Der heutige Blog-Beitrag ist deutlich umfangreicher. Grund hierfür ist der Kettenwechsel, welcher bei der Yamaha XJ 600 S/N noch einige zusätzliche Arbeiten erfordert.
Daher gibt es auch »Sprungmarken« um schneller zum gewünschten Teilschritt zu kommen. Da ich nicht nur das Rad zwecks Montage eines neuen Reifens ausgebaut habe, sondern auch Bremsscheibe und Kettenradträger von einer Felge auf eine andere gewechsel habe, sind noch ein paar zusätzliche Punkte mit dabei:
In Foren wird immer wieder geschrieben die Demontage der Schwinge beziehungsweise der Ausbau der Schwingenachse sei bei der Yamaha XJ 600 S/N ein größeres Kapitel. Ich schreibe diese Anleitung unter anderem damit dieses Gerücht widerlegt wird. Denn ich finde das Vernieten einer Kette (oder das Verwenden von einem Kettenschloss) ist aufwändiger als kurz die Schwingenachse auszubauen.
Als kleiner Nebeneffekt: Ich habe nun wohl auch gelöst wieso meine XJ 600 S auf einer Seite von Rost gezeichnet beziehungsweise verziert ist – später mehr dazu.
Anscheinend kann man es nicht oft genug betonen: Beim Kettenwechsel zuerst das Ritzel, dann das hintere Rad ausbauen. Denn wenn man das Hinterrad schon demontiert hat, klappt es mit dem Ausbau des Ritzels i.d.R. nicht mehr ganz so einfach.
Warum? Weil man mit der Fußbremse und der Kette das Ritzel »fixieren« kann. Ansonsten würde sich beim Versuch mit einer 30er Nuss die Mutter zu lösen, die Mutter samt Ritzel eifrig zusammen mit der 30er Nuss im Kreis drehen.
Daher ist der erste Arbeitsschritt die Demontage der Ritzelabdeckung. Dies habe ich bereits in einem älteren Beitrag erklärt: »Ritzelabdeckung an der Yamaha XJ 600 abnehmen«[1].
Anschließend liegt das Ritzel frei. Man kann Ritzel, Ritzelmutter und Sicherungsblech erkennen und letztgenanntes anschließend mit entsprechendem Werkzeug – zur Not auch mit einem alten Schraubenzieher und einem Hammer – flachklopfen.
Nachdem die beiden Laschen des Sicherungsblechs flachgedrückt beziehungsweise -geklopft wurden, kann mit der Demontage der Ritzelmutter begonnen werden. Wenn sie jedoch schon eine unbekannte Zeit auf der Antriebswelle sitzt, ist sie eventuell nicht mehr so freigängig. Mit Rostlöser kann daher hinter der Mutter (beim Sicherungsblech) und vorne am Gewinde prophylaktisch gearbeitet werden.
Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Die Ritzelmutter meiner Yamaha XJ 600 S/N saß bombenfest. Gut für eine Anleitung wenn jemand wissen will wie man sie trotzdem aufbekommt, schlecht für mich wenn ich eigentlich den Wechsel schon am Vormittag erledigt haben wollte.
Selbst mit der Verlängerung wie sie auf dem Bild unten zu sehen ist, konnten wir zu zweit die Ritzelmutter nicht lösen.
Wie eingangs schon geschrieben bleibt das Hinterrad montiert damit man es mit der Fußbremse feststellen kann. So kann man das Ritzel blockieren und während eine Person auf der Bremse steht, kann eine zweite Person den 30 mm Steckschlüssel auf die Ritzelmutter setzen und sie lösen... Zumindest in der Theorie.
Die Ritzelmutter soll mit einem Drehmoment von 110 Nm angezogen werden. Die Schrauben bei meinem PKW ziehe ich mit 120 Nm an und kann sie nach etwa sechs Monaten einfach mit einem Radkreuz ohne irgendwelche Verlängerungen lösen. Selbst mit des insgesamt rund einen Meter langen Hebels dank Verlängerung in Form des blauen Rohrs war es nicht möglich die Mutter zu lösen.
Die einzige Möglichkeit blieb daher, die Ritzelmutter mit Hammer und Meißel zu bearbeiten. Für gewöhnlich genügen nur ein paar Schläge, dann ist die Mutter offen. Nicht so allerdings bei meiner XJ 600 S.
Wie man auf dem Bild rechts erkennen kann, konnte mit dem Meißel die Mutter an zwei Stellen in moderne Kunst verwandelt werden. Eigentlich wollte ich die Mutter weiterverwenden, der Zug war nun leider abgefahren.
Erst nach 20 bis 30 Minuten Einsatz mit Hammer und Meißel gab die Mutter nach und löste sich. Die tiefe Kerbe auf dem Bild unten links war – abgesehen von den vollständig abgeschlagenen Ecken – das Resultat dieser unfreiwilligen Aktion.
Zum Glück lagen mehrere Meißel parat, was ja nicht unbedingt bei jeder Hobbyschrauberwerkstatt der Fall ist. Ans Ziel geführt hat einer der beiden Meißel, welche ich vor etlichen Jahren beim Kauf einer Werkzeugkiste aus Bundeswehrbeständen erworben hatte.
Der Meißel sah nach der Behandlung jetzt auch nicht mehr ganz frisch aus, aber das lässt sich ja mit der passenden Maschine wieder in Ordnung bringen.
Das eigentliche Ziel war nun aber erreicht: Die Ritzelmutter ist zwar zerstört aber von der Antriebswelle entfernt ohne das das Gewinde darauf Schaden genommen hat. Ärgerlich für mich: Ich habe zwar ein neues Sicherungsblech gekauft, aber keine neue Ritzelmutter. Diese kostet bei Yamaha rund 20 Euro und normalerweise kann man sie ja auch noch einmal verwenden.
Eine handelsübliche Mutter kann nicht verwendet werden, da die zu verwendende Ritzelmutter hinterdreht ist. Dies ist auf dem Bild rechs unten gut zu erkennen.
Noch ein letzter Blick auf die zerstörte Ritzelmutter. Die Kerben machen es unmöglich die Ritzel noch einmal zu verwenden. Weiter unten wird sie trotzdem noch einmal auf der Antriebsachse zu sehen sein. Nur damit das montierte Antriebsritzel nicht herunterspringt bis die heute bestellte neue Ritzelmutter dann zum Einsatz kommen kann. Ich gehe davon aus, dass die neue Mutter nächsten Dienstag oder Mittwoch per Post bei mir ankommt. Per Telefon hatte ich bei regionalen Anbietern leider nur Absagen erhalten – oder das die Mutter frühestens in 9 Tagen geliefert sei.
Normalerweise genügt zum Lösen der Ritzelmutter das Werkzeug rechts auf dem Bild: Ein 30 mm Steckschlüssel mit dazugehörigem Knebel.
Für die Montage der Ritzelmutter wird ein Drehmomentschlüssel benötigt. Wichtig: Dieser ist weder für die Demontage geeignet noch dafür vorgesehen.
Der sich an die Demontage der Ritzelmutter anschließende Schritt ist für vermutlich jeden kein großes Problem: Die Demontage der Achse am Hinterrad.
Nachdem die Ritzelmutter abgenommen wurde, kann das Hinterrad ausgebaut werden. Benötigt wird hierzu das oben bereits aufgeführte Werkzeug.
Bei der Demontage (und Montage) sind Knebel meiner Meinung nach besser geeignet als Gabel- oder Ringschlüssel beziehungsweise eine Knarre mit Steckschlüssel.
Der für die Montage benötigte Drehmomentschlüssel ist beim Lösen natürlich nicht notwendig.
Wer regelmäßig die Kettenspannung bei seiner XJ 600 S/N überprüft hat, der hat ohnehin schon den Ablauf mehrfach absolviert. Nur mit dem Unterschied, dass er dabei nie das Rad ganz ausgebaut hat.
Nicht über den zusätzlichen Anbau an der Seite mit der Kronenmutter wundern. Das ist die Halterung vom Scottoiler[2], welchen ich vor knapp einem Jahr meiner XJ 600 S gegönnt habe. Die Montage vom Scottoiler ist dort nachzulesen, der Anschluss an das Unterdrucksystem der XJ 600 S/N ist in einem separaten Beitrag[3] zu finden.
Zurück zum eigentlichen Thema, der Demontage der Achse um schließlich auch das Rad aus der Schwinge herausnehmen zu können.
Nachdem die Achse wie bereits beschrieben entfernt wurde, kann das Hinterrad beinahe schon herausgenommen werden. Beinahe, denn die Bremsanlage an der Hinterachse muss auch noch gelöst werden. Dies habe ich bereits im Rahmen des Wechsels der Bremsbeläge[4] beschrieben. Trotzdem noch zwei Bilder, welche die beiden zu lösenden Schrauben zeigen:
Wenn die beiden Schrauben gelöst und entfernt sind, fällt der Bremssattel nicht hinunter. Die komplette Bremse ist noch immer mit der Zugstrebe verbunden und kann durch die Befestigung an dieser nach oben bewegt werden. Bewegt man das gelöste Rad ein klein wenig hin und her kann man die Bremsscheibe und den Bremssattel voneinander trennen.
Entgegen der vielen Beiträge muss der lange Spritzschutz nicht zwingend abgebaut werden. Natürlich ist es eine etwas hakelige Angelegenheit, aber wenn die XJ 600 S/N auf dem Hauptständer steht, kann das Rad saugend-schmatzend zwischen Schwinge und Spritzschutz herausgezogen werden.
Nachdem das Rad aus der Schwinge entfernt wurde, kann nun die Bremsscheibe entfernt werden.
Wenn die Schrauben mit dem richtigen Drehmoment angezogen worden sind, können sie mit einem 6er Inbus-Steckschlüssel und einer kurzen Knarre einfach herausgedreht werden. Zum Glück lauerten bei meiner XJ 600 S hier keine weiteren Überraschungen, denn die Felgen waren vom Vorbesitzer zum Lackieren von Kettenradträger und Bremsscheibe befreit worden.
Damit kann ich dann auch schon zum nächsten Schritt überleiten: Der Demontage des Kettenradträgers und natürlich auch des Kettenrads.
Vermutlich werden die wenigsten Besucher dieser Seite auch einen Wechsel vom Kettenradträger vorhaben. Der einfache Wechsel vom Kettenrad wird ihnen in der Regel schon genügen.
Das Kettenrad wird bei der Yamaha XJ 600 S/N von sechs Muttern auf dem Kettenradträger gehalten. Nachdem die sechs Muttern entfernt wurden, kann der Wechsel vom Kettenrad erfolgen.
Außer natürlich man hat wie ich noch mehr vor und muss den ganzen Kettenradträger samt Ruckdämpfer ausbauen.
Der Kettenradträger ist lediglich gesteckt. Die drei Aussparungen zwischen den einzelnen Ruckdämpfern nehmen die drei Erhebungen des Kettenradträgers auf. Ohne viel Kraft aufbringen zu müssen sollte sich der Kettenradträger von der Felge lösen lassen. Ich konnte ihn jedenfalls sehr einfach abziehen.
So lange das Kettenrad noch montiert ist fällt einem das Abziehen vom Kettenradträger übrigens deutlich leichter.
Nachdem der Kettenradträger abgezogen wurde liegen die Ruckdämpfer aus Gummi frei. Wie man diese aus der Felge herauslösen und in eine montieren kann, ist im nächsten Abschnitt zu sehen.
Die Ruckdämpfer bestehen aus drei einzelnen Segmenten, welche wiederum in zwei Segmente unterteilt sind. So ergibt sich das Bild mit den sechs gleich großen Gummiblöcken wie es oben zu sehen ist.
Die Ruckdämpfer sind durch kleine Gummibolzen an der Felge befestigt. Sie können nicht mit der Hand einfach so herausgezogen werden. Auch der Versuch die Köpfe der Bolzen durch die Felge hindurchzudrücken, endet meist mit einem beschädigen der Gummibolzen.
Wie man auf der Detailaufnahme sehen kann, ist einer der Bolzenköpfe von mir mit einem Spray behandelt worden. Dabei handelte es sich um Silikonspray, welches in den meisten Hobbyschrauberwerkstätten auch stets griffbereit im Regal steht.
Knapp drei Stunden sind vergangen, eigentlich wollte ich vor dem Mittagessen fertig sein. Pustekuchen.
Nach der Pause ging es dann mit den Ruckdämpfern weiter. Das Silikonspray hat einwirken können und sicherlich auch seinen Weg unter die Köpfe der Gummibolzen gefunden.
Wer mit einem Hammer, einer Zange oder anderem Gerät versucht die Gummis auszubauen, wird vermutlich scheitern und im ungünstigsten Fall den Bolzenkopf beschädigen. Dabei kann man die Ruckdämpfer einfach binnen zwei Sekunden ausbauen.
Mit einem Montiereisen (auch Reifenmontierhebel genannt) war die Demontage der Ruckdämpfer jedenfalls überhaupt kein Problem. Einfach einmal ansetzen, vorsichtig ein wenig Druck ausüben, schon hatte ich den ersten Ruckdämpfergummi in der Hand. Das Ganze noch zwei Mal wiederholt, schon war die alte Felge ihre drei Ruckdämpferelemente los.
Ein komplettes Set Ruckdämpfer ist auch für etwa 30 Euro in diversen Onlineshops erhältlich. Normalerweise ist der Verschleiß an den Dämpfern nicht messbar. Sollten sie bei einer Kontrolle rissig aussehen oder sich schon Teile aus dem Gummi gelöst haben, sollten sie natürlich ersetzt werden. Die 18 Jahre alten Ruckdämpfer waren noch in Ordnung.
Für die Montage empfehle ich einen Gummihammer. Natürlich könnte man auch einen normalen Hammer verwenden. Schlägt man jedoch mal mit dem Gummmihammer daneben ist nicht gleich der Lack der Felge beschädigt. Bei einem normalen Hammer sieht die Felge danach vermutlich etwas anders aus.
Natürlich kann man sich auch mit der flachen Hand auf dem Ruckdämpfer aufstützen und mit dem Körpergewicht den Bolzen durch die Öffnung in der Felge treiben. Viel Kraft muss eigentlich nicht aufgewendet werden.
Den Kettenradträger konnte ich zugegebenermaßen besser ohne Gummihammer montieren. Zunächst hatte ich den Kettenradträger angesetzt und dann mit dem Gummihammer nach unten klopfen wollen.
Mit den Händen und etwas vom eigenem Körpergewicht ließ sich der Kettenradträger dann doch einfacher nach unten Drücken.
Mit dem bereits erwähnten Silikonspray habe ich die Flanken der Ruckdämpfergummis dünn eingesprüht. Auch dies hat die einfache Montage des Kettenradträgers sicherlich positiv beeinflusst.
Nach der Montage des Kettenradträgers wurde das neue (gebrauchte) Kettenrad montiert.
Die sechs Muttern werden über Kreuz angezogen, schon ist die Montage des Kettenrads abgeschlossen. Natürlich ist das vorgegebene Drehmoment von 60 Nm zu beachten.
Von der Montage der Bremsscheibe auf der anderen Felge habe ich keine Bilder gemacht. Daher nicht über die Wiederholung der Bilder von der noch auf der roten Felge montierten Bremsscheibe wundern.
Die Bremsscheibe lässt sich nachdem die Auflageflächen gereinigt wurden einfach auf den Träger auflegen. Dabei darf sie nicht verkantet werden. Mit dem 6er Inbus (Steckschlüssel) kann man die Schrauben dann über Kreuz anziehen. Das vorgegebene Drehmoment für die Schrauben liegt bei 20 Nm.
Das neue (gebrauchte) Kettenrad ist montiert, jetzt muss »nur« noch die alte Kette ausgebaut werden. Wenn es sich um eine Endloskette handelt, muss diese entweder zersägt werden oder man baut die Schwingenachse aus.
Wenn die neue Kette eine Endloskette ist, muss man die Schwingenachse in jedem Fall entfernen. Der Aufwand ist relativ gering und man ist – zumindest meiner Meinung nach – auch nicht langsamer im Vergleich zur Montage einer Kette mit Kettenschloss oder wenn man sie mit einem Nietwerkzeug selbst vernieten will.
Auf dem Bild oben links kann man sehen wie nach dem Ausbau des Rads die Kette auf der Schwinge aufliegt. Erst wenn die Schwingenachse entfert ist kann man die Schwinge soweit ablassen und drehen bis die Kette zwischen Rahmen und Schwinge vorbeigeführt werden kann.
Ein vollständiger Ausbau der Schwinge ist nicht notwendig, das Federbein kann an der Schwinge befestigt bleiben. Ich habe die Schwinge vor dem Ausbau der Schwingenachse mit einem kleinen Bock abgestützt. Ein Bild davon ist weiter unten zu finden.
Hier nun auch die weiter oben auf dieser Seite von mir angedeutete Vermutung wieso der Lack auf der linken Seite im Bereich der Ritzelabdeckung und an der Abdeckung der Schwingenachse so stark beschädigt ist: Da wurde mal für einen Kettenwechsel das falsche Werkzeug verwendet und dann abgerutscht beziehungsweise die zu große Nuss in die Öffnung gezwängt bis der Lack abgeblättert ist.
Das ist natürlich nur eine Theorie, aber ich gebe es als Warnung mit auf den Weg: Nicht jeder 22er Steckschlüssel ist klein genug und passt in die Öffnung bei der Mutter der Schwingenachse. Wer Gewalt anwendet, beschädigt den Lack.
Daher unbedingt testen ob der 22er Steckschlüssel auch zur von Yamaha gewählten Öffnung kompatibel ist.
Ich hatte Glück: Eine der beiden 22er Steckschlüssel hat gepasst – beim anderen war die Wand zu stark, er war größer als die Öffnung.
Die Achse selbst muss aus der Führung geschoben werden. Hierzu habe ich mich mit einem Austreiber aus Messing und einem Hammer bedient. Mit wenig Kraft und vielen kleinen Schlägen ließ sich die Schwingenachse problemlos so weit hinausschieben bis sie auf der rechten Seite der Maschine mit der Hand herausgezogen werden konnte.
Wie bereits erwähnt wurde die Schwinge vor dem Herausziehen der Achse unten mit einem Bock abgestützt.
Da die Schwinge zusätzlich auch noch am Federbein hängt, ist dies nicht zwingend notwendig, erleichtert jedoch die Arbeit ungemein.
Das Aushängen vom Federbein ist – zumindest wenn man den Bock verwendet – definitiv nicht notwendig. In einigen Anleitungen wird empfohlen die Schwinge vollständig auszubauen. Dies war zumindest bei dem von mir durchgeführten Kettenwechsel nicht notwendig.
Nachdem die Schwingenachse entfernt wurde, kann die Schwinge so weit bewegt werden das sich zwischen Schwinge und Rahmen ein Spalt bildet, durch welchen die Kette hindurchgezogen beziehungsweise geschroben werden kann.
Das Ritzel kann dann auch von der Antriebsachse abgezogen werden. Die Kette lässt sich nur dann vom Ritzel abnehmen, wenn es nicht mehr auf der Antriebsachse steckt.
Wenn Ritzel und Kette entfernt sind, kann man die Gelegenheit nutzen und hinter der Ritzelabdeckung mal ordentlich sauber machen.
Je nachdem was zum Schmieren verwendet wurde, sieht es dort nämlich ziemlich übel aus. Dies hatte ich ja schon kurz nach dem Kauf meiner XJ 600 S dokumentiert. Seit dem hat die Kette noch weiteren Dreck abgeschleudert, welcher vermutlich auch vom Öl des Scottoilers mit ausgewaschen wurde.
Die Reinigung vom angesammelten Schmutz kann zunächst grob mit einem Werkzeug geschehen. Der Dreck ist klebrig und hat die Konsistenz von kristallisiertem Honig.
Dabei sollte man jedoch auf die vorhandenen Kabel und Dichtungen achten. Es kann auch Bremsenreiniger verwendet werden. Dieser sollte jedoch nicht in größeren Mengen aufgesprüht werden.
Wenig appetitlich ist das, was sich bei der Reinigung unter dem Motorrad so ansammelt. Neben dem abgeschleuderten Fett waren auch noch Reste von Pflanzen (Tannennadeln, Stiele von Blättern, etc.) und die Überreste von zwei O-Ringen anzutreffen.
Ich habe das Gehäuse nicht blitzblank gereinigt, denn früher oder später sammelt sich ohnehin wieder der Dreck an.
Zum Vergleich noch ein Bild der (fast) neuen Kette und darunter liegend die alte Kette, welche nun ausgedient hat.
Ich hoffe die neue Kette in schwarz und gold bleibt auch längerfristig so schon anzuschauen – nicht zuletzt dank dem an der XJ 600 S verbauten Scottoiler.
Die folgenden beiden Bilder greifen schon etwas voraus, denn bevor Ritzel und Hinterrad montiert werden können, muss natürlich die Schwingenachse auch wieder eingebaut sein.
Die beim Ausbau zerstörte Ritzelmutter wird natürlich ebenfalls gegen eine neue Mutter ersetzt.
Der Einbau der Schwingenachse ist eigentlich selbsterklärend. Auf der rechten Seite der Maschine greift der Kopf der Achse in die entsprechend gestaltete Aussparung im Rahmen. Auf der linken Seite wird die Achse durch eine Mutter gesichert.
Wenn die Schwinge beim Kettenwechsel aus- beziehungsweise eingebaut wird, muss das Schwingenlager nicht justiert werden. Natürlich sollte die Achse wieder gefettet eingebaut werden. Verunreingungen müssen vor dem Einbau entfernt werden.
Die Mutter der Schwingenachse soll mit einem Drehmoment von 91 Nm angezogen werden. Der Einsatz von einem Drehmomentschlüssel ist somit zwingend erforderlich.
Wie schon weiter oben bei der Beschreibung der Demontage erwähnt, muss der 22er Steckschlüssel (sechskant) in die Aufnahme im Rahmen passen. Ansonsten kann es zu Beschädigungen am Lack kommen. Zumindest sind vermutlich so die Beschädigungen an bei meiner XJ 600 S noch zu Zeiten des Vorbesitzers entstanden.
Nachdem die Mutter der Schwingenachse angezogen wurde, können die beiden Abdeckkappen aus Kunststoff wieder montiert werden.
Die Montage des Rad kann auch bei montiertem Spritzschutz vorgenommen werden. Mit ein wenig Geschick kann das Rad zwischen Schwinge und Spritzschutz an seine Position geschoben werden.
Zu zweit lässt sich der Einbau relativ einfach und problemlos bewerkstelligen. Die Kette sollte während der Montage auf dem Kettenrad noch nicht am Ritzel aufgezogen worden sein. So erhält man noch einigen Spielraum um sie auf das Kettenrad legen zu können.
Nachdem das Rad provisiorisch mit der Achse befestigt wurde, kann der Bremssattel wieder montiert werden.
Die beiden Schrauben am Bremssattel sind mit einem Drehmoment von 10 Nm anzuziehen.
Sollte die Bremsscheibe partout nicht zwischen die Bremsbeläge rutschen wollen, muss man die Bremsbeläge ein klein wenig auseinanderhebeln. Dabei dürfen die Bremsbeläge selbst jedoch nicht beschädigt werden.
Den kompletten Ablauf vom Wechsel der Bremsbeläge am Hinterrad der Yamaha XJ 600 S/N habe ich übrigens bereits auf einer anderen Seite beschrieben.
Neben dem Werkzeug wird noch ein neuer Splint für die Sicherung der Kronenmutter benötigt. Wer auf die Optik der Federstecker steht, kann natürlich auch einen solchen verbauen.
Nachdem die Achse beziehungsweise das Rad ausgerichtet und die Spannung der Kette überprüft wurde, wird die Position der Achse über die Kettenspanner eingestellt. Danach kann die Kronenmutter auf die Achse geschraubt werden. Sie wird mit einem Drehmoment von 105 Nm angezogen.
Nun noch den Splint durch das Loch an der Achse und damit die Kronenmutter sichern. Schon ist der Einbau vom Rad nach dem Kettenwechsel abgeschlossen.
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht.
Datum: | 25.05.2013 |
Teilen: |
Permalink BB-Code Einfach per Klick auf den Button markieren und anschließend mit der Tastenkombination Strg+C in die Zwischenablage kopieren |
Weitere Artikel des Autors: Oktober ist wie März – nur mit mehr Laub Neun herbstliche Nachweise (knapp elf Stunden unterwegs) Bodenseerunde – diesmal andersherum gefahren Via Bregenz durch die Schweiz um den Bodensee herum Jugendherbergsausweis 2018 Schon seit Anfang Dezember bei mir, nun folgen ein paar Zeilen Verbandkissen für das Motorrad DIN 13167 für das Motorrad – nach 4,5 Jahren »überaltert« Unterwegs mit Türkis – die neue Vignette für .at (2017) »Maut für fast 2'200 km Autobahnen und Schnellstraßen« |
Kommentare
Maximilian Köninger
schrieb am 03.06.17 um 21:26 Uhr:
Hallo,
dass ist ja eine ausführliche super Anleitung!
Ich habe eine Frage: Man kann nicht zufällig Ketten kaufen die bereits vernietet sind und somit nicht mehr verbunden bzw genietet werden. Und es gibt ja auch Kettenverschlüsse mit einem kleinen Splint an der Kette, gibt es dazu schon Erfahrungsberichte?
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 04.06.17 um 02:45 Uhr:
Hallo Maximilian,
es gäbe natürlich die Möglichkeit mit einem Nietwerkzeug die Kette zu öffnen und wieder zu schließen. Dann entfällt der Ausbau der Schwinge.
Die von mir erworbene DID-Kette ist eine Endloskette, dann muss natürlich die Schwinge gelöst werden.
Ketten mit einem Splint sind mir nicht bekannt, weder an Motorrädern noch an Fahrrädern. Meinst du eventuell ein Clipschloss so wie dieses hier?
www.amzon.de – Kettenschloss DID 520 VX2 G&B ClipAnzeige
Werden relativ häufig und gerne verbaut, funktioniert und man spart sich den Ausbau der Schwinge. Mehr Vertrauen hatte ich jedoch in eine durchgehend vernietete Endloskette.
Das komplette Set inkl. Ritzel und Kettenrad kostet etwa 120 Euro.
www.amzon.de – Kettensatz DID O-Ring Yamaha XJ 600 N/S DiversionAnzeige
Variante mit Nietschloss:
www.amzon.de – DID VX2 Kettensatz Yamaha XJ 600 N, Bj. 1994-2003, offene Kette mit NietschlossAnzeige
Grüße, Martin
Maximilian Köninger
schrieb am 04.06.17 um 23:04 Uhr:
Hallo Martin,
danke für Deine ausführliche Erklärung.
Ja ich meinte Clipschloss.
Ich weiss dass es eher modisch ist und dass mann Angst haben könnte dass der Clip verschwinden könnte.
Aber in Zeiten der Modernität finde ich es ein richtiges Plus, just plug & play!
So bleibt mehr Zeit für die restlichen Dinge an der Diva.
Da ich nicht viel zu verlieren habe im Leben denke ich probiere ich mal die Kette mit einem Clipschloss aus.
Nietwerkzeug möchte ich mir keines anschaffen, weil ich eher viel um die Welt toure, da habe ich kaum Platz für einen Nietkoffer.
Aber ansonsten würde ich es auch machen wenn ich hier in der Gegend bzw. ein Zuhause hätte mit einer Garage. Luxus pur halt.
Ich speichere mal Deine Email ab, falls ich noch ein Feedback habe zum Clipschloss bzw. wenn ich etwas in Erfahrung bringe was Dein Wissen bereichern könnte - geben & nehmen
Also, schönes Wochenende und machs gut!
Danke nochmal.
Maximilian
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 04.06.17 um 23:21 Uhr:
Hallo Maximilian,
mit den Clipschlössern sind einige auch bei Supersportlern unterwegs, scheint also haltbar zu sein. Wobei da auch das Vernieten empfohlen wird - man solle aber wissen was man da tut bzw. das Werkzeug richtig verwenden können.
Daher fahren manche dann doch lieber zum Kettenwechsel in die Werkstatt (selbst wenn sie Ritzel und Kettenrad daheim gewechselt haben).
Für unterwegs ist dann das Clipschloss wohl die einfachere Lösung – und man kann sich ja auch noch für relativ kleines Geld ein Ersatzschloss unter die Sitzbank legen.
Ich bin ja mittlerweile mit Kardan unterwegs, da entfallen dann die Gedanken an Kettenpflege, Nietwerkzeug und Wechsel.
Bin gespannt was du berichten wirst, gerne kann daraus auch ein Gastbeitrag mit Bildern entstehen. Wie ist denn die jetzige Kette befestigt? Vermutlich durchgehend vernietet?
Grüße, Martin
volker benz
schrieb am 04.06.17 um 23:04 Uhr:
Ich möchte einfach nur Danke schön sagen. Ich finde es prima das du dir so eine Arbeit gemacht hast.
Lothar
schrieb am 06.06.18 um 18:10 Uhr:
Hallo Martin,
super Anleitung. Dazu noch eine Anmerkung von meiner Seite als sozusagen gebranntes Kind.
Ich habe kürzlich eine 20 Jahre alte Diva mit weniger als 15.000 km auf der Uhr erstanden. Super Zustand. Ist mehr geputzt als gefahren worden. Aber erfreulicherweise keine Standschäden. Es war noch der erste Kettensatz drauf. Das war mir allerdings nicht geheuer: eine 20 Jahre alte Kette!
Ich habe mir also ein neues Kettenkit besorgt. Als ich das alte Ritzel und Kettenrad mit den neuen verglichen habe, konnte ich keinen sichtbaren Unterschied feststellen. Daher habe ich nur die Kette gewechselt. Denn ich bin sowohl faul als auch sparsam...
Inzwischen weiß ich, dass und warum man immer (!) den ganzen Satz wechseln soll und nicht einzelne Komponenten. Denn schon nach wenigen hundert Kilometern hat sich die neue Kette so gelängt, dass ich jetzt den ganzen Kettensatz wechseln muss. Vermutlich hatten die alte Kette, das alte Ritzel und das alte Kettenrad sich ineinander eingespielt, ohne dass es erkennbar war.
Also: Immer Kette, Ritzel und Kettenrad zusammen wechseln!
Ich habe übrigens die Kette vernietet. Zunächst mit einem schön anzusehenden Werkzeug in einem schicken roten Köfferchen aus chinesischer Fertigung. Der Werkstoff des Werkzeugs scheint Kaugummi zu sein. So schnell war das Ding verbogen und gebrochen. Ich habe daraufhin das kleine Afam-Vernietwerkzeug gekauft und bin damit zufrieden. Es gibt zwar Leute, die behaupten, das Teil hätte sich beim Vernieten verzogen, aber sich vermute mal, die haben noch nie was von Drehmoment gehört oder die Schrauben nicht abwechselnd angezogen.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 10.06.18 um 08:25 Uhr:
Hallo Lothar,
von welchem Hersteller hast du die Kette genommen? Das sich die Kette auf relativ kurzer Strecke gleich so längt habe ich bisher nur im Zusammenhang mit deutlich verschlissenem Ritzel (also deutlicher Abnutzung der Zähne) gelesen. Aber das Ritzel sah bei dir ja anscheinend noch recht gut aus?