Warum Funktionsunterwäsche beim Motorradfahren verwenden? Weil es Sinn macht. Die sogenannte »erste Schicht« kann entscheidend dazu beitragen ob es eine angenehme oder eine unangenehme Fahrt wird. Statt mit durchgeschwitzter Baumwollunterwäsche zu frieren gibt es diverse Kunstfaservarianten welche im Sommer kühl und bei kühlen Temperaturen warm halten sollen.
Weil ich nicht nur bei Temperaturen über 20°C und schönem Sonnenschein unterwegs bin habe ich daher ein weißes Funktionsshirt von Under Armour aus der »ColdGear«-Serie gekauft. ColdGear ist bei Under Armour die Bezeichnung für Kleidungsstücke, welche bei kühlen Temperaturen warmhalten sollen. Man trägt ColdGear also wenn es kühl ist.
Inzwischen sind sei dem Kauf im März einige Kilometer zusammengekommen und ich kann einen kleinen Bericht darüber schreiben wie es mir mit dem weißen Shirt ergangen ist.
Zunächst ein paar (natürlich rein subjektive) Erfahrungswerte und Eindrücke von mir im Vergleich von »ColdGear« und »HeatGear«[1] von Unter Armour beim Einsatz auf dem Motorrad. Anschließend das fast schon obligatorische »unboxing« und ein wenig Kritik am Verkäufer (und daher auch kein Link zu einer Bezugsquelle).
Funktionsbekleidung ist doch Funktionsbekleidung – oder nicht? Schon, aber es gibt nicht nur ein Material sondern auch entsprechend zum Einsatzzweck passende Materialien. Selbst die tollste Faser schafft es nicht im Winter warm, im Fühling wärmend und im Sommer eher kühlend zu wirken. Daher ist es nicht nur ein lustiges Werbeversprechen vom Hersteller sondern es gibt tatsächlich spürbare Unterschiede.
Leider hatte ich es noch nicht Anfang März bei meiner ersten Tour, bei welcher offensichtlich die Temperaturen noch nicht ganz so hoch waren. Aber eventuell war da auch gar nicht so schlecht, denn so habe ich nun einen Vergleich zwischen dem »HeatGear« und dem »ColdGear« Funktionsshirt bei ähnlichen Temperaturen.
Mein Eindruck: Während ich bei den Touren mit dem »Sommerfunktionsshirt« bei unter 10°C an den Unterarmen und den Ellenbogen deutlich spüren konnte wie sich die Kälte dort breit machte, hate ich den Effekt nicht beim »ColdGear«-Shirt. Die aufgerauhte Innenseite des »ColdGear«-Shirts erfüllt also wirklich einen spürbaren Zweck.
Der Nachteil davon: Es wirkt auch dann noch wärmespeichernd wenn man es eigentlich gar nicht mehr benötigt. Während ich kurz nach dem Frühstück bei Regen und Nebel und unter 10°C über die wärmende Funktion sehr angetan war, sah es am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein anders aus: Mir war zu warm. Trotz geöffneter Ventilationsöffnungen wollte die Wärme irgendwie nicht aus der Jacke entweichen.
Wobei es wohl weniger die Jacke als mehr die feinen fasern waren, welche die Wärme dort festhielten wo sie bleiben sollte: Knapp über der Haut.
Was man auf dem Bild auch erkennen kann: Die Faltenbildung vom weißen »ColdGear«. Obwohl ich die gleiche Größe gekauft habe (»LG«, also »large«) fällt das weiße Shirt größer aus. Die Länge der Ärmel passt, aber an Brust und Bauch liegt es nicht so eng an wie das schwarze »HeatGear« Funktionsshirt, welches ich bei wärmeren Temperaturen trage.
Ja, definitiv. Ende März war ich unterwegs, morgens 4°C bei Abfahrt, am Nachmittag dann 20–22°C laut den Thermometern an Banken und der Wettervorhersage.
Ich habe damals eine kleine Pause in einem Waldstück eingelegt und mich abkühlen lassen. Dort war es noch etwas kühler als direkt im Sonnenschein.
Zum Abend hin wurde es dann wieder kühler, da war mir das weiße Funktionsshirt mit seiner definitiv vorhandenen wärmenden Eigenschaft wieder sehr willkommen.
Was lern(t)e ich daraus? Nächstes Mal greife ich bei einer Bekleidung für kühlere Monate beziehungsweise Ausfahrten zu einem Produkt was enger anliegt und keine Falten wirft. Denn die Falten konnte ich dann auch abends als Abdrücke deutlich auf der Haut sehen. An den Stellen an denen das Shirt nicht direkten Kontakt mit der Haut hatte, blieb der Schweiß »stehen« und wurde nicht abgeführt. Mit dem eng anliegenden schwarzen Shirt kenne ich diese Probleme nicht.
Daher als Tipp für alle Kaufwilligen: Fragen ob man es anprobieren darf. Wirft es Falten eine kleinere Größe ausprobieren oder eben zum Produkt von einem anderen Hersteller greifen welches richtig passt.
Zur Passform: Wichtig sind mir gut sitzende Abschlüsse an Hals und den Handgelenken. Ich möchte nicht das dort Luft (Fahrtwind) hineinzieht und dann einen unerwünschten Kühleffekt hat. Das mag im Sommer ja eventuell noch kurz angenehm sein, bei kühlem Wetter ist das aber alles andere als angenehm.
Kurzarm-Funktionsshirts hatte ich vor einigen Jahren noch im Einsatz. Im Sommer war das recht angenehm – außer die Tour wurde länger und ich bin in den kühlen Abendstunden ohne Sonnenlicht zurückgefahren, Dann war es an den Unterarmen und Ellenbogen unangenehm kühl. Außerdem hatten alle Kurzarm-Funktionsshirts einen weit geschnittenen Kragen. Beim Wandern oder Spaziergängen ist dies angenehm, beim Motorradfahren zieht hier unter Umständen auch der Fahrtwind ordentlich rein (außer man kann den Kragen der Jacke entsprechend gut schließen).
Das von mir erworbene »Under Armour Coldgear Compression Mock Shirt (LG)« scheint ein Auslaufmodell zu sein. Ich habe es in der gleichen Optik mit in grau abgesetzten Nähten und dem gestickten »UA«-Logo am Kragen nur noch reduziert finden können. Das mutmaßliche Nachfolgemodell hat am Rücken auf der Höhe der Schulterblätter eine zusätzliche Naht.
Gekauft hatte ich als »neu mit Etikett«, angekommen ist es in einem Plastikbeutel. Die Kosten: 25 Euro inklusive Versand, der Listen- beziehungsweise »Streichpreis« liegt bei 54,95 Euro (laut Onlinehändler).
Mein erster Eindruck: Ziemlich zerknittert und unangenehm nach Plastik stinkend. Beides ist wohl auf die Verpackung zurückzuführen gewesen. Dieser Makel ließ sich nach einem Waschgang in der Maschine beheben.
Die Verarbeitung selbst ist so wie ich es bei anderen Produkten von Under Armour schon kennenlernen durfte: Saubere Nähte, hochwertiger Druck (Schriftzug »ColdGear Mock«) und schöne Stickerei (am Kragen), welche beim Tragen nicht drückt.
Das ovale »Schild« im Nacken beziehungsweise zwischen den Schulterblättern stört beim Tragen auch nicht weiter, man spürt es nicht.
Hergestellt in Nicaragua. Okay? Vielleicht daher der Größenunterschied zu meinem schwarzen Shirt? Denn das wurde in Bangladesh zusammengenäht.
Der Kragen mit der Stickerei ist angenehm weich, sehr elastisch und schließt am Hals ab ohne dabei zu drücken oder gar zu würgen.
Die Oberfläche der Außenseite ist glatt und fühlt sich auch nicht wirklich viel anders an als die Oberflächen von anderen Funktionsshirts.
Die Innenseite ist aufgerauht beziehungsweise »flauschig«. Entgegen meiner Befürchtung sammelt sich dort jedoch nicht der Schweiz sondern er wird auch aus diesen Fasern nach außen abtransportiert. Dafür dient die flauschige Innenseite als Isolierschicht und hält die Wärme am Körper.
Eingangs schon erwähnt verlinke ich das Funktionsshirt nicht. Zum einen weil ich mir sehr sicher bin das es sich um ein Auslaufmodell handelt und die Links daher zeitnah ins Leere führen würden. Der wirklich relevante Grund ist jedoch, dass ich von dem Händler wo ich das Shirt gekauft habe ziemlich enttäuscht bin.
Statt »neu mit Etikett« bekam ich »verdreckt ohne Etikett«. Das Etikett beziehungsweise das »Heftchen« von Under Armour war nicht mehr vorhanden, der Plastikstreifen steckte jedoch noch im Material.
Neben ein paar anderen »Schmuddelspuren« stach mir schon beim Auspacken ein deutlich sichtbarer violetter Streifen ins Auge.
Vielleicht wurde der ursprüngliche Preis mit einem Kugelschreiber durchgestrichen und so landete die Tinte an der Innenseite vom Hemd? Anschließend wurde das Etikett dann entfernt? Ich weiß es nicht, ich kann es nur vermuten.
Das vom Zustand her als »neu mit Etikett« als Händler anzubieten ist entweder mutig oder unverschämt. Reduzierter Preis hin oder her.
Nach einer Fahrt in der Waschmaschine war der beißende Plastikgeruch verschwunden, ebenso waren die anderen »Schmuddelstreifen« weg. Der Händler hat auf meine Reklamation nicht reagiert, er hatte ja sein Geld und der Rest war ihm wohl egal?
Der violette Streifen ging beim Waschen nicht raus, er wurde sogar noch größer (breiter). Damit muss ich dann wohl leben.
»Na, wenn du schon ein weißes Shirt nimmst brauchst du dich ja nicht darüber zu wundern das man jeden Dreck sieht!«
Stimmt schon, aber doch nicht wenn man es »neu mit Etikett« kauft, oder?
Ich habe die Farbe weiß bewusst gewählt. Weiß reflektiert Wärmestrahlung, schwarz nimmt sie auf. Daher sollte man bei einem wärmenden Shirt wohl eher zu weiß greifen, oder?
Gegenstände mit heller und glatter Oberfläche absorbieren wenig und reflektieren viel Wärmestrahlung. Das gilt nicht nur für Fahrzeuge und Kühlschränke sondern auch für Bekleidung. Zwar wirkt nicht die Sonne auf das unter mindestens einer Schicht Motorradschutzbekleidung verborgene weiße Hemd, aber die Wärmestrahlung des Körpers soll ja reflektiert und »an der Haut gehalten« werden. Daher habe ich bewusst zum weißen Shirt gegriffen – auch wenn der tatsächliche Effekt eventuell nur marginal ist?
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Datum: | 16.06.2019 |
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Kommentare
schrieb am 04.08.21 um 10:34 Uhr:
Guter Artikel.
Bezüglich des weiß/schwarz Dilemmas, hast du einen kleinen Denkfehler. Die Farbe ist nicht entscheidend für die Wärmespeicherung. Es geht darum, dass Weiß die Sonnenstrahlen reflektiert und so weniger wärme Aufnimmt. Was natürlich, wenn du das Shirt unter einer Lederkombi trägst, überhaupt nicht zu Tragen kommt .
schrieb am 08.08.21 um 18:01 Uhr:
Hallo »S«,


richtig ist, dass die Sonne nur schwer – also bei geschlossenem Reißverschluss und fehlendem Mesh gar nicht – unter die dicke Lederjacke kommt. Steht ja schon im letzten Absatz.
Wärmestrahlung kommt ja nicht nur von der Sonne, sondern auch von diversen anderen Quellen wie zum Beispiel von einem klassischen Leuchtmittel an der Decke, von Feuer oder von Krümmer und Auspuffanlage am Motorrad.
Dein Einwand bezüglich der Sonne ist berechtigt, allerdings gibt es unter der Lederkombi noch eine weitere Wärmequelle die eifrig Emissionen abliefert: den eigenen Körper. Steht auch im letzten Absatz.
Praxisnaher da schon eher mit Funktionsbekleidung in einer Liga spielend: Wärmeschutzdecken. In jedem gut sortierten beziehungsweise vollständigen Erste-Hilfe-Kasten mit dabei. Diese reflektiert die Infrarot-Wärmestrahlung auf der silber-farben Seite zu etwa 99% und auf der goldfarbene Seite zu etwa 97%. Dabei ist die Wärmedecke nicht gerade dick.
Wie stark sich die Farben bei Funktionsbekleidung auswirkt, welche als Kompressions-Bekleidungsstück eng anliegt? Müsste man mal messen falls das noch keiner gemacht hat. Gibt es da noch keinen Versuch von irgendeiner Wissens-Show im TV?
Abschließender Exkurs: darum streiht man ja auch hinter Heizkörpern stets weiß und sollte es vermeiden Außenwände der Wohnung innen schwarz oder anderweitig dunkel zu streichen. Ansonsten wird da primär die Wand warm und reicht die Wärme weiter und reflektiert wird von der Wärmestrahlung des Heizkörpers so gut wie nichts.