»Stark reinigungsbedürftig« oder »sollte mal wieder eingefettet werden« ist als Zusatz bei so mancher gebraucht angebotenen Lederbekleidung zum Motorradfahren zu finden. Der tatsächliche Zustand ist dabei oftmals sehr individuell – mal wertneutral ausgedrückt.
Ich habe mal wieder mein Glück bei einem Online-Auktionshaus versucht und bin nun stolzer Besitzer einer »reinigungsbedürftigen« Lederkombi von Hein Gericke. 90er Jahre Optik in weiß, schwarz und rot und mit jeder Menge Überresten von Insekten und sonstigem Dreck.
Besonders ins Auge sticht dabei der hohe Grad an Verschmutzung auf dem Leder der beiden Schultern.
Vermutlich ist der Vorbesitzer eine vollverkleidete Maschine gefahren und hatte sich immer anständig auf dem Tank beziehungsweise hinter dem Windschild zusammengefaltet.
Denn nur die üblicherweise über den Schutz des Windschilds hinausragenden Schultern haben offensichtlich viele Insekten einsammeln dürfen.
Knie beziehungsweise Oberschenkel an einem Bein waren ebenfalls verschmutzt. Undefinierbar. Öl oder Fett von einer Kette? Dreck von der Straße? Abrieb von den Scheibenbremsen?
Jedenfalls konnte der Schmutz ohne chemische Keule beziehungsweise abgeben in einer chemischen Reinigung schon nach wenigen Minuten einigermaßen entfernt werden.
Es gibt diverse Pflege- und Reinigungsmittel auf dem Markt. Teilweise versprechen sie das Blaue vom Himmel, teilweise geben sie auch nur nüchtern die Inhaltsstoffe an. Eins haben sie alle gemein: Zum Reinigen braucht man sie nicht unbedingt.
Die vermeintlich stark verschmutzten Stellen ließen sich nämlich mit einem ganz einfachen Reinigungsmittel entfernen: Wasser.
Nicht mal die Waschmaschine musste die Lederkombi aus der Nähe sehen, ein Wasserhahn und ein Schwammtuch – auf Neudeutsch übrigens »all purpose cloth« genannt – reichen vollkommen aus um den nur oberflächlich vorhandenen Dreck zu entfernen.
Das Schwammtuch hat seine besten Zeiten übrigens schon länger hinter sich gebracht. Nach dem Einsatz in der Küche und einem Waschgang in der Waschmaschine kam es nun in den Genuss der Lederkombireinigung.
Günstige Schwammtücher sind meistens ein wenig rauh und können das Leder aufrauhen. Daher unbedingt ein weiches Schwammtuch verwenden.
Solche dünnen Schwammtücher bestehen in der Regel nicht aus Kunststoff sondern aus einer Mischung von Baumwolle und Zellstoff. Die sehr langen Baumwollfasern machen das Schwammtuch robust und es bleibt trotzdem flexibel und weich. Daher nicht mit einem künstlichen Schwamm verwechseln. Diese sind rauh und beschädigen unter Umständen das Leder – auch als dünnere Variante namens »Schwammtuch«.
Ob da nun Vileda oder sonstwer als Hersteller aufgedruckt ist, ist meiner Meinung nach zweitrangig. Hauptsache man verwendet genügend Wasser, lässt den Schmutz durch das feucht aufgelegte Schwammtuch erst ein wenig aufweichen und wischt ihn dann einfach oder auch mit ein wenig mehr Druck vom Leder ab. Dabei keine Seife oder sonstige Reiniger verwenden. Wasser genügt. Ja, wirklich.
Was der Lederkombi in jedem Fall auch gefehlt hat: Eine Behandlung mit Lederfett. Die gute, alte Tennissocke in grau kam daher nach dem Lufttrocknen der Lederkombi auch wieder zum Einsatz.
Das Fett wurde ein wenig großzügiger als Sonst aufgetragen, das Leder nahm die Extraportion dankbar an und saugte sie auf.
Nach ein paar Stunden war auch ohne Nachzuwischen der fettige Glanz verschwunden. Das Leder war relativ »trocken« und hat auch einen zweiten Durchgang erhalten – weil es dringend notwendig war.
Natürlich wird auch beim Einfetten noch ein wenig Dreck vom Leder abgerieben. Aber das wird dann eher gleichmäßig und großflächig verteilt und nicht entfernt. Daher sollte man bei starken Verschmutzungen in jedem Fall mit Wasser und einem Tuch vorarbeiten.
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Datum: | 18.02.2012 |
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