Es wird langsam wieder wärmer, daher nehmen auch in den Foren die Beitrage mit den Fragen bezüglich »Leder oder Textil – was ist besser?« bezüglich der Motorradschutzbekleidung wieder deutlich zu.
Meine Antwort: »Why not both?« – Leder und Textil gemeinsam in einer Jacke verarbeitet gibt es schon seit etlichen Jahren. Ich kann mich da an eine Jacke von Hein Gericke Ende der 1980er Jahre erinnern. Allerdings war das damals eine Kombination aus schwarzer, gewachster Baumwolle mit Lederbesatz an den sturzgefährdeten Stellen – und pro Ärmel zwei Reißverschlüsse. So konnte man die Jacke auch als Weste mit kurzen oder gar keinen Ärmeln tragen (was jedoch schon damals ein wenig affig wirkte ). Der dick gepolsterte Lederkragen konnte ebenfalls mit einem Reißverschluss entfernt werden. Protektoren? Fehlanzeige. War zu seiner Zeit eine beliebte Jacke bei der Fraktion der 80er-Besitzer (maximal 80 ccm, maximal 80 km/h) mit ihren 16 Lebensjahren.
Die Entwicklung ging weiter und sowohl von Hein Gericke wie auch von Polo wurden im Laufe der Jahre ähnliche Modelle angeboten, jedoch mit abriebfestem Nylon statt der gewachsten Baumwolle. Ebenso kamen Klimamembranen hinzu, welche den Wasserdampf hinaus lassen während Regen draußen bleiben muss. Diese hatten dann auch keine abnehmbaren Ärmel mehr – gut so!
Anhand einer Polo Mohawk (noch das Modell ohne MVS-1 Belüftung, aber nicht mehr die ganz frühe Version ohne durchgehendem Lederbesatz an den Ärmeln und dafür mit Spannriemen am Oberarm) möchte ich heute die Vorzüge vom Materialmix vorstellen.
Wer viel in meinem Blog liest weiß, dass ich Jacken und Hosen gerne gebraucht kaufe. So kam auch das Exemplar der Polo Mohawk zu mir. Zum Schnäppchenpreis von knapp unter 30 Euro, dafür mit einigen Gebrauchsspuren und einem Lederbesatz, welcher schon länger kein Lederfett mehr gesehen hat.
Was mir an der Jacke gefällt und was nicht stelle ich in der folgenden Tabelle kurz dar:
Vorteile | Nachteile |
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Für mich überwiegen natürlich die Vorteile, denn sonst hätte ich sie mir nicht gekauft. Der Versuch »das Beste aus beiden Welten« zu Kombinieren wird bei Polo seit vielen Jahren durch stetige Weiterentwicklung mittels Überarbeitung und Detailverbesserungen der Jacke vorangetrieben.
Das aktuelle Modell 2017 nennt sich »Mohawk Touren Leder-/Textiljacke 2.0[1]«, hat keine Brusttaschen mehr (dafür eine Napoleontasche) und die beiden Einschubtaschen unterhalb vom Gürtel wurden durch Pattentaschen ersetzt. Sie hat inzwischen das MVS-1 Ventilatonssystem an Ärmeln und seitlich der Brust – und kostet 349,99 € (wenn nicht gerade eine Rabattaktion läuft).
Gebraucht findet man das aktuelle Modell ab ca. 100 Euro, einfach nach Polo Mohawk bei eBayAnzeige suchen. Doch zurück zu meiner Vorgängerversion für weniger als 10% vom aktuellen Neupreis.
Auf der Haben-Seite: An der Jacke funktioniert trotz ihrem Alters und des offensichtlich häufigen Einsatzes noch immer alles. Kein Druckknopf ist ausgerissen, keine Naht ist aufgegangen. Unschön ist natürlich das nach Lederpflege schreiende Leder sowie die mutmaßlich vom Klettverschluss fasrig gezogene Nylon an einigen Stellen. Aber das bekommt man mit Lederbalsam[2] und einer Schere und einem Feuerzeug wieder unter Kontrolle.
Die Qualität der Mohawk-Serie von Polo scheint somit bewiesen, aber natürlich gibt es auch einige unzufriedene Kunden. Negative Bewertungen gibt es manchmal bei ausgerissenen Stoffen neben (!) eienr Naht – wenn dies innerhalb der ersten Monate auffällt, wird normalerwiese von Polo kulant reagiert und man erhält ohne große Diskussion einen Ersatz da ein Produktionsmangel auf der Hand liegt.
Die bereits in der Tabelle bei den Vorteilen aufgeführten außenliegenden Taschen sind sehr gut verarbeitet. Die beiden Brusttaschen sind sowohl mit Druckknöpfen wie auch mit Klett verschlossen. Beim Schließen wird der Stoff einmal umgeschlagen. Somit sind die Taschen auch bis zu einem gewissen Level als wasserdicht zu bezeichnen. Im Inneren sind sie ebenfalls mit der Klimamembran ausgeschlagen. Der Nachteil dieser Konstruktion: Sollte doch Wasser bei längeren Regenfahrten eindringen, dann bleibt es auch drin. Von der Platzierung eines teuren Smartphones oder Papier würde ich daher in den Taschen absehen.
Die beiden Ablauföffnungen an einer der beiden Einschubtaschen unterhalb vom Gürtel sind auf dem anderen Bild gut zu erkennen. Diese Taschen bieten sich als Verstaumöglichkeit vom Schlüssel bei einem Tankstopp oder ähnlichen Gegenständen an.
Das klare Sicherheitsplus gegenüber reinen Textiljacken stellt natürlich der großflächige Lederbesatz dar. Wie oben schon erwähnt hatten die ganz frühen Modelle an der Seite keinen durchgehenden Lederbesatz. Beim von mir erworbenen Modell ist vom Nacken bis zum Handgelenk die Außenseite des Ärmels durchgehend mit Leder besetzt. Neben der Schutzwirkung, welche ich hoffentlich nie testen muss, stellt sich noch ein weiterer Nebeneffekt ein: Die Jacke flattert nicht an den Ärmeln. Wer mit Textiljacken auch mal eine Autobahnetappe schneller fährt, kennt vermutlich das nervige Flattern bei einigen (wenn auch nicht allen) reinen Textiljacken.
Der weich gepolsterte, nicht zu hoch aber auch nicht zu tief abschließende Kragen mit großflächigem Klettverschluss gefällt mir ebenfalls sehr gut. Ich kann mein Multifunktionstuch gut tragen, der Kragen nimmt schon einen großteil vom Fahrtwind auf und leitet ihn weg.
Wer genau hinschaut kann im Klettverschluss ein Indiz dafür finden, welches meine Warnwestentheorie (Beschädigungen am Nylon der Taschen) untermauert: Da hat sich eine neongelbe Faser in den Klettverschluss verirrt.
Damit die Jacke bei Regenfahrten dicht bleibt, müssen Membran, Nähte und natürlich auch der Verschluss zusammenarbeiten. Im Falle der Mohawk ist ein sogenannter Labyrinth Verschluss verwendet worden. Eine Kombination aus überlappendem Stoff, Reißverschluss, Druckknöpfe und Klettverschluss sorgt dafür, dass eindringendes Wasser nicht bis zum Reißverschluss vordringen kann. Es wird durch den umgeschlagenen Stoff vielmehr abgeleitet und läuft nach unten ab.
Sollte es im Sommer zu warm werden, kann auch das Thermofutter entnommen werden. Die Befestigung mit Reißverschluss und kleinen Laschen, welche per Druckknopf geschlossen werden, sorgen für einen sicheren und verrutschfreien Halt. Es gibt einen kurzen Verbindungsreißverschluss zur Hose, welcher natürlich durch einen Schlitz im Thermofutter geführt werden kann.
Auf dem anderen Bild sieht man noch mal den »Wickelverschluss« einer der beiden Brusttaschen samt Klettverschluss und Druckknöpfe.
Natürlich sind die Schulter- und Ellenbogenprotektoren[3] auch schon ein wenig in die Jahre gekommen. Ein Austausch der beiden Protektoren kostet nicht die Welt, das wäre dann was für die nächste Rabattaktion bei Polo.
Dank der Taschen können die Protektoren einfach ausgetauscht werden. Ein Rückenprotektor in der Jacke macht bei mir wenig Sinn. Da ich stets mit einem separaten Rückenprotektor[4] fahre, kann ich mir hier den Tausch beziehungsweise die Neuanschaffung sparen.
Abschließend noch ein Blick auf die Pflegehinweise. Ich bekomme auf den Hinweis man könne sich Schutzbekleidung auch gebraucht kaufen gelegentlich das energische Echo »das ist aber total unhygienisch«. Nun ja, das Innenfutter kann man bei 30°C in der Maschine waschen. Damit wäre dies schon mal sauber und die schlimmsten Ängste sind vermutlich verschwunden?
Die eigentliche Jacke muss aufgrund der verwendeten Materialien besonders behandelt werden. Wie den Pflegehinweisen zu entnehmen ist, ist die heimische Waschmaschine tabu. Wer sich zu sehr ekelt, muss also zum Spezialisten gehen – oder tatsächlich eine neue Jacke kaufen. Dann kann man natürlich nicht so viel beim Kauf der Schutzbekleidung einsparen.
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Datum: | 14.02.2017 |
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