Auf der Suche nach den Maßen für die Radlager und Wellendichtringe der Radlager der Vorderachse bin ich unter anderem über den Preis für das »original Ersatzteil« vom Hersteller gestolpert. Da verschlägt es einem doch die Sprache: »Radlager vorne Yamaha XJ600S Diversion 4BR/4LX 92-97« mit der Teilenummer 93306-00310 (ersetzt durch 93306-00315-00) für schlappe 44,74 Euro. Immerhin für zwei Stück.
Passende Lager kosten bei einem ganz normalen Anbieter für Kugellager pro Stück lediglich etwa 4,50 Euro. Der Aufschlag für das »originale Produkt«: Faktor 5. Muss das sein? Nein.
Zumal das originale Lager nur auf einer Seite abgedichtet ist. Das Lager für ca. 4,50 Euro ist beidseitig abgedichtet. Noch ein Punkt, welcher für das mit RS-Dichtungen versehene Lager spricht.
Warum sollte das Lager überhaupt auf beiden Seiten abgedichtet sein? Ganz einfach: Weil es besser ist. Ab Werk sind bei vielen Motorrädern einfache Lager verbaut, welche nur einseitig abgedichtet sind. Dies ist auch im Haynes anhand der Bilder bei der XJ 600 S/N im Originalzustand der Fall. Diese Lager werden mit viel Fett eingesetzt, welches sich im Laufe der Zeit aber natürlich auch verliert. In die auf einer Seite offenen Lager kann Feuchtigkeit und Schmutz eintreten, was natürlich die Lebensdauer herabsetzt beziehungweise zum Defekt des Lagers führt.
Daher bitte nicht für viel Geld die auf einer Seite offenen Lager nachkaufen, sondern bei einem ganz normalen Händler für Lager die genormten Lager welche auf beiden Seiten abgedichtet sind.
Aufgrund vieler positiver Bemerkungen und Empfehlungen in Motorradforen habe ich nach den passenden Lagern für das Vorderrad der XJ 600 S/N bei WÖMBI[1] gesucht – und bin natürlich fündig geworden.
Bei WÖMBI erhält man im Onlineshop detailierte Angaben zum Lager (Bauform, Größe, etc.), allerdings keinen Herstellernamen. Angeboten werden Lager »eines Premium-Herstellers«. Geliefert wird dann ein Lager von SKF, FAG, NSK, NTN oder SLF – je nach Verfügbarkeit. Die Markenlager sind in meinem Fall von FAG – Markenlager aus Mittelfranken sozusagen (Made in Portugal).
Zusammen mit den beiden Lagern für das Vorderrad habe ich auch gleich die passenden Wellendichtringe bestellt. Damit alle Lager und Wellendichtringe der Räder der XJ 600 S/N auf einen Blick zu finden sind:
Vorderrad XJ 600 S/N | ||
Lager | Wellendichtring | |
links | 1x 6203 (Maß: 17x40x12) | 1x Wellendichtring (45x56x6) |
rechts | 1x 6203 (Maß: 17x40x12) | 1x Wellendichtring (25x40x5) |
Hinterrad XJ 600 S/N | ||
Lager | Wellendichtring | |
links | 2x 6203/2RS1C3 (17x40x12) | – |
Kettenradträger | 1x 63/22C3 (22x56x16) | 1x Wellendichtring (42x56x6) |
rechts | 1x 6303/2RS1C3 (17x47x14) | 1x Wellendichtring (25x47x7) |
Quelle: www.xj-forum.de - Radlager
Wie auch die Lager gehören die Wellendichtringe zu den Verschleißteilen. Sie kosten auch nur wenige Euro und sollten bei einem Tausch der Lager ebenfalls mit ausgetauscht werden.
Da man mit den qualitativ hochwertigen Lagern gegenüber den »originalen Lagern« beim Preis gespart hat sollte man an den Wellendichtringen nicht sparen müssen.
Bei den Lagern gibt es auch noch eine geringfügig günstigere Variante mit sogenannten »Z-Schreiben«. Diese Lager tragen in der Bezeichnung das Kürzel »Z«. Der Unterschied bei den Lagern an der Vorderachse zwischen »Z« und »RS« betrug 50 Cent. Auch hier muss man nun wirklich nicht unbedingt den Rotstift ansetzen.
An dieser Stelle die Kürzel übersichtlich auf einen Blick:
Quelle: de.wikipedia.org – Wälzlager
Beidseitig abgedichtete Lager sind wartungsfrei da sie bereits während der Produktion mit Fett versehen wurden. Bei Lagern welche auf einer oder beiden Seiten offen sind, muss genügend Fett vorhanden sein, ansonsten kann beziehungsweise wird das Lager relativ schnell Schaden nehmen.
Neben der Bezeichnung für die Abdichtung des Lagers gibt es noch die Bemerkung »erhöhte Lagerluft« bei der Beschreibung beziehungsweise den Zusatz »C3« bei einem der oben aufgeführten Lager. »Lagerluft« bezeichnet damit das Spiel beziehungsweise der Abstand, wie sich der Innenring gegenüber dem Außenring verschieben lässt. Die Bezeichnung »C3« steht dabei für ein erhöhtes radiales Lagerspiel. Hier die Bezeichnungen in der Reihenfolge des Lagerspiels:
Die Angaben zur Lagerluft darf man nicht als Qualitätseinstufung missverstehen. Lager mit stark erhöhtem radialen Lagerspiel haben durchaus ihre Daseinsberechtigung bei entsprechenden Einsatzzwecken. »Normales Lagerspiel« muss daher einfach als definierten Stand angesehen werden, die Zusätze im Namen sind ebenfalls definiert und geben nur die Bauart des Lagers an.
Darüber ob man nun zu C3 greifen sollte oder nicht wird in Foren kontrovers diskutiert. Dabei muss vermutlich erst einmal erklärt werden, dass der Unterschied zwischen »normal« und »C3« lediglich wenige µm, wenige 0,001 mm beträgt. Dabei überlappen sich die definierten Toleranzen der jeweiligen Lagerluft-Einstufungen. In einer Tabelle von SKF[2] kann man nachlesen, dass bei einem Wellendurchmesser von 17 mm (wie bei den Lagern am Vorderrad der Fall) der Toleranzbereich für »normale Lager« bei 3–18 µm liegt, bei einem »C3-Lager« bei 11–25 µm. Wenn nun Ein Lager 15 µm hat könnte es als »normales Lager« oder auch als »C3-Lager« verkauft werden.
Die Frage ob man ein C3-Lager statt einem normalen Lager verwenden darf oder nicht hat zwar schon viele Gemüter erhitzt, unter Umständen war die ganze Diskussion aber hinfällig da die Lager zufälliger Weise ohnehin die gleichen Toleranzen gehabt hätten.
Bei der Wahl eines Lager mit zu niedriger Lagerluft erhitzen sich unter Umständen nicht nur die Gemüter. Das Lager könnte wegen Überhitzung schneller ausfallen beziehungsweise »fressen«. Ein blockiertes Lager kann zu einem Schaden an der Welle beziehungsweise der Achse führen und im schlimmsten Fall einen Sturz verursachen.
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Datum: | 29.07.2011 |
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Kommentare
schrieb am 12.04.16 um 19:12 Uhr:
Schöner Beitrag, hat mir sehr geholfen.
schrieb am 20.07.17 um 16:03 Uhr:
Guter Beitrag – der auch mir dabei geholfen hat – einige Euro's zu sparen.
Da mein Radlager an der 600er Diversion / Typ RJ01 / von 1998 – mit knapp 47000 Km defekt war mußte ein NEUES Radlager her. Bei der Fa.WÖMBI im Internet bestellt + incl.Versandt für 19,90 EURO ins Haus geliefert zu bekommen – ein fairer Preis + MINDESTENS 30 EURO - gegenüber den Preisen VON YAMAHA gespart !!!
Dabei ist die PREMIUM-QUALITÄT !!! – den Einfach-RADLAGERN – VON YAMAHA – weit überlegen, + dann noch bei YAMAHA MEHR als 150 % PREISAUFSCHLAG verlangen,
das geht gar nicht, nicht mit mir !!!
schrieb am 22.07.17 um 21:31 Uhr:
Hallo Jörg,

freut mich das meine Seite dir geholfen hat ein paar Euro zu sparen.
Den Einbau hast du selbst vorgenommen?
Grüße, Martin
PS: Dein Kommentar kam gleich sechs Mal bei mir an.
schrieb am 22.07.17 um 21:56 Uhr:
Hallo Martin.
Nein der Einbau wird in dieser Woche erfolgen.
Habe am Donnerstag bestellt, die Radlager (FAG - Portugal) wurden am Samstag geliefert, mit DHL. Bin mit dem Material SEHR ZUFRIEDEN, viel besser als das was YAMAHA als original anbietet, das ist einfachste Qualität + mit ca.50 EURO - mehr als 3x überteuert.
Hier habe ich mit 15 EURO (Mindestbestellwert) + 4,90 EURO für Versandt schon einmal ca.30 EURO GESPART.
Und das für PREMIUM-QUALITÄT von FAG.
Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden + dein Tip ist wirklich klasse.
Vielen Dank noch einmal dafür.
Gruß aus dem Ruhrgebiet.
Jörg Lohkamp
schrieb am 30.12.20 um 18:01 Uhr:
Hallo Martin,
auch von mir ein herzliches Dankeschön für die Aufschlüsselung der einzelnen Lager und Dingringe.
Grüße aus Halle.
Sascha