Kettenpflege bei einem Motorrad ohne Hauptständer? Kann man auch auf dem Seitenständer hinbekommen: Einfach immer ein kleines Stück weiterschieben, die Kette reinigen oder eben im zweiten Durchgang schmieren und das so lange wiederholen bis man die ganze Kette gewartet hat.
Geht das nicht einfacher? Ja, natürlich. Die Lösung trägt den klangvollen Namen »Montageständer« und kostet gar nicht mal so viel. Außerdem kann man mit zwei Montageständern die Maschine mit entlasteten Rädern überwintern lassen und somit den »Standplatten« nachhaltig vermeiden. Lauter gute Gründe sich einen Montageständer anzuschaffen? Eigentlich sogar genug Gründe für zwei Montageständer, möglichst einen der für vorne und hinten geeignet ist, also ein Montageständer »2 in 1«[1]?
Oder aber man verwendet den Montageständer um einen Radwechsel durchführen zu können – auch beziehungweise gerade bei einer Maschine ohne Hauptständer.
Manche sportliche Maschinen sparen sich die zusätzlichen Kilogramm unter dem Rahmen und je nach Konstruktion vom Hauptständer wird schließilch auch die Schräglagenfreiheit eingeschränkt.
Also lauter gute Gründe sich einen Montageständer zu kaufen? Oder gleich zwei? Na, dann mal weiter im Text.
Von XLMOTO habe ich den Montageständer Proworks 2 in 1 (vorne/hinten)Anzeige gemeinsam mit dem bereits vorgestellten Rennzelt[2] gestellt bekommen. Diesen möchte ich in meinem heutigen Beitrag vorstellen.
Was ist drin im Karton? Einfach weiterlesen.
Nach dem Öffnen des Kartons sieht man schon den zerlegten Montageständer. Das Schöne dabei: Man kann ihn auch wieder so klein zerlegen und ins Regal oder unter die Werkbank in der Garage räumen wenn man ihn nicht braucht. Produkte von Mitbewerbern sind gerne größer weil sie nicht als Konstruktion zum Zusammenstecken sondern »zu einem Stück zusammengeschweißt« sind.
Der Inhalt des Kartons: Da wären zunächst die beiden Teile mit je zwei Rollen und zwei Bügel, mit welchem die Breite variiert werden kann. Breit für den Einsatz am Hinterrad, schmal für den Einsatz vorne an der Gabel.
Je nach Einsatzzweck kann man also einfach die Breite des Montageständers aufgrund des ausgwählten Bügels wählen. Im unteren Bild ist demnach die Variante für den Einsatz am Hinterrad zu sehen.
Der Bügel und die beiden Teile mit den Rädern werden nicht verschraubt sondern zusammengesteckt. Anschließend werden sie mittels Splintbolzen und je einem Federsplint gesichert. Die Lösung ist sehr simpel und dennoch sicher. Außerdem kommt man völlig ohne Werkzeug aus.
An beiden Bügelteilen befinden sich je zwei Kunststoffclips. Diese müssen sich bei der Montage der Splintbolzen über selbigen befinden. Die Clips dienen später als Auflagepunkte auf dem Boden wenn der Montageständer im Einsatz ist.
Wo sich die schwarzen Clips idealerweise beim Einsatz befinden ist auf dem nächsten Bild zu sehen: Damit man die Beschichtung vom Montageständer nicht zerkratzt befinden sie sich zwischen dem Rohr und dem Fußboden. Wird die Umweltmatte[3] verwendet, kann eigentlich sowieso nichts passieren – sofern man den Montageständer vollständig auf die Matte bekommt.
Die Bezeichnung »2 in 1« spielt darauf an das der Montageständer sowohl für das Vorderrad aber auch für das Hinterrad verwendet werden kann. Eigentlich ist es sogar ein »2 in 1«-Montageständer, denn es liegen drei unterschiedliche Aufnahmen für die Verwendung am Motorrad bei: Frei drehende, gummierte Aufnahmen für den Einsatz an der Schwinge, Dornaufnahmen für den Einsatz an der Gabel und sogenannte »V-Schnellaufnahmen« für den Einsatz in Verbindung mit »bobbin pins«.
Die wohl gängigste Variante ist der Einsatz des Montageständers zur Kettenpflege. Das Hinterrad wird angehoben und kann sich frei drehen. Gang raus, Hinterrad drehen und dann einfach die Kette pflegen.
Dafür bietet sich der Einsatz der frei drehenden, gummierten Aufnahmen an. Diese werden einfach in die Aufnahmen am Montageständer eingeschoben, mittels der Flügelschraube festgespannt und schon kann das Heck angehoben werden.
Wenn die Schwinge mit Aufnahmepunkten versehen ist (sogenannte »Racingadapter« im Englischen auch »bobbin bolts« genannt), kann man den »V-Schnell-Aufnahmen« verwenden. Nicht jedes Motorrad hat Aufnahmen für diese »bobbin bolts«, daher muss man zu den gummierten Aufsätzen mit den großen Auflageflächen greifen wenn man das Heck aufbocken will.
Doch noch einmal zurück zu den »bobbin bolts«. Klingt lustig, ist aber einfach nur die exakte Bezeichnung für das was wir im Deutschen als »Spulenschrauben« bezeichnen. Eine Spule wird mit einer Schraube an der Schwinge befestigt – also eine »Spulenschraube«. Wie eine Spule aussieht weiß ja hoffentlich jeder?
XLMOTO hat auch solche »bobbin bolts« im Sortiment[4]. Welche Variante passt muss man selbst herausfinden (Gewinde M6 bis M10 ist üblich).
Wenn die Maschine keine Gewinde für die Aufnahme der »bobbin bolts« hat, kann bei Stereo-Federbeinen am Heck auch eventuell hier mit einer längeren Schraube eine solche Spule befestigt werden. Dann dient die untere Aufnahme des Federbeins als Aufnahme für den Montageständer. So lassen sich dann auch Maschinen mit Kardan aufbocken – außer sie haben wie meine R 1150 GS eine Einarmschwinge mit Zentralfederbein..
Ich fasse kurz zusammen: Mit der Dornaufnahme und der gummierten Aufnahme für die Schwinge sind wohl nahezu alle Eventualitäten abgedeckt (außer Einarmschwingen natürlich). Wer an seiner Maschine die sogenannten »bobbin bolts« montiert hat kann zur V-Schnellaufnahme greifen. Im Lieferumfang sind alle drei Varianten der Aufnahme enthalten.
Im nächsten Abschnitt folgt ein Blick auf die Verwendung der Dornaufnahme an der Gabel.
Viele Motorräder haben unten an der Gabel eine Öffnung. Diese kann für die Dornaufnahme verwendet werden. Zur Orientierung wie die USD-Gabel meiner BMW F 800 R aussieht. Erst einmal von der Seite und ein Bild weiter unten dann auch von unten betrachtet.
Zum Überwintern kann in diese Öffnung die Dornaufnahme angesetzt und die Front mit dem Montageständer aufgebockt werden. Wichtig dabei: Ohne einen weiteren Montageständer am Heck würde die Gabel wegkippen und die Maschine umfallen. Wer eine Überwinterung mit Montageständer plant: Zwei Montageständer kaufen!
Wie wird die Dornaufnahme verwendet? Man setzt sie in den Montageständer so ein, dass der Dorn im aufgebockten Zustand sicher und fest in der Öffnung der Gabel sitzt und ein Herunterrutschen so unmöglich wird.
Was ein wenig schade ist, sich aber mit minimalem finanziellen Aufwand optimieren lässt: Es ist keine Gummierung vorhanden. Einfach im Baumarkt ein paar Distanzscheiben aus Gummi kaufen, dann kann man mit der Aufnahme nicht die Gabel zerkratzen.
Sollte man das Vorderrad ausgebaut haben um einen neuen Reifen aufziehen zu lassen kann man mit dem Montageständer die Maschine auch sicher abstellen. Der Montageständer am Heck hält die Maschine sicher in Position und schützt vor einem Umkippen. Der Montageständer an der Front hat den Zweck das man die Gabel nicht auf einem Bierkasten oder dem Fußboden abstellen muss.
Eigentlich selbsterklärend und oben war sie auch schon auf den Bildern zu sehen: Die Variante mit den gummierten Aufnahmen für die Schwinge.
Die Aufnahmen sind frei drehend gelagert. Sie passen sich also der Schwinge an wenn der Montageständer angesetzt und das Heck angehoben wird.
Wie weit die Aufnahmen ausgefahren werden müssen, lässt sich stufenlos am Montageständer einstellen. Anschließend werden die Aufnahmen mit den Flügelschrauben arretiert. So steht das Motorrad sicher und stabil wenn das Heck so aufgebockt wurde.
Die vier Räder (zwei pro Seite) sorgen beim Aufbocken für einen leichten Lauf und in Verbindung mit dem dann flach am Boden liegenden Bügel eine sichere Plattform.
Abschließend noch ein Absatz zum Preis: Der Montageständer wird von XLMOTO derzeit auf 29,99 Euro reduziert angeboten. Nimmt man zwei Stück davon entfallen die Versandkosten (ab 50 Euro Versandkostenfrei).
Wer ein Motorrad ohne Hauptständer besitzt und diesen nicht nachrüsten will ist meiner Meinung nach mit dem Montageständer von Proworks gut bedient. Ich persönlich bevorzuge ja den Hauptständer an meinen Motorrädern.
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Datum: | 03.04.2019 |
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Kommentare
Silencer | https://silencer137.com
schrieb am 04.04.19 um 23:28 Uhr:
Danke für den Beitrag. Ich muss zugeben: Mit dem Ding habe ich schon öfter geliebäugelt, gerade weil die DL650 seit der Tieferlegung keinen Hauptständer mehr hat. Wie sieht es denn mit der Qualität des Dings aus - wackelt da was oder passt alles? Traust Du dem Teil zu, mehr als drei Einsätze zu überstehen?
Ich stehe außerdem ein wenig auf dem Schlauch, was die Nutzung angeht. Wenn ich nur die Kette schmieren will, reicht dann einee Jalterung für Hinten? Oder geht die Kiste beim Anheben (mit nur einer Person) dann unter Umständen weg, will man also lieber vorne und Hinten einen Halter haben?
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 05.04.19 um 00:04 Uhr:
Mit dem Montageständer an der Hinterachse bzw. an der Schwinge: Es wackelt nichts, es steht alles sicher. Fast so als würde sie auf dem Hauptständer stehen – nur das sie da noch Vorder- oder Hinterrad in der Luft hat.
Der Montageständer mit seinen vier Rollen hat eine breitere Basis als der Hauptständer, daher steht die Maschine eigentlich sogar noch stabiler. Die Schwinge darf nur eben nicht vom Designer in einem Bogen gestaltet worden sein. Sie sollte schon eine flache Aufnahmestelle für den Montageständer haben. Oder eben die erwähnten »bobbin bolts«.
Wenn du nur die Kette reinigen und schmieren willst reicht der eine Montageständer hinten. Beide brauchst du meiner Meinung nach nur wenn du beide Räder über den Winter entlasten willst oder aber wenn du die Räder ausbauen willst (nur hinten geht auch mit nur einem, ohne Vorderrad wird's aber blöd weil die Gabel nicht in der Luft schweben kann ).
Beim Kettenwechsel kann es aber blöd gehen: Bei der XJ 600 S/N muss bei einer Endloskette die Schwinge gelöst werden. Löst man die Schwinge, kann man natürlich keinen Montageständer dort angesetzt haben. Da wäre dann wieder ein Hauptständer sinnvoll. Oder eine kleine Hebebühne, welche man unten am Motorblock ansetzt. So einen Scherenhub (bis 400 kg belastbar) gibt es auch bei XLMOTO im Sortiment. Kostet aber 149,99 Euro.
Silencer | https://silencer137.com
schrieb am 07.04.19 um 13:52 Uhr:
Prima, danke. Das überzeugt mich. Ich habe mir das Teil jetzt mal bestellt, damit darfst Du offiziell den Titel "Influencer" tragen.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 24.04.19 um 06:02 Uhr:
Ist das gute Stück inzwischen bei dir angekommen? Bist du zufrieden damit?
Alex
schrieb am 29.03.20 um 13:26 Uhr:
Hallo und Danke für den Bericht. Ich nutze diesen für meine 2001er GSXR und bin ebenfalls sehr Zufrieden ! Gutes Preis Leistungsverhältnis.
Gute Fahrt und bleibt alle Gesund !
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 29.03.20 um 15:14 Uhr:
Hallo Alex,
es freut mich das du mit dem Montageständer zufrieden bist und deine Gixxer gut und sicher steht.
Auch dir: Gesund bleiben!
Jonas
schrieb am 18.03.21 um 15:45 Uhr:
Danke für den tollen Bericht,
hast du zufällig den realen Maximalabstand zwischen den Aufnahmen gemessen? Der wird ja mit 35,2cm angegeben und würde somit gerade nicht für die GSR 750 mit bobbins passen.
Gruß Jonas
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 18.03.21 um 21:43 Uhr:
Hallo Jonas,
ich kann morgen oder übermorgen in der Garage nachschauen. Ich werde messen, fotograpixeln und dir dann berichten.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 20.03.21 um 13:44 Uhr:
Hallo Jonas,
wie versprochen: oben im Beitrag findest du jetzt die Maße und wie ich gemessen habe. Reichen 330 mm zwischen den Aufnahmen bei deiner GSR?
Jonas
schrieb am 20.03.21 um 15:05 Uhr:
Danke für die schnelle und ausführliche Darstellung. ich habe gehofft, dass die angegebenen Maße vielleicht etwas größer ausfallen aber anscheinend ist genau das Gegenteil der Fall.
Leider passt das mit den Bobbins nicht zusammen, da diese mit ca 36cm (von Aufnahmemitte zu Aufnahmemitte) wesentlich weiter auseinander sind.
Trotzdem danke für dein Bemühen!
Gruß Jonas
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 20.03.21 um 15:24 Uhr:
Schade das es nicht klappt. Aber lieber einmal so gemessen als falsch bestellt, bezahlt und wieder zurückgeschickt.
Jonas
schrieb am 21.03.21 um 18:21 Uhr:
Eventuell werd ich mich trotzdem für diesen entscheiden und die Gummiaufnahmen für die Schwinge verwenden, da es in dieser Preisklasse (30€) kaum Konkurrenz gibt... breiter als 35cm einstellbar sind die wenigsten. Gegebenenfalls kann man sich noch selber ein längeres Rohr zurechtbiegen, um eine noch größere Breitenvielfalt zu erhalten
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 21.03.21 um 19:33 Uhr:
Wie breit darf da die Aufnahme auseinander sein?
Ein Plan B: »Tonne« statt »konisch« – aber vermutlich doch auch zu groß: www.fc-moto.de – Oxford Premium Bobbins Spinners Ständeraufnahme M10Anzeige.
Habe nebenbei jetzt auch mal geschaut ob die Maße bei anderen Montageständern angegeben sind. Leider meistens nicht. Bei den »schmalen 150ern« ist es ja in der Regel kein Problem. Bei der BMW F 800 R (erste Bilder im Beitrag) ging es trotz 180er am Heck mit den Gummiauflagen.
Jonas
schrieb am 21.03.21 um 19:47 Uhr:
Ja mit der Schwinge würde es definitiv klappen, da sind ca 32mm nötig, was ja passt. Mindestens 28cm hoch muss der Montageständer gehen, dann sollte das passen :P
Die von dir empfohlen Aufnahmen reißen da leider auch nicht so viel, trotzdem danke.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 21.03.21 um 19:55 Uhr:
Ich habe die freidrehenden Aufnahmen jetzt mal ausgepackt und gemessen. 12 mm tragen sie pro Seite auf bzw. nehmen sie weg.
Wenn etwa 340 cm zwischen den beiden Aufnahmen ohne Einsatz ist (geschätzt, nicht gemessen) bleiben etwa 316 mm mit den beiden gummierten Universalaufnahmen übrig... Noch mal messen vor dem Kauf?
Jonas
schrieb am 24.03.21 um 18:12 Uhr:
Gut, dass du es angesprochen hast.
Ich habe nochmal gemessen und es sind genau 32 cm, das ist mir zu knapp. Frech von xlmoto finde ich, dass auf die Frage, ob der Montageständer bei mir passen würde (ich habe auf die Bobbins verwiesen und auch darauf, dass ich diese gerne nutzen würde) ein "passt sicher" als Antwort kam...
Naja ich bedanke mich für die ausführliche Beantwortung meiner Frage, hat mir viel geholfen
Brrnd
schrieb am 20.10.22 um 20:19 Uhr:
Hallo und danke für den Test.
Ich hab die Teile auch in Gebrauch, bin aber nicht so glücklich damit, oder ich mache etwas falsch.
Das Hinterrad wird nicht hoch genug bewegt, so dass ich zwei Holzlatten unter die Aufnahme schieben muss. Erst dann ist das Hinterrad frei.
An meinem Motorrad gibt es in der Gabel kein Loch. Dann ist der Heber leider nicht brauchbar.