»Was macht der gelbe Punkt an der Reifenflanke?« – »Er ist gelb. Das ist sein Job.« Er hat daneben aber auch noch eine wichtige Aufgabe. Denn er informiert den Reifenmonteur darüber wo sich beim Pneu die leichteste Stelle befindet.
Gerüchte ranken sich um den gelben Punkt (welchen ich auch schon mal als grünen Punkt hatte). Mal soll er angeblich B-Ware markieren, mal wird er erst vom Reifenmonteur aufgebracht und dieser markiert damit die Position vom Ventil. Oder aber er ist so angebracht das man die mystische DOT oder den sagenumwobenen »TWI« schneller findet.
Es ist wirklich spannend was man so alles über die kleine, gelbe Markierung im Internet so finden kann. Viele richtige Informationen, insbesondere auf den Seiten von Reifenhändlern. Aber auch gefährliches Halb- oder Nichtwissen in Foren. Welche eben so Märchen von wegen »das ist die Markierung für B-Ware« in die Welt setzen und dann auch noch zitiert werden.
DOT? Das ist die Kennung wann der Reifen produziert wurde. Auf dem Bild unten steht das »1019« für die »10 Woche im Jahr 2019«. TWI? Das sieht man auf dem Bild oben. TWI ist die »Verschleißanzeige«. Der Hersteller baut einen kleinen Steg ins Profil ein. Ideal wäre es wenn dieser Steg noch 1,6 mm Restprofil anzeigt – die Höhen können sich aber schon mal sehr unterscheiden.
Was auf den beide Bildern also schon mal klar wird: Ja, TWI und DOT können sich zufällig an der gleichen Position wie der gelbe Punkt befinden – müssen aber nicht.
Die Theorie mit dem Ventil klingt da irgendwie schlüssiger, oder? Das wird sogar noch verstärkt durch das nächste Bild:
Schon wieder ist der gelbe Punkt beim Ventil. Das kann doch kein Zufall sein? Stimmt. Aber es wird nicht das Ventil markiert sondern der Reifenmonteur setzt den gelben Punkt gezielt dorthin wo sich das Ventil befindet.
Warum? Weil der gelbe Punkt (von manchen Herstellern wohl auch als Dreieck ausgeführt) den leichtesten Punkt vom Pneu kennzeichnet. Der Hersteller vom Reifen (nicht der Reifenmonteur) bringt also diese Markierung an.
Das sich dann – bei einem guten Reifenmonteur – immer das Ventil dort befindet wo sich die Markierung befindet leuchtet dann auch ein: Der schwerste Punkt der Felge ist dort wo sich das Ventil befindet. Setzt man den leichtesten Punkt vom Pneu an den schwersten Punkt der Felge sollte sich das im Idealfall (fast) ausgleichen.
Falls das nicht klappt müssen noch Bleigewichte in die Felge geklebt werden.
Warum klebt man diese Bleigewichte in die Felgen? Wenn das Rad, also die Einheit aus Felge und Reifen eine Unwucht hat, spürt man diese während der Fahrt. Im ungünstigsten Fall ist die Unwucht so groß, dass das Fahrzeug nicht mehr die Spur halten kann. Daher ist es also nicht nur sinnvoll sondern notwendig die Unwucht auszugleichen.
Das wird mittels der eingeklebten Bleigewichte gemacht. Der unschöne Nebeneffekt: Die Gewichte müssen weg wenn man den Reifen wechseln lässt. Anschließend werden wieder neue Gewichte aufgeklebt, eventuell an einer anderen Stelle.
Wo genau die Gewichte hinkommen wird mittels der »Reifenwuchtmaschine« vom Reifenmonteur ermittelt. Inzwischen gibt hier ein Computer an der Maschine Hilfestellung und sagt sogar an wie viele Gramm Blei an welche Stelle geklebt werden müssen.
Manchmal ist die leichteste Stelle in Kombination mit dem Ventil schon wieder so schwer das ein Gewicht auf die gegenüberliegende Seite geklebt werden muss. Tauscht man die Räder ist dann erst einmal wieder Putzen angesagt. Ich bekomme das mit dem Clean Wax immer ganz gut hin und habe dazu auch schon einen kleinen Beitrag hier im Blog veröffentlicht[1].
Bislang ist es noch nie so gelaufen das ich die Felgen nicht von irgendwelchen Kleberückständen von den Gewichten befreien musste. Nächstes Jahr wird das aber zumindest beim Vorderrad anders sein. Denn dort musste diesmal kein Gewicht eingeklebt werden. Glück gehabt.
Ob es nicht total praktisch ist so einen gelben Punkt an jedem Reifen zu haben? Schließlich findet man – wenn der Monteur gut gearbeitet hat – so ganz schnell das Ventil?
Na, leider klappt das nicht immer. Bei den Mitas Terraforce R, welche jetzt auf meiner BMW R 1150 GS montiert sind, ist der gelbe Punkt auf der linken Seite der Maschine. Stelle ich die Maschine auf den Seitenständer ist diese Seite entsprechend geneigt. Daher sehe ich die gelben Punkte nicht gut.
Wenn die Sonne dann auch noch von rechts kommt und die linke Seite komplett im Schlagschatten liegt wird es auch nicht besser. Ein kleines Suchbild: Wo ist der gelbe Punkt? Wo ist das Ventil?
Nicht jeder Reifen hat eine solche Markierung. So jedenfalls meine Erfahrung. Es scheint vom Hersteller abhängig zu sein ob er eine Markierung anbringt oder nicht. Falls keine vorhanden ist, klebt eben wenn es ungünstig läuft mehr Blei in der Felge.
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Datum: | 16.10.2019 |
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Kommentare
Christoph | https://www.clmt.de/blog
schrieb am 16.10.19 um 20:28 Uhr:
Ich hab man zwei rote Punkte - ätsch!
Und wer Speichengewichte nimmt, braucht keine Kleberreste von der Felge putzen. Mag aber sein, daß das bei schlachlosen Speichenfelgen nicht geht.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 16.10.19 um 21:05 Uhr:
Bei den Rädern mit »normalen Speichen« werden sie relativ »mittig« in der Felge enden? Bei den Kreuzspeichenfelgen der BMW enden die Speichen außen am Felgenhorn. Ich glaube das würde für zusätzliche »Turbulenzen« sorgen wenn sie dort montiert wären.
Rote Punkte? Also gibt es schon mal die Ampel-Koalition. Mal sehen ob jemand noch eine andere Farbe am Pneu hatte und sich hier meldet.