Nicht nur bei gebrauchten PKW ist es so: Je weiter man vom Fahrzeug entfernt steht, desto besser sieht es aus. Je näher man kommt, desto deutlicher werden die kleinen oder auch größeren Mängel.
Bei meiner XJ 600 sieht es nicht anders aus. Auf dem Bild links sieht sie eigentlich noch ganz fit aus – die Farbkombination lassen wir mal außen vor.
Der Metalliclack schimmert wie erwartet, der Chrom glänzt und auch der Motor sieht eigentlich sauber und gepflegt aus. Aber leider sieht sie im Detail ein wenig anders aus.
Der Motorblock ist ein Beispiel dafür. Salz und zu wenig Reinigung haben ihre Spuren hinterlassen. Ein Bekannter zog einen Vergleich zur Titanic: »Die sieht vermutlich stellenweise auch so aus – oder noch besser«.
Nunja, wer genügend Korrosion hat braucht für den Spott nicht zu sorgen (oder so ähnlich).
Nicht wirklich schön anzusehen ist es natürlich sobald es schon bräunlich schimmert. Wobei der Belag an Muttern und Gewinde mit Rostlöser vermutlich (beinahe) rückstandslos entfernt werden kann. Gebrauchte Kettenspanner sind übrigens online für etwa 15 Euro zu finden – als Paar.
Auch die Bremsanlage sieht nicht mehr wirklich taufrisch aus. Die Abdeckkappen sind inzwischen weggegammelt beziehungsweise aufgeplatzt, an den Dichtungsscheiben befindet sich Korrosion und die Köpfe der Hohlschrauben waren sicherlich ursprünglich mit weniger Flecken übersät.
Was ein wenig seltsam ist: Während die rechte Seite der Maschine eigentlich noch gut aussieht, sitzt der Gammel auf der linken Seite umso stärker. Es wirkt beinahe als ob man sie nur auf der rechten Seite regelmäßig geputzt und gepflegt hätte.
Die Motorhalterung hat es auch erwischt. Der Rost ist – wie auch sonst – nur oberflächlich, aber eben nicht wirklich schön anzusehen.
Auch hier der Hinweis auf die günstigen Gebrauchtteile: Für beide Halterungen mit Schrauben muss man etwa 15–20 Euro bezahlen wenn man sie sich online als Gebrauchtteil bestellt.
Irgendwie befremdlich dabei: Offensichtlich werden XJ 600 in besserem Zustand geschlachtet und in Einzelteilen verkauft als meine gelb-rote XJ derzeit dasteht? Zumindest bekomme ich das gerade von den Bildern der Maschinen vermittelt, welche vor dem Zerlegen noch einmal fotografiert wurden.
Noch ein Detail auf der linken Seite: Gammel am Schalthebel und der Schalthebelverstellung.
Gebraucht: 10 Euro für Schalthebel, Gelenk und Arretierung in nahezu gammelfreiem Zustand. Zumindest mit deutlich weniger Spuren vom Salz wenn ich mir die Bilder von den online angebotenen Schalthebeln so anschaue.
Die Krümmermuttern und -schellen passen sich den übrigen Rost-Details auf der rechten Seite leider ebenfalls an.
Die nächsten Stunden am Motorrad verbringe ich dann wohl mit Rostlöser, Schmirgelleinwand, Bremsenreiniger (um Entfetten) und Lack. Immerhin regnet es nicht, daher war heute der erste »Rostbeseitigungstag«.
Rost abschleifen, auch die Kanten vom Lack mit abnehmen (da darunter bereits der nächste Gammel sitzt und lauert). Anschließend mit Bremsenreiniger entfetten und mit feinem Pinsel die Rostschutzgrundierung aufgetragen.
Nicht schön, aber besser als Rost. Der originale Lack meiner XJ 600 nennt sich RYC1 (»reddish yellow coctail 1«) und ist ein Metalliclack. Die Spraydose schlägt mal eben mit 20 Euro zuzüglich Versand zu Buche. Die bekannten Lackstifte mit ihren 15 ml Inhalt würden nicht weit reichen.
Daher werde ich für die Stellen am Rahmen einfach nach einem farblich passenden, einfachen RAL-Gelb suchen.
Zum Vergleich noch einmal die rechte Seite: Kein Vergleich mit der angegammelten linken Seite.
Der Tank sieht ebenfalls noch sehr gut aus, abgesehen von ein paar Kratzern und Schrammen. Scheinbar war mal ein Tankpad aufgeklebt gewesen, zumindest hat jemand mit viel Aufwand versucht etwas vom Tank zu entfernen – leider inklusive der obersten Lackschicht.
Was da an der Dichtung am Tank irgendwie komisch aussieht ist gewollt. Die Dichtung läuft eigentlich rundherum, auf etwa fünf Uhr scheint sie zu fehlen. Wenn man das Bild oben mit einem Klick vergrößert kann man erkennen das sich dort die Entlüftung verbirgt.
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Datum: | 11.07.2011 |
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