Nach der Zubereitung von Lebensmitteln im mit Spiritus befeuerten Kocher darf natürlich auch ein Blick auf das Besteck[1] nicht fehlen. Ich bin schon seit etlichen Jahren mit einem Set aus Bundeswehrbeständen unterwegs. Das Prinzip eben dieses Bestecksets, welches zu einem kompakten »Bündel« zusammengesetzt werden kann, hat sich so bewährt, dass es auch im Ausland bekannt geworden ist. Leider wird es inzwischen auch als Ramsch auf billigste Art und Weise kopiert. Später mehr dazu, aber zunächst einmal ein Blick auf das Set, welches mich da so lange schon treu begleitet.
Es ist schon alt, daher sind die zahlreichen Gebrauchsspuren nicht zu übersehen. Aber es ist eben ein Gebrauchsgegenstand und ein paar Kratzer ändern auch nichts am Geschmack vom Essen, oder?
Weil Gabel und Löffel zusammen in die Halterung geschoben werden, gibt es automatisch Kratzer im Löffel. Ich habe tatsächlich Rezensionen gefunden, welche dies als »wertmindernden Konstruktionsmangel« bezeichnen. Nun ja, den Ursprung des Essbestecks vergessen? Der ist militärisch und da gibt man – wenn überhaupt – einen feuchten Furz auf irgendwelche Kratzer im Geschirr und Besteck.
Das vierteilige Set besteht aus einem Löffel, einer Gabel, einem Messer und einer Kombination aus Dosen- und Flaschenöffner.
Der Dosenöffner ist ein wenig »tricky« zu bedienen und die Kante der geöffneten Dose ist alles andere als glatt. Aber wenn man schnell eine Dose öffnen will, ist er gut zu gebrauchen. Der vermutlich den meisten bekannte Dosenöffner des schweizerischen Armeemessers (»Sackmesser« Modell 1961, auch beim Soldatenmesser 0 8 dabei) ist meiner Meinung nach intuitiver und besser zu bedienen. Aber man kann ja nicht seinen gesamten Hausrat mit sich herumtragen.
Wie man auf den Bildern gut erkennen kann, stammt der größte Teil von meinem Set nicht aus den 1980ern sondern ist noch mal 20 Jahre älter. Das Messer ist von 1961, Gabel und die Halteschale mit den beiden Öffnern wurde 1962 produziert.
Über die Jahre hinweg scheint sich bei der Produktion zumindest beim Material und dessen robuster Verarbeitung nichts geändert zu haben. Ansonsten würden sich die Einzelteile aus den unterschiedlichen Jahren nicht so problemlos kombinieren lassen.
Die teilweise über 50 Jahre alten Besteckteile erfüllen noch immer ihren Zweck. Wobei das Messer sicherlich schon einmal ein wenig schärfer gewesen ist. Aber wenn ich wirklich etwas schneiden will (oder muss), packe ich einfach mein kleines, scharfes Messer aus.
Wie oben schon erwähnt ist die Bedienung des Dosenöffners des Bundeswehr Essbestecks nicht unbedingt das, was man intuitiv nennen würde.
Die meisten Dosenöffner arbeiten durch einen Druck nach unten (vergleiche hierzu die Funktionsweise des Dosenöffners des schweizerischen Armeemessers). Der Dosenöffner vom Bundeswehrgeschirr wird mit der rechten Hand benutzt und nach oben gehebelt. Der gebogene zweite Teil vom Öffner wird dabei auf dem Rand der Dose aufgelegt.
Dabei wird das Blech des Deckels nach oben verformt und es steht dementsprechend nach oben heraus. Sicherlich mit ein Grund, weshalb sich die andere Variante weiter verbreitet hat. Denn beim Öffner aus dem schweizerischen Armeemesser steht das Blech nach unten und man schneidet sich nicht womöglich beim Öffnen der Dose versehentlich in die Finger.
Aber es scheint wohl einen Grund zu haben wieso dies in all den Jahren oder auch bei Kopien des Originals nie geändert wurde?
Vielleicht weil man keinen Dreck, welcher sich eventuell auf der Oberseite der Dose befindet, beim Öffnen der Dose nach innen befördern will? Oder es ist historisch bedingt und die Dosen aus den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts haben ein klein wenig anders ausgesehen? Falls jemand eine Antwort kennt: Bitte mir per E-Mail zukommen lassen.
Immerhin bedarf die Funktion des Flaschenöffners höchstwahrscheinlich keinerlei ausführliche Erklärung?
Auch dieser wurde in all den Jahren nicht verändert und ist ausnahmsweise auch in quasi identischer Form beim schweizerischen Sackmesser der alten und auch bei der aktuellen Variante zu finden.
Eine wichtige Bitte: Kauft euch nicht irgendwelche Artikel, welche mit »wie von der Bundeswehr«, »BW-Imitat« oder »Aluminium Essbesteck Bundeswehr« angepriesen werden. Die Chance am Ende ein schlecht verarbeitetes Produkt aus fernöstlicher Produktion zu bekommen, ist recht groß.
Einfach im Web nach Bildern von verrosteten Sets suchen, von verbogenen Gabeln und Messern nach dem Essen von einem Steak lesen und den Worten von frustrierten Käufern glauben. Nehmt für 10–15 Euro das Original aus Bundeswehrbeständen. Die sind dann vielleicht inzwischen nicht mehr ganz so alt wie die Teile, welche ich habe. Aber auch wenn sie aus den 1980ern und somit inzwischen schon über 30 Jahre alt sind: Es ist mit Sicherheit die robuste Qualität.
Ohnehin sollte man kein »Aluminium Essbesteck Bundeswehr kaufen«, denn so etwas gab es nicht. Das Original ist aus rostfreiem Edelstahl. Das ist zwar alles andere als leicht und daher bei Campingtouren mit dem Rucksack auch eventuell nicht gerade die erste Wahl. Wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist, fallen die paar Gramm aber nicht ganz so auf wie bei einem Fußmarsch über die Alpen.
Wer durch die Erwähnung vom originalen »Sackmesser« aus der Schweiz Interesse am aktuellen Einhandmesser (bitte die Problematik diesbezüglich in Deutschland beachten!) bekommen hat, der sollte sich das Victorinox Trailmaster One Hand anschauen. Dabei handelt es sich um die zivile Version des Sackmesser 08, mit schwarzen statt olivgrünen Griffschalen. Zudem ist es häufig ein paar Euro günstiger zu finden.
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Datum: | 06.11.2014 |
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