Als ich meine GSF 1200 (GV75A) im August 2013 erworben habe, musste hier und da noch etwas gemacht werden. Das Standlicht funktionierte nicht, die Tachobeleuchtung war nur teilweise vorhanden und auch die Leitungen vom beziehungsweise zum McCoi Kettenöler konnten etwas optimiert werden.
Neben diesen Problemen hatte ich natürlich auch die Flüssigkeiten getauscht und dazu gehörte auch der Wechsel der Bremsflüssigkeit für die beiden Bremsen sowie der hydraulischen Kupplung.
Bei einem Punkt habe ich damals geschludert, das sollte sich heute rächen: Ich habe die schon etwas gammligen Senkkopfschrauben des Behälters für die Bremsflüssigkeit der Kupplung nicht getauscht. An anderer Stelle hier im Blog schreibe ich noch als Tipp »macht einfach etwas Klarlack drauf, dann rosten die nicht«, halte mich aber selbst nicht daran.
Es kam wie es kommen musste: Als ich heute die beiden Schrauben lösen wollte, griff der Inbusschlüssel ins Leere. Bei beiden Schrauben war leider der Rost fleißig gewesen, die »braune Pest« hat eifrig an den Schrauben genagt.
im Web sind Tipps zu lesen das man in einem solchen Fall einfach ein Torx-Bit in die Schraube schlagen soll. Kann man machen, aber in eine Armatur an einem Lenker? Dann doch lieber einen anderen Ansatz wählen, welcher weniger mit Schlägen zu tun hat.
Zum Einsatz kam daher die Bohrmaschine und die Kombination Linksausdreher mit Windeisen. Bei den Schrauben an den Deckeln gäbe es auch noch eine dritte Variante: Anbohren, den Kopf der Schraube anschließend abbrechen. Danach kann man den Deckel abnehmen und die Reste der Schrauben mit einer Zange hinausdrehen.
Mit einem Linksausdreher ist es aber eleganter. Vorsichtig die schon »runden« Öffnungen für den Inbus ganz rund bohren. Nicht zu tief, denn sonst bohrt man tatsächlich den Kopf ab. Anschließend den Linksausdreher mit der notwendigen Sorgfalt ansetzen und die Schraube herausdrehen.
Wenn eine abgebrochene Schraube mit einem Linksausdreher entfernt werden, ist etwas mehr Arbeit notwendig. Der Rest der Schraube muss flachgefeilt werden. Anschließend wird sie zentrisch im Gewindekern angekörnt und mit einem kleineren Bohrer (etwa halben Durchmessers der Schraube) ausgebohrt.
Damit der Gewindegang im Gehäuse nicht zerstört wird, ist zwingend auf Parallelität des Bohrers zur Gewindeachse zu achten. Wenn die Bohrung vorhanden ist, kann der Linksausdreher angesetzt werden. Wie schon in meinem beispiel kann die Schraube beziehungsweise der Schraubenrest gegen den Uhrzeigersinn herausgedreht werden.
Die konische Spitze des Linksausdrehers ist gewollt. Dank dieser sitzt der Ausdreherr nach wenigen Umdrehungen fest. Wird nun weiter gedreht wird die Schraube beziehungsweise der Schraubenrest aus dem Gewindegang herausgedreht. Anschließend die Schraube beziehungsweise den Rest davon mit einer Zange festhalten und den Linksausdreher im Uhrzeigersinn aus dem Schraubenrest drehen.
Beide Schrauben ließen sich so problemlos und ohne Beschädigungen am Gehäuse entfernen. Wer sich beim Gebrauchtkauf einer günstigen aber eben doch von Gammel gezeichneten Maschine gleichzeitig ein Set mit Linksausdrehern besorgt, ist sicherlich nicht schlecht beraten. Zumal die Sets nicht viel kosten.
Die relativ klein gehaltenen Windeisen (bei den Angeboten als »Werkzeughalter«) bezeichnet sind erschwinglich. Bei kleinen Schrauben braucht man kein großes Windeisen, mit den kleinen »Werkzeughaltern« hat man mehr Gefühl – so jedenfalls meine subjektive Meinung.
Bezeichnung | Preis | |
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Für unter 20 Euro kann man also für den Hobbyschrauberbereich schon fündig werden. Wer zu Markenprodukten von Hazet, Gedore und Co. greifen will muss auch tiefer in die Tasche greifen. Fatal wäre es natürlich, wenn ein Ausdreher im Schraubenkopf abbricht. Dann wird es knifflig.
Die alten Schrauben sind nach dem Einsatz des Linksausdrehers natürlich nicht mehr zu gebrauchen. Aber Ersatz kostet nicht viel, mit etwa 2 Cent pro Schraube ist man dabei. Zumindest haben die beiden neuen, verzinkten Schrauben nur 4 Cent gekostet (siehe weiter unten auf dieser Seite). Da ich bis zum Kauf nur längere Schrauben hatte:
Was man da auf dem Bild sieht ist nur eine wahrlich notdürftige Übergangslösung.
Hauptsache es läuft keine Bremsflüssigkeit aus beziehungsweise der Rand vom Diaphragma wird sauber auf den Rand vom Behälter gedrückt. Nach dem Kauf der beiden Schrauben habe ich die Übergangslösung natürlich gleich mit den etwas kürzeren Schrauben ersetzt.
Der Anlass für die ganze Aktion ist nicht wirklich prickelnd: Eigentlich wollte ich heute meine erste Ausfahrt der Saison 2016 starten, die GSF 1200 danach schön putzen und für den geplanten Verkauf vorbereiten. Allerdings griff nicht nur der Inbus ins Leere, auch der Kupplungshebel hatte keinen Widerstand mehr.
So wie es zumindest auf den ersten Blick aussieht ist der Kupplungsnehmerzylinder undicht und die als Hydraulikflüssigkeit dienende Bremsflüssigkeit ist über die Wintermonate ausgelaufen. Allerdings sehe ich auf dem Boden keine Spuren. Ein gebrauchter und geprüfter Nehmerzylinder ist bereits bestellt, er sollte dann im Laufe der nächten Woche eintreffen.
Da dann auch gleich frische Bremsflüssigkeit aufgefüllt werden muss: Gleich bei Polo 250 ml DOT4 Bremsflüssigkeit[1] gekauft. Dann hat sich die Fahrt zum Baumarkt wenigstens einigermaßen gelohnt. Bei 4 Cent für die Schrauben war der Sprit deutlich teurer...
Abschließend noch wieso ich verzinkte Schrauben und keine Schrauben aus Edelstahl gekauft habe. Nicht etwa weil die ein paar Cent mehr kosten, sondern weil stets das »unedlere Metall« korrodiert. Bei verzinkten Schrauben sind es die Schrauben selbst. Bei Edelstahl würde das Gehäuse beziehungsweise der Gewindegang im Aluguss gammeln. Dann doch lieber die Schraube mit Klarlack versiegeln oder eben beim nächsten Flüssigkeitswechsel für 4 Cent erneuern.
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Datum: | 19.03.2016 |
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