Als ich vor fünf Tagen einen Zwischenstopp an der Raststätte Illertal Ost eingelegt hatte, konnte ich an einer Maschine zum ersten Mal »live« anschauen wie eine kleiner Tankrucksack mit Quick-Lock-System auf einem Motorrad aussieht.
Sich die Konstruktion im Laden anschauen ist das eine, auf einem Motorrad dann aber etwas anderes. Prompt war ich nämlich begeistert von dem System und der sicheren Befestigung.
Noch am gleichen Tag habe ich im Internet nach gebrauchten Taschen beziehungsweise Tankrucksäcken für das Quick Lock System gesucht und wurde sofort fündig[1].
Ich habe die Montage dokumentiert und in Abschnitte unterteilt. Dabei gehe ich auch auf die Unterschiede der bislang erschienenen drei Varianten vom Quick Lock System ein:
Trotzdem empfehle ich die etwas ausführlich geratene Einleitung weiterzulesen, denn darin stelle ich den kleinen Tankrucksack und seine Vorzüge vor.
Für kleines Geld habe ich das Vorgängermodell des aktuellen »QBAG Tankrucksack 12 Quick lock« gefunden und umgehend gekauft. Mit dabei war auch ein Tankring – allerdings leider nicht passend zu meiner BMW R 1150 GS.
Aber das hatte der Verkäufer auch nicht versprochen. Ich war sogar überrascht das ich nach dem Auspacken auch noch einen Tankring in den Händen halten konnte.
Unterschieden wird beim System zwischen dem »Tankring«, welcher fest mit dem Motorrad verbunden wird und dem »Oberring«, welcher sich am Tankrucksack befindet. Der Oberring wird auch als »Basisadapter« bezeichnet, in Foren wird jedoch auch von beiden Teilen gemeinsam als »Basisadapter« gesprochen, was die Kommunikation teilweise etwas erschwert.
Der (falsche) Tankring kann jedenfalls hervorragend zum Beschreiben des Mechanismus dienen. Zieht man an der Schnur wird ein mit einer Feder gehaltener Bolzen im Oberring bewegt. Zieht man ihn ganz zurück, wird die Halterung entriegelt.
Anschließend kann man den kleinen Tankrucksack (oder auch größere Modelle) einfach wegklappen und schließlich abnehmen.
Auf den beiden folgenden Bildern kann man den Bolzen beziehungsweise das Gegenstück beim Tankring gut erkennen. Die Öffnung im Tankring ist mit Metall verstärkt, ein schneller Verschleiß vom Arretierungsmechanismus ist also selbst bei häufiger Nutzung nicht zu befürchten.
Sollte der Riemen fehlen oder beschädigt sein kann er für kleines Geld (1,95 Euro) nachgekauft[2] werden.
Polo hat bei dem kleinen Tankrucksack lediglich die Modellbezeichnung und das Logo geändert. Nun steht »QBag« auf dem ansonsten gleich gebliebenen kleinen Tankrucksack. Beibehalten wurden auch so nützliche Details wie die Druckknöpfe am Reißverschluss. So kann sich der Rucksack nicht versehentlich durch den Fahrtwind öffnen.
Der Tankrucksack ist variabel, sein Volumen kann vergrößert werden. Wenn man beispielsweise noch eine Warnweste mitnehmen will, kann man einfach den zweiten umlaufenden Reißverschluss öffnen, dann erhöht sich das Volumen von etwa 6,5 auf 7,5 Liter.
Wobei es nicht der Zuwachs um ein Liter Volumen ist, welcher eventuell benötigt wird. Durch die zusätzliche Höhe passen auch etwas größere Objekte in den Tankrucksack, beispielsweise eine DSLR.
Für welche Maschine der vom Verkäufer mitgelieferte Tankring war, ist mir leider nicht bekannt. Er hat es mir nicht verraten. Zu meiner BMW passte er jedenfalls nicht, daher habe ich mir einen neuen, zu meiner BMW R 1150 GS passenden Tankring kaufen müssen.
Ein Tankring ist inklusive Schrauben für etwa 15 Euro erhältlich. Mal in schwarz, mal in grau beziehungsweise silber – je nachdem was gerade angeboten wird. Ich habe ein offensichtlich schon ziemlich angestaubtes Modell in grau aus dem Lager bekommen. Die Nachfrage scheint also etwas gesunken zu sein? Könnte aber auch daran liegen, dass es inzwischen eine neuere Version vom Quick Lock System gibt. Damit leite ich dann schön zum nächsten Punkt über: Die Varianten vom Quick Lock.
Das Quick Lock System als Halterung ist eigentlich schon ganz pfiffig. Aber es wurde noch zwei Mal weiterentwickelt. Daher in einer Tabelle eine Übersicht:
Bezeichnung | Funktion |
---|---|
Quick Lock Quick Lock Ion |
Erste Generation des Systems. Nicht kompatibel zu den beiden »Evo«-Varianten. Ist als Beispiel auf dieser Seite zu sehen. Wird inzwischen auch als »Quick Lock ION« vermarktet. Vermutlich damit keine Verwechslung mit der zweiten Generation »Evo« entstehen kann. |
Quick Lock Evo |
Zweite Generation des Systems. Nicht kompatibel zur ersten Generation. Kann durch das »Evo Schloss Kit« so erweitert werden das die Halterung abgeschlossen werden kann. |
Quick Lock Evo Elektrik |
Erweiterung der zweiten Generation des Systems, vom Aufbau her mit dem normalen Evo System identisch. Der Tankring wird mit dem Stromkreis des Motorrads verbunden und kann so 12 Volt Spannung liefern. Bei einem passenden Oberring wird der Tankrucksack selbst somit ans Bordnetz angeschlossen und kann als Anschluss für z.B. das Navigationsgerät genutzt werden. Entsprechende Adapter sind erhältlich. So lange der Oberring nicht montiert ist, führen die beiden Kontakte am Tankring keine Spannung. |
Auch andere Hersteller haben ähnliche Konzepte entwickelt und bieten sie an. Als ein Beispiel wäre Givi zu nennen, welche ihr Produkt »Tanklock« nennt. Die Systeme sind untereinander nicht kompatibel, aber man könnte einen Givi Tankrucksack mit einem SW-Motech Oberring kombinieren und den Rucksack dann mit dem System vom Mitbewerber nutzen.
Da die Tankrucksäcke allesamt eine verstärkte Bodenplatte benötigen raten die Hersteller davon ab einen nicht dafür konzipierten Tankrucksack mit einem Oberring auszustatten. Auch von Eigenkonstruktionen auf Basis von Tank- und Oberring raten sie explizit ab.
Die Montage des fahrzeugspezifischen Tankrings gestaltet sich sehr einfach: Schrauben entfernen, Tankring positionieren und dann mit den mitgelieferten Schrauben anziehen.
Als Montagepunkte für den Tankring werden einfach die vorhandenen Schrauben des Einfüllstutzens am Tank verwendet.
Abgesehen vom Werkzeug bringt das Set von SW-Motech alles mit was man braucht, also auch die Schrauben mit passender Länge. Die Schrauben im Tankverschluss meiner BMW R 1150 GS können mit einem Torxschlüssel (bzw. -steckschlüssel) gelöst werden.
Dies wird jetzt vermutlich nicht jeder in seinem Werkzeugkasten haben? Die Anschaffung von ein paar Bits kostet nicht viel Geld, ansonsten einfach mal bei einem Nachbarn fragen.
Die Anschaffung von einem Set mit diversen Torx[3] Bits kann durchaus auch langfristig Sinn machen. Werden einem sicherlich hier und da beim Schrauben immer wieder mal begegnen. Wenn nicht am Motorrad, dann vielleicht beim Fahrrad, bei Haushaltsgeräten (Staubsauger haben teilweise auch schon Torx – wenn man lange Haare hat braucht man dann einen passenden Steckschlüssel um den Klopfsauger wieder zu reinigen ).
Weg vom Staubsauger, hin zur BMW. Von den sechs Schrauben müssen vier Schrauben entfernt werden.
Da sie nach dem Lösen nicht überstehen, sollte man ein Klebeband bereit halten. Damit lassen sich die Schrauben dann einfach am Kopf aus den Öffnungen herausnehmen.
Die vier originalen Schrauben haben alle die gleiche Länge. Die Schrauben aus dem Set sind jedoch zum Teil deutlich länger. Von den acht Schrauben im Set werden jedoch nur vier benötigt. Welche dies sind? Einfach den Tankring mit einer Schraube bestücken und dann neben eine der originalen Schrauben halten.
So habe ich die vier richtigen Schrauben ermittelt. Die anderen vier Schrauben habe ich zusammen mit den originalen Schrauben von BMW wieder in den Pappkarton gepackt und zusammen mit der originalen Verpackung in meiner »Kiste für die BMW« in der Garage ins Regal gestellt.
Die Schrauben aus dem Set von SW-Motech müssen mit einem 4er Inbus verschraubt werden. Ein Werkzeug, was vermutlich jeder daheim hat?
Noch einmal ein Bild mit Schrauben aus dem Set um die unterschiedliche Länge aufzuzeigen. Wieso SW-Motech dem Set Schrauben in unterschiedlicher Länge beilegt? Vermutlich ist es einfacher Schrauben für ein paar Cent in ein Set zu packen, welches dann für diverse Motorradmodelle verwendet werden kann als für jedes Motorrad eine eigene Verpackung zu konfektionieren.
Nach dem Anziehen der vier Schrauben ist der Tankverschluss wieder fest mit dem Tank verbunden. Der Tankring ist nun ebenfalls fest mit dem Motorrad verbunden und man könnte einen Rucksack mit dem Quick-Lock-System darauf montieren.
Bevor der Tankrucksack »über dem Tank schweben kann« muss er jedoch noch an die richtige Position gebracht werden. Der Lenker darf nicht behindert werden, ebenso sollte der Blick auf die Instrumente nicht eingeschränkt werden. Darauf gehe ich im nächsten Abschnitt ein.
Wer einen neuen Tankrucksack erwirbt, muss ähnlich vorgehen wie ich es im folgenden Abschnitt beschreibe. Der Unterschied: Weil ich einen gebrauchten Tankrucksack gekauft habe, war der Oberring passend zum Motorrad montiert, auf welchem er bisher durch die Welt kurven durfte.
Die Platzierung vom Oberring passte jedoch nicht zur Position auf meiner BMW R 1150 GS. Daher musste ich den Ring versetzen. Bei einem neuen Tankrucksack sind es die gleichen Arbeitsschritte.
Wird der Tankrucksack zu weit vorne positioniert, kommt er mit dem Lenker in Konflikt. Wobei es hier auf die Form vom Lenker ankommt. Bei meiner R 1150 GS ist noch eine Strebe oben am Lenker vorhanden. Wenn diese nicht wäre, könnte ich den Tank sogar noch weiter nach vorne setzen.
Wer einen Neukauf tätigt, hat natürlich nicht einfach den Oberring mit dem Tankrucksack verschraubt und stellt dann bei der ersten Montage überrascht fest »Hey, das passt ja gar nicht!«. Ich nutze die sich durch den Gebrauchtkauf ergebene Situation um zu zeigen worauf man achten muss.
Daher zunächst den Lenker voll einschlagen und dann den Tankrucksack so positionieren, dass er den Lenker nicht mehr berührt. So kann beziehungsweise muss der Tankrucksack später mit montiertem Oberring auf dem Tank sitzen.
Ein Blick unter den Tankrucksack zeigt: Auf der BMW sitzt der Tankrucksack deutlich weiter hinten als es zuvor der Fall war. Damit der Oberring an der richtigen Stelle sitzt, muss er natürlich entsprechend verschraubt werden.
Bei meinem Gebrauchtkauf kommt nun noch der Zwischenschritt »Demontage des Oberrings« hinzu. Verschraubt ist er mit kleinen Schrauben (Inbus notwendig) sowie Muttern (8er Steckschlüssel oder Ringschlüssel notwendig).
Damit der Oberring später an der richtigen Stelle sitzt, muss man sich eine Möglichkeit zur Markierung einfallen lassen. Ich habe auf Malerkrepp zurückgegriffen.
Nachdem der Oberring demontiert war, habe ich einfach einen langen Streifen auf die Unterseite vom Tankrucksack aufgeklebt. So lässt sich dann die richtige Position vom Oberring einfach, bequem und vor allem rückstandsfrei markieren.
Der Oberring wird zunächst auf dem Tankring platziert und arretiert. Anschließend kann der Tankrucksack mit dem Malerkrepp auf der Unterseite aufgesetzt und in die richtige Position verschoben werden.
Mit einem wasserfesten schwarzen Stift habe ich anschließend die Kante vom Oberring auf dem Malerkrepp markiert. Danach konnte ich den Tankrucksack wieder abnehmen. Ebenso konnte nun der Oberring vom Tankring entfernt und auf den Boden vom Tankrucksack an der richtigen Stelle aufgelegt werden.
Damit der Oberring mit dem Tankrucksack verbunden werden kann, müssen nun natürlich wieder vier (neue) Löcher in den Boden vom Tankrucksack.
Das Material vom Tankrucksack selbst ist weich und kann einfach durchstochen werden. Eine Bohrmaschine ist nicht notwendig. Die erforderliche Stabilität erhält der Tankrucksack durch den Oberring auf der Unterseite sowie einer Kunststoffplatte im Inneren des Rucksacks.
Die vier Löcher habe ich anschließend mit einem Vorstecher[4] durch den Boden des Tankrucksacks gestochen. Es macht Sinn zunächst ein Loch zu stechen, mit einer Schraube den Oberring zu befestigen und anschließend vor dem Stechen den Ring exakt (!) auszurichten.
Wieso ich explizit darauf hinweise? Weil ich ihn nicht exakt ausgerichtet habe und mein Tankrucksack nun etwas schräg auf dem Tank sitzt. Macht meinen Fehler einfach nicht auch noch nach!
Die Unterteilung ist mit Klettverschluss befestigt und kann auch versetzt oder komplett entfernt werden.
So wie der Tankrucksack jetzt auf dem Tank sitzt sieht es eventuell ein wenig komisch aus. Aber wie heißt es so schön: »form follows function« – stimmt.
Von Volleinschlag bis Volleinschlag kommt der Lenker nicht mit dem Tankrucksack ins Gehege. Zudem habe ich freie Sicht auf alle Instrumente und kann auch die Tasche für das Navigationsgerät entsprechend positionieren. Der passende Blogbeitrag dazu kommt dann in den nächsten Wochen – versprochen!
Abschließend noch zwei Bilder vom »schwebenden Tankrucksack«. Ich werde wohl meistens ohne das zusätzliche Volumen unterwegs sein. Nach der Montage habe ich getestet ob alles was mir wichtig ist auch in den kleinen Tankrucksack passt. Scheint alles so zu klappen (inklusive Ladeadapter auf USB für das Navigationsgerät). Etwas zum Trinken oder Essen kommt einfach nach hinten unter ein elastisches Gepäcknetz. Geld, Bankkkarten sowie die Papiere vom Motorrad habe ich ohnehin immer in der Innentasche der Jacke einstecken.
Die Lösung mit der Halterung an den Befestigungspunkten vom Tankstutzen ist clever. Ebenso clever ist es natürlich auch, dass der Tankvorgang dadurch nicht beeinträchtigt wird.
Egal ob BMW, Honda, Kawasaki, Suzuki, Yamaha oder sonst ein Hersteller: Wenn der Ring für das Modell entwickelt wurde, dann ist der Tankvorgang mit dem originalen Tankverschluss natürlich auch problemlos möglich.
Einfach den Verschluss wie üblich öffnen, die Maschine betanken und gut. Was manche in Forenbeiträgen etwas bemängeln: Es sammelt sich leider auch gerne etwas Dreck im Ring an. Die Lösung für dieses »Problem« halte ich für sehr einfach: Putzen sollte helfen.
Meine BMW fährt entweder oder ist abgedeckt. Allzuviel Schmutz sollte sich daher nicht ansammeln. Wer Angst hat das beim Tanken etwas in den Tank hinein fallen könnte sollte dann eben stets ein (Taschen)Tuch mitführen. Dann kann er vor dem Tanken einmal durchwischen falls die Tankstelle gerade keine Papiertücher bereitstellen sollte.
Weil ich den Tankrucksack gebraucht gekauft habe, war der Oberring an der falschen Stelle. Nach dem Versetzen des Rings an die für die BMW R 1150 GS geeignete Position sind nun vier unnötige Löcher im Boden vom Tankrucksack.
Diese zu verschließen ist einfach wenn man eine Heißklebepistole in der heimischen Garage griffbereit liegen hat.
Einfach ein wenig vom Kleber in das Loch geben und dann beide Seiten mit je einem flachen Gegenstand flachdrücken. Nicht zu viel Kleber nehmen, es soll ja eher wie eine flache Niete aussehen und nicht wie eine Halbkugel auf der jeweiligen Seite der Bodenplatte.
So verschlossen kann kein Wasser eindringen, das Loch ist dauerhaft verschlossen und die Nutzung kann auch bei Regenfahrten bedenkenlos vorgenommen werden.
Leider war keine Regenhaube beim Kauf mit dabei, diese kann man aber für unter 5 Euro bei Polo nachkaufen. Ich packe gegen Feuchtigkeit empfindliche Sachen sowieso immer separat und vor Wasser geschützt ein.
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Datum: | 10.07.2015 |
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