Navigationsgerät, Mobiltelefon, Smartphone, Digitalkamera... 1995 hat sich sicherlich noch niemand bei der Konstruktion von Motorrädern darüber Gedanken gemacht, was die Benutzer mal so alles dabei haben und eventuell über das Bordnetz mit Strom versorgen wollen.
Die Zeiten ändern sich, die stets mit sich geführten Geräte auch. Daher ist eine Steckdose für das Bordnetz mit seinen 12 Volt inzwischen für viele interessant – auch beim Motorrad. Die von vielen praktizierte Lösung ist sich einfach die bekannte »Zigarettanzünder-Buchse« nachzurüsten. Diese ist aber nicht gerade kompakt, Stecker lassen sich gerne mal während der Fahrt aus der Buchse schütteln und obendrein sind viele der Nachrüstsets schlicht und ergreifend von sehr einfacher Qualität – oder klar ausgedrückt: Sie sind extrem billig verarbeitet, ein Kurzschluss könnten eine Folge sein.
Aber es gibt auch eine Alternative welche eigentlich weit verbreitet sein könnte, aber da man für Navigationsgerät, Telefon, etc. meistens einen Adapter auf die Zigarettenanzünder-Buchse erhält, denkt kaum jemand daran: Die sogenannte Bordspannungssteckdose. In Deutschland sind meistens hochwertige Produkte von Pro Car[1] im Sortiment, so auch die Steckdose welche ich an meiner XJ 600 verbaut habe – und auch die dazugehörigen Stecker.
Da BMW diese Steckdosen an ihren Motorrädern verbaut hat sie – zumindest in deutschsprachigen Internetforen – auch schon die inoffizielle Bezeichnung »BMW-Motorrad-Steckdose« erhalten.
Sowohl Steckdose wie auch der dazugehörige Stecker sind in einer DIN-Norm (DIN ISO 4165) beschrieben.
Daher sind sie eigentlich problemlos erhältlich. Weniger im Baumarkt, dafür mehr im Fachhandel für Elektronik und natürlich über das Internet. Einfach nach »Bordnetzdose« oder »Bordspannungssteckdose« suchen.
Die Ausgaben für so eine Installation sind auch überschaubar. Die Buchse mit Schnappdeckel hat 7,15 Euro gekostet. Die passenden Stecker werden unten beschrieben, dennoch hier die Preise: Einfacher Stecker mit Lötkontakten 1,95 Euro, Stecker mit Schraubkontakten 3,60 Euro. Der Universalstecker kostet 3,75 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für Kabel und einen Sicherungshalter. Da ich beides noch parat hatte kann ich dafür keine Preise nennen. Ich schätze jedoch, dass der Einbau einer Dose samt Stecker für unter 20 Euro für das Material realisiert werden kann.
Durch die kompakte Bauform welche deutlich kleiner als die bekannte Zigarettenanzünder-Buchse ist, lässt sich der Stecker einfach unterbringen. An meiner XJ 600 S Diversion habe ich mir dafür den Platz am Staufach unter der Sitzbank ausgesucht.
Ob links oder rechts spielt eigentlich keine Rolle. Links würde sich anbieten, da dort bereits andere Kabel des Kabelbaums der XJ 600 entlang geführt werden. Die rechte Seite war mir allerdings sympathischer, da man dort Plusleitung am Rahmen entlang führen konnte ohne mit dem originalen Kabelbaum irgendwie in einen Konflikt zu kommen. Zudem befindet sich auf der linken Seite des Staufachs zumindest bei meiner 1995er XJ 600 S eine zusätzliche Verstrebung im Kunststoff, welche das Fach an der Stelle, wo ich die Steckdose platziert habe, zusätzlich verstärkt.
Der Einbaudurchmesser der Bordspannungssteckdose von Pro Car beträgt 18 mm. Da das Material am Ablagefach nur Kunststoff ist kann man das Loch schnell und einfach realisieren. Wer sich die Mühe macht und die Verkleidung abbaut, kann einfach einen Forstnerbohrer ansetzen und schon ist ein schönes, rundes Loch vorhanden.
Wer wie ich die Verkleidung nicht abbauen kann oder will, hängt ein wenig länger über der XJ 600 mit abgenommener Sitzbank. Ein Akkuschrauber passt zumindest nicht zusammen mit einem langen Forstnerbohrer in das Ablagefach. Daher habe ich zunächst mit einem 4 mm Holzbohrer gebohrt und dieses Loch anschließend mit einem 10 mm Bohrer vergrößert. Vorher natürlich unbedingt anzeichnen wo man die Bohrung haben möchte, damit danach auch noch die oben bereits erwähnte Verstrebung noch vorhanden ist.
Was auch beachtet werden muss: Die Buchse wird mit einer Mutter auf der Rückseite verschraubt. Diese darf natürlich nicht mit der Strebe in Konflikt geraten.
Nachdem das Loch auf 10 mm erweitert war, kamen Raspel und Feile zum Einsatz. Nach einigen Minuten bekommt man auch so ein 18 mm großes Loch in die Seitenwand vom Ablagefach.
Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Dieses Sprichwort trifft natürlich auch auf Bohren, Raspeln und Feilen zu.
Wer einen Staubsauger in der Nähe hat, kann die Überbleibsel von der Bearbeitung der Seitenwand anschließend einfach und bequem entfernen. Wer keinen Staubsauger hat sollte zumindest aufpassen das die beiden Wasserabläufe im Ablagefach nicht verstopft sind.
Auf dem Bild rechts ist die Bordspannungssteckdose nur einfach durch das Loch gesteckt. Der Platz im Ablagefach ist kaum beeinträchtigt, der Deckel der Steckdose verschließt sie gegen Umwelteinflüsse. Würde man es nicht besser wissen könnte man annehmen Yamaha hätte sie bereits damals dort positioniert.
Natürlich muss die Steckdose mit der Batterie verbunden werden. Dies darf natürlich nur mit einer entsprechenden Absicherung der Leitung durchgeführt werden. Ich hatte noch von einem Einbau an einem PKW einen spritzwassergeschützten Flachsicherungshalter übrig welcher damals nicht benötigt wurde. Dieser kam nun in meiner XJ 600 S zum Einsatz.
Die Leitung wird einfach durchtrennt und anschließend an einem Ende mit einer Öse versehen. Dieses Ende wird später am Batteriepol befestigt. Wichtig: Crimpen, nicht Löten! Der Vorteil beim Crimpen ist, dass eine nur schwer lösbare Verbindung zwischen Leiter und Verbindungselement (dem Stecker beziehungsweise der Öse) erstellt wird. Diese Verbindung gewährleistet gerade bei Anwendung bei Kraftfahrzeugen sowohl eine hohe elektrische wie auch mechanische Sicherheit.
Warum nicht einfach löten? Beim Löten werden die einzelnen Litzen durch das Lötzinn für Brüche anfällig. Die Leitungen bestehen normalerweise aus vielen Litzen, welche die Leitung flexibel machen. Sie ist gegen Brüche relativ unempfindlich. Eine durch Löten verbundene beziehungsweise verlängerte Leitung hat an der Lötstelle eine Schwachstelle. Gecrimpte Leitungen haben dieses Problem nicht da die durch Quetschen verbundenen Leiter mechanisch stabil verbunden sind.
Zurück zum Einbau der Bordspannungssteckdose. Die Kontakte sind alle mit Flachsteckern realisiert. An der Steckdose selbst können Flachstecker verwendet werden, welche sich selbst sichern. Eine kleine Feder hält einen Dorn in dem Loch, welches sich in der Anschlussfahne an der Bordspannungssteckdose befindet.
Auch zur verwendeten Leitung ein paar Zeilen. Natürlich ist der Mantel der Leitung säure- und kraftstoffresistent und somit für die Verwendung in KFZ zugelassen. Beim Kauf entsprechender Leitungen einfach darauf achten und nicht übertrieben sparsam sein.
Nachdem die Flachstecker eingesteckt wurden (außen Masse, innen Plus), sollte man die Anschlüsse noch mit Isolierband zusätzlich gegen Spritzwasser schützen. Die Position an sich ist zwar nicht sonderlich gefährdet, aber wenn man schon dabei ist kann man die komplette Installation gleich sauber abschließen. Schließlich will man die Steckdose ja auch länger ohne Störungen verwenden können.
Nachdem die Verkabelung vollständig abgeschlossen ist, kann in den Flachsicherungshalter eine Sicherung eingesetzt werden. Ich habe bei mir einen großen Leitungsdurchmesser gewählt. Dennoch sichere ich die Leitung mit lediglich 5 Ampère ab, da der von mir für die Bordspannungssteckdose gekaufte Stecker laut dem Hersteller Pro Car nur bis 8 Ampère geeignet ist. Natürlich hätte ich auch eine Sicherung mit 7,5 Ampère nehmen können – wenn ich noch eine gehabt hätte.
Die Masseleitung wird nicht abgesichert. Wie man auf einem der Bilder weiter oben sehen kann habe ich den Anschluss für die Steckdose nicht auf den Batteriepol gelegt. Stattdessen habe ich einfach die günstig gelegene Befestigung des linken Soziusgriffs verwendet.
Kritiker werden nun sagen, dass eventuell der Widerstand zwischen Batteriepol und dem von mir gewählten Massepunkt so hoch sein kann, dass Probleme auftreten könnten. Daher eine kleine Messung: Das Messgerät zeigt lediglich 0,1 Ohm an. Das ist ein nun wirklich vernachlässigungswürdiger Wert.
Abschließend noch ein paar Zeilen über die Vorteile der Lösung mit dem genormten Bordspannungsstecker beziehungsweise der -buchse und mögliche Verwendungszwecke.
Natürlich ist das kleinere Maß ein großer Vorteil. Während man bei den großen Anschlüssen im Format des bekannten Zigarettenanzünders nicht unbedingt weiß wo man sie überhaupt verstauen soll passt die kompakte Buchse zwischen der Seite des Ablagefachs und der Verkleidung der XJ 600.
Weiterhin rastet der Stecker vergleichbar zu den bekannten Klinkensteckern sicher und fest in der Buchse ein. Gerade beim Motorrad ein nicht zu unterschätzender Vorteil, da sich dort durch Vibrationen gerne mal ein Stecker aus einer Buchse für Zigarettenanzünder »herausschütteln« lässt.
Zudem ist die Verarbeitung meiner persönlichen Meinung nach auch höherwertiger. Wer sich mal genauer anschaut was so als Stecker und Buchsen im Format des Zigarettenanzünders so tummelt, wird vermutlich entsetzt sein wie die Kontakte teilweise ausgeführt sind.
Bei diesem Thema können wir gleich weiter zu den Steckern gehen. Es gibt die Stecker für die Bordspannungssteckdose in unterschiedlichen Varianten, teilweise mit bis zu 16 Ampère belastbar. Die günstige Variante mit für bis zu 8 Ampère – rechts zu sehen – ist mit Lötkontakten ausgeführt. Der Stecker für 12 und 16 Ampère sind mit Schraubkontakten versehen.
Natürlich ist es ungeschickt wenn man sich nun für ein Gerät ein Kabel konfektioniert und dies passt dann nur im Motorrad oder im PKW. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Den sogenannten Universalstecker.
Auf dem Bild links stehen Bordspannungssteckdose, der dazugehörige Stecker und ein »Universalstecker« nebeneinander.
Der Universalstecker kann sowohl für die Steckdose nach DIN ISO 4165 wie auch für die Buchse des Zigarettenanzünders verwendet werden.
Möglich wird dies dadurch, dass der rote Kunststoffaufsatz abgenommen werden kann. Sobald er entfernt ist wird die Spitze zum Stecker nach DIN ISO 4165. Bleibt der Aufsatz auf dem Stecker passt selbiger in die Buchse eines Zigarettenanzünders.
Dank Bajonettverschluss bleibt der rote Aufsatz beim Herausziehen des Steckers auch dort wo er bleiben soll: Auf dem Stecker. Sollte man doch einmal vergessen haben den Aufsatz zu verriegeln ist es aber auch nicht weiter schlimm. Am Stecker selbst ist ein roter Stab mit Haken integriert (auf dem Bild oben zu erkennen). Mit diesem Haken kann man ohne die Gefahr einen Kurzschluss zu verursachen die rote Abdeckung aus der Buchse »angeln«. Durchdacht und praktisch und daher ebenfalls empfehlenswert: Der Universalstecker.
Ihn gibt es übrigens auch in anderen Bauformen mit integrierter Sicherung, mit LED und bis zu 16 Ampère belastbar. Natürlich auch von Pro Car[2].
Was kann man nun mit einer solchen Bordsteckdose bewerkstelligen? Natürlich kann man sie als Anschluss für ein Ladegerät verwenden. Ladegeräte für Motorradbatterien haben häufig einen Ladestrom von unter einem Ampère, dafür sind Stecker und Leitung geeignet.
Die meisten Verbraucher, welche man als mobile Geräte mit sich führt, sind leider nicht auf 12 Volt beziehungsweise ca. 13,8 Volt (während dem Betrieb) ausgelegt. Da sich mehr und mehr der USB-Anschluss mit 5 Volt als universelle Stromversorgung für mobile Geräte wie Navigationsgeräte, Mobiltelefone und auch Digitalkameras durchsetzt wäre ein USB-Anschluss auf dem Motorrad doch ebenfalls ideal?
Eigentlich kein Problem, denn es gibt inzwischen Adapterkabel mit einem USB-Anschluss und Wandler von 12 auf 5 Volt. Noch günstiger sind Adapter für den Zigarettenanzünder. Was da nur noch fehlt ist eine Möglichkeit ihn am Fahrzeug anzuschließen.
Die Qualität solcher Adapter für den Zigarettenanzünder schwankt. Je nachdem wie viel Geld man ausgeben möchte, erhält man eine bessere oder eben auch schlechtere Qualität. Mal werden 500 mA Ausgangsleistung versprochen aber das Gerät entschließt sich dann doch lieber den Strom in Wärme umzuwandeln und fackelt einfach ab.
Daher in jedem Fall vor dem Kauf die Bewertungen durchlesen wie sie bei den großen Versandhäusern auf deren Internetseiten üblich sind.
Auch ich habe natürlich schon so einen Adapter. In den Bewertungen hat er nicht schlecht abgeschnitten, mal sehen ob er seine 5,50 Euro wert ist. Aber das wird dann ein anderer Blog-Eintrag.
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Datum: | 21.09.2011 |
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Kommentare
Helmut
schrieb am 07.04.19 um 10:40 Uhr:
Hallo Martin,
es gibt doch immer wieder neues hier auf deinen Seiten zu entdecken, darüberhinaus auch noch verständlich formuliert.
Eines schönen Tages, wenn ich mal alle deine Beiträge inhaltlich an meiner Maschine umgesetzt haben werde, kann ich sie wahrscheinlich als sogenanntes Vorführfahrzeug am Markt anbieten...
Jetzt geht's mal raus, die Sonne lacht
Gruß,
Helmut
Flint
schrieb am 26.08.19 um 04:29 Uhr:
Sehr guter Komentar von Martin.
Wirklich alles auf den Punkt erklärt.
Weiter so
Gruß Flint