Wie soll man seine einstmals sehr teuer neu gekaufte (oder günstig gebraucht gekaufte) Lederschutzbekleidung richtig pflegen? Einfach diese Frage in einem Motorradforum stellen, schon bekommt man mehr individuelle Meinungen als in einem Ölthread.
Bislang habe ich meine Lederjacken und -hosen immer zügig von Schmutz befreit. Überreste von Insekten oder auch der eine oder andere vom Vorderrad (oder vorausfahrenden PKW) hochgewirbelte Dreck wurde zügig einfach mit Wasser nach der Tour vom Leder gewischt. Anschließend beziehungsweise regelmäßig die Behandlung mit Lederöl[1] und/oder Lederbalsam[2] über welche ich ja schon berichtet habe.
Hier die Übersicht aller »Sprungmarken« meiner vier Beiträge zum Thema »Lederpflege« (inklusive Fleckenentfernung):
Was aber wenn man ein Bekleidungsstück besitzt welches schon länger nicht mehr gereinigt wurde? Bei einer überwiegend weißen Lederkombi von Hein Gericke habe ich vor sieben Jahren ja auch schon mal mein Glück versucht. Das ging noch relativ gut, diesmal habe ich aber eine Jacke bei welcher die Methode nicht mehr funktioniert hat. »Einfach nur Wasser« war nicht genug.
Nach kurzer Informationssuche im Internet (mit den oben schon erwähnten unzähligen Empfehlungen als Resultat) habe ich mich entschlossen mein Glück mit »Glycerin-Seife« zu versuchen. Man bekommt sie auch im Reitsportbedarf als »Sattelseife« oder »Lederseife« im Produktnamen angeboten.
Verwendet werden soll sie bei starken Verschmtzungen, die Bestandteile wirken Rückfettend und daher dient die Behandlung nicht nur zur Reinigung sondern auch zur Pflege. Eine Nachbehandlung mit Lederöl und/oder Lederfett wird in den meisten Fällen dennoch empfohlen.
Was gut für das Leder ist, ist nicht gut für die Hände. Also kein Palmolive-Effekt (»Sie baden gerade ihre Hände darin!«).
Glycerin-Seife gibt es auch von anderen Herstellern, ich habe einfach wieder zu einem Produkt von Effax[4] gegriffen weil ich mit den anderen Pflegemitteln der Marke sehr zufrieden war. Mit rund 10 Euro (inkl. Versand) ist man für 300 ml der Seite dabei. Die Seife ist sehr ergiebig – so jedenfalls mein erster Eindruck. Wichtig: Nicht die »Glycerinseife« zur Lederpflege mit der »Glycerinrohseife« verwechseln. Die wird zum Basteln verwendet, man kann damit »selber Seifen gießen«.
Die Seifen zur Lederpflege von Effax und anderen Anbietern sind bereits mit Zusatzstoffen versehen (und daher nicht für die tögliche Hand- oder Körperwäsche geeignet).
Was die diversen Seifengebinde der »Lederseife« oder »Sattelseife« gemeinsam haben: Sie kommen in der Regel alle mit einem kleinen Schwamm, welcher das Aufschäumen und Auftragen deutlich erleichtert.
Wie man oben schon auf der Aufnahme von den Zusatzstoffen lesen kann ist die »Glycerin-Seife« von Effax mit einem Limonen-Duftstoff versehen und riecht daher bei der Anwendung sehr angenehm. Nach der Behandlung war der Geruch aber recht schnell verflogen. Wird mit dem doch recht intensiv riechenden Lederöl nachbehandelt wird sicherlich gar nichts mehr von dem Hauch von Limone übrig bleiben.
Soviel zum Produkt. Nun komme ich sowohl zur Anwendung wie auch zum Bekleidungsstück für welches ich mir die Seife gekauft habe.
Ich habe vor einigen Jahren eine Lederjacke von IXS gebraucht gekauft. Hat super gepasst, blöderweise hat mir im gleichen Zeitraum neben dem Motorradfahren auch zu Essen als Freizeitbeschäftigung sehr gut gefallen.
Daher passt mir die Jacke nun leider nicht mehr. Ich hatte sie nun schon ein paar Wochen für einen – meiner Meinung nach – angemessenen Preis im Internet angeboten, jedoch hat sie keiner haben wollen.
Was ich vermute: Das ich auf die Verschmutzung im relativ kleinen weißen Lederstreifen hingewiesen habe war zwar ehrlich aber eben nicht verkaufsfördernd.
Mich hat beim Fahren nie gestört das da eine Verschmutzung vorhanden ist deren Ursache mir nicht bekannt ist. Stockflecken sind es wohl nicht, denn wieso hätte der Schimmel nur in diesem sehr, sehr kleinen Bereich zuschlagen sollen? Oder doch?
Was ich gelernt habe: »Weißer Schimmel ist auf dem Material, schwarzer Schimmel ist im Material«. Meine Lederbekleidung lagere ich nicht im Keller oder in der Garage sondern in der Wohnung. Gleichmäßige Luftfeuchtigkeit (nicht zuviel), die Bekleidung hängt »luftig« (also nicht zusammengezwängt auf einer Stange). Die Flecken in dem weißen Streifen haben sich auch über die Jahre nicht verändert. Zumindest bin ich mir da ziemlich sicher.
Die Seife soll aufgeschäumt werden. Damit die Seife schäumen kann benötigt man ein klein wenig Wasser. Das »klein wenig« betone ich dabei ausdrücklich! Man braucht wirklich fast kein Wasser um die Seife aufzuschäumen.
Anschließend kann die Seife aufgetragen werden. Man soll sie durchaus großzügig auftragen wenn das Produkt stark verschmutzt ist oder auch ein »überpflegtes« Leder von zu vielen Schichten von Lederfett regelrecht befreit werden soll.
Ein Tipp den ich bei meinem Versuch übernommen habe: Den Schaum feucht halten. Mit einer kleinen Sprühflasche mit Handpumpe habe ich einen sanften Sprühregen an Wasser alle 5 Minuten auf die behandelten Bereiche rieseln lassen. Ohne dabei die Jacke komplett unter Wasser zu setzen.
Der Schaum soll die Schmutzstoffe aufnehmen und binden, der Schwamm soll den Schmutz beim Auftragen der Seife auch schon anlösen. Ich habe daher erst einmal den Schaum aufgetragen und bin dann nach etwa 15 Minuten Warte- und »Befeuchtungszeit« nochmals über das Leder mit dem Schwamm gegangen.
Mein erster Eindruck: Der Schaum verschwindet schnell. Es wirkt fast so als würde das Leder den Schaum aufsaugen. Daher habe ich vor dem Abwischen der Seifenreste mit einem alten Frottehandtuch noch einmal die kleine Sprühflasche ausgepakt und alles angefeuchtet.
Da man in einem dunklen Frottehandtuch den Schmutz nicht sehen würde habe ich den weißen Bereich mit einem Stück Küchenrolle behandelt. Das sich doch einiges an Schmutz (und Lederfett?) gelöst hat sieht man auf dem nächsten Bild.
Das Stück Küchenrolle ist durchgehend gleichmäßig feucht. Was als dunkle Fläche wahrgenommen wird ist also tatsächlich das, was sich von der Jacke gelöst hat.
In einigen Berichten habe ich gelesen das sich die Farbe vom Leder verändern würde. Ich habe den Eindruck das liegt dann wohl primär an den Seifenresten, welche sich nicht mit dem Frottetuch haben aufnehmen lassen.
Gibt es eine Ver- oder gar Entfärbung des Leders wenn man die Seife verwendet? Was ich schon bei der ersten Behandlung mit der Seife feststellen konnte: Die behandelten Bereiche des schwarz eingefärbten Leders wurden heller.
Im direkten Vergleich der nicht mit der Seife behandelte Ärmel der Jacke und der mit der Seife behandelte Rücken der Lederjacke.
Ich gehe davon aus das es primär Reste der Seife sind, welche in den Poren beziehungsweise in der Oberflächenstruktur des Leders haften geblieben ist. Wenn ich die Jacke noch einmal mit einem dann feuchten Frotteehandtuch abwische sollte sich das wieder geben.
Ich muss ganz ehrlich sein. Nach den ganzen positiven Berichten in den Foren hatte ich gehofft das gleich mich gleich nach dem ersten Reinigungsdurchgang mit der Glycerin-Seife ein schneeweißer Lederstreifen anstrahlt und die Flecken gänzlich verschwunden sind.
Dem ist leider nicht so. Aber ich weiß auch nicht was der Vorbesitzer alles mit der Jacke gemacht hat. Vielleicht sind mehrere Schichten Lederfett auf dem verschmutzten Streifen und so sind natürlich auch die im Leder sitzenden Flecken schön konserviert worden.
Das auf den Bildern platzierte 2-Euro-Stück soll dem Größenvergleich dienen. Nur so lässt sich vermutlich abschätzen wie groß der Streifen beziehungsweise wie klein die Verschmutzungen sind.
Heller ist der weiße Streifen geworden, auch die Flecken sind ein wenig heller geworden. Aber man sieht sie noch immer sehr deutlich sobald man sich der Jacke auf mehr als 2 Meter genähert hat.
Ich besinne mich wieder darauf was ich auch gelesen habe: Bei starken Verschmutzungen oder wenn das Leder längere Zeit nur gefettet und nie gereinigt wurde soll man die Behandlung wiederholen. Also habe ich genau das getan: Diesmal habe ich allerdings nur den weißen Streifen mit einer ordentlichen Portion Schaum bedacht und diesen auch sanft mit den Fingerspitzen ins Leder einmassiert. Man lässt ja nichts unversucht.
Aber auch nach der zweiten Behandlung konnte ich keine großartigen Verbesserungen mehr feststellen. Die Flecken scheinen so tief im Leder zu stecken das man sie nicht einfach mit der Seife aus dem Material lösen und so entfernen kann.
Die Flecken sind abgeschwächt worden, davon bin ich überzeugt (auch wenn es eventuell auf den Bildern nicht deutlich wird). Trotzdem sind die »Schatten« beziehungsweise Flecken noch immer deutlich zu erkennen.
Ich gebe aber noch nicht auf. Ich sehe diesen heutigen Beitrag als ersten Beitrag in einer Serie in dem ich mich jetzt den Flecken widmen werde – mich hat der Ehrgeiz gepackt!
Als Tipp zum Entfernen von mutmaßlich tief(er) im Material sitzenden Flecken bin ich auf Essig-Essenz gestoßen. Ich lasse die Jacke beziehungsweise den betroffenen weißen Streifen nun erst einmal bis morgen ruhen, dann rücke ich ihm beziehungsweise der Verfärbung mit Essig-Essenz auf den Pelz.
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Datum: | 06.03.2019 |
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Kommentare
schrieb am 07.03.19 um 15:37 Uhr:
Hallo!
Ja, mit den Lederpflege Produkten von Effax und Co. habe ich auch schon versucht, Flecken im Leder zu bekämpfen. Bei mir waren es natürlich richtige Schimmel-Flecken!
700 DM Ledermantel, Jacken, Hosen... sicher im Keller verwahrt... Wasserschaden!
"Jemand" (war nicht mein Keller) hat natürlich nicht in die Kartons geguckt und so... Überraschung! War ich sauer...! ;-(
Mit Lederseife und anderen sanften Reinigern geht da gar nix. Da muss man mit Essig ran. Direkt aus der grünen Flasche auf den Schwamm und dann gib ihm...
Funktioniert ganz gut. Chlorhaltige Schimmel-Entfernen kann man dafür nicht nehmen. Findet Leder nicht gut.
Anschließend muss das Leder wieder neu gepflegt werden... Balistol Öl funktioniert gut.
Mit dem Schwamm großzügig ein massieren. Riecht danach auch wieder toll...
Für meine Lederkombi nehme ich natürlich Leder-Seife. Wie von dir gut beschrieben, auftragen, einmassieren, abspülen. Danach Effax Lederbalsam und fertig...
schrieb am 07.03.19 um 19:46 Uhr:
Ich habe Essig-Essenz verdünnt, auf eine Küchenrolle aufgetragen und lasse das jetzt gerade gezielt auf dem weißen Streifen einwirken. Mal sehen wie es nach einiger Einwirkzeit aussieht.