Munitionskisten an einem »Rat-Bike«[1] gehören ja beinahe schon zum guten Ton bei dieser sehr speziellen Sparte von Motorrädern. Aber auch an gepflegten Motorrädern sind inzwischen Munitionskisten zu finden. Mal versteckt in Form einer kleinen Kiste um Werkzeug oder anderes Kleinzeug sicher und trotzdem leicht erreichbar zu verstauen.
Die relativ schweren Stahlkisten als Ersatz für klassische Koffer oder Satteltaschen aus Leder sind jedoch kaum verbreitet. Zumindest nicht an eher gepflegten Motorrädern.
Was jedoch nicht sonderlich bekannt ist: Es gibt auch robuste Munitionskisten aus Kunststoff. Auch sie sind nicht sonderlich leicht, dafür im Gegensatz zu den Stahlkisten rostfrei – abgesehen von den Beschlägen.
Eine Kiste hat ein Volumen von etwa 10 Liter, ein Gewicht von etwa 5 kg und die Außenmaße 350 x 145 x 365 mm.
Nicht viel, aber je nachdem wie viel man für welchen Zeitraum mitnehmen will oder besser gesagt auf was man verzichten kann, genügen 20 Liter zuzüglich etwa 40 Liter in einem Topcase unter Umständen für mehr als nur ein Wochenende.
Ich habe zwar ein paar Bilder von den Kisten und auch von an Motorräder montierten Kisten gefunden, jedoch keine genaueren Angaben zur Kiste beziehungsweise wie sie geöffnet wird, ob man sie mit einem Schloss verschließen kann. etc. Daher ein paar Bilder und Zeilen zur Kiste, welche ich für 9,50 Euro das Stück erstehen konnte (zuzüglich Versandkosten).
Der Verschluss ist robust ausgeführt und einfach zu bedienen. Leider fehlt die Möglichkeit ein Schloss anzubringen. Es ist lediglich eine kleine Öffnung vorhanden in welcher beim Auspacken aus dem Pappkarton noch die verplombten Drahtstücke hingen.
Der Deckel lässt sich öffnen, aber nicht abnehmen. Er ist an einer Seite am Gehäuse angeschlagen. Jede Kiste verfügt über zwei solche Öffnungen. Bei Benutzung auf dem Motorrad kann man Die Kiste theoretisch um 90° gedreht montieren und so beide Deckel beziehungsweise Öffnungen verwenden. In der Praxis macht dies jedoch vermutlich wenig bis gar keinen Sinn.
In den Kisten waren zumindest bei den beiden von mir gekauften Exemplaren noch die Unterlagen für die Bestückung mit Munition vorhanden. Diese kann man als Unterteilung verwenden, etwa in der Mitte der Kiste sitzt die Einlage auf einer Verstärkung auf. Ohne Einlage hat man auch von einer Seite aus vollen Zugriff auf das komplette Volumen der Kiste.
Nun noch ein paar Zeilen zur Größe der Kiste. Sie hat etwa 10 Liter Fassungsvermögen, ist jedoch leider ein paar Zentimeter zu kurz um eine handelsübliche 1,5 Liter PET-Flasche stehend aufnehmen zu können.
Für sonstige Dinge, welche für Camping notwendig sind wie etwa einen flachen Kocher, Geschirr, Besteck, Lebensmittel, etc. reicht das Format der Kiste sicherlich aus. Wer weniger Platz hat, nimmt auch weniger unnützes Zeug mit. Leichtes, weiches Gepäck kann man noch immer in einer Gepäckrolle oder im Tankrucksack mitnehmen.
Ein (kleiner) Vorteil der Kunststoffkisten: Es kann keinen Alu-Abrieb geben. Aber der ließe sich ja auch einfach mit Klebefolie oder einer Lackierung des Inneren der Kiste vermeiden.
Die abgebildete Munitionskiste gibt es leider meines Wissens in keinem ein wenig größeren Format. Dies wäre dann tatsächlich eine interessante Alternative zu den bekannten, aber eben auch deutlich teureren Alukisten mit 15 bis 30 Litern Volumen.
Am Tragegriff der Munitionskiste würde ich persönlich kein Gepäck verzurren. Dafür sollte man dann doch noch ein paar Euro in separat zu montierenden Zurrösen investieren oder das Gepäck direkt am Träger verzurren.
Was nun noch offen ist: Wie kommen die Kisten an den Träger meiner XJ 600 S? Als Lösung kommen mehrere Varianten in Frage. Natürlich könnte man sie einfach mit Rohrschellen fest mit dem Kofferträger verbinden. Bezüglich der maximalen Breite von Motorrädern geistern so einige Gerüchte im Web herum. Eine einfache, logische Erklärung für die diversen Angaben findet man sicherlich nicht. Daher gleich ein Blick in StVZO und StVO um den aktuellen Stand in Deutschland parat zu haben.
Quelle: §32 StVZO – Abmessungen von Fahrzeugen und Fahrzeugkombinationen[2]
Demnach darf ein Motorrad in Deutschland eine Breite von 2 Metern haben.
Was aber wenn die Ladung, also die demontierbaren Koffer die Breite des Motorrads auf über 2 Meter erhöhen? Das kann in §22 StVO nachgelesen werden:
Quelle: §22 StVO – Ladung[3]
Gut. 2,55 m maximale Breite. Das eröffnet natürlich einiges an Möglichkeiten. Dabei muss dann aber auch der fünfte Absatz beachtet werden. Wenn die schmale Silhouette vom Motorrad tatsächlich von jemandem auf 2,55 Meter verbreitert werden sollte, muss unter Umständen für eine zusätzliche Beleuchtung gesorgt werden:
Quelle: §22 StVO – Ladung
Wichtig ist dabei zu verstehen, dass Ladung nichts mit der Breite der Maschine zu tun hat. Ladung ist Ladung, Maschine ist Maschine. Daher muss Ladung markiert werden, fest mit dem Fahrzeug verbundene Teile nicht.
Damit dann zum eigentlichen Punkt bezüglich Fahrzeug- und Ladungsbreite: Wird der Koffer fest mit der Maschine verbunden (z.B. durch Rohrschellen) und ist nicht einfach demontierbar, so gehört er zur Maschine. Schlanke Koffer wie die Munitionskisten verbreitern die Maschine nicht. Der Lenker ist breiter als das Heck mit den Koffern.
Werden größere Koffer montiert, sollten diese einfach zu demontieren sein. Dann sind sie Ladung und dürfen über die im Fahrzeugschein vermerkten Maße hinausragen.
Aber mal im Ernst: Wer sollte ernsthaft auch nur die 2 Meter erreichen wollen? Eventuell mit einer Angelrute quer auf dem Heckträger? Vermutlich niemand.
Noch ein letzter Absatz zu den Munitionskisten. Befestigt werden sollen sie nicht mit Rohrschellen sondern mit einem Universal-Set, welches auch für die Montage von Alukisten als Seitenkoffern verwendet wird. So etwas hat beispielsweise Touratech als »Anbausatz für Alukoffer« für 15[4] oder 18[5] mm Rohrstärke des Kofferträgers im Programm. Diese Halterungen sind nicht ganz günstig: 44,90 € kostet der Satz für einen Koffer. Es gibt allerdings auch Nachbauten wobei ich derzeit noch nach gebrauchten Exemplaren online Ausschau halte.
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Datum: | 16.01.2012 |
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