Strahlender Sonnenschein – doch leider darf ich noch nicht mit ihr fahren. Ich habe die GSF 1200 zugelassen beim Verkäufer abgeholt und bin mit »seinem« Kennzeichen an der Maschine heimwärts gefahren. Die Maschine steht seit gestern mit demontiertem Kennzeichen bei einem Freund unter bis sie auf mich umgemeldet ist.
Für ein paar Bilder habe ich sie dann aber doch in den Sonnenschein rausgeschoben und meine Neuanschaffung so mit ihren netten Details und auch ihren alters- und laufleistungsbedingten Kampfspuren ablichten können.
Wer mich kennt weiß, dass ich nicht vor der Montage von einem Topcase zurückschrecke. Da passt es doch wunderbar wenn die GSF 1200 vom Vorbesitzer samt Gepäckbrücke und Topcase veräußert wird.
Ja, es gibt schönere Anblicke als ein Motorrad mit Topcase, aber es ist eben so praktisch. In den nächsten Wochen oder gar Monaten mache ich mich auf die Suche nach einem günstigen da gebrauchten Kofferträger. Dieser könnte natürlich am Besten kompatibel zur bereits vorhandenen Gepäckbrücke sein. Ansonsten brauche ich die wohl auch noch neu beziehungsweise gebraucht.
Die letzten Jahre hat die GSF zugelassen aber unbewegt vor sich hinvegetiert. Beim Erstbesitzer hatte sie über 75'000 km geleistet und wurde dann verkauft. Bekam noch einmal einen Satz neue Reifen und wurde dann abgestellt. Startversuche nach längerer Standzeit schlugen fehl.
Der jetzige Verkäufer hatte sie dem Zweitbesitzer abgekauft, sie wieder aus dem Koma erweckt und einige 100 km bewegt. Als er via Internetforum von mir beziehungsweise meinen Kaufabsichten und meinem Budget gelesen hatte, bekam ich die GSF 1200 von ihm angeboten.
Klar, die Laufleistung ist nicht ganz ohne und der vierte Gang singt im Schubbetrieb – quasi den »Suzuki-Blues« vom Pitting im Getriebe. Aber das hat anscheinend jede GSF. Selbst die aktuelle 1250er, welche seit 2007 von Suzuki angeboten wird, kämpft mit dem gleichen Problem der singenden/jaulenden Gänge. Auch die GSF 600 ist – laut diversen Testberichten[1] – nicht vom Pittingproblem verschont geblieben. Alleine am Drehmomenent der 1200er kann es also nicht liegen.
Das nicht mehr alles im Originalzustand ist, sieht man bei den Scheinwerfern auf den ersten Blick. Meine GSF 1200 N war eigentlich eine GSF 1200 S. Nach einem Sturz des Erstbesitzers wurde die beschädigte Halbschalenverkleidung entfernt und aus der S wurde eine N.
Vom letzten Besitzer wurden die Armaturen einer GSX-R entfernt und wieder die optisch besser zur Maschine passenden Rundinstrumente mit Chromtöpfen montiert. Daher stimmt die abgelesene Laufleistung nicht mit der tatsächlichen Laufleistung von Rahmen und Motor überein.
Neben der bereits erwähnten Gepäckbrücke mit Topcase und dem Doppelscheinwerfer hat die GSF 1200 auch noch ein paar andere Gimmicks. Ins Auge sticht aktuell noch die Montage des Kettenölers mit zwei Kabelbindern. Hält und funktioniert, kann aber optisch noch ein wenig dezenter gestaltet werden.
Da ich ohnehin nach den guten Erfahrungen an meiner Yamaha XJ 600 S einen Kettenöler montiert hätte, wird mir der Aufwand schon mal abgenommen. Obendrein hat die GSF einen Kettenöler von McCoi. Also mit Microprozessorsteuerung und so netten Ergänzungen wie einem Feuchtigkeitssensor (erhöht Schmierung bei Regen) und dem Reedkontakt am Hinterrad (misst Radumdrehungen und schmiert nicht im Stau oder an der Ampel wenn die Kette sowieso nicht läuft).
Diverse Kratzer und ein Bisschen Dreck zeugen bei der Verkleidung am Heck davon, dass die GSF 1200 schon einiges erlebt hat. Mir machen die alters- und laufleistungsbedingten Spuren nichts aus. Schließlich wollte ich kein Eisdielen-Posermotorrad sondern eins, mit dem man bei (fast) jeder Witterung fahren kann ohne hinterher wegen Wasserflecken und Staub auf dem Lack schlaflose Nächste haben zu müssen.
Ebenfalls nicht original und auch schon in die Papiere eingetragen: Der breite Lenker von ABM, welcher an beiden Seiten mit Lenkernendenblinkern von Kellermann bestückt ist. Bei den Lenkerendenblinkern müsste es sich um das Modell »BL 1000 Halogen orange« handeln. Keine LED, dafür mit 21 Watt Halogenleuchtmittel. Sie blinken wirklich sehr, sehr hell. Aktuell kostet das Stück etwa 75 Euro – bei mir waren sie einfach beim Kauf mit dran.
Auch auf meiner Liste was ich immer am Motorrad haben will: Stahlflexleitungen statt Gummileitungen. Bei der GSF 1200 sind alle Leitungen bereits ausgetauscht und der Wechsel ist ebenfalls schon in den Papieren vermerkt. Brems- und Kupplungsleitung wurden schon beim Erstbesitzer getauscht und verrichten seit dem ihren Dienst.
Leider sind die Leitungen nicht noch einmal mit einem transparenten Schlauch ummantelt. Daher sitzt auch hier ein wenig der Dreck von etlichen 1'000 km Nutzung im Stahlflexgeflecht. Aber das darf bei mir ruhig so aussehen.
Ebenfalls nicht original: Der Auspuff. Statt dem schweren Originalschalldämpfer von Suzuki sitzt ein Schalldämpfer von BOS auf dem Rohr hinter dem Sammler.
Auch der Schalldämpfer von BOS hat schon einiges erlebt und einige Kubikmeter Abgase durch sich hindurchblasen lassen. Kratzer hier, Verfärbung dort – und angenehm leise. Jedenfalls kein Brülltüte und die Nachbarn werden es mir danken das er montiert ist.
Auf einigen Bildern waren sie schon zu sehen: Die Smileys mit der Augenbinde. Es sind die Forenaufkleber vom www.banditforum.de[2]. Auf meiner GSF 1200 sind sie zahlreich vorhanden und bleiben auch dort. Auch hier finde ich es wieder irgendwie passend wenn die alten Aufkleber von dem/den Vorbesitzer(n) an der Maschine bleiben.
Auch sie erzählen wie jeder Kratzer eine kleine Geschichte. Mal abgesehen davon ist der Kauf der Maschine über eben dieses Forum erst ins Rollen gekommen.
Wo wir gerae bei Kratzern und Geschichten sind. Ich weiß nicht was dem Lenkerendenblinker zugestoßen ist. Aber offensichtlich hat er es einigermaßen gut weggesteckt. Die Blink-Funktion ist jedenfalls nach wie vor gegeben.
Auch hier gilt: Kratzer darf sie haben. Rostet dort schließlich auch nicht. Und ab ca. 2 Meter Entfernung fällt die Blessur gar nicht mehr auf.
Wer der Hersteller des H4-Doppelscheinwerfers ist, ist mir leider unbekannt. Die Streuscheiben tragen jedenfalls den Schriftzug »Zitzen« und wurden in Deutschland hergestellt. Laut Foren sei das Licht mit dem originalen Scheinwerfer der S nicht sonderlich gut gewesen. Mit 2x H4 und die dann auch schon per Relaisschaltung[3] direkt mit der Batterie verbunden sollte der Doppelscheinwerfer an meiner GSF 1200 abends und nachts deutlich besseres Licht abgeben.
Für mich überraschend: Eigentlich dachte ich, ich hätte ein schwarzes Motorrad gekauft. Bei der ersten Begutachtung und auch nach der Probefahrt habe ich die Maschine zwar durchaus genauer inspiziert aber dabei offensichtlich nicht sonderlich auf den Lack geachtet.
Im strahlenden Sonnenschein habe ich daher erst heute entdeckt, dass der Lack nicht rein schwarz ist sondern mit blauen »Flakes« vor sich hinfunkelt. Wenn ich sie dann mal geputzt und mit Lackschutzmittel gepflegt habe sollte es noch besser zu sehen sein als jetzt.
Das sie so schmuddelig verkauft wurde ist nicht die Schuld vom Verkäufer. Wir hatten uns geeinigt das er sie nicht extra für mich noch putzen muss. Sie war ohnehin schon günstig genug, da kann ich sie dann selber putzen. Außerdem kenne ich dann auch schon jede Macke und kann während beziehungsweise nach dem Putzen gleich mal hier und da den Lackstift ansetzen wenn eine kleine Stelle ausgebessert werden muss.
Mutmaßlich beim Erstbesitzer wurden die originalen Fußrasten irgendwann gegen welche aus Aluminium ausgetauscht. Die auf der linken Seite war offensichtlich schon stärker in Kurven angeraspelt worden – oder sind das eventuell auch noch Spuren welche zum Sturz gehören? Also dem Sturz nachdem aus der S eine N wurde?
Die Fußraste der gleichen art auf der anderen Seite sieht man deutlich weniger Abnutzung vom »Kurvenkratzen«.
Wie bereits erwähnt hat der letzte Besitzer die Maschine aus dem Koma geholt und einige 100 km bewegt. Dabei und auch bei meiner Überführungsfahrt mussten einige Fliegen ihr Leben lassen. Doppelscheinwerfer und Armaturen sind jedenfalls von den Überresten übersät. Offensichtlich sehr zur Freude von ein paar Wespen, welche mich bei den Fotos dann genervt haben. Diese hatten sich recht schnell auf den von Fliegenleichen verzierten Teilen niedergelassen und begannen damit die Überreste der Insekten abzunagen.
Was ist auf dem rechten Bild neben dem Lenker von ABM und der Steckdose für das Navi noch nicht original? Richtig: Der Fahrradtacho.
Während ich nach Informationen rund um das Motorrad und natürlich auch nach Angeboten von Suzuki GSF 1200 im Internet gesucht habe, fand ich immer wieder welche mit Fahrradtacho am Lenker. Mal mittig, mal auf (!) dem originalen, analogen Tacho oder wie bei meiner nun seitlich versetzt.
Der Vorbesitzer meiner GSF 1200 konnte mich aufklären: Der originale Tacho der GSF 1200 eilt so stark voraus, dass unter Umständen abgelesene 130 km/h in der Realität nur 110 km/h sind. Erspart einem natürlich das eine oder andere Knöllchen, dafür bekommen andere einen dicken Hals von wegen »Was schleicht der mit seinem dicken Mopped da vor mir herum? Ist doch alles frei?«.
Die Leitung zum am Vorderrad montierten Sensor kann ich noch ein wenig schöner verlegen. Und ich sollte ihn noch einmal exakt einstellen. Die Anleitung vom Sigma-Fahrradtacho habe ich vom Verkäufer mit dazubekommen.
Als die Suzuki GSF 1200 im Jahr 1997 ihre Erstzulassung hatte, waren 180 mm Breite für Motorradkennzeichen zwar durchaus möglich aber nicht üblich. Selbst bei zwei Buchstaben und zwei Zahlen in der zweiten Zeile hatten die Schildermacher eher zum Format mit 240 oder 260 mm Breite gegriffen.
Anders im Jahr 2013: Mit vier Zeichen in der zweiten Zeile bekommt man die neuartigen Motorradkennzeichen mit einer Mindestbreite von 180 mm. Die sind dann aber 5 mm schmäler als der originale Halter an der Suzuki...
Da werde ich mir also wohl eine Verstärkung aus Alublech basteln. Dann vibriert auch nichts mehr und irgendwelche »lustige Kennzeichenknicker« haben auch nichts mehr zu melden.
Das neue Kennzeichen ist schon online reserviert und auch bestellt worden. In ein, zwei Tagen sollte dann das neue Nummernschild montiert sein. Ich werde berichten, einfach wieder auf der Seite vorbeischauen.
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Datum: | 21.08.2013 |
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