Was ist besser als ein paar retroreflektierende, rote Aufkleber zu haben? Natürlich noch ein paar mehr davon zu haben. Oder man nimmt einfach retroreflektierende, weiße Aufkleber. Beziehungsweise einen ganz langen.
3,29 Euro für einen Meter, 2,50 Euro Versandkosten obendrauf[1]. Gekauft am 9. Oktober, ausgepackt am 15. Oktober aufgeklebt am gestrigen 30. November. Warum so spät? Die Winterbastelzeit hat für mich erst gestern begonnen.
Während draußen die Temperaturen erneut unter den Gefrierpunkt gefallen sind, habe ich die Garage aufgesucht (noch immer knapp zweistellige Temperaturen darin) und mich den Koffern gewidmet.
»Jetzt vorne noch weiße und seitlich gelbe und Du bist rundum sichtbar« hat mit Silencer in seinem Kommentar zu den roten Quadraten[2] geschrieben. Ich habe mich für weiß entschieden – vorne wie auch seitlich.
Sollte man an der Seite nicht lieber orange verwenden? Also bei den LKW – und für die ist das retroreflektierende Klebeband ja eigentlich gedacht – ist weiß überall zulässig. Also mache ich es mir ganz einfach und klebe mir weiß an die Seite und »um die runde Ecke« auch noch ein paar Zentimeter, welche dann nach vorne wirken.
Die Überlegung von mir war für die Seite das einschichtige Material von Orafol zu verwenden. Diverse Rückmeldungen haben mich aber davon überzeugt doch wieder zu dem Produkt von 3M zu greifen. Zweischichtig, aber dafür wie Silencer es in seinem Blog[3] so schön beschreibt »Reflexion auf Steroiden«.
Die Stärke der Reflexion sei bei dem Klebeband von 3M deutlich höher als bei anderen, vergleichbaren Produkten. Nun denn, die roten Quadrate waren toll, also greife ich dann für die anderen Seiten zu 3M. Wobei das durchlaufende Band etwas breiter als die Quadrate ist.
Die Quadrate haben eine Kantenlänge von 50 mm, das Band hat eine Breite von 55 mm.
Was es mit dem Maßband auf sich hat kann sich jeder denken. Was es mit den Franken und Rappen auf sich hat wir im weiteren Verlauf des heutigen Beitrags erklärt.
Gekauft und bezahlt habe ich für einen Meter von dem weißen Klebeband. Erhalten habe ich über 1,80 Meter. Der Verkäufer war da sehr großzügig oder ich hatte einfach Glück und das »Reststück« bekommen, bei welchem sich ein weiteres Zerschneiden nicht weiter gelohnt hätte.
Das hat dann natürlich neue Möglichkeiten eröffnet. Ursprünglich bin ich davon ausgegangen das Klebeband in zwei Stücke mit je 52 und 48 cm zu teilen. Warum die unterschiedliche Länge? Weil die eine Kiste 2 cm breiter ist als die andere. Nun hatte ich mehr Länge für mehr Ideen zur Verfügung.
Die Außenseiten der Därr-Aluboxen sind gleich lang. Mit 42 cm Länge pro Seite wären noch rund 8 cm übrig um sie »um die runde Ecke« laufen zu lassen. Da mir jetzt aber noch ein paar zusätzliche Zentimeter zur Verfügung standen konnte ich überlegen ob ich das Band nicht einfach noch weiter laufen lasse.
Getreu des Mottos »zweimal messen, einmal schneiden« habe ich mich dann dazu entschlossen beide Koffer gleich zu bekleben. Also keine unterschiedlich langen Klebestreifen sondern zwei mal je 55 cm. Warum? Weil es sowieso keiner sieht das ein Klebeband länger oder kürzer ist wenn die Koffer am Motorrad montiert sind.
Etwa bis zur Koffermitte sollte das Band laufen, wichtiger war mir aber die Länge an der Seite. Die ist bei beiden Koffern identisch.
Das gute, alte PVC-Maßband wurde mit etwas Malerkrepp am Ende vom Klebestreifen aufgeklebt und anschließend bei 55 cm der Schnitt angesetzt.
Ein kleiner Metallwinkel war hier sehr hilfreich eine saubere Schnittkante zu erzielen. Wie Silencer in seinem Blog schon schrieb: Der Klebstoff ist sehr zäh. Wer mit der Schere schneidet, darf sie recht zügig mit Aceton von Kleberresten befreien.
Mit einem Cutter geht es zwar etwas einfacher, aber sobald man die Schicht mit dem Kleber erreicht wird es auch damit zäh.
Sechs Mal musste ich den Cutter durchziehen bis das Klebeband schließlich komplett durchtrennt war. Der vorletzte Schnitt war der schwierigste – er ging durch die Schicht mit dem Kleber.
Nun komme ich zur Auflösung wieso auf den Bildern Franken und Rappen herumliegen. Ich wollte eine »runde Ecke« anzeichnen, habe meine »Kupfersammlung« an Cent jedoch vor wenigen Tagen erfolgreich beim Bäcker entsorgt.
Zum Glück hatte ich in einer meiner Jacken noch ein paar Franken und Rappen von früher parat.
Zwar entspricht der Radius nicht dem der roten Quadrate, aber das stört mich persönlich nicht weiter. Wichtig ist mir nur, dass die Ecken vom Klebeband nicht mehr »spitz« sind. Ich erhoffe mir davon das das Klebeband länger auf den Alukoffern hält und sich nicht an der am störksten den Elementen exponierten Stelle (der Ecke) ablöst.
Der Versuch mit einem Bleistift die Rundung anzuzeichnen schlug fehl. Also durfte ein Kugelschreiber herhalten. Auf der Rückseite spielt es keine Rolle, denn die Trägerfolie wird ja ohnehin abgezogen und weggeworfen.
Die fünf Rappen haben ihren Zweck gut erfüllt, waren also jeden ihrer 4,5 Cent wert. Und dann leuchtet er auch noch so schön im Licht weil er seit 2010 wohl nicht allzuweit »gelaufen« ist. Seit Oktober 2012 schlummerte er in der Tasche meiner Jacke.
Ganz um den Einsatz einer guten Schere bin ich nicht herum gekommen. Aber die acht Ecken abzurunden ging sowohl zügig und auch ohne großes Verkleben der Schere. Hinterher durfte aber auch ich sie – wie auch Silencer – mit Aceton vom Klebstoff befreien.
Beim Kauf waren noch die alten Aufkleber auf den Därr Aluboxen vorhanden. Ich halte sie in Ehren und habe sie daher auch nicht entfernt. Vielleicht schaffe ich es ja auch noch nach Portugal und Spanien mit den Koffern? Nach Irland sollte ich aber auch noch, genauer gesagt zum Healy Pass.
Eine Prise nutzloses Wissen: Benannt wurde der Pass seit 1931 nach Timothy Michael Healy und hat eine unglaubliche Höhe von 296 m. Ist er ein Passknacker-Nachweispunkt? Leider nein. Es gab mal in Irland Passknackernachweise, das hat mir Google verraten. Aktuell ist aber keiner mehr gelistet.
Damit das Klebeband Platz hat, musste ich den Aufkleber vom Healy Pass leder etwas kürzen.
Was passieren würde wenn ich die anderen Aufkleber abgezogen hätte ist dabei gut zu erkennen: Man sieht deutlich die »Schatten« wo die Aufkleber die Oberfläche vom Aluminium vor Umwelteinflüssen geschützt haben.
Beim Klebeband gilt nicht nur »Reflexion auf Steroiden« sondern auch die Klebewirkung hat offensichtlich zu viel synthetisches Testosteron abbekommen.
Einfach ausgedrückt: Sobald die Trägerfolie von der Rückseite abgezogen ist sollte man genau darauf achten wo man das Klebeband hinhält. Denn es klebt sofort sehr stark.
Zur Orientierung habe ich mir ein wenig Malerkrepp auf die Alubox geklebt. 15 mm Abstand zur Kante möchte ich haben. Gut zielen, das Klebeband auf die Alubox legen – und schon will es sich nicht mehr ablösen lassen.
Sollte man es doch versuchen muss man laut Silencer damit rechnen, dass das Material bricht. Also die Trägerfolie nur so weit wie nötig abziehen, das Klebeband ausrichten und schon beim ersten Versuch sollte es dort kleben wo man es auch haben möchte.
Gleiches gilt natürlich auch auf der anderen Alubox. Bei der Schweißnaht habe ich ein klein wenig Bedenken ob das Band auch wirklich vollflächig anliegt. Nun ja, die Zukunft wird zeigen ob dort nun eine »Klebeschwachstelle« vorliegt oder nicht.
Die Oberfläche der Aluboxen wurde natürlich zuvor gereinigt. Zunächst mit Wasser und ein wenig Seife. Nach dem Trocknen durfte dann noch eine angemessene Portion Bremsenreiniger seinen Dienst als Entfertter verrichten.
Irgendwer hatte in einem Forum geschrieben »das weiße Band fällt tagsüber auf einer Alukiste nicht auf«. Also ich finde es fällt sehr wohl auf. Auch wenn es nicht direkt angestrahlt wird ist es heller als das von der üblichen Oxidschicht überzogene Aluminium. Mit Blitzlicht fotograpixelt strahlt es natürlich umso mehr.
Heute ist der 1. Dezember. Also noch 20 Tage und dann werden die Tage auch schon wieder länger.
Nebeneffekt davon: Es wird früh dunkel. Also habe ich die beiden Kisten kurz vor Beginn der Dämmerung in den Garten gesetllt. Ohne Blitz fotograpixelt fällt der neu aufgebrachte Streifen bereits deutlich auf – finde ich jedenfalls.
Mit Blitzlicht sieht es dann noch mal etwas anders aus. Der »weiße Streifen reflektiert richtig weiß«. Das ebenfalls retroreflektierende D-Schild aus Altbeständen[4] kann da nicht mithalten.
Ob die weißen Streifen an den Seiten wirklich notwendig sind? Na, in jedem Fall schaden sie nicht. Könnte das ganze Projekt ein wenig hübscher sein? Vermutlich schon. Aber ich will ja keinen Show&Shine Wettbewerb damit gewinnen sondern ein kleines Plus von wegen »ich werde besser wahrgenommen« ist das Ziel der Klebeaktion.
Richtig interessant wird die retroreflektierende Wirkung der Aufkleber aus ein paar 100 Metern Distanz. Dann zeigen die Aufkleber was sie wirklich können: Retroreflektieren.
Nicht nur auf Alukoffern am Motorrad sondern auch anderweitig. Auch Max hat die Variante in weiß erfolgreich im Einsatz – am und auf dem Fahrrad[5]. Beim Motorrad sind die Klebestreifen jedoch nur auf dem Gepäck zulässig, nicht am Rahmen den Felgen oder den Speichen.
Der Blogbeitragklassiker »Unboxing« kommt diesmal ganz am Ende. Wie kam das Klebeband zu mir? Einige scheinen Pech zu haben und erhalten geknickte oder gebrochene Klebebänder zugeschickt. Der Verkäufer von meinem Band hat einfach eine nicht mehr benötigte Rolle genommen, das abgelängte Klebeband zusammengerollt und in die Rolle hineingesteckt.
Noch eine Kunststofffolie drumherum und dann ab in die gepolsterte Papiertasche. Angekommen ist das so verpackte Klebeband ohne Knick, ohne Bruch und auch sonst ohne irgendwelche Makel.
Wenn alle Käufer ihre bestellten Klebebänder so verpackt erhalten gibt es sicherlich keine negativen Bewertungen.
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Datum: | 01.12.2019 |
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Kommentare
Silencer | https://silencer137.com
schrieb am 02.12.19 um 15:11 Uhr:
Sehr gut! Ich freue mich, dass ich Anregungen geben konnte. Und keine Bange, das löst sich nicht an den Ecken und Rundungen, meine Givi Monokey Elegant haben da mehr von. Einzig an Kanten, an denen man sehr dünn zugeschnittenes Band enden lässt, löst es sich gerne. Bei meinen Koffern ist das zum Beispiel der schmale 5 mm-Zierstreifen auf den Seiten, der löst sich alle Paar Jahre mal am Endpunkt. Ansonsten klebt das ewig.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 02.12.19 um 19:28 Uhr:
Die Klebefolie – zumindest die Quadrate – sind ja für die Montage auf den LKW-Planen gedacht. Daher hat es mich gewundert das sie bei dir bei der Verarbeitung gebrochen sind und mich etwas verunsichert. »Fitzelstreifen« habe ich keine, die 55 beziehungsweise 50 mm sollten ja eigentlich genügend Breite und somit Auflagefläche bieten.
Spannender wäre eher die Frage: Wie bekommt man den Kleber wieder weg? Kannst man die Reste einfach wegrubbeln? In 8–10 Jahren wissen wir eventuell mehr.
Silencer | https://silencer137.com
schrieb am 02.12.19 um 21:01 Uhr:
Das geht recht einfach: Die äußere Schicht runterbrechen (die splittert nach einigen Jahren tatsächlich bei Bewegungen), dann die Reste mit Feuerzeugbenzin wegrubbeln.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 02.12.19 um 21:07 Uhr:
Okay, da an den Alukoffern hoffentlich nicht viel Bewegung drin ist wird da nicht viel passieren.
Mike
schrieb am 05.12.19 um 22:27 Uhr:
Hoi,
Super Sache!
Hast du ev. ein paar Tips für Kleidung und "textile Ausrüstung"? Hab hier nen Rucksack, den man etwas "leuchtender" machen sollte, aber da ist plastifiziert, da kann ich nicht aufnähen..?
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 06.12.19 um 19:04 Uhr:
Aus welchem Material ist denn die Oberfläche vom Rucksack? Wenn Nylongewebe → da wird leider langfristig nicht viel halten.
Sollte die Oberfläche gummiert sein könnten die Aufkleber halten. Sind ja eigentlich für LKW-Planen gedacht. Die schon fertig zugeschnittenen Quadrate mit 50 mm Kantenlänge (die bei mir rot auf den Boxen sind) wären da vielleicht schon die Lösung.