Seit Juni 2014 habe ich nun meinen HJC SYMAX III[1]. Begleitet hat er mich auf meiner XJ 600 S, meiner GSF 1200 und natürlich auch viele, viele Kilometer auf meiner R 1150 GS. Somit ist bei mir der Helm irgendwie deutlich konstanter als die Motorräder?
Wie es beim Motorrad üblich ist so auch beim Helm: Es gibt Verschleißteile. Daher war es nun wirklich an der Zeit sich ein neues Visier anzuschaffen. Das hat sich allerdings als gar nicht so einfach erwiesen. HJC ist so freundlich und gibt auf dem Visier selbst die Bezeichnung dafür an. Beim SYMAX III braucht man das Visier HJ17. Dieses gibt es in unterschiedlichen Varianten. Klar, getönt, verspiegelt und mit und ohne Pinlockvorbereitung. Naiv wie ich war wollte ich einfach zu Louis reinspazieren, sagen »Einmal HJC HJ17 klar mit Pinlockvorbereitung«, an der Kasse meinen 25 Euro Gutschein hinlegen, die Differenz bezahlen und dann mit Visier im Gepäck nach Hause fahren. Tja, so läuft es aber nicht.
Wer es eilig hat kann einfach die Sprungmarken verwenden. Oder erst einmal hier weiterlesen wieso der Visierkauf überraschenderweise schwerer fällt als man annehmen sollte.
Wenn ein Teil vom Hersteller eine Modellbezeichnung oder eine Teilenummer erhalten hat sollte man meinen das es einfach und problemlos per Computer zu finden ist – oder nicht? Im Falle vom Visier tritt »oder nicht« ein.
Der freundliche Mensch bei Louis gab sein Bestes, aber die EDV spuckte ihm bei der Eingabe von HJ17 das Visier für den IS17 aus – welches HJ20 als Bezeichnung trägt. Andere Form, Arretierung vorne mittig und passt eben nicht zum SYMAX III. Die EDV gab sich unerbittlich, man müsse in der Zentrale anfragen ob das Visier noch lieferbar ist.
Also ein paar 100 Meter die Straße runter und bei Polo rein. Da funktioniert zwar meine Louis Geschenkkarte nicht, dafür haben sie das Visier auf anhieb im Computer gefunden und sogar noch ein Exemplar vorrätig gehabt. »Klar, mit Pinlockvorbereitung?«. Ja, bitte. Nehme ich gleich mit.
Bei Nachtfahrten musste ich jetzt leider feststellen, dass die inzwischen vorhandenen vielen kleinen Kratzer dazu führen das ich geblendet werde. Tagsüber kaum ein Problem, bei Nacht aber extrem. Wenn die Pupillen ganz groß geöffnet sind und ausgerechnet dann kommt mir der Held mit Christbaumbeleuchtung (inklusive Fernlicht) entgegen → kurzer Blindflug. Nicht schön, lässt sich aber mit einem neuen Visier beheben.
Das Visier mit dem schwarzen Klebestreifen[2] tüte ich trotzdem ein. Vielleicht kann ich es ja noch einmal gebrauchen? Man weiß ja nie.
Ich nutze den heutigen Beitrag auch um vorzustellen wie ich mir die optimale Befestigung von einem Visier vorstelle. HJC hat eine einfache Lösung entwickelt und sie »RapidFire™« getauft. Man braucht kein Werkzeug sondern nur einen Finger. Dieser sollte zwar nicht zu dick sein, denn er muss den kleinen Hebel unterhalb vom Visier betätigen können.
Leider sieht man den Hebel auf dem Bild oben nicht so gut, daher gleich noch ein Bild ohne montiertem Visier.
Der kleine Hebel zieht die Arretierung des Visierdrehpunkts zurück und aufgrund der Spannung des Visiers springt es selbständig auf der Halterung. »Schnellfeuer« ist da durchaus ein passend gewählter Titel.
Was für mich beim Helm ein Ausschlusskriterium ist: Am Drehpunkt verschraubte Visiere. Meine Erfahrung damit: Wenn man die Schraube nicht mit Sicherungslack reinklebt arbeitet sie sich bei jedem Öffnen und erneutem Schließen vom Visier langsam aber sicher nach draußen. Wenn sie dann auch noch relativ kurz ist macht es in Verbindung mit Vibrationen auf der Autobahn irgendwann vermutlich kurz *pling*, die Schraube fliegt da von und das Visier flattert einseitig munter im Fahrtwind.
Wenn man die Schraube mit Sicherungslack einklebt, wird eventuell das häufig nur aus Kunststoff bestehende Gewinde eventuell beim Lösen der Schraube beschädigt. Dann ist die Aufnahme der Schraube hinüber und muss neu gekauft werden – falls ein Austausch überhaupt möglich sein sollte.
Ich möchte eine Visierarretierung haben, welche nicht geschraubt wird. Einrasten, eventuell im geschlossenen Zustand zusätzlich selbstsichernd. So muss ein Visier am Helm befestigt werden.
Was heißt »mit Pinklockvorbereitung« bei HJC? Zumindest beim Visier HJ17 sind zwei kleine Schrauben eingesetzt mit welchen sich die Exzenter-Aufnahmen der Pinlockscheibe einstellen lassen. Andere Hersteller setzen auf einfache »Kunststoffnupsies«, welche manchmal zwar auch als Exzenter ausgeführt sind, die Variante mit der Schraube ist mir für die Einstellung jedoch deutlich angenehmer.
Zur besseren Orientierung wo sich die Schraube befindet eine Aufnahme auf welcher mehr von dem Visier zu sehen ist.
Die kleine Kreuzschlitzschraube kann also für die Feineinstellung verwendet werden. Liegt das Pinlock-Innenvisier nicht sauber an, kann man so den Druck auf die Kante vom Innenvisier verändern und für einen sauberen Abschluss rundherum bei der Silikondichtung des Innenvisiers sorgen.
Sollte man ein neues Innenvisier von Pinlock benötigen: Vorsicht! Unterschiedliche Helme → unterschiedliche Pinlock Innenvisiere.
Macht Sinn, da die Visiere der Helme auch unterschiedlich geformt sind und man bei einem größeren Visier mit größerem Sichtfeld auch ein größeres Innenvisier haben möchte.
Sollte man das Pinlockvisier für den HJC HJ17 zerkratzt haben: Für 29,95 Euro erhält man ein neues Innenvisier. Ziemlich viel Geld für ein Stück Plastik mit Dichtlippe aus Silikon? Nun ja, dafür erfüllt es den Zweck – und ist auch noch beschichtet. Auf Englisch liest sich das so: »Dry hydrophilic technology like membrane surface that absorbs moisture«. Auf Deutsch (sinngemäß von mir übersetzt): Eine trockene, hydrophile Membranoberfläche auf der Innenseite des Pinlock Innenvisiers absorbiert Feuchtigkeit.
Was sollte man daher nicht tun? Richtig: Sich das ansonsten hermetisch von Umwelteinflüssen ferngehaltene Innenvisier auf ein weiches, fusselndes Handtuch legen.
Um die Kosten gering zu halten wollte ich das empfindliche aber noch immer völlig intakte Pinlock Innenvisier weiterverwenden. Also habe ich mir ein sauberes Küchenhandtuch geholt, es auf das weiche Sofa gelegt und dort die Demontage des Innenvisiers vorgenommen.
Anschließend noch ein Foto vom erfolgreichen Werk tun, das Innenvisier dazu auf das Küchenhandtuch legen... Und anschließend die ganzen Fussel auf der »trockenen, hydrophilen Membranoberfläche« bewundern.
Clever gemacht – not!
Die Innenseite des Pinlock Innenvisiers soll man nicht mit Wasser abspülen. Wenn man es macht, quillt die Beschichtung auf und es gibt einen Effekt als würde man durch herunterlaufende Wassertropfen hindurchschauen.
Mein Ansatz daher: Den Fön ausgepackt, die Taste für »nur Luft durchschaufeln, nicht erwärmen« gedrückt gehalten und versucht die Fussel vom Pinlock Innenvisier zu blasen. Ich war relativ erfolgreich. Ich befürchte wenn ich abends Fahre und die Fussel so agieren wie zuvor die kleinen Kratzer im Hauptvisier → guten Tag Herr Polo, ich nehme dann auch noch ein Innenvisier mit.
Vor rund zwei Monaten habe ich mich aufgrund einer Diskussion in einem Forum mit der Frage beschäftigt ob Visiere auch eine E-Homologation haben müssen. Dies hat dann zu einem Beitrag hier in meinem Blog geführt[3].
Daher fasse ich mich kurz: Ja, natürlich sind die originalen Visiere von HJC mit einer E-Homologation versehen und haben die entsprechende Kennzeichnung.
Die Wortschöpfung »Exzenter« wurde aus dem Lateinischen entlehnt. Dort bedeutet »ex centro« soviel wie »aus der Mitte«. Dies ist übertragen als »aus dem Zentrum gerückt« zu verstehen.
Bei der Befestigung von Pinlock Innenvisieren kommen solche Exzenter zum Einsatz. Entweder als »Kunststoffnupsies«, welche in ein Loch in einem Visier eingesetzt werden und dann gedreht werden können bis das Innenvisier rundherum sauber anlegt oder aber als Kunststoff-Exzenter mit einer Schraube, welche das Einstellen deutlich erleichtert.
Beim HJC HJ17 Visier kommt die Variante mit der kleinen Kreuzschlitzschraube in dem Kunststoffexzenter zum Einsatz. Liegt das Innenvisier nicht sauber an ist der Druck an den Aufnahmepunkten entweder zu gering oder zu stark. In beiden Fällen kann man mit einem kleinen Schraubenzieher nachjustieren.
Das Innenvisier hat nur zwei Auflagepunkte – die beiden Kunststoff-Exzenter. Der Anpressdruck auf die umlaufende Dichtung wird durch die Wölbung des Visiers erzeugt. Somit stehen beide Visiere immer wechselseitig unter Spannung.
Wenn das Innenvisier eingesetzt ist, sollte daher auch schon optisch die umlaufende Dichtung überall »angepresst aussehen«. Wenn irgendwo eine undichte Stelle ist, funktioniert das Innenvisier nicht mehr. Es beschlägt dann nicht selbst, sondern das Außenvisier auf seiner Innenseite, also der bereich, welcher eigentlich von der Dichtung des Innenvisiers hermetisch abgeriegelt sein sollte.
Liegt die Dichtung sauber an, montiere ich das Visier wieder an den Helm. Anschließend erfolgt der Test vor dem Badezimmerspiegel: Tief ein und ausatmen und so dafür sorgen, dass möglichst viel feuchte Luft im Inneren des Helms vorhanden ist.
Da kein Fahrtwind durch die Belüftungsöffnungen die feuchte Luft abtransportiert schlägt sich nach etwa 30 Sekunden am Visier der Wasserdampf nieder. Nun vor dem Spiegel beobachten ob sich irgendwo das Kondensat auch unter dem Pinlock Innenvisier hindurch mogeln kann. Falls nicht: Alles gut, Helm absetzen und auf die nächste Ausfahrt mit 100%ig funktionalem Pinlock Innenvisier freuen.
Bei meinen ersten Helmen habe ich kein Pinlock Innenvisier gehabt. Entsprechend waren auch die Visiere günstiger: Für rund 20 Euro habe ich damals ein HJ05 kaufen können. Mit Pinlock Vorbereitung kostet das Visier für den SYMAX III deutlich mehr:
45 Euro sind von meinem Konto an den Herrn Polo gewandert. Wohlgemerkt ausschließlich für das Außenvisier, das Pinlock Innenvisier würde wie oben schon erwähnt mit weiteren 29,95 Euro zu Buche schlagen.
Bei den Preisen denkt man kurz schon mal nach »sollte ich mir nicht lieber gleich einen neuen Helm kaufen?«.
Aber: Für 80–100 Euro bekommt man keinen Klapphelm mit Fiberglas-Schale (bis auf das Kinnteil), mit Pinlock Innenvisier und der von mir so favorisierten Neon-Lackierung.
Nicht nur der Herr Polo hat übrigens an mir verdient. Bei Tante Louise habe ich auch noch ein paar Euro liegen gelassen. Für den »Öl-System-Reiniger« welchen Helmut und Peter für gut befunden haben[4]. Der kommt dann aber erst nach meiner anstehenden Tour im April zum Einsatz, denn den Ölwechsel an der BMW habe ich erst nach meiner Tour eingeplant.
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Datum: | 13.04.2019 |
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