Die Gummilippe vom grünen Eiskratzer schiebt die angetauten Reste vom Eis der letzten Nacht vor sich her. Es ist kurz nach 9 Uhr und ich wollte »mal nachschauen wie frisch es draußen ist«. Knapp über 0°C sagt das Thermometer, aber die Sonne scheint bereits.
Um 11 Uhr ist es dann soweit. Es geht los, hinauf auf die A7 und A96 – allerdings zweispurig. Die BMW schlummert noch im Winterquartier, das Saisonkennzeichen erlaubt auch kein Entrinnen von dort. Vor dem 2. März kann ich sie nicht auslösen gehen.
Ist vielleicht auch besser so, denn das Wetter ist ja fast schon Motorradwetter. Also zumindest so lange man von der warmen Fensterbank aus nach draußen schaut, die Sonne sieht und eigentlich darauf wartet das hier und dort schon die ersten Knospen sich öffnen und der Frühling beginnt.
Mit Schnee und Eis war diesen Winter bislang nicht viel los. Zwischendurch mal kurz ein Anflug von sehr lästigem Winterschneegestöber, aber trotz über 800 m Höhenlage war das wieder recht zügig weggetaut oder vom sich anschließenden Regen weggespült. Mal sehen was das Sturmtief »Sabine« in den folgenden drei, vier Tagen so mit sich bringen wird.
Die Prognose für heute: Kalt aber keine Niederschläge. Also auch kein Schnee. Nur Sonnenschein und frischer Wind.
Die Sonne scheint auch schon seit Sonnenaufgang wunderprächtig vom Himmel herab. Nur warm will es irgendwie nicht so richtig werden.
Macht aber nichts, der »Bürgerkäfig« hat ja eine Heizung. Eine, welche sogar sehr gut funktioniert.
Das Multifunktionsdisplay ist auch eifrig bei der Arbeit und warnt mich vor möglicher Straßenglätte. 3°C eben.
Zu schnell fahren ist heute aber sowieso erst einmal nicht möglich. Für die Strecke, für welche man normalerweise knapp eine Stunde oder sogar weniger benötigen würde sollte man sich heute 90 bis 120 Minuten einplanen. Der Verkehrsfunk ist schon eifrig und mehrere Minuten lang am Warnen.
Da sind wohl wieder die Wintersportler unterwegs? Dachträger mit Ski und Dachboxen und bis unter den Himmel vollbeladene Fahrzeuge schleichen mit gemütlichen 30 – 40 km/h dahin. Zwischendurch kompletter Stillstand. Zeit ein Foto zu machen.
Was beim Bild vielleicht missverstanden wird: Da »kleben nicht alle auf der linken Spur« sonder man versucht die rechte Spur frei zu halten damit die Jungs und Mädels am Autobahndreieck dort einfädeln können.
Ich habe es nicht eilig, ich habe Zeit. Also sortiere ich mich wieder auf die rechte Spur ein und genieße zwischendurch beim nächsten der zahlreichen Komplettstillstände ein wenig die Landschaft und die gute Fernsicht im Allgäu.
Plötzlich wird es hektisch. Wir rollen wieder an, man ist wieder mit sagenhaften 50 km/h im Geschwindigkeitsrausch angekommen. Rechts schießen ein weißes BMW-SUV und ein roter Däne mit Dachbox auf seinem Ford vorbei.
Beide nutzen einen Parkplatz um ordentlich zu beschleunigen um – ohne Zwischenstopp – anschließend wieder vorne in den rollenden Verkehr hineindrücken zu können. Ob es sich lohnt? Beide sind jetzt ganze drei Fahrzeuge vor mir. Ich habe keine Ahnung wie viele Fahrzeuge sie mit der Aktion überholt haben, mehr als 10 aber sicherlich nicht.
Ich verlasse die Autobahn. Mein Navi kennt die Straße noch nicht und auch nicht den Kreisverkehr. Das Kartenmaterial ist von 2008. Da hat sich also offensichtlich schon einiges verändert.
Panik bricht aus. Mein Navi ist davon überzeugt, dass ich wieder auf der Autobahn fahre. Dann glaubt es ich bin in einem Acker unterwegs – mit 60 km/h.
Irgendwann beruhigt es sich wieder, ich habe die Landstraße gefunden zum Hofgut Farny gefunden. Die ist wohl noch immer dort wo sie auch schon 2008 gewesen ist.
Ach ja, mit was ich heute unterwegs bin: 2013er Opel Astra J. 103 kW. Perfekt im Stau.
Ganz in alter Passknackertradition ist auch schon wieder das Gegenlicht da. Die Nemesis meiner Passknackeraufnahmen schlägt am Begrüßungsschild vom Hofgut Farny zu.
Damit auch 2020 wieder viele Panoramaaufnahmen im Blog zu finden sind fange ich gleich mal mit dem Hofgut an:
Was da so weiß im linken Bilddrittel strahlt sind keine Wolken. Das ist die Sonne, welche beim Schmarrnfon für die Überbelichtung des Himmels sorgt.
Während ich im Stau auf der A7 stand kam kein Motorrad zwischen den beiden Fahrspuren hindurch vorbeigerollt. Okay, um 11 Uhr noch 3°C, kurz nach 12 Uhr dann immerhin schon über 10°C – aber so richtig »Saisonstart 2020« ist dann ja doch nicht. »Wie viele kommen wohl mit dem Motorrad zum Treffen angefahren?« ging mir durch den Kopf.
Beim Eintreffen war dann jedenfalls schon mal das erste Nicht-Auto vor Ort: Das MZ-Gespann von Heiko L. war bereits da.
Noch bevor ich Fotos von der MZ machen kann werde ich schon begrüßt: »Junger Mann!« – so hat mich schon lange niemand mehr angesprochen.
Man sagt kurz »Hallo«, stellt sich vor und wird mangels gelben Helm auf dem Schädel natürlich erst einmal nicht erkannt. Sind ja doch ein paar Teilnehmer gewesen: 269 registrierte Passknackerinnen und Passknacker in der Saison 2019.
Dann kann ich mir aber das Gespann ein wenig anschauen. Man kennt es von den Bildern, wirkt also irgendwie vertraut. Aber aus der Nähe hat man es eben bis dato noch nicht gesehen. Weitere Motorräder? Vorerst nicht, das sollte sich aber noch ändern.
Im Saal wird man begrüßt und auf eine Tasche angesprochen, welche man mal am Motorrad hatte. Tasche? Tasche? Ich habe doch nur Koffer verbaut?
Es dauert ein wenig, dann fällt mir ein was gemeint ist: Meine Tasche, welche ich in der Saison 2014 als »Nachweisposter in Taschenform«[1] verwendet hatte. Die hatte ich nach der sechsten Passknackersaison gar nicht mehr präsent – andere schon. Ich dachte bislang es ist eher mein gelber Helm welcher ein Erkennungsmerkmal sein könnte.
Man unterhält sich ein wenig mit dem Sitznachbarn, schon geht es auch mit dem Programm los. Begrüßung und Vorstellung. Einer ist entschuldigt – aus gutem Grund. Es wird aktuell der bestehende Guinness Höhenweltrekord für Motorräder angegriffen. Der bestehende Rekord liegt bei 6'471 m über Meer, die gilt es zu toppen. Das geht nicht in Europa, dazu muss man zum Nevado Ojos del Salado in der Atacama Wüste in Chile[2].
Bevor die Verlosung der gesponsorten Preise beginnt, hat mein alkoholfreies Weizen von Farny schon deutlich im Glas abgenommen. Die Preise selbst werden auf der Website wie folgt kommentiert: »Die ausgelobten Preise im Sinne einer Anerkennung sollen in keinster Weise Ansporn sein für eine Teilnahme. Sie sind deshalb vornehmlich symbolischer Natur oder von geringem Wert im Vergleich zum Material- und Zeiteinsatz.«. Sprich: Man macht für den Spaß mit. Wenn man dann als i-Tüpfelchen noch einen kleinen Preis mit nach Hause nimmt, kann man sich freuen. Große Preisgelder gibt es aber nicht.
Das die Verleihung der gesponsorten Preise dann auch nach dem Prinzip des freien Auswählens stattfindet, unterstreicht noch einmal diesen Charakter.
Es ist also nicht so das »der/die mit den meisten Punkten den teuersten Preis erhält«, sondern zunächst die höchstplatzierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Wahl haben. Anschließend wird je eine Oersib aus einer Kategorie (Streuner, Fernweh, Gewohnheitstäter, Entdecker und Passknacker.li) gezogen – und anschließend wird unter allen Anwesenden verlost. Man wird aufgerufen, wählt sich aus dem was angeboten wird etwas aus und gut.
Bevor man aber zur Auswahl schreitet, erhält man vom Präsident eine Urkunde ausgehändigt (und Aufkleber ) und zur erbrachten Zahl der Nachweise wird gratuliert.
Bis das bei 100 anwesenden Passknackerinnen und Passknackern abgeschlossen ist, dauert es ein wenig. Nebenher kann man sich aber noch mal ein Weizen holen und mit dem Tischnachbar über die Freuden und Leiden mit der BMW R 1150 GS plaudern. Liegengeblieben mit kaputter Bremsleitung, komplizierter Batterieausbau und Konsens beim doch recht hohen Gewicht im fahrbereiten Zustand waren nur drei der vielen Gesprächsinhalte.
2019 habe ich mein erstes Land »geknackt«. Sogar alles an einem Tag. War nicht ganz schwer, war ja »nur« Luxemburg. Trotzdem war ich den ganzen Tag unterwegs und bin ordentlich nass geworden.
Andere haben mehr von den schönen Brettchen mit ausgeschnittenen Ländern bekommen. Auch beziehungsweise gerade von deutlich größeren Ländern. Aber die haben auch deutlich mehr Pässe eingefahren als ich.
Die Preisverleihung ist abgeschlossen, man darf den Saal kurz räumen. Zeit sich draußen ein wenig umzuschauen. Die Anzahl der Motorräder hat sich erhöht. Zwei weitere Maschinen aus der Schweiz und eine Maschine aus Deutschland haben sich hinzugesellt.
Die Honda CB 500 X mit sinnvollem Zubehör springt mir gleich ins Auge. Die BMW R 1150 GS ist zu schwer, dann wäre die doch eventuell etwas? Gut, »nur« 35 kW und eben deutlich weniger Hubraum. Aber was eigentlich schmerzt ist der fehlende Kardan. Wenn es etwas gibt was mir überhaupt nicht fehlt: Kettenpflege. Wenn man einmal mit Kardan angefangen hat möchte man dahin eigentlich nicht mehr zurück.
Die Veranstaltung geht weiter. Es werden die Veränderungen bei den Pässen bekannt gegeben. Einige werden gestrichen, andere kommen hinzu oder wurden geändert. Ein wenig traurig: Der »Gaichtpass« fällt weg. So ungern ich über die Brücke gefahren bin (Höhenangst), so gerne habe ich dort aber vor der Brücke angehalten und das Nachweisfoto gemacht. Nun ja, dann »flutscht« es ab 2020 eben über die Brücke. Vielleicht merke ich die gar nicht mehr wenn ich nicht davor anhalten muss?
Drei neue Länder wurden ebenfalls vorgestellt. Es gesellen sich Irland, Portugal und Albanien zu den übrigen europäischen Ländern hinzu, in welchen Nachweise erbracht werden können.
Der offizielle Teil neigt sich dem Ende zu. Man sucht das Gespräch draußen im Foyer, im Restaurant oder im Raucherbereich vor der Türe. Ich kann kurz wegen Erfahrungen mit der Moto Guzzi V 85 TT nachfragen und lerne dann auch Blahwas endlich mal »IRL« kennen. Ich hätte ihn nicht erkannt – er mich dafür schon.
Man kommt ins Plaudern, spricht über alte Zeiten in Motorradforen und plötzlich sitze ich zur Probe auf seiner Kawasaki KLE Versys 650. Ich hätte es nicht tun sollen. Zwar empfehle ich schon lange in diversen Foren (Wieder)Einsteigern sich die KLE anzuschauen und sich bei den Modellen vor 2015 nicht von der polarisierenden »Nase« abschrecken zu lassen, mein letztes Probesitzen auf einer Versys liegt aber schon Jahre zurück.
Tja, die Versys »passt mir«. Der Lenker könnte vielleicht ein wenig breiter sein, aber die Sitzhöhe passt und man sitzt auch schon aufrecht wenn man beide Hände am Lenker hat. Mist. Wieder eine Maschine mehr in der Auswahl möglicher Nachfolgerinnen für meine GS. Ausgerechnet dann auch noch eine, welche ich sowieso schon gut finde und anderen wärmstens empfehle.
Zumal die Kawasaki KLE 650 – sowohl mit dem »Raupe-Nimmersatt-Gesicht« wie auch mit der deutlich gefälligeren Optik ab 2015 vom Preis her wirklich interessant ist. Maschinen mit unter 10'000 km von vor 2015 für um die 4'000 Euro sind keine Seltenheit. Eine gleichalte Triumph Tiger 800 bekommt man für den gleichen Preis nur mit 40'000–50'000 km mehr auf der Uhr. Gut, die hat auch mehr Leistung, aber trotzdem.
Drinnen wird zum Essen gerufen, dafür hatte ich mich nicht angemeldet. Ich trinke noch mein letztes alkoholfreies Hefeweizen leer und mache mich auf den Weg nach Hause.
Der Vollmond ist erst am morgigen 9. Februar, trotzdem fast kein Unterschied. Hell erleuchtet er den Parkplatz. Der Versuch ihn mit der DSLR einzufangen hat zwar nicht so geklappt wie erhofft, dafür sehe ich die zaghaften Wolken als ich daheim die Bilder von der Speicherkarte auf den Rechner gezogen habe um sie für den Beitrag zu bearbeiten.
Die Heimfahrt ist unspektakulär. Ich fühle mich an so manche nächtliche Heimfahrt in den vergangenen Jahren erinnert. Im Auto sitzend ist es doch irgendwie bequemer als auf der Sitzbank der BMW. Kein Stau, trotzdem viel Verkehr. Ich kann wieder Dachboxen und gut bestückte Skiträger an den Fahrzeugen entdecken.
Daheim angekommen kann ich meine Mitbringesel ausbreiten. Dazu gehören neben ein paar Prospekten und Aufklebern natürlich auch der Länderpreis und mein gesponsorter Preis: Ein »Casting Jacket« von Alpinestars. Dezent in schwarz und blau gehalten habe ich es in der Hoffnung mitgenommen, dass mir XL passt. Falls die Größe kleiner ausfällt – ist ja bekanntlich eine italienische Marke – muss ich eben abnehmen. Wollte ich sowieso machen. Der Anreiz wäre dann also mal da.
Vielen Dank an den Sponsor Velos Motos, Tschanz[4].
Für den Länderpreis muss ich noch einen schönen Platz finden. Mit Platz drumherum. Denn es könnten ja vielleich noch mehr werden?
Neue, kleine Passknackeraufkleber sind auch mit dabei gewesen. Für die findet sich sicherlich auch noch ein Plätzchen auf den Alukoffern. Sind ja klein und dezent genug. Außerdem ist auf dem rechten Koffer noch viel Platz.
Auch 2020 werde ich wieder versuchen im Freundes- und Bekanntenkreis ein wenig Werbung für das Pässeknacken zu machen. Leider wollte sich bisher keiner auf einer längeren Tour mit mir zusammentun. Wobei das vielleicht ja auch an meinem ewigen Betonen meiner Langsamkeit liegt? »Ich fahre vermutlich deutlich langsamer als du« kann ich mir wohl mal auf einen Kaputzenpulli drucken lassen. Dann muss ich den Satz nicht mehr so oft sagen sondern zeige einfach drauf.
Was das Treffen in jedem Fall bei mir ausgelöst hat: Ich will wieder fahren. Noch drei Wochen warten, noch 23 mal schlafen (zuzüglich kleiner Nickerchen ) und schon kann die Saison beginnen!
Ich war die Nummer 95. Nicht in der Reihenfolge der Auswertung der Saison 2019, aber in der Reihenfolge der 100 angemeldeten Personen zur heutigen Verleihung.
Die »95« ist aber gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist die Rückseite vom kleinen Plastikkärtchen:
Somit kann am 2. März die Saison für mich gleich mit einem Nachweis in Farbe starten. Die sonst von mir bestellten Plastikkärtchen waren ja immer erst einige Tage nach dem Start verfügbar. Daher sind dann nun auch schon die ersten Nachweise im März »in Farbe – und bunt«.
Ach ja... Die Motorräder vor der Türe stehen zu sehen und mit Gleichgesinnten zu Reden hat schon wieder für Motivation gesorgt. Dabei ist der Winter dieses Jahr noch einen Tag länger. Blödes Schaltjahr.
Inzwischen ist die Flasche schon leer. Die zweite Flasche ebenfalls. Hat dann eben doch ein wenig länger gedauert bis der heutige Beitrag fertig wurde. Das Koffein im Finki-Cola hat aber einen guten Job geleistet.
Wird Zeit das die Saison anfängt. Dann kann ich wieder von Fertigpizzen und weiteren Getränken berichten. Oder von (für mich) exotischen, alkoholfreien Biersorten, welche mir beim Abendessen nach einer Passknackerrunde abseits von meiner Heimat begegnet sind. Prost!
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Datum: | 08.02.2020 |
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Kommentare
HerBert | https://herbertsahler.blogspot.com/
schrieb am 13.02.20 um 18:28 Uhr:
Ach, was für ein interessanter PK-Bericht! Zunächst einmal meinen herzlichen Glückwunsch, für dein tolles Abschneiden in der Passknacker-Saison 2019 - sogar mit dem Länderpreis Luxemburg dabei. Gerne wäre ich auch dort gewesen und hätte meinen Länderpreis für Belgien entgegengenommen - aber eine Anfahrt von 600 Kilometern war mir dann doch zu weit. Jetzt lässt mich dein anschaulicher Bericht doch so einiges von der tollen Atmosphäre bei der Preisverleihung erahnen.
Ich wünsche dir in der kommenden Saison viel Erfolg und wieder viele schöne Passknacker-Erlebnisse. Für mich steht 2020 der Länderpreis Lux ganz oben auf der To-do-Liste
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 14.02.20 um 16:44 Uhr:
Hallo HerBert,
gibt es niemand in deiner Ecke (oder auf dem Weg in Richtung Süden) mit dem du eine Fahrgemeinschaft bilden kannst? Vielleicht wäre das ja auch ein Ziel für die Saison 2020? Jemanden zu finden mit dem man dann in den Süden zur Verleihung gondelt.
Wem die Übernachtung zu teuer ist findet auch ein günstigeres Plätzchen in der näheren Umgebung. Was natürlich bleibt: Die Anfahrt. Aber zu zweit oder zu dritt im PKW könnte man sich da bestimmt auch mal abwechseln.
Luxemburg lässt sich an einem Tag knacken. So habe ich es jedenfalls gemacht. Sollte für dich also kein Problem sein. Ich habe mich noch immer nicht entscheiden können in welche Richtung ich diesmal »weiter weg fahren will« um neue Pässe kennenzulernen. Albanien? Das wäre vielleicht auch recht zügig »knackbar« – und ich hätte einen Grund einen internationalen Führerschein ausstellen zu lassen.
Susy | https://www.motorrado.de
schrieb am 16.02.20 um 02:40 Uhr:
Danke für's Wiederaufploppenlassen von "Passknacker": Die dort verortete Datenbank schätze ich sehr!
Eigentlich hatte ich mich dort ebenfalls mal angemeldet im festen Bestreben, die Herausforderung anzunehmen!
"Uneigentlich" musste ich allerdings sehr schnell feststellen, dass ich wohl dazu neige, blöde zu parken und mir die Zurück-Rangiererei zum Pass-Schild dann doch irgendwie zu aufwendig ist. Zudem hab ich ein Problem damit, Bilder "mit Kennzeichen" zu veröffentlichen...
Alles in allem find ich's jedoch eine extrem coole Sache!
Wie dem auch sei: Glückwunsch zum aktuellen "Land-Bezwinger-Preis" und
GLG
Susy
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 16.02.20 um 11:56 Uhr:
Das Rangieren ist jetzt nicht so das Problem. Die Rangierkompetenz kommt beim Üben von ganz alleine. Wobei ich bei manchen Pässen zwei, drei Jahre in Folge blöd ans Nachweismotiv herangerollt bin. Aber man ist ja lernfähig und lernt es dann beim dritten oder vierten Mal besser zu machen.
Die Angst das Kennzeichen zu veröffentlichen stammt in Deutschland mutmaßlich daher, dass in den (Print)Medien stets mit schwarzem Balken zensiert wurde. Das kollektive Gedächtnis hat dies verinnerlicht und auch an den Nachwuchs weitergegeben. Vor rund 15 Jahren habe ich mal etwas in einem Forum dazu geschrieben weil großes Entsetzen geherrscht hatte. Der Anlass: Bei einem Treffen wurden Bilder gemacht und dann unzensiert ins Forum hochgeladen. Über 10 Seiten Theater und Drama waren in einem Thread die Folge. Die Gesetzeslage damals wie heute: Wer auf einem Treffen sein Fahrzeug präsentiert muss davon ausgehen, dass es fotografiert und weiterverbreitet wird. Wer nicht will das sein Kennzeichen veröffentlicht wird: Abdecken und gut. Auf Privatgrund sowieso kein Problem (Campingplatz).
Neben dem »Erlernten« (Kennzeichen müssen immer unkenntlich gemacht werden) war auch die Angst groß, dass böse Menschen herausfinden können wo ihr Fahrzeug steht weil sie ja nun das Kennzeichen haben und das dann in einer Datenbank abfragen können.
Paranoia hin oder her: Also wenn jemand die Möglichkeit haben sollte nachzuschauen wo jemand wohnt bzw. das Fahrzeug angemeldet ist weil er das Kennzeichen hat, der fährt dann wohl auch eher einfach mal durch die Straßen, fotografiert Fahrzeuge welche er stehlen will und schaut dann in die besagte Datenbank. Oder er lässt die Datenbank gleich nach »teurer PKW/teures Motorrad« anhand von Hersteller, Modell und Erstzulassung durchforsten.
Wir sind ja nicht in der Schweiz. Im Kanton Aargau war es jedenfalls möglich einfach als Privatbürger nachzuschauen wer sich hinter dem Kontrollschild als Halter verbirgt. Aber nicht endlos oft, ich glaube es waren drei Abfragen pro Tag und IP möglich.
Insgesamt geht man wohl in der Schweiz viel entspannter mit dem Kontrollschild um. So jedenfalls meine Erfahrung als ich in der Schweiz gelebt und gearbeitet habe.
Wieder zurück nach Deutschland: Die ganze »Kennzeichenschwärzerei« der Presse war freiwillig. Es gab keine gesetzliche Grundlage dafür – bis die DSGVO kam. Erst jetzt kann die Buchstaben-Zahlen-Kombination am Fahrzeug als »personenbezogen« angesehen werden. Es gibt aber noch immer kein Urteil dazu. Fundstück im Netz zum Thema: www.tz.de – Müssen Auto-Kennzeichen im Netz unkenntlich gemacht werden? | Auto (vom 21.01.19).
Wobei auch hier wieder erst gesagt wird, dass nur Behörden Zugriff auf die Datenbank haben und danach wird wieder die Panik geschürt, dass böse Kräfte die Adresse anhand vom Kennzeichen herausfinden um dann das Fahrzeug stehlen zu wollen.
Ausgehebelt wird der total gute Tipp das Kennzeichen abzudecken aber auch von den Verkäufern selbst: PLZ und Ort stehen i.d.R. in der online veröffentlichten Anzeige. Der Name kommt dann noch dazu. Wenn man jetzt nicht gerade Maier, Schulze oder Schmidt heißt und einen Festnetzanschluss hat: Hallo Online-Telefonauskunft. Mit vollständiger Adresse. Auch wenn man nur die Mobilnummer bei der Anzeige veröffentlicht hat. In diesem Sinne: Hallo fiktiver Moe Szyslak in Ummerstadt (461 Einwohner) im Landkreis Hildburghausen. Gut das du dein Kennzeichen mit einem alten T-Shirt abgedeckt hast.
Mein Umgang mit fremden Kennzeichen auf meiner Seite oder bei Bildern die ich z.B. in die Passknacker-Datenbank als Nachweise hochlade: Ich mache neben mir bzw. der Maschine auf dem Bild befindliche Personen und Kennzeichen unkenntlich.
Zudem finde ich die Angst bei deutschen Kennzeichen im Netz die dann zu Diebstählen führen sollen übertrieben. Ich habe etliche Personen im Freundes- und Bekanntenkreis, welche nach einem Umzug ihre Kennzeichen behalten haben. Somit lässt sich damit schon mal nicht mehr exakt ablesen wo man lebt/wohnt bzw. das Fahrzeug seinen primären Standort hat.
Wer einen Blog betreibt ist ja sowieso der Mops. Schon vorher vorgegeben, wegen der DSGVO aber bei vielen dann ins Gewissen gerückt: Impressumspflicht. Wenn man die Spielregeln befolgt ist also egal ob man sein Kennzeichen verdeckt oder nicht. Denn es steht ja im Klartext drin wo man seinen Wohnsitz angemeldet hat: Leipzig, Landau (eins von den vielen ), Lüdinghausen oder Linsengericht – von A bis Z stehen die Adressen im Internet. Weil es so sein muss.
Daher habe ich persönlich kein Problem damit wenn das Kennzeichen beim Pässeknacken lesbar zu sehen sein muss.
Susy | https://www.motorrado.de
schrieb am 16.02.20 um 15:14 Uhr:
Yepp, grundsätzlich hast Du recht!
Mal schauen: Vielleicht nehm ichs tatsächlich nochmal neu in Angriff.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 17.02.20 um 21:31 Uhr:
Würde sicherlich auch die übrigen Passknackerinnen freuen. Die Frauen sind da noch immer in der Unterzahl, da wird tatkräftige Unterstützung in der Statistik sicherlich gerne gesehen.
Susy | https://www.motorrado.de
schrieb am 17.02.20 um 22:55 Uhr:
Hmmm... Muss nur mal schauen, ob's da sowas wie POIs zum Runterladen gibt: Sicherlich gibts viele "Pässe", die man gar nicht als solche erkennt
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 17.02.20 um 23:07 Uhr:
POI gibt es, auch schon in unterschiedlichen Varianten zum Download. Wenn das Navi die dann aber trotzdem nicht kennt: www.600ccm.info – Garmin POI: .gpx zu .gpi konvertieren. Was nicht passt wird passend konvertiert.
Es sind auch weniger die Pässe, Wasserscheiden oder Sättel. Es sind mehr die Straßen dorthin. Manche kennt man schon bzw. viele kennen sie. Den eigentlichen Reiz machen aber die schmalen, kleinen Straßen aus. Die, die man sonst nie finden würde wenn es die POI und die dazugehörigen Nachweispunkte nicht geben würde.