Vor knapp einem Monat habe ich über den Kauf der retroreflektierenden Aufkleber geschrieben[1]. Heute habe ich den letzten der 18 Aufkleber auf die »Heckseite« der Alukoffer geklebt. Einen der Aufkleber habe ich dazu zerschnitten, das wird auf den Bildern ersichtlich.
Ich kann mir gut vorstellen das das Resultat polarisiert und einigen überhaupt nicht gefallen könnte. Aber es geht ja nicht um Polarisierung sondern um Reflexion. Zu reflektieren haben die Aufkleber jedenfalls super drauf – sogar zu retroreflektieren.
Der heutige Beitrag ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Einfach die Einträge in dem kleinen Kasten auswählen wenn es direkt zu einem bestimmten Punkt gehen soll.
Wie kam ich überhaupt auf die Idee die Kisten mit den Aufklebern zu versehen? Dafür ein kurzer Sprung zurück in den Juli. Als ich die Kiste mit den gebraucht gekauften Därr Boxen geöffnet habe blinkte mich gleich einer der vom Vorbesitzer aufgeklebten Reflektoren an.
Neugierig? Aberwitzig? Wohl eher deplaziert so ganz alleine auf dem Deckel der einen Alubox. Schon beim Hochheben der Kiste konnte ich hören das irgendetwas »im Karton rappelt« – was ja eigentlich nicht zu erwarten sein sollte?
Er mag all die Jahre während der Fahrt auf der Alukiste gehalten haben, der Transport per DHL war zu viel für ihn. Daher hat er sich wohl spontan von der Aluxbox gelöst.
Der große Reflektor aus Kunststoff war mit doppelseitigem Klebeband befestigt gewesen. Die vielen Jahre haben dem Klebstoff wohl nicht gut getan und er war »müde geworden«. Zudem befand sich der Aufkleber auf der falschen Seite weil ich die Kisten umgekehrt montieren wollte (Scharniere nach vorne, Schloss nach hinten).
Reflektoren wollte ich aber schon wieder an den Koffern haben. Wenn man schon so viel Fläche nach hinten beim Motorrad hat, kann man sie ja auch sinnvoll nutzen, oder?
Die retroreflektierenden Aufkleber[2] auf den diversen LKW beziehungsweise ihren Aufliegern stechen ins Auge – zumindest nachts oder in der Dämmerung. Die Tage sind in den letzten Wochen auch wieder deutlich kürzer geworden. Wenn ich auf den Straßen unterwegs bin kann ich daher die wirklich gute Wirkung der Aufkleber bestaunen.
Auf den Alukisten sieht das seit heute entsprechend aus:
Tagsüber leuchten sie natürlich nicht so auffällig, die »große, rote Fläche« sollte aber trotzdem ins Auge stechen. Vielleicht hält der eine oder andere Autofahrer bei Überholmanövern künftig mehr Abstand? Na, ich will mal nicht zu viel von den Aufklebern erwarten.
Ja, ich bin mir bewusst das manche mit den Augen rollen oder sich gar völlig geblendet voller Entsetzen abwenden. »Das ist ja schlimmer als eine Warnweste« könnte ein Gedanke sein? Nun ja... Wenn es dämmert ziehe ich mir auch eine Warnweste[3] über. Von da her: In Dämmerung und bei Nacht bin ich jetzt stilecht unterwegs.
Keine Raketenwissenschaft: Aufkleber aufkleben. Trotzdem kann man ja noch den einen oder anderen Tipp geben.
Der Hersteller (3M) gibt nur wenig vor wenn es um das Aufkleben geht. Die Oberfläche sollte natürlich sauber und möglichst fettfrei sein.
Man darf die Aufkleber nicht feucht verkleben. Was das heißt? Manche Aufkleber dürfen feucht verklebt werden. Man sprüht also einfach Wasser auf die zu beklebende Fläche, platziert den Aufkleber darauf und kann ihn noch etwas hin und her bewegen bevor man ihn mittels einer Rakel fest anstreicht.
Genau das darf man nicht machen. Die Klebefolie beziehungsweise die rechteckigen Aufkleber müssen trocken verklebt werden.
Auf einer handelsüblichen Rolle sind 50 Meter von diesen Aufklebern. Da ich keinen Sattelauflieger habe, sondern nur zwei Aluboxen an je einer Seite damit verzieren will, hat mir ein Meter gereicht.
Diesen Meter habe ich dann in Teile zerschnitten. So das ich die Aufkleber möglichst einfach möglichst sauber und schön rechtwinklig aufkleben kann. Der Plan ging jedoch nicht ganz auf, später mehr dazu.
Trocken, fettfrei und sauber soll die Oberfläche sein. Nachdem ich die Alukisten mit Wasser und Seife vorgereinigt hatte kam zum Entfetten Bremsenreiniger zum Einsatz.
Bremsenreiniger kostet nicht viel, sollte immer in einer Garage verfügbar sein und eignet sich hervorragend zum Entfetten.
Die Aufkleber sind auf einer Trägerfolie. Man zieht die rechteckigen Aufkleber also zunächst mit dieser Trägerfolie ab, platziert sie auf der Oberfläche auf welcher sie später kleben sollen und drückt sie an.
Während sie auf der Trägerfolie sind kann man auch einfach nur diese Trägerfolie ansetzen und andrücken. So kann man noch einmal nachmessen ob die Aufkleber auch schön parallel zur Unterkante der Alubox sind. Wenn alles passt: Andrücken.
Die rechteckigen Aufkleber haften sofort sehr, sehr stark. Ein Nachjustieren ist dann nicht mehr möglich. Würde man versuchen die nur 0,1 mm starken Aufkleber abzuziehen, werden sie vermutlich dabei zerstört.
Wie genau die Aufkleber aussehen und wie das mit der Trägerfolie ist wird im nächsten Abschnitt gezeigt.
War das jetzt etwas schnell mit der Trägerfolie und dem Aufbringen des Aufklebers? Kein Problem, hier noch zwei Bilder von einem einzelnen Aufklebersegment, also einem der Quadrate mit 50 mm Kantenlänge.
Die Rückseite mit dem extrem gut haftenden Klebstoff ist weiß. Diese Seite befindet sich auf dem opaken Trägermaterial.
Die Vorderseite vom Aufkleber ist – in meinem Fall – rot. Diese Seite klebt auf einer transparenten Klebefolie.
Zieht man den Aufkleber vom opaken Trägermaterial ab hat man ihn also noch immer mit der transparenten Trägerfolie in der Hand. Man kann den Aufkleber mit dieser Trägerfolie halten und muss nicht in die Klebeschicht vom eigentlichen Aufkleber hineingreifen.
Drückt man nur die transparente Trägerfolie an die Alubox lässt sich der Aufkleber noch einmal abziehen und neu positionieren. Ich habe mir mit Kreppklebeband eine Markierung für einen einzelnen Aufkleber gemacht.
Sobald der Aufkleber richtig positioniert ist, wird er einfach angedrückt. Danach die Trägerfolie abziehen und schon ist der Aufkleber fest aufgebracht.
»Was ist der Unterschied zwischen Reflexion und Retroreflexion?«
Die Begriffe werden im allgemeinen Sprachgebrauch synonym verwendet. Beziehungsweise kein »normaler Mensch« spricht von Retroreflexion. Er wird von einem »Katzenauge« oder einem »Reflektor« sprechen, welcher »leuchtet«.
Dabei leuchtet kein Reflektor und auch sonst keine Oberfläche welche etwas reflektiert. Denn sie wirft einfach nur Wellen zurück, welche auf sie auftreffen und »leuchtet« nicht selbst. Das Gegenteil von Reflexion wäre übrigens Absorption, also das »Verschlucken« von Wellen.
Zurück zur Reflexion, am Beispiel von einem Spiegel, den hat man ja auch am Motorrad. Da gilt »Eintrittswinkel ist gleich Austrittswinkel«. Das hatten wir ja mal in der Physikstunde irgendwann (in Mathe eventuell dann später auch noch einmal).
Das heißt wird eine Fläche angestrahlt, so wird das Licht (also die Lichtwellen) entsprechend des Eintrittswinkels reflektiert, aber dabei abgelenkt. Sicherlich gut bekannte Beispiele: Sonnenlicht auf dem Glas einer Armbanduhr – oder wie damals im Schulunterricht einen Mitschüler mit der Reflexion des Sonnenlichts vom Geodreieck nerven. Oder eben um beim Spiegel beim Motorrad zu bleiben: Man sieht sich nicht selbst darin sondern was hinter einem auf der Straße so los ist. Zumindest dann, wenn er korrekt eingestellt ist.
Retroreflektierend ist anders: Unabhängig vom Winkel in welchem das Licht auftrifft soll es im gleichen Winkel zurückgeworfen werden. Also 1:1 »gespiegelt« werden. Das kennt man bei den von mir gekauften Aufklebern als Umrissmarkierungen für die LKW. Egal ob man dahinter fährt oder sie leicht schräg mit dem Scheinwerfer anstrahlt, es wird das Licht (also zumindest ein deutlicher Teil davon) vom retroreflektierenden Aufkleber wieder zurück in Richtung der Lichtquelle geworfen.
Sprich: Retroreflektierend ist es dann, wenn das Licht unabhängig von der Ausrichtung des Reflektors zurück in Richtung der Lichtquelle reflektiert wird. Beispiele dafür sind die schon erwähnte LKW Umrissmarkierung, Straßenschilder und natürlich auch die Warnbaken am Straßenrand.
Wie weiter oben schon angedeutet habe ich es mir mal wieder etwas komplizierter gemacht als nötig.
Ich habe die vertikal angebrachten Aufkleber nicht zerschnitten, dafür alle horizontal positionierten Aufkleber einzeln an ihren Bestimmungsort gesetzt.
Warum? Damit »es schön aussieht«.
Die Aufkleber haben nicht nur das durchlaufende Wabenmuster sondern auch noch »Balken«, welche sich durch das komplette Band ziehen. Damit diese »Balken« alle schön horizontal verlaufen, habe ich die vier seitlich nach oben aufgeklebten Rechtecke alle separat platziert.
Muss man das so machen? Nein. Aber ich wollte es so haben. Ansonsten wäre ich sicherlich etliche Minuten früher fertig geworden.
Die klare Antwort lautet: »Ja«. Die Koffer gelten als Gepäck und sind nicht fest mit dem Fahrzeug verbunden. Daher gelten für diese Gepäckstücke nicht die gleichen Vorgaben wie für fest mit dem Fahrzeug verbundene Teile.
Ansonsten wären auch die diversen Gepäckrollen und Rucksäcke mit retroreflektierenden Elementen nicht erlaubt – und auch keine Stiefel, Hosen und Jacken mit eben diesen retroreflektierenden Einsätzen.
Das die Aufkleber von 3M E-homologiert sind und eine entsprechende Kennung tragen ist daher ein nettes Beiwerk aber nicht relevant.
Wer sich noch ein wenig für das Material interessiert: Natürlich ist alles schön genormt und definiert was man normalerweise damit machen darf. Nachzulesen in der ECE 104. Was aber vielleicht noch interessant sein könnte ist, dass Folie nicht gleich Folie ist sondern es auch noch eine Abstufung im Bezug auf die rückstrahlende Wirkung gibt.
Bezüglich der Reflexivität ist Klasse »C« die höchste Kategorie und Klasse »E« die niedrigste Ausführung. Was als Umrissmarkierung verwendet wird retroreflektiert somit am stärksten.
Nicht zulässig wäre es die Aufkleber direkt auf dem Rahmen oder der Verkleidung des Motorrads anzubringen. Ebenso nicht zulässig (aber trotzdem verkauft): Retroreflektierende Felgenrandaufkleber.
Abschließend fällt mir nur noch ein festzustellen das ich mit dem Aufkleben der Teile wohl genau in die richtige Jahreszeit komme. Es wird früher dunkel und morgens bleibt auch schon mal der Nebel länger hängen – außer es regnet.
Da schadet es sicherlich nicht das ich für meine für den Oktober geplante mehrtägige Tour die Aluboxen mit den Aufklebern versehen habe. Ich befürchte das ich auf der Rückfahrt am letzten Tag ganz sicher erst nach Einbruch der Dunkelheit heimkommen werden. Na, das wird sich aber noch zeigen.
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Datum: | 25.09.2019 |
Teilen: |
![]() ![]() ![]() ![]() Permalink BB-Code Einfach per Klick auf den Button markieren und anschließend mit der Tastenkombination Strg+C in die Zwischenablage kopieren |
Weitere Artikel des Autors:![]() Sturzbügel an der XJ 600 S »abgefault« Wer oder was klopft da bei Tempo 120 km/h an meinen rechten Daytona? ![]() Wohin mit dem Smartphone damit ihm nichts passiert? Muss ein teures Peli Case her? Nö, denn Emsa geht auch! ![]() Eventuell schon das Passknackerfinale 2016 für mich? Start im Nebel, dann (mehr oder weniger) Sonnenschein bis zum Einbruch der Nacht ![]() E.A.R. Classic ear plugs – Gehörschutz auf dem Motorrad Ich nutze sie bereits seit rund 10 Jahren unter dem Helm ![]() Quickly-Rennen Altheim/Staig Mit 50 ccm über Wiesen und an Feldern vorbei |
Kommentare
schrieb am 29.09.19 um 12:37 Uhr:
Ich habe meine Koffer auch mit 3m Folie beklebt. Hinten die Roten (nicht ganz so viele), vorn und seitlich Weiße.
https://blog.max-fun.de/2019/01/06/aufgeklebt-3m-reflexfolie-am-fahrrad/
Machen sich aber auch gut am Fahrrad.
schrieb am 29.09.19 um 19:29 Uhr:
Die Wirkung ist einfach gut.
Wobei mir schon jemand per Mail geschrieben hat ich sollte doch was von Orafol kaufen. Von wegen »beim Erfinder kaufen«.

www.amazon.de – Orafol Reflexite 50 mm weißAnzeige. 5,60 Euro der Meter – inklusive der Versandkosten. Orafol soll nur einschichtiges Material verwenden, 3M zweischichtiges Material. Daher sei die Variante von Orafol beständiger. Zumindest laut der E-Mail die ich bekommen habe. Vergleichswert habe ich ja keinen.
Die zugeschnittenen Quadrate waren mir aber lieber. Habe da von Orafol bislang nichts gefunden.
schrieb am 30.09.19 um 13:03 Uhr:
Jetzt vorne noch weiße und seitlich gelbe und Du bist rundum sichtbar.
schrieb am 30.09.19 um 13:07 Uhr:
Nachtrag zu Orafol: Mit etwas, was genauso aussieht und auch einschichtig ist, habe ich bei meiner letzten Beklebungsaktion rumexperimentiert. Die Ergebnisse decken sich mit den Angaben in einem Refelxfolienshop: Gut, aber nicht so gut wie das Prismaband von 3M. Von dem es hier Fotos gibt: https://silencer137.com/2017/06/23/reflexion-auf-steroiden-passivlichtsystem/
schrieb am 30.09.19 um 17:22 Uhr:
Seitlich ist kein Platz. Da müssen ja andere Aufkleber hin. Ob man weiß nach vorne sehen kann? Bin da skeptisch. Andererseits muss das Loch von den Schuh-Kofferhaltern ja sinnvoll verschlossen werden.
Muss wohl mal beim nächsten Stopp an einem Autobahnparkplatz am Wochenende die diversen LKW abgehen und schauen was die so kleben haben und wie mir das gefällt. Und dann flink sein wenn mich die Trucker jagen. Die Begründung »ich will mir das ans Motorrad kleben« könnte auf Unverständnis stoßen.