»Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.«
Leider nicht von mir, es stand aber in Aufkleberform hinten auf einem Wohnmobil, welchem ich heute auf der Ostalb einige Kilometer lang hinterhergetuckert bin. Zugeschrieben wird dieses Zitat Cicely Saunders[1], wohl mit einem anderen Hintergrund. Aber es passt irgendwie auch zu meinem Selbstverständnis wie ich Motorrad fahre beziehungsweise fahren möchte.
Daher ist der heutige Beitrag im Zusammenhang mit meinem gestrigen Bericht über die Fahrt an einem Sonntag[2] zu sehen. Was mir gestern defintiv gefehlt hat, hatte ich heute: Ruhe und Gemütlichkeit – und genügend Platz wenn man mal irgendwo parken wollte oder für einen Bildnachweis parken sollte/musste.
»Schnittlinger Berg« – das Windrad dreht sich eifrig, das Nachweisposter flattert im Wind und binnen meiner etwa fünfminütigen Pause fahren gerade einmal 3 Fahrzeuge vorbei. So mag ich das. So stelle ich mir auch meine Motorradtouren vor: Entspannt.
Auch am Nachweispunkt »Messelberg« ist es nicht viel anders. Zwar stehen ein paar Fahrzeuge von Spaziergängern und Wanderern auf dem Parkplatz, aber es ist alles friedlich. Kein Kleinkrieg um Stellplätze, dafür ein Handwerker, welcher offensichtlich dort seine Mittagspause verbringt und sich den Wind um die Nase wehen lässt während er seinen Kaffee konsumiert und gelegentlich in sein mitgebrachtes Brot beißt. Kaffeeduft trägt der Wind über die Straße in meine Nase. Mit was das Brot belegt ist lässt sich per Geruchsanalyse nicht feststellen.
Freundlich grüßende Menschen ziehen vorbei, wundern sich vermutlich dennoch wieso ich gerade dort angehalten habe und etwas ans Motorrad hänge um es dann zu fotografieren. Aber an solche Blicke habe ich mich ja schon gewöhnt.
Die Sonne scheint, ich mache noch ein zweites Bild von den Schildern nach Schnittlingen und Donzdorf um es dann in die Passknackerdatenbank[3] als Bilderspende hochladen zu können.
Am Nachweispunkt »Bartholomäer Steige« dann ein Novum für mich: Im vierten Jahr meines Passknackerdaseins habe ich endlich die richtige Tafel für den Bildernachweis gefunden. Diesmal stand auch kein LKW davor – dafür einer etwa 10 Meter daneben.
Wie ich so das Spiel von Licht und Schatten bewundere fällt mir auf, dass die Maschine auf der gestrigen Tour wieder einiges an Staub und Dreck von der Straße mitgenommen hat. Oder ist das doch dieser »Saharastaub«, welcher gerade wieder in Süddeutschland vom Himmel fällt? Dreckig ist sie jedenfalls wieder geworden. Dabei war ich doch bisher nur bei schönem Wetter unterwegs.
Mein Routenplan mit meiner bewährten »Punkt zu Punkt«-Navigation wurde dann jedoch ausgebremst. Noch immer wird an der Ortsdurchfahrt von Degenfeld gebaut. Von Lauterstein muss man daher weiter nach Bartholomä und Lauterburg (wegen dem Nachweis dort).
Dies war letztes Jahr auch schon so, daher konnte ich nicht den Furtlepass anfahren sondern musste über »Lauterburg« fahren.
Wer meinen heutigen Blogbeitrag liest und in den nächsten Tagen auch die Tour fahren will: Nicht über die »Durchfahrt verboten«-Schilder auf dem Weg nach Lauterburg wundern. Man kommt problemlos bis zur Stelle für den Bildernachweis und kann anschließend über Lautern weiter zum Furtlepass fahren.
Jedoch Obacht, die Straße von Lauterburg nach Lautern wird wohl die nächste Straße sein, welche einen neuen Fahrbahnbelag bekommt. Verdient hätte sie es jedenfalls dringend. Zumindest kann man sich dort einen guten Eindruck davon machen, wie unterschiedlich in den letzten Jahren schadhafte Stellen ausgebessert wurden.
Die Straße über den Furtlepass ist nicht gesperrt, führt sie schließlich auch noch nach Hornberg zum Flugplatz. Daher kann man die diversen Hinweisschilder von wegen »No U Turn!« ignorieren – mit dem Motorrad sowieso. Scheinbar ist die Strecke bei LKW-Fahrern aber recht beliebt und wer von diesen bis nach Degenfeld fährt, hat tatsächlich keine Wendemöglichkeit.
Dank des stark eingeschränkten Verkehrs kann man oben direkt am Passschild anhalten und sein Nachweisbild erstellen. Während ich dort oben gestanden bin, kam kein einziges Fahrzeug vorbei. Okay, ist ja auch Montag.
Mächtig stolz habe ich das Poster ans Passschild geklammert, das erste Nachweisbild mit Motorrad und gut sichtbarem Kennzeichen erstellt. Anschließend habe ich zur Großaufnahme vom Schild angesetzt – und schon kam eine Windböe und das Plakat ist mir davongeflogen. Zurück blieben nur meine orangefarbenen Klammern am Passschild.
Also habe ich erst mal das mit dem Bild abgebrochen, bin dem PVC-Plakat hinterhergelaufen, welches jedoch auch nicht wirklich weit gekommen ist. Aufgrund vom Eigengewicht blieb es etwa 10 Meter vom Passschild entfernt am Hang liegen.
Da ich die Runde heute in einer anderen Reihenfolge gefahren bin, habe ich irgendwie auch völlig andere Straßen kennenlernen dürfen. Oder es liegt an meinem anderen Navigationsgerät? Kann ich fast nicht glauben, schließlich gibt es die Straßen dort ja schon deutlich länger als 10 Jahre.
Jedenfalls kam ich vom Rechberg zum Hohenstaufen diesmal über einen anderen Weg als in den letzten beiden Jahren.
Am Nachweis »Hohenstaufen« angekommen hatte ich Glück, keine parkenden Fahrzeuge im Weg. Also gleich direkt so die Maschine abgestellt, dass sowohl Brunnen wie auch das Schild mit auf dem Bild sind.
Natürlich muss man bei den ganzen Pfosten ein wenig aufpassen. Ansonsten hat man einen Blinker weniger an der Maschine. Aber wie man sehen kann: Alles kein Problem. Bis die Maschine auf dem Seitenständer stand, hat es aber deutlich länger als sonst gedauert.
Tankstopp in Göppingen. Ohne obligatorisches Snickers, dafür den Tank der R 1150 GS wieder randvoll aufgefüllt. Die Kontrollleuchte war schon wieder an, von den 22 Litern haben aber »nur« 17,8 Liter gefehlt. So gesehen scheint die Kontrollleuchte doch recht zuverlässig zu arbeiten, 4 Liter Reserve sollen es laut BMW sein.
Schmunzeln musste ich als ich am Nachweis »Kornbergsattel« angekommen bin. Da hat doch tatsächlich jemand seit meinem letzten Stopp einen Passknacker-Aufkleber auf die Stange geklebt.
Während ich so an der Bushaltestelle meine Bilder mache fallen mir dann zwei Dinge auf. Zunächst mal ziehen wie angekündigt Wolken auf. Vor 20 Uhr soll aber kein Tropfen aus den Wolken hinabfallen, also eilt es diesbezüglich nicht sonderlich. Was mich mehr stört ist die Tatsache, dass der Verkehr deutlich zunimmt. Die Uhrzeit bewegt sich langsam aber sicher auf 15 Uhr zu – die Pendler kommen zurück!
Auf dem Weg zum Nachweis »Schonderhöhe« stehe ich daher im ersten Stau der Pendler. Die Straßen von und nach Geislingen an der Steige waren vor 40 Jahren vermutlich noch dem üblichen Verkehr gewachsen, die Zeiten sind aber schon lange vorbei.
Nicht nur die Anwohner haben ihre liebe Not mit dem täglichen Stau, auch die Pendler sind nicht wirklich begeistert. Zu allem Übel kommt dann auch noch hinzu, dass die Bahnstrecke Ulm ←→ Geislingen ←→ Göppingen auch nicht gerade ein Musterbeispiel für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ist.
So reihe ich mich also auf der Straße nach Geislingen in den Verkehr mit ein und freue mich als ich endlich nach rechts in Richtung Schonderhöhe abbiegen kann. Ich will schon den entgegenkommenden Motorradfahrer grüßen, erkenne dann aber die BMW in silber mit blauen Farbflächen und Schriftzug »Polizei« – ist Grüßen eigentlich eine Ordnugnswidrigkeit, in Italien ist es ja anscheinend verboten, wie ist das in Deutschland eigentlich? Bevor ich weiter darüber nachgedacht habe ist er auch schon vorbei.
Zum »Hexensattel« geht es nur dann, wenn man wieder von »Schonderhöhe« den gleichen Weg zurückfährt, sich wieder in den Stau einreiht und dann nach links wegfährt. Schnell bin ich am mir mittlerweile gut bekannten Nachweispunkt und kann auch ungestört mein Bild machen. Der Wanderparkplatz ist nur etwa zur Hälfte belegt, ein Vater will mit einem Sohn einen Drachen steigen lassen. Zumindest tragen sie ihn gemeinsam vom Wanderparkplatz weg.
Der Rest geht dann ganz schnell: Noch einmal kurz zwecks Nachweis »Michelsberg (Oberböhringen)« angehalten und anschließend wieder in Geislingen schön in den Stau der Pendler einreihen. Na prima.
Aber alles in allem kein Vergleich zur Tagestour, welche ich gestern gefahren habe. Viel weniger Stress, viel freundlichere Menschen und auch kein drängelnder Sportwagen.
Spektakulär war nichts an der Runde auf der Ostalb. Aber es war gut um den Kopf frei zu bekommen und so habe ich auf meine Art »dem Tag mehr Leben« gegeben.
Für die nächsten Tage stehen jetzt erst einmal andere Dinge auf dem Programm: Die R 1150 GS braucht recht zügig einen neuen Vorderreifen. Vielleicht sind noch 200 bis 300 km drin, dann ist mir aber zu wenig Profil drauf. Außerdem will ich jetzt endlich wenn es gutes Wetter ist auch den fälligen Wechsel vom Getriebeöl vornehmen. Das hatte ich eigentlich letztes Jahr für den Herbst vorgesehen, jetzt haben wir schon wieder April.
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Datum: | 10.04.2017 |
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