»Jetzt schreibt der wirklich noch was über den Esbit Klappkocher[1]? Das Ding ist doch Kernschrott!« – Na ja, ganz so schlimm ist es nun wirklich nicht. Aber die Entwicklung ist in den letzten 80 Jahren tatsächlich »etwas« vorangeschritten und der Klappkocher von Esbit wirkt schon sehr archaisch im Vergleich zu den modernen Alternativen.
Der Klappkocher mit dem Trockenbrennstoff ist noch immer ein Verkaufsschlager. Zumindest sagt das der von mir bevorzugte Shop für Campingzubehör und »Outdoor Equipment« (wie man es heutzutage ja so schön sagt ). Daher habe ich heute mal daheim im Wohnzimmer einen kleinen Versuchsaufbau gemacht.
Natürlich ist ein Test im windstillen Kämmerlein daheim nicht 1:1 auf die Situation im Freien übertragbar. Kein Wind stört die Flamme, die Umgebungstemperatur ist auf angenehmen Niveau und es regnet auch nicht.
Daher sind die von mir ermittelten Werte (über den in den Bildern abgespeicherten »Timestamps«) nicht repräsentativ. Aber sie geben zumindest mal grob einen Anhaltspunkt über die benötigte Dauer bis zum Kochen sowie wie lange der Brennstoff unter den »Laborbedingungen« brennt.
Uhrzeit | Ereignis |
13:55:38 | Der Trockenbrennstoff wurde angezündet. |
13:58:16 | Das Wasser (ca. 0,3 l) zeigt erste Blasen. |
14:01:24 | Das Wasser kocht (nach knapp 6 Minuten). |
14:04:23 | Der Tee könnte jetzt schon fast fertig sein. |
14:05:24 | Nur noch wenige Sekunden bis die Flamme erlischt. |
Verwendet hatte ich zwei Brennstofftabletten, also insgesamt 8g Brennstoff. Etwa drei Minuten dauerte es, bis sich bei 300 ml Wasser (»kaltes« Leitungswasser) erste Blasen gebildet haben. Dies darf jedoch nicht mit »das Wasser war am Kochen« verwechselt werden. Bis dahin waren noch mal etwa 3 Minuten fällig. Die Brenndauer betrug insgesamt etwa 10 Minuten.
Die Tabelle ist eigentlich ja schon informativ genug? Mag sein, aber ein paar Bilder schaden sicherlich nicht. Zumal nicht jeder den Klappkocher zu kennen scheint. Zumindest bei den jüngeren Motorradfahrern scheint »Esbit« jedenfalls etwas völlig Unbekanntes zu sein. Gut, mit 16 ist man noch weit von der Bundeswehr entfernt – und die allgemeine Wehrpflicht wurde in Deutschland ja auch abgeschafft.
Zunächst öffnet man den Klappkocher und holt den kleinen Pappkarton mit dem Brennstoff heraus. Anschließend legt man etwas von dem Trockenbrennstoff in den Kocher und stellt ihn auf wie es auf dem Bild zu sehen ist.
Der Trockenbrennstoff kann mit einem Feuerzeug gefahrlos angezündet werden. Es gibt keine Gefahr von Verpuffungen wie es zum Beispiel bei Kochern mit Gas (Propan/Butan oder aber auch Benzin) der Fall sein könnte. Das macht den Trockenbrennstoff beziehungsweise dessen Anwendung sicher.
In den heimischen vier Wänden gibt es natürlich keinen Wind von rechts, links, vorne oder hinten. Daher kann das Feuer direkt nach oben auf die aufgestellte Tasse mit Wasser wirken.
Mit aktiviertem Blitzlicht sieht man leider nichts von der Flamme, daher musste ich ein wenig experimentieren. Der Trockenbrennstoff verbrennt mit einer bläulich-weißen Flamme – und rußt leider dabei ein wenig. Eigentlich soll es ja rußfrei sein, bei mir war es nicht der Fall. Vielleicht lag es aber auch am alten Klappkocher, wer weiß mit was der zuletzt gereinigt wurde?
Was man gut mit Blitzlicht fotografieren kann ist der aufsteigende Wasserdampf. Während der Beutel das Wasser langsam aber sicher in Schwarztee verwandelt neigt sich die Brenndauer vom Trockenbrennstoff dem Ende zu.
Nach ziemlich genau 10 Minuten nach dem Anzünden war der Trockenbrennstoff dann auch völlig aufgebraucht und die kleine Flamme ging schließlich von alleine aus.
Das aufgekochte Wasser ist natürlich noch länger heiß und der Tee kann noch einige Minuten ziehen. Zum Trinken wäre das Wasser jetzt ohnehin noch viel zu heiß.
Am Rande angemerkt: Seitdem ich losen schwarzen Tee ausprobiert habe, schmeckt mir die Teebeutel-Version davon nicht mehr. Wer sich seinen Teebeutel-Geschmack nicht verderben will: Niemals losen schwarzen Tee kaufen!
Ob man nun einen Tee oder Instantnudeln zubereiten will: Es würde mit dem Esbitkocher funktionieren. Die Bereitschaft sich dafür ein wenig Zeit zu nehmen muss natürlich vorausgesetzt werden.
Verglichen mit leistungsstarken Gas- und Spirituskochern ist der Esbit Klappkocher mit Trockenbrennstoff natürlich eher eine Notlösung. Dafür ist er sehr kompakt und nicht wirklich anfällig für Beschädigungen. Der Trockenbrennstoff darf aber nicht feucht werden!
Der günstig gekaufte Edelstahlbecher hat die Prozedur nicht ganz ohne Blessuren überstanden. Nun ja, dann hat er jetzt eben Charakter.
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Datum: | 25.10.2015 |
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Kommentare
Olpo
schrieb am 21.03.17 um 20:31 Uhr:
Ich hab auch noch einen Esbitkocher – verwende aber seit ein paar Jahren mit Gel gefüllte Dosen stattdessen. Nudeln koch' ich sowieso nicht unterwegs – aber Kaffee aus einer Mini-Espressomaschine genieße ich schon ab und zu; der Vorteil des Gelkochers liegt für mich darin, daß er nicht größer ist als ein Esbit und man ihn einfach 'abdreht', wenn das Wasser (nach 5–6 Minuten) kocht; zudem paßt der runde Aufsatz, worauf man die Maschine stellt, um die Dose herum und im Einsatz auf sie drauf. Eine Dose reicht für etwa 10x 2 Mokkatassen Kaffee – und man bekommt Nachfüll-Gel auch auf Achse – überall dort, wo es Warmhalteplatten gibt bzw offenes Feuer nicht verwendet werden darf, zB bei Würstelbuden ...
X_FISH | http://www.600ccm.info
schrieb am 22.03.17 um 09:35 Uhr:
Hallo Olpo,
hast du einen Link zu diesem Kocher - oder möchtest du ihn evtl. selbst in Form von ein paar Bildern und etwas Text selbst vorstellen? Gerne kannst du auch einen Gastbeitrag für 600ccm.info verfassen. Siehe hier:
www.600ccm.info – Mitmachen
Klingt auf jeden Fall interessant und ist ja unter Umständen noch eine interessante und praktische Alternative zu Esbit und Trangia.
Grüße, Martin