Ich stehe auf der Schwäbischen Alb, visiere mit dem Schmarrnfon die BMW an während ich das kleine Kärtchen in der linken Hand vor die Linse halte. Ein paar Schritte rückwärts, Eis zerbricht unter meinem linken Sidi Adventure. Ein kurzer Blick nach unten, ich stehe in einer nicht allzu tiefen Pfütze und die zarte Eisschicht war den Stiefeln und meinem Lebendgewicht hilflos ausgeliefert.
Kalt war es. Nicht heute sondern während meiner ersten Mini-Tour, welche schon vor über einer Woche stattgefunden hat. Die trage ich jetzt einfach mal nach, auch wenn es nur sechs Nachweise bei Temperaturen zwischen 1 und 6°C wurden.
Mein »Taxi« hat mich morgens nach Kirchheim (Teck) gefahren. Vielen Dank an dieser Stelle dafür. Am Drackensteiner Hang, also 50% der »Schönsten Autobahnstrecke Deutschlands« (laut den touristischen Schildern, welche für den Drackensteiner Hang und den Albaufstieg bei Mühlhausen im Täle aufgestellt wurden), war es noch recht frisch. 1°C verkündete das Display im Peugeot.
Je tiefer man den Albtrauf hinab fuhr, desto wärmer wurde es. Jedoch nicht wärmer als 4°C, welche das Display beim Aussteigen aus dem warmen Peugeot zu vermelden hatte.
Meine BMW R 1150 GS steht schon draußen in der Kälte und wartet auf mich. Zuerst muss aber noch die Rechnung für das Unterstellen bei Motorrad Schäufele[1] bezahlt werden: 99 Euro für die Zeit von Ende November bis Anfang März.
Nur herumgestanden ist sie dort nicht. Die Flüssigkeiten von Bremse und Kupplung wurden getauscht. Ebenso wurde das Ventilspiel überprüft und nachgestellt. Ein Neuteil gab es auch: Ich habe den Einfüllstutzen ersetzen lassen. Nach mutmaßlich 21 Jahren hat die BMW nun einen schönen, rostfreien und glänzenden Einsatz erhalten. Der Ablauf sollte nun auch wieder einwandfrei funktionieren.
In einem separaten Beitrag werde ich auf den Gammel-Einsatz und wieso ein Austausch sinnvoll war bei nächster Gelegenheit ausführlich eingehen.
Die ersten Kilometer, die ersten Bremsmanöver. Noch auf den ersten paar 100 Metern »ertaste« ich wie die Bremse nun funktioniert. Gut, es sind etwa 3,5 Monate vergangen seit dem ich zum letzten Mal Hand- und Fußbremse betätigt habe. Es fühlt sich anders an – nämlich besser. Der Tausch der Flüssigkeiten war also sicherlich kein Fehler.
Aufgrund der kühlen Temperaturen und der allgemeinen »ich bin noch nicht wirklich wieder ans Motorradfahren gewöhnt«-Haltung fahre ich den ersten Nachweis sehr gemütlich an. So stehe ich dann unterhalb der Burg Teck und mache meinen ersten Passknackernachweis der Saison 2020.
Platz hatte ich mehr als genug – ich war allein. Ganz allein.
Macht nichts, kann man schon in aller Ruhe sein Nachweisfoto machen. Das große Poster im Format A3 ist noch nicht fertig, daher muss erst einmal das kleine Kärtchen genügen, welches ich beim Treffen für die Saison 2019[2] erhalten hatte.
Motorradfahrer zum Grüßen? Mir begegnet keins. Ist wohl noch zu früh beziehungsweise einfach zu kalt. Auf den Straßen fließt teilweise das Wasser herum, welches die Wiesen nicht aufnehmen können. Hier und da liegt auch noch ein kümmerlicher Rest Schnee vom nachträglichen Wintereinbruch der letzten Woche herum. Der Boden ist vermutlich noch gefroren, daher fließt das Tauwasser einfach die Hänge hinab. Von Frühling bislang keine Spur, gelegentlich sieht man ein paar Schneeglöckchen in einer schattigen Ecke stehen.
Auf den Landstraßen ist nicht viel los. Also hinauf zum Nachweispunkt Breitenstein.
Über »Schlatterhöhe« und »Eckhöfe« rollt die BMW wieder ins Tal hinab, genauer gesagt in Richtung Mühlhausen im Täle. Dort wird seit 2014 an der Filstalbrücke[3] gebaut. Inzwischen ist die erste der beiden Brückenhälften fertig und hat das Tal auf über 470 Metern Länge überquert. Der zweite Teil der Brücke fehlt noch, bis 2022 soll auch der zweite Überbau abgeschlossen werden. Die Brücke ist nicht für den Straßenverkehr sondern wird für die Zugverbindung zwischen Ulm und Stuttgart (beziehungsweise der Neubaustrecke zwischen Ulm und Wendlingen) neu gebaut. Die beiden Gleise haben – wie die Tunnel durch die sie geführt werden – einen Abstand von 30 Metern. Daher werden eigentlich zwei Brücken nebeneinander gebaut.
Zum Fotograpixeln bin ich auf einen Schotterweg gefahren, welcher sich dort parallel zur Straße befindet. Keine gute Idee. Ich habe schließlich keine grobstolligen Enduroreifen mehr auf meiner BMW sondern die Mitas Terra Force-R. Laut Mitas ist der Pneu »die ideale Wahl für Pendler und Abenteurer, die länge Touren aus Asphalt und gelegentliche Ausflüge in leichtes Gelände lieben, egal ob allein oder zweit und mit Gepäck«. So etwa 90% Straße und 10% Gelände soll genau sein Ding sein.
Also Schlamm und Matsch ist definitiv nicht sein Lieblingsterrain. Blöderweise mündete der Schotterweg ím Schatten unter einem Baum in ein Schlammbad.
Aufgrund von zu wenig Negativprofil war das Vorderrad schnell nur noch daran interessiert dorthin zu rutschen wo es der Schlamm rutschen lassen wollte. Augen geradeaus, nicht bremsen und sanft mit der rechten Hand am Gasgriff drehen. Etwa 10 Meter später war das Schlammbad durchquert. Auf einmal findet man Schotter total sympathisch.
Rund 2'000 km habe ich die Mitas Terra Force-R schon auf der BMW. In April oder Mai kann ich dann ein – natürlich rein subjektives – Fazit in Form von einem kleinen Beitrag liefern. Bislang daher die Erkenntnis: Schlamm mag er nicht.
Wo wir gerade bei »Dinge die man nicht mag« sind: Der Spritpreis. Angeblich soll er wegen dem Coronavirus und einem Öl-Dumping-Wettbewerb zwischen den arabischen Ländern und der Russischen Föderation billiger werden. Also heute konnte ich beim Tanken nicht wirklich etwas davon merken.
Aber vielleicht hatte ich auch einfach nur die völlig falsche Tageszeit erwischt um das Super E10 durch den neuen Einsatz in den Tank laufen zu lassen? Zum Abend hin waren die Preise mal wieder etwa 6–8 Cent günstiger und damit auf dem Niveau der Vortage.
Die 95'000 km werden vermutlich auf einer der nächsten Tagestouren fallen. Dieses Jahr sind dann die 100'000 km dran. Ich hoffe die BMW arbeitet daran auch konstruktiv mit, verbraucht nicht allzuviel Öl und bringt mich in (nicht allzu)ferne Länder.
Den bösen Coronavirus habe ich ja schon erwähnt. Vor einer Stunde lief im Radio die Nachricht das quasi ganz Italien unter »Generalquarantäne« gestellt wurde – vom italienischen Ministerpräsident Giuseppe Conte. Nun denn, dann mal abwarten wie sich das in den nächsten Monaten so entwickelt und wohin man mit dem Motorrad so fahren darf.
Am sechsten und letzten Nachweis für heute sinkt die BMW ein wenig in den aufgeweichten Boden ein. Der Seitenständer mit der montierten Vergrößerung der Auflagefläche bietet aber für den kurzen Stopp sicheren Halt.
Das Hinweisschild für die Langlaufloipe lässt auf erfolgreichen Wintersport in der Saison 2019/2020 schließen. Aber eigentlich war hier nicht viel geboten. Schnee war bis auf wenige Tage Mangelware. Ich hoffe das er nun nicht auf die Idee kommt in März und April noch einmal zurückzukehren.
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Datum: | 10.03.2020 |
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Kommentare
Peter M. | https://motorradreiseecuador.hpage.de/
schrieb am 10.03.20 um 13:15 Uhr:
Du hast keine Garage und keinen Vorgarten zum abstellen deines Motorrads mit Saisonkennzeichen?
Schade.... wobei: Ich demnächst vielleicht auch nicht mehr!
Der Unterschied zwischen 6 und 12 Monate beträgt bei meiner "fetten Elke" 40€ Versicherung und 40€ Kfz Steuer.... daher: Kein Saisonkennzeichen mehr!
Fahren bei 1-4° kenne ich noch gut... Vor 4 Jahren, als ich meine "fette Elke" aus München abgeholt habe. Ohne Heizgriffe, ohne Enduro-Protektoren... Jetzt fahre ich sie im Winter bei jedem (fast) Wetter mit Sommerhandschuhen (fette Lenkerstulpen). Heizgriffe auf kleinster Stufe!
Btw: Ja, falsch getankt... bei uns gestern Abend: 1,249€, in Lux sogar nur 1,157€!!!
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 22.07.17 um 23:43 Uhr:
Heute an der Tanke: E10 für 1,279 Euro. Ist zwar nicht wie in Luxemburg oder Samnaun, aber immerhin.
Die übrigen Winterquartiere waren belegt. In der schon mal verwendeten Garage (nicht meine) stand ein Auto, in der Gartenhütte (nicht meine) ein Rasenmäher und in der Tiefgarage ist wegen dem hydraulischen Doppelparker das Abstellen von einem Motorrad unmöglich. Dann überwintert sie eben mal extern. Einfach draufsitzen und losfahren hatte auch was für sich.
Der »Winter« 2019/2020 war fast schneelos. Also so wie vor rund 12 Jahren schon mal als man zu Weihnachten mit Thermofutter in der Jacke geschwitzt hat.
Italien ist tabu, Österreich macht wohl auch die Grenzen dicht... Mal schauen ob günstig tanken in Luxemburg in ein Tagen oder Wochen noch möglich ist oder ob man nicht rein darf... Und statt Ölthreads gibt's dann wohl Diskussionsthreads über den aktuellen Klopapierpreis?