Es geht weiter mit Teil 3 meiner »Wie bekomme ich die Flecken aus dem weißen Streifen meiner zu eng gewordenen Lederjacke von IXS?«-Dokumentation.
Eigentlich ist es sogar so etwas wie ein »Teil 3,5«, denn ich überspringe die Hinweise zur Behandlung mit Lederöl (weil ich dazu schon einmal einen ausführlichen Beitrag[1] geschrieben habe) und gehe gleich zur Anwendung von Lederfett über.
Lederfett kennt vermutlich jeder der einmal Lederschuhe, eine Lederjacke oder eine Ledertasche beziehungsweise einen Lederkoffer besessen hat. Natürlich habe auch ich eine Dose mit Lederfett – schon seit Jahren. Sogar mittlerweile eine kleine Rarität, denn schließlich gibt es den Hein Gericke so wie wir ihn früher kannten seit 2018 nicht mehr. )
Hier die Übersicht meiner vier Beiträge zum Thema Lederpflege welche ich im März 2018 veröffentlicht habe:
Wie in der Einleitung schon geschrieben gibt es bereits einen Beitrag zum Thema Lederöl in meinem Blog. Daher fasse ich mich sehr kurz. Nachdem die Jacke mit der Glycerin-Seife gereinigt wurde ist sie zwar nicht völlig entfettet, aber die rückfettenden Bestandteile der Glycerin-Seife dringen nicht so tief ins Leder ein wie Lederöl.
Bei älteren Lederjacken – das Modell was ich hier für meinen »Lederpflege-Beitragsquadrathlon« verwende ist über 10 Jahre alt – macht von Zeit zu Zeit eine Behandlung mit Lederöl durchaus Sinn.
Für die Behandlung mit Lederöl habe ich das Produkt von Effax. Damit habe ich bislang gute Erfahrungen gemacht, natürlich gibt es auch andere Hersteller welche Lederöl im Sortiment haben.
Die Lederflächen der Jacke habe ich gleichmäßig mit dem Lederöl behandelt. Auf der Aufnahme mit Blitzlicht glänzt sie daher noch ziemlich »fettig«. Nach der Aufnahme habe ich dem Lederöl beziehungweise dem Leder fast zwei Tage in Ruhe gegönnt und die Jacke auf einem »stummen Diener« aufgehängt ruhen lassen.
Anschließend konnte gestern die Behandlung mit dem Lederfett beginnen. Da sich meine Beitragsreihe auch um die Flecken in dem weißen Streifen auf dem Rücken drehen nochmals ein kleiner Rückblick (für den Fall das diese Seite als erste von den fünf Seiten zur Lederpflege aufgerufen worden sein sollte).
Auf dem Bild ist der Zustand der Jacke beziehungsweise des weißen Lederstreifens auf dem Rücken vor acht Tagen zu sehen.
Nach einer Behandlung mit Glycerin-Seife und verdünnter Essig-Essenz sah der gleiche Bereich der Jacke vor drei Tagen so aus:
Die Flecken sind inzwischen weg, jetzt dreht sich alles um die Pflege des Leders der Jacke. Der weiße Streifen hat natürlich auch seine Dosis an Lederöl abbekommen, welches inzwischen in das Leder eingezogen ist.
Versucht man herauszufinden was im Lederfett für Inhaltsstoffe zu finden sind findet man bei den Herstellern häufig keine oder nur sehr vage Angaben. Was man allgemein annehmen darf: Es handelt sich dabei um Gemische aus Ölen und Fetten aus tierischen, pflanzlichen und/oder synthetischen Ursprungs. So findet man einen Mix aus Inhaltsstoffen wie etwa Lanolin, Rapsöl, Bienenwachs, Carnaubawachs, Kokosfett, Zuckerrohrwachs, Rizinusöl und weiteren Angaben ohne genaue Bezeichnung (z.B. »pflegende Inhaltsstoffe«) bei diversen Lederpflegeprodukten die als »Lederfett« angeboten werden.
Das so eine Dose mit handelsüblichen 200 ml sehr lange halten kann sieht man am Anbieter: Ich weiß gar nicht mehr wann ich die Dose bei Hein Gericke gekauft habe. Es ist auf alle Fälle schon viele, viele Jahre her.
Das Lederfett riecht noch immer stark nach Bienenwachs und ist – meiner Meinung nach – auch nicht »umgekippt«. Lagerung: Kühl aber frostfrei und trocken.
Wieso in dem Fett schwarze Fussel zu finden sind? Ich habe zum Auftragen eine ausgediente, schwarze Socke verwendet. Diese hat leider einige Fussel im Lederfett zurückgelassen.
Was ich inzwischen gelernt habe: Früher war es eine Selbstverständlichkeit alle Glattleder mit Lederfett zu pflegen. Der größte Anteil der aktuell angebotenen Lederwaren besteht jedoch aus chromgegerbten Leder (etwa 80% laut diversen Quellen – welche ohne Quellenangaben zitiert werden ).
Chromgegerbte Leder soll man überhaupt nicht oder nur sehr zurückhaltend mit Lederfett behandeln. Warum? Es besteht die Gefahr das Leder zu »überfetten«.
Das Lederfett war und ist in erster Linie für das Rückfetten von strapaziertem Leder gedacht. In der Vergangenheit waren das Lederriemen und -rucksäcke und natürlich stark strapazierte Schuhe.
Auch beim Motorradfahren wird das Leder stark strapaziert: Die Stiefel sind eventuell nahe an Motor und Auspuff und daher Hitze ausgesetzt. Wer im Regen fährt wird zumindest die Stiefel »gewaschen« bekommen und das Leder muss anschließend wieder gepflegt werden.
Jacke, Hose und Handschuhe werden durch starke Sonneneinstrahlung, den Fahrtwind und eventuell auch von Regen strapaziert (wenn man denn im Regen ohne Regenoverall oder Regenzweiteiler unterwegs sein sollte).
Wenn ich nach gebrauchten Lederjacken und -hosen suche und lese »wurde nach jeder Fahrt eingefettet« habe ich zwei Möglichkeiten: Ich kaufe es nicht oder ich hoffe darauf das der Verkäufer es nicht so ganz mit der Wahrheit hat und glaubt mit der Aussage einen »supertollen Pflegezustand« bescheinigen zu können.
Ein zu häufig durchgeführtes Einfetten der Bekleidung ist genau so schlecht wie wenn man die Bekleidung nur trägt und gar nicht pflegt: Das Leder leidet still und leise.
Wird zu viel gefettet kann das Leder nicht mehr atmen. Man bekommt zwar eine vermutlich komplett wasserdichte Lederpelle, diese ist aber sehr anfällig für Schmutz (was man bei den häufig rein schwarzen Ledersachen gar nicht merkt) und so schmiert man sich mit jeder zusätzlichen Lederschicht auch noch den Dreck zusätzlich ins Leder.
Die Folgen von zu wenig Pflege kennt jeder vermutlich schon von Bildern oder aus dem Freundes- und Bekanntenkreis: Ungepflegtes Leder wird trocken, steif und brüchig.
Ich bin kein Lederfettspezialist. Eventuell findet auch jemand meine Beitragsreihe und schüttelt den Kopf und teilt mir als berufserfahrener Lederpfleger im Kommentarbereich mit was ich falsch mache oder falsch beschrieben habe. Korrekturen von Fachfrauen und -männern sind daher gerne willkommen.
Dennoch präsentiere ich hier wie ich die Lederbekleidung pflege welche ich zum Motorradfahren verwende und bislang damit »gut gefahren bin« – im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Bilder zeigen die Jacke nach der Behandlung mit Lederöl und vor der Behandlung mit dem Lederfett. Der fettige Glanz ist verschwunden, das Lederöl ist in das Leder eingezogen und wenn ich mit dem Finger über die behandelten Flächen fahre ist kein Lederöl auf meinen Fingern zu spüren. Für mich ist dies das Signal »jetzt kannst du dünn Lederfett auftragen«.
Da das Lederöl das Leder bereits pflegend durchdrungen hat muss ich nicht viel Lederfett auftragen. Mein primäres Augenmerk liegt daher auf den Nahtstellen und den »offenen Kanten« vom Lederbesatz.
Diese Stellen behandle ich mit dem Lederfett ohne dabei »alles zuzuschmieren«. Mit dem sich noch in der für den Auftrag verwendeten Socke befindlichen Fett reibe ich dann auch noch dünn die übrigen Lederoberflächen ein.
Nach der Behandlung ist anschließend auch wieder ein fettiger Glanz zu sehen. Ich lasse die Jacke (oder Hose) anschließend wieder für mindestens 24 Stunden ruhen und wische dann noch einmal mit einem Tuch über das Leder.
Ich muss an dieser Stelle leider etwas gestehen: Früher war ich ein »mit Lederfett alles zuschmieren«-Pflegetyp. Bei Stiefeln im Wander- oder Wintereinsatz war das noch akzeptabel, bei der Motorradbekleidung habe ich festgestellt das ich wohl zum angesprochenen »überpflegen« geneigt hatte. Man möchte ja der Bekleidung »etwas Gutes tun« um lange etwas an der meist teuer gekauften Lederschutzbekleidung zu haben.
Inzwischen pflege ich meine Lederbekleidung (oder den Leder-Textil-Mix) nicht mehr »dick und fett« sondern halte sie frei von Insektenüberresten, Schlamm und anderen Verschmutzungen – ohne ständig nachzufetten.
Weniger ist daher in diesem Falle genug. Oder wie es auch so schön heißt »die Dosis bestimmt das Gift«.
Ein Ausblick auf meinen vierten und letzten Beitrag zur Lederpflege: Ein Haarfön kann nützlich sein – nicht nur zum Erwärmen von Lederfett.
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Datum: | 13.03.2019 |
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