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Einheitsgröße »XL« – ich bin zu dick?!

Warnweste für Motorradfahrer von Carpoint

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Ein Spontankauf, ich musste noch irgendwie den Mindestbestellwert bei Amazon vollbekommmen und die Warnweste von Carpoint für Motorradfahrer war vor ein paar Tagen im Angebot für 4,87 € – also habe ich zugegriffen. Sie ist eine der wenigen »Motorradfahrerwarnwesten«, welche auch die Norm DIN EN 471 erfüllen. Zumindest wird dies im Angebot versprochen.

Tja, und schon kann ich mit dem Meckern am Produkt anfangen: Ist zwar schön das dies in der Artikelbeschreibung steht. In der Weste selbst ist jedoch kein Etikett eingenäht welches diese Aussage untermauert.

Allerdings sind Warnwesten für Motorradfahrer in Deutschland nicht vor­ge­schrieben, also müssen sie auch nicht zwingend die DIN EN 471 erfüllen. Wenn man aber damit wirbt sollte es schon auch beim Produkt selbst ersichtlich sein.

In einer transportfreundlichen Tasche geliefert
In einer transportfreundlichen Tasche geliefert
»Made in China«
»Made in China«

Produziert wurde das gute Stück in China. Wenig überraschend, hätte aber auch Pakistan sein können, daher sei dies am Rande eben angemerkt. Der einzige (schief) eingenähte Zettel an der Weste informiert nur über die Marke »Carpoint« und das man die Weste mit maximal 40 °C waschen soll.

Positiv anzumerken sind die tatsächlich recht großzügig dimensionierten retro­reflektierenden Bereiche der Weste. Die Streifen an den Seiten und die wie geschwungene Hosenträger gestalteten Streifen an Brust und Rücken machen einen guten Eindruck (siehe auch weiter unten). Jedoch frage ich mich ob damit wirklich die Norm DIN EN 471 eingehalten werden kann? Die kompletten Stretcheinsätze an beiden Seiten sind nicht retroreflektierend sondern lediglich aus einem farblich zu den retroreflektierenden Streifen passenden grauen Stoff gefertigt.

Nimmt zusammengelegt wenig Platz weg
Nimmt zusammengelegt wenig Platz weg
Stretcheinsätze an beiden Seiten
Stretcheinsätze an beiden Seiten

Der Reißverschluss von YKK hat keine zusätzliche Sicherung oder einen Klettriegel. Trotzdem öffnet er sich nicht von alleine. Zumindest konnte ich ihn nicht einfach durch Belastung mittels Ziehen am Stoff öffnen.

Positiv fällt auch die Gestaltung der Weste auf. Es ist nicht einfach nur eine Lage Polyester sondern im inneren der Weste befindet sich noch ein zusätzliches Futter aus Mesh-Gewerbe. Ich kann mir gut vorstellen das dies während beziehungsweise nach einer Regenfahrt das Ankleben der Weste an der Jacke erfolgreich verhindert oder zumindest vermindert. Nach ein paar Kilometern ohne Regen sollte die Polyesterweste wieder trocken sein.

Nach dem Lob für den guten Reißverschluss gleich wieder Kritik: Die elastischen Einsätze an den Seiten wurden leider nicht mit elastischen Nähten verbunden.

Zusätzliches Mesh-Innenfutter
Zusätzliches Mesh-Innenfutter
»Knack« – schon war die Naht gerissen
»Knack« – schon war die Naht gerissen

Daher war die Freude an der makellosen Weste gleich nach dem Anziehen vorbei: Zwei mal ein kurzes, knackiges »Knack« und die Nähte an beiden Seiten waren aufgerissen. Wie einem bei der Produktion beziehungsweise schon beim Produktdesign entgehen kann? Ich weiß es nicht.

Ich werde einfach ein paar separate Stiche setzen und den umgeschlagenen Stoff so wieder vernähen. Wo keine durchgehende Naht mehr ist kann auch keine durchgehende Naht mehr reißen.

Stretcheinsatz ohne flexible Naht
Stretcheinsatz ohne flexible Naht
Da hat wohl jemand nicht mitgedacht?
Da hat wohl jemand nicht mitgedacht?

Die Einheitsgröße ist auch ein Problem der Weste. Sie haben sie mit »XL« angegeben. Wenn ich an die XL-Weste aus dem PKW denke habe ich ein flatterndes Stück Weste im Kopf. Die gekaufte Weste ist für XL jedoch recht schmal geraten. Ist das eventuell das asiatische XL (Größe 48%--50 in Europa) und nicht das amerikanische oder zumindest europäische XL (Größe 54–56)?

Daher sieht die Weste an meiner Textil-Tourenjacke mit Lederbesatz auch ein wenig verloren aus. Ausatmen, Reißverschluss schließen, einatmen – und danach waren die Nähte wie schon geschrieben gerissen.

XL fällt recht klein aus
XL fällt recht klein aus
An der langen Tourenjacke sieht's komisch aus
An der langen Tourenjacke sieht's komisch aus

Der Ausschnitt an den Achseln könnte größer sein. Hier kann der Strecheinsatz jedoch noch punkten und Schlimmeres verhindern. Die Naht am Seitenteil ist gerissen, was auf dem Bild rechts auch gut zu erkennen ist.

Unter der Achsel ist es knapp
Unter der Achsel ist es knapp
Gerissene Naht am Strecheinsatz
Gerissene Naht am Strecheinsatz

Wer Warnwesten längere Zeit verwendet weiß, dass sie sehr schnell schmuddelig werden. Die heute vorgestellte Warnweste ist da auch keine Ausnahme. Ich weiß nicht wo ich sie abgelegt oder woran ich sie kurz gerieben habe. Dreckig war sie jedenfalls schon nach dem kurzen Tragen für die Bilder.

Aber alles kein Problem, nach den Aufnahmen habe ich einfach etwas Handseife genommen, schon war der Dreck wieder weg.

Warnwesten werden schnell schmuddelig
Warnwesten werden schnell schmuddelig
Reißverschluss von YKK
Reißverschluss von YKK

Angenehm ist wie der Kragen gestaltet wurde. Er schließt relativ hoch ab und vermeidet so unnötige Zugluft und somit ein Flattern der Weste. Gleichzeitig ist der Kragen aber so weit, dass er unterhalb vom Kragen der Jacke verläuft.

Einmal ohne Blitz fotografiert
Einmal ohne Blitz fotografiert
Einmal mit Blitz fotografiert
Einmal mit Blitz fotografiert

Für den direkten Vergleich habe ich die Weste über zwei verschiedene Jacken gezogen und fotografiert. Einmal ohne und einmal mit Blitz. So sieht man die Wirkung der retroreflektierenden Streifen und bekommt einen Eindruck davon wie die Weste bei Regen oder bei Dunkelheit im angestrahlten Zustand wirkt.

Kurze Jacke ohne Blitz fotografiert
Kurze Jacke ohne Blitz fotografiert
Kurze Jacke mit Blitz fotografiert
Kurze Jacke mit Blitz fotografiert

Schon wieder hat es »Knack« gemacht. Obwohl die gelbe Jacke eigentlich weniger dick aufträgt als die dunkle Tourenjacke hat noch eine Naht dran glauben müssen: Die Ärmel beziehungsweise der Bereich an der Achsel ist bei der gelben Jacke großzügiger geschnitten. Das war zu viel für die Weste. Die Naht am Stretcheinsatz ist also auch unter der Achsel gerissen.

Soviel zu »one size fits all«... Ich beziehungsweise die von mir ausgefüllten Jacken sind wohl doch zu mächtig für die China-Warnweste in XL?

Die Verarbeitung: Okay – bis auf die Nähte
Die Verarbeitung: Okay – bis auf die Nähte
»Knack« – jetzt auch unter der Achsel
»Knack« – jetzt auch unter der Achsel

Allgemein zur Verarbeitung: Die Nähte im Stretcheinsatz waren falsch, ansonsten wirkte die Verarbeitung aber recht gut. Lediglich am Rücken war eine Naht wohl noch einmal aufgetrennt und dann neu vernäht worden. Den losen Faden konnte ich einfach herausziehen. Die neue Naht hielt die vernähten Streifen weiterhin fest zusammen.

Mein Fazit: Ich werde die Weste in jedem Fall dabei haben und sicherlich auch das eine oder andere Mal tragen. Wäre ich ein paar Kilogramm leichter und hätte die Größe 48 oder 50 würde sie vermutlich auch gut passen. Spätestens über eine nicht gefütterte Lederjacke gezogen müsste die Weste ohne reißende Nähte getragen werden können.

Meine Beschäftigung parallel zum mäßigen TV-Programm heute Abend wird dann das Vernähen der Stretcheinsätze mit einzelnen Stichen sein. Ansonsten zerlegt sich die Weste womöglich doch noch von selbst auf der Autobahn?

Ich schaue dann einfach mal weiter nach einem anderen Angebot einer Warnweste mit Reißverschluss, diesmal dann mit eingenähtem Etikett bezüglich der eingehaltenen Norm DIN EN 471. Sobald ich eine gekauft habe, werde ich wieder berichten.



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Datum: 15.05.2016
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