen« und den Inhalt auf der Straße verteilen. Gut, dagegen hilft auch ein kleiner Karabiner, aber wenn man den Wind erst gar nicht an den Reißverschluss hinkommen lässt, ist das natürlich pfiffig gelöst.
Darin unterscheidet sich der Rucksack von Course auch von anderen Modellen anderer Anbieter beziehungsweise Hersteller, welche ich bisher angeschaut habe. Diese hatten trotz Hartschale häufig oben einen (relativ kleinen) Einschub, welcher mittels Reißverschluss geschlossen wurde. Die einzige Ausnahme stellte der auffallend ähnliche Ogio »Mach 1«[4] Rucksack dar, welcher für 100–120 Euro angeboten wird (aber auch die Vorbereitung für eine Trinkblase aufweist). Die »Hartschale« ist jedenfalls auf den ersten Blick identisch (bis auf das Logo).
Bei anderen Rucksäcken leider der Fall: Sie sind zu lang und stehen daher auf der Sitzbank auf. Das entlastet dann zwar die Schultern, dafür kann der Fahrtwind wieder den Weg zwischen Rucksack und Rücken finden. Ich konnte den Rucksack noch nicht auf der BMW testen, aber in der »Trockenübung« wirkte er kurz genug.
Das während der Entwicklung vom Rucksack einige Überlegungen stattgefunden haben kann man an kleinen Details belegen. So wurde der schmale Gurt in Hüfthöhe nicht so konstruiert das die Schnalle mittig schließt. Denn sonst würde sie wunderbar Kontakt mit dem Tank aufnehmen und diesen zerkratzen. Stattdessen ist der Gurt so gestaltet, dass er seitlich geschlossen wird.
Zunächst war ich etwas gefrustet. Ich bin Rechtshänder, da wäre das Betätigen der Schließe auf der rechten Seite für mich einfacher gewesen. Dann konnte ich jedoch feststellen, dass der Gurt an den Enden mittels Klettverschluss gesichert ist. Sprich: Man macht den Klettverschluss auf, tauscht die beiden Riemenstücke gegeneinander aus und schon ist der Verschluss auf der rechten Seite. So simpel – wieso habe ich das noch nirgendwo anders gesehen?
Das gleiche Prinzip ist auch beim Brustgurt zu finden. Dieser schließt mittig, die Enden der Riemen sind aber ebenfalls mit Klettverschluss ausgestattet. So wird es dem Träger auch ermöglicht die Höhe des Brustgurts individuell einzustellen. Zwei Bereiche stehen dafür auf den Schulterriemen zur Verfügung, welche durch eine Naht voneinander abgetrennt sind.
Zusätzliches Detail: Der Brustgurt hat an einem der beiden Riemenstücke noch ein elastisches Element mit verbaut. Man kann den Gurt also so einstellen das man auch noch Atmen kann. Dieses elastische Band wird zusätzlich durch einen festen Riemen aus Polyester gesichert. Sollte es reißen oder verschleißen gibt er Brustgurt nicht gleich unerwartet nach.
Natürlich könnte man den Rucksack auch ohne Brustgurt tragen. Wer das einmal auf einem Motorrad gemacht hat weiß aber, was man an so einem Brustgurt hat. Der Rucksack sitzt viel fester und somit auch angenehmer auf dem Rücken.
Ansonsten hat der Rucksack das was man von ihm erwarten kann: Großzügig dimensionierte Schultergurte mit Polster. Bei günstigeren Rucksäcken ist man häufig am »Ende der Leine angekommen« wenn man eine dicke Motorradjacke mit »Schildkröte« als Rückenprotektor trägt: Die Schultergurte sind dann manchmal zu kurz.
Natürlich sind die Gurtbänder selbstarretierend und zusätzliche »Gummibänder« sollen ein unnötiges Flattern im Fahrtwind unmöglich machen.
Ein nettes Detail ist auch, dass alle Logos und Beschriftungen als retroreflektierendes Material aufgebracht wurden. Daher sehen diese Bereiche auf den Bildern dank Blitz auch immer »reinweiß« aus. Gut, tagsüber bringt das nicht wirklich was, aber eventuell ja bei schlechtem Wetter oder wenn es dämmert man in der Nacht fährt.
Der Nachteil am großen, schwarzen »Block« auf dem Rücken: Würde man die oben als Gepäckvorschlag mitgeführte Warnweste anziehen, sieht der Verkehr hinter einem dann natürlich nicht mehr wirklich viel davon.
Bleibt die Frage nach dem Preis, welchen ich noch nicht genannt habe. Das ist auch gar nicht so einfach. xlmoto.de hat den Rucksack auch heute noch im Angebot, auch in einer Variante mit dem eigenen Logo und Schriftzug »XLMOTO« statt »COURSE«. Ich habe den Rucksack für 9,99 Euro letzten Freitag bestellen können. Heute ist er mit 19,99 Euro gelistet.
Angebot und Nachfrage? Keine Ahnung. Also entweder warten bis er (wieder) günstiger angeboten wird oder ein paar Euro mehr bezahlen. 19,99 Euro wären noch immer günstiger als die rund 100 Euro, welche der scheinbar nahezu baugleiche Rucksack von Ogio bei Amazon.de kosten soll.
Wie er sich in der Praxis so macht wird die Saison 2018 mit sich bringen. Für Tagestouren oder vielleicht auch die eine oder andere Besorgung in der Stadt wird er mit Sicherheit benutzt werden.
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Datum: | 09.03.2018 |
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Kommentare
Olpo
schrieb am 10.03.18 um 07:40 Uhr:
Bei 'Rucksack' und Transporttaschen bin ich Snob – keine Kompromisse ... !
https://www.fc-moto.de/Kriega-R35-RucksackAnzeige
Ich weiß nicht mehr, wieviel ich bezahlt habe vor etwa 10 Jahren, es dürfte etwas mehr als die Hälfte des aktuellen Preises gewesen sein, egal: keine Reue, da keine Materialermüdung auftritt – bis jetzt. Allerdings kenne ich mittlerweile bessere Paßformen bei den Beckengurten – von Bergsteigerrucksäcken, die ich mittlerweile meist verwende, speziell auf Touren. Die 'Bänder' von Billigprodukten sind allesamt unbrauchbar für den Hochgeschwindigkeitsbereich.
Jedenfalls für längere Einsätze...
Was ist mit der Jacke passiert – sie sieht sauber aus ...
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 10.03.18 um 08:04 Uhr:
Leider hab ich noch nirgendwo die Produkte von Kriega anschauen können. Die Preise sind nicht unbedingt teuer (das verlangen andere Anbieter für ihre Taschen, Rucksäcke, etc. auch); aber wie häufig nutze ich den Rucksack dann? Dafür rund 190 Euro (regulär) oder etwas weniger (Rabattaktion) auszugeben ist in meinem Fall vermutlich zu teuer.
Beim R35 finde ich den Verschluss (Quadlock) innovativ. Habe ich so bisher bei keinem anderen Anbieter gesehen. Plus Rückenprotektorhalterung plus optional Trinkblase... Für letztere verlangen andere Anbieter auch schon wieder rund 40 Euro – und dann ist die Konstruktion nicht mehr zu einem Rucksack kompatibel.
Wenn deiner schon 10 Jahre gehalten hat relativiert sich das mit dem Preis natürlich auch wieder. Da sind »günstige« Produkte vermutlich schon zwei, drei Mal ersetzt worden.
Olpo
schrieb am 10.03.18 um 10:27 Uhr:
Na klar, die einfachen (aber nicht immer billigen, wie Dein Beispiel *baugleich* zeigt) Rucksäcke haben ihre Lebensberechtigung – ich habe mehrere davon, sogar einen für Federballspieler, neudeutsch auch Badmintonplayer genannt – damit kann mann zB Baseballschläger (oder Holzpflöcke für den Garten) oder eine Pumpgun (oder einen schmalen Teppich fürs Vorzimmer) unerkannt mit dem Moppet von A nach B bringen ...
Die Lösung beim Kriega35 mit dem zentralen Zipp (allesamt sind wirklich stark ausgeführt und 'austauschbar'...) ist zwar grenzgenial, hat aber auch Nachteile gegenüber Riemen: Die Flanken sind nach unten zu lang; daher steht die untere Partie ein wenig ab, wenn ich die Spannung der Riemen auf 'Angriff' stelle ... andererseits hat sich auch bei V=250+ noch nie etwas bewegt (außer Mann samt Rucksack durch Verwirbelungen, wenn das Anhängsel schlecht gepackt war und Beulen hatte) und auch nicht auf HolperDiPolterStrecken. Die einfache Verstellung der Riemenlängen mittels der Ringe für Schultern und Becken wiederum ist positiv anzumerken – so kommt man mit (Leder)Zeugs leicht mit den Protektoren unter den Riemen durch und mit einem Ruck sitzt alles fest oder ist wieder gelöst; sehr praxistauglich jedenfalls.
Er kommt übrigens etwa 2x/Jahr in die lauwarme Waschmaschine, wenn die Grautöne Patina bekommen ...
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 12.03.18 um 11:01 Uhr:
Ich musste mir jetzt noch ein paar Bilder zum Kriega 35 anschauen bis ich verstanden habe wie du das mit dem Abstehen gemeint hast.
Jetzt habe ich es - glaube ich zumindest – verstanden. Man kann zwar sowohl bei den Schultern wie auch am Becken die Länge der Riemen einstellen, aber unten bekommt man es eben nicht optimiert genug hin.
Polo und Louis haben ihn ja leider nicht im Sortiment, sonst hätte ich ihn mal anschauen können. Und Hein Gericke... Die gibt's nun ja nicht mehr... Aber die hatten Kriega wohl auch nicht im Sortiment.
Matthias R.
schrieb am 06.04.19 um 22:03 Uhr:
Den Rucksack gibt es noch immer im Angebot. Oder wieder? Ich habe nach einem Erfahrungsbericht gesucht. Leider fehlt irgendwie ein Update. Hast du den Rucksack überhaupt noch?
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 06.04.19 um 23:29 Uhr:
Hallo Matthias,
ja, ich habe den Rucksack noch immer – und hatte ihn 2018 auch immer wieder in Gebrauch. Mal eben »Umziehklamotten« mitnehmen und sich dann bei Freunden mit Jeans und Poloshirt an den Tisch setzen zu können (statt mit Motorradhose und Funktionshemd) war immer wieder geschickt.
Ebenso kurze Erledigungen wie mal eben noch etwas vom Supermarkt holen oder ein Päckchen wegbringen war mit dem Rucksack sehr einfach zu erledigen.
Auf Reisen hatte ich ihn nicht im Einsatz. Da habe ich mehr Volumen gebraucht. Oder aber der Rucksack wäre mit der Gepäckrolle hinter mir auf der Sitzbank kollidiert.
Was ich jetzt anders machen würde: Es gibt ihn inzwischen auch in anderen Farben. In rot oder blau wäre er sicherlich auch schick auf der R 1150 GS gekommen.