»Kann man mit einem Motocrosshelm auch auf der Straße fahren?« Nun ja, man kann auch mit einem Suppentopf auf dem Kopf auf der Straße fahren. Die Frage ist nur ob das zielführend ist oder nicht. ECE-konform ist das Kochgefäß jedenfalls sicherlich nicht.
Im Ernst: Ist schon ein wenig länger her das ich mir meinen letzten Helm gekauft habe. Den HJC SY-MAX III[1] habe ich noch immer im Einsatz, aber er ist mir bei den aktuellen Temperaturen mit teilweise über 30°C (im Schatten) doch zu »unluftig«. Zwar sind alle Lüftungsöffnungen am Anschlag, aber selbst mit Fahrtwind wird es mir während einer ausgedehnten Tagestour dann doch recht warm oberhalb vom Hals.
Mein Ansatz für mehr Luft am beziehungsweise um den Schädel herum: Mit einem Motocrosshelm auf der Straße fahren. Im heutigen Beitrag stelle ich jedoch erst einmal nur vor was ich mir gekauft habe. Ein Erfahrungsbericht wird dann nachgereicht.
Alles neu – oder doch nicht? Bestellt habe ich jedenfalls sowohl Helm wie auch Brille bei FC-Moto. Geliefert wurde sehr flott, da ich zur Bezahlung ganz klassisch eine Überweisung vom Girokonto gewählt hatte, ging natürlich ein wenig Zeit ins Land bis FC-Moto den Zahlungseingang verbuchen konnte.
Warum ich mir nicht so sicher bin das alles wirklich neu ist? Nun ja, schaut selbst wie die Brille bei mir angekommen ist.
Ich glaube kaum das sie bei 100% die Brille auf dem Kopf stehend in den Karton packen und diesen dann mit braunem Paketband zukleben.
Daher gehe ich bei der Brille von einer Retoure aus. Komplett war sie, auch die zweite, klare Scheibe war mit dabei. Da sowohl Helm wie auch Brille reduziert waren sehe ich das völlig entspannt.
Wer meinem Blog folgt oder sich hier noch ein wenig umschaut wird schnell herausfinden das ich auffällig gestaltete Helme mag. Es ist einfach der höchste Punkt am Motorrad und somit ist der Helm auch weithin sichtbar – sofern er eine entsprechende farbliche Gestaltung aufweisen kann.
Eigentlich hätte ich ja lieber die Variante »Grand Duke« vom mutmaßlichen Auslaufmodell HJC FG-X[2] gekauft. Diese war aber nicht mehr in der Größe »L« lieferbar. Also wurde es die Variante »TOW« mit ein paar schwarzen Anteilen. Der »Grand Duke« wäre nahezu ausschließlich neongelb mit roten Mustern und Schriftzügen gewesen.
Obwohl er noch im Helmbeutel steckt schimmert die auffällige Farbkombination schon durch den Stoff hindurch. Ich bleibe mir also treu: Bunt wird besser gesehen und allen »Farbverweigerern« zum Trotz wird man von anderen Motorradfahren weiterhin gegrüßt.
Doch der FG-X ist nicht nur bunt sondern hat auch noch ein paar interessante Features. Dazu gehört das Material. Die Schale ist aus einem Kevlar- und Fiberglas-Composit und somit gewebeverstärkter, laminierter Kunststoff. Das vollständig zur Reinigung herausnehmbare Futter ist mit SilvercoolPlus™ bestückt und somit antibakteriell.
HJC bezeichnet das Belüftungssystem als »Advanced Channeling Ventilation System« (»ACS«). Der Vorteil dieser Entwicklung sei, dass sowohl Wärme wie auch Feuchtigkeit durch die Belüftung schnell und nachhaltig abgeführt werden.
Meine kleine Küchenwaage verlangt leider nach neuen Batterien. HJC gibt für den Helm in Größe L ein Gewicht von 1250 Gramm an. Damit ist der Helm leichter als so mancher MX-Helm von Mitbewerbern, in jedem Fall jedoch leichter als ein Klapphelm- oder Dual-Sports-Vertreter.
Anmerkung: Mit »Dual-Sports« meine ich das, was seit zwei, drei Jahren in zumindest in Deutschland als »Endurohelm« vermarktet wird. Also ein Helm mit Visier und kurzem Schild, welches dem Sonnenschutz dienen soll. Gleichzeitig soll dabei das Schil den Helm auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht allzu sehr negativ beeinträchtigen und die Nackenmuskulatur mit dem Fahrtwind kämpfen lassen soll.
Als reinrassiger MX-Helm ist der HJC FG-X bei seiner Markteinführung 2014 als »Topmodell« beworben worden. Für 199 USD beziehungweise knapp um die 200 Euro wurde er vor rund vier Jahren angeboten. Inzwischen liegt der Preis für weniger auffällige Dessins bei unter 130 Euro. Der »Grand Duke« und »Tow« ist für etwa 150 bis 160 Euro online zu finden – falls noch verfügbar.
Was ich nicht verstehe: Auf der deutschen/europäischen Seite von HJC ist er gar nicht mehr gelistet. Auf der englischsprachigen Seite findet man den FG-X noch immer, auch mit neuen Dessins. »Tow« ist nicht mehr mit dabei, den »Grand Duke« gibt es dort aber noch immer.
Inzwischen ist der offizielle (baugleiche?) Nachfolger wohl »FG-Cross«, aus dem »X« wurde also ein »Cross«.
Zumindest sieht es auf den Bildern so aus als der Name, die Farbvarianten und die Form des Schilds geändert wurden. Die Helmschale selbst scheint gleich geblieben zu sein. Ich konnte aber in keinem Ladengeschäft einen FG-X mit einem FG-Cross vergleichen. UVP des FG-Cross: 249 Euro.
Der Brille von 100% werde ich mich in einem weiteren Beitrag ausführlich widmen. Zuvor möchte ich jedoch die Kombination von Helm und Brille auf der Straße fahren und auch mal auf der Autobahn schauen »wie es sich so anfühlt«.
Bis dahin bleibt es also erst einmal beim »Hello« auf der Verpackung und einem Bild von Helm und Brille in trauter Zweisamkeit.
Ich hätte wohl doch zu einer Brille mit schwarzem Gurtband greifen sollen? Der Helm wirkt so jedenfalls jetzt breiter als er eigentlich ist.
Die Auswahl von einem weiteren Modell von HJC ist kein Zufall. Ich habe mir auch Helme von Shoei und O'Neal angeschaut und aufgesetzt. Mit dem Shoei VFX-WR wurde ich jedoch nicht glücklich (Druck an der Stirn und für den Preis von einem Shoei bekommt man drei von den HJC FG-X). Bei O´Neal hatte es mir zunächst der Sierra II angetan. Das wäre dann ein »Dual-Sports« Helm. Leider habe ich ihn jedoch nirgendwo zum Probetragen gefunden – und er hat »nur« eine ABS-Schale, kein Composit wie bei HJC oder Shoei.
Gerne hätte ich auch noch einen Shoei Hornet ADV ausprobiert. Aber auch hier: Nirgendwo zur Anprobe griffbereit. Auch ein Helm in der Klasse zwischen 470 und 590 Euro (je nach farblicher Gestaltung).
Was ich aufsetzen konnte: Einen Nishua (Eigenmarke von Louis) Enduro Carbon[3]. Dieser ist aktuell für 199 Euro zu haben (Streichpreis 299 Euro). Er ist dank Carbon sehr, sehr leicht und passt mir in Größe L ebenfalls sehr gut. Aber: Die Wangenpolster habe ich als sehr, sehr weich empfunden. Und: Die Halteschraube vom Schirm ist mit dem Drehpunkt vom Visier identisch. Finde ich nicht so optimal. Von verlorengegangenen Schrauben liest man aber wenig. Jedoch: Der Helm ist im Prinzip schon über 7 Jahre alt. 2011 wurde er noch als Helm von Uvex verkauft – mit gleichem Namen.
Warum ich den Nishua nicht in die Liste der möglichen Käufe aufgenommen habe: Ab 120 km/h soll er (auf BMW R 1150 GS mit hohem Schild gefahren) sehr unruhig werden. Das Schild würde vibrieren – aber ohne Schild fahren will man ja eigentlich nicht (Sonnenschutz). Dann doch lieber gleich einen MX-Helm mit mutmaßlich stabilerem Schild wählen.
Was mir beim HJC FG-X gefallen hat: Er hat – laut Internet – einen großen Ausschnitt für die Brille. Die Alternative – ebenfalls mit Fiberglas als Schale – wäre ein O’Neal 10series gewesen (aktuell für etwa 200 Euro zu finden, vor 2 Jahren lag der Preis noch 300 Euro). Aber auch den habe ich nirgendwo in einem Laden zwecks Anprobe gefunden.
Das man kaum gängige und gut bis sehr gut bewertete Helme findet hat mich ehrlich gesagt dann doch verwundert. Ich hatte den aktuellen Sumo- und Enduro-Boom eigentlich noch immer für so ausgeprägt gehalten, dass alle Händler die zu den Maschinen (optisch) passenden Helme in Hülle und Fülle parat haben. Ich lag mit der Einschätzung offensichtlich falsch.
Daher habe ich wieder zu HJC gegriffen. Auch den musste ich bestellen. Aber ich weiß wie die Helme ausfallen und habe mir daher die Größe L bestellt – und die passt mir perfekt.
Was jetzt natürlich fehlt: Der Erfahrungsbericht. Wie fühlt sich der Helm bei welcher Geschwindigkeit an? Insbesondere im Zusammenspiel mit dem hohen Windschild meiner BMW, welche für so manche Verwirbelung bei bestimmten Geschwindigkeiten sorgt?
Also einfach die nächsten Beiträge von mir im Blog beobachten. Ich werde sicherlich einige Touren unternehmen wenn die Sonne tagsüber weiter so brennt.
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Datum: | 02.06.2018 |
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Kommentare
schrieb am 25.06.18 um 13:18 Uhr:
Ich hatte ja vor längerer Zeit für meine DR der Einfachheit zu einem Madhead und Brille gegriffen, war auch ok und am Anfang auch für Kurzstrecken nit der AfricaTwin.
Für die Reise fand ich das aber suboptimal und suchte nach einer Alternative. Fündig wurde ich ja beim Nexx X.D1 (den gabs auch als TT Aventuro).
Den fahre ich zu 80% mit Quickstrap-Brille und bei Regen mach ich mal das Visier runter und die Brille nach hinten. Das Schild ist mit Verlängerung auch nicht wesentlich kürzer als bei den MX Helmen.
Auf der letzten Tour durch Baltikum und Finnland war das perfekt, auch auf längeren Autobahnetappen. Klar ist der offene Helm lauter, aber dafür eben auch schön luftig und dank Brille bekommt man eben keinen Sand ins Auge.
schrieb am 25.06.18 um 22:52 Uhr:
Inzwischen sind ein paar 100 km mit dem MX-Helm zusammengekommen. Primär Landstraße also 80–100 km/h. Da funktioniert er sehr gut. Laut? Ja. Aber dafür gibt es ja Gehörschutz. Finde ich daher subjektiv gar nicht mal so laut (hatte es mir schlimmer vorgestellt). Den Kaufe bereue ich also nicht – aber ich bin auch noch nicht in den Regen gekommen.
schrieb am 27.06.18 um 23:28 Uhr:
Einen Cross-Helm als normalen Reisehelm zu missbrauchen, habe ich in Südamerika auch gemacht... bei warmen/heißen Wetter top, aber wenn es kalt wird (Berge) und/oder regnet... dann ist das nicht mehr lustig!
Außerdem bekommt man viel mehr Straßendreck ins Gesicht/Nase... meine Atemschutzmaske war am Abend immer schwarz...
Würde ich an deiner Stelle auch mal drüber nachdenken... Feinstaub!
schrieb am 27.06.18 um 23:46 Uhr:
Ich fahre immer mit Sturmhaube. Durch die Nase atmen wird durch die Brille eingeschränkt (drückt die Nasenflügel leicht zusammen). Am Freitag letzte Woche war ich noch einmal mit meinem Integralhelm unterwegs. Ich habe mal bewusst darauf geachtet wie ich atme: Primär durch den Mund, auch beim Integralhelm. Das hatte ich eigentlich nicht erwartet.

Was richtig ist: Der Dreck von Kieswerken, dem Autobahnausbau der A8 und der allgegenwärtige Blütenstaub dieses Jahr: Ich brauche nur an mein Auto denken (oder den Dreck auf Sitzbank und Tank) → das zieht man sich auch durch Nase oder Mund rein.
Allerdings glaube ich nicht das deutlich viel weniger Staub/Dreck beim Integralhelm seinen Weg vor Nase und Mund findet. Zumindest bei jenen nicht, welche ich in den letzten beiden »heißen Wochen« täglich begegnet bin: Klapphelm oder zumindest Visier bis zum Anschlag offen... bei über 30°C laut Thermometer für viele in Kombination mit einer Sonnenbrille oder Sonneninnenvisier die einzige Art mit dem Integralhelm einigermaßen angenehm fahren zu können.
Da wäre dann der »Dual Sports Helmet« aka »Endurohelm« mit geschlossenem Visier wieder besser als MX plus Brille – wenn man das Visier denn schließen würde.
Eine Regenfahrt steht noch aus. Ich möchte aber ehrlich gesagt mit dem MX-Helm auch keine machen müssen. Jedenfalls nicht freiwillig.