Die BMW R 1150 GS gehört zu den Motorrädern, bei denen man einfache Servicearbeiten noch selbst durchführen kann. So auch der Wechsel der Öle, welche sich in drei voneinander getrennten Bereichen befinden: Motor, Getriebe und Hinterachsgetriebe.
Mit über 17 Jahren ist meine BMW schon »etwas länger« aus der Garantiezeit heraus, zudem existiert auch kein Serviceheft mehr. Da kann man dann selbst den einen oder anderen Taler sparen, auch wenn man die Maschine dennoch zu einer dann im Umfang reduzierten Inspektion geben möchte.
Aufgrund von Anraten aus dem Web habe ich meine heutige Anleitung ein wenig anders aufgebaut. Im Beitrag von gestern[1] sind allgemeine Informationen nachzulesen. der heutige Beitrag ist folgendermaßen gegliedert:
Einfach einen der drei Punkte anklicken und beim jeweiligen Sprungziel auf der Seite landen.
Für den Wechsel des Getriebeöls wird benötigt:
Außerdem als Material:
Als Behältnis für das Altöl verwende ich einen alten Ölkanister vom Motoröl, steht bei mir immer für genau diesen Zweck (Altölsammlung und -entsorgung) herum.
Der erste Schritt: Die obere Schraube lösen und herausdrehen. Wenn die Einfüllöffnung sich nicht öffnen lässt, kann kein Öl nachgefüllt werden. Daher immer zuerst die Schraube der Einfüllöffnung entfernen!
Es kann nicht mehr Öl eingefüllt werden als ziemlich genau 1 Liter. Dann steht es an der Unterkante der Einfüllöffnung. Daher kann eigentlich kein Öl auslaufen wenn man die Schraube aus der Einfüllöffnung entfernt.
Wenn die Schraube aus der Einfüllöffnung entfernt ist, kann die untere Schraube entfernt werden. Spätestens jetzt muss ein Auffangbehältnis für das Getriebeöl unter dem Motorrad stehen.
Nicht wundern: Die Konstruktion von BMW sorgt dafür, dass der Fußhebel der Bremse auch einen Schwall Getriebeöl abbekommt. Bei der R 11x0 RT muss man sich daher eine kleine »Regenrinne« für das Öl basteln, ansonsten läuft es hinter der Verkleidung hinunter.
Nun einfach das Öl vollständig ablaufen lassen. Dies kann einige Minuten dauern.
Es ist normal das das Öl Feststoffe enthalten kann. Diese dunklen oder auch silbrigen Rückstände sind Abrieb der Zahnräder des Getriebes. Sollten gold- beziehungsweise messingfarbene Rückstände entdeckt werden: Vorsicht, dies könnte ein Hinweis auf einen Lagerschaden sein!
Subjektiv und vermutlich nicht bei jedem so: Ich finde das Getriebeöl regelrecht »stinkt«. Im Vergleich zu normalem Motoröl hat es jedenfalls einen eigenen Geruch, welcher auch als »es riecht streng« umschrieben wird. Sowohl neu wie auch als Altöl.
Während das Öl abläuft können die beiden Schrauben gereinigt und überprüft werden. Ist das Gewinde noch in Ordnung?
Die alten Dichtringe aus Aluminium wandern in den Müll und werden durch neue Dichtringe ersetzt. Diese sind beispielsweise beim Ölfilterset[2] von BMW (für den Motorölwechsel) enthalten.
Wenn das Öl vollständig abgelaufen ist, wird die untere Schraube wieder eingesetzt und mit dem korrekten Drehmoment angezogen: 30 Nm.
Es handelt sich um eine Stahlschraube in Aluminium, daher nicht zu stark anziehen, ansonsten droht unter Umständen eine teure Reparatur!
Auf dem Bild ist eine Schraube mit Außensechskant zu sehen. Ich habe die originalen Schrauben mit Inbus mit welchen mit Außensechskant ersetzt. Dies soll die zukünftigen Wartungsarbeiten erleichtern.
Wenn die Auslauföffnung verschlossen ist kann das neue Getriebeöl über die obere Öffnung eingefüllt werden. Von Vorteil ist dabei eine Flasche mit ausziehbarem Schlauch, so wie auf dem Bild zu sehen.
Die Füllmenge an Getriebeöl beträgt exakt 1 Liter (auch wenn manchmal von 800 ml zu lesen ist). Dann ist das Getriebe bis zur Unterkante der Einfüllöffnung mit Getriebeöl befüllt.
Anschließend wird die obere Schraube mit einer neuen Aluminiumdichtung wieder eingesetzt und ebenfalls mit dem korrekten Drehmoment angezogen: 30 Nm.
Der verunreinigte Fußbremshebel wird mit einem Lappen und Bremsenreiniger gereinigt. Das in der Auffangwanne gesammelte Getriebeöl wird zwecks sach- und fachgerechter Entsorgung (beispielsweise im Wertstoffhof) in einen Kanister umgefüllt.
Der Wechsel vom Getriebeöl soll alle 20'000 km oder spätestens alle 2 Jahre gemäß Wartungsplan von BMW erfolgen. In PKW wird das Getriebeöl häufig selbst nach 100'000 km nicht gewechselt. Allerdings muss man bedenken, dass es auch anders belastet wird und nicht nur 1 Liter vom Öl im Getriebe (beziehungsweise nur 0,25 Liter im HAG) vorhanden sind.
Ob wirklich auch bereits nach 2 Jahren der Wechsel zwingend erfolgen muss? Dies wird kontrovers diskutiert. Der Standpunkt der »Selberschrauber« ist dabei einfach: Eine Tankfüllung kostet derzeit über 20 Euro und man kommt etwa 300 km weit – und dann sind 15 Euro für den Wechsel vom Öl im Getriebe und HAG zu viel? Daher: Es wird gewechselt weil es nicht wirklich viel kostet.
Wer den Wechsel nicht selber machen kann (oder will), zahlt natürlich in der Werkstatt entsprechend mehr. Da finden sich dann die Fürsprecher der »alle 20'000 km reicht«-Fraktion.
Nach über 17 Jahren und über 70'000 km (laut Tacho) ist meine R 1150 GS nicht mehr »ganz frisch«. Gleiches gilt auch für die Schrauben – inkl. der Schrauben an Getriebe und HAG.
Noch sind sie in so gutem Zustand, dass ein Wechsel der Öle problemlos funktioniert hat. Da Außensechskant jedoch einfacher zu Handeln ist als ein Innensechskant, habe ich auf entsprechende Schrauben[3] gewechselt.
Die neuen Schrauben werden mit einem 19" Steckschlüssel angezogen – und natürlich auch wieder geöffnet.
Ein Wechsel der Schrauben auf Außensechskant ist nicht zwingend erforderlich. Wenn die originalen Schrauben noch keine »Altersbeschwerden« zeigen, kann darauf verzichtet werden.
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Datum: | 12.04.2017 |
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