Wer selber schraubt, spart Geld. Ist beim Schrauben mit alten Schrauben aber auch an der richtigen Stelle gespart? Oder schraubt man mit alten Schrauben eventuell sogar die Kosten noch in die Höhe – langfristig betrachtet?
Folgt man den Wartungsanweisungen in den bekannten »Ich helfe mir selbst«-Büchern oder schaut man sich so manche Rechnung nach einem Werkstattbesuch an: Dort ist dann festzustellen das man einige Schrauben austauschen und nicht wiederverwenden soll. Ein Beispiel dafür sind die Schrauben mit denen die Bremsscheiben an der Felge befestigt werden. Wobei das in der Regel dann sogenannte »Dehnschrauben« sind, welche sich konstruktionsbedingt etwas längen sollen wenn sie mit dem richtigen Drehmoment angezogen wurden. Diese sind dann nach der Demontage ein Fall für die Altmetalltonne und sollten dringend ersetzt werden.
Doch wie sieht es mit anderen Schrauben aus? Müssen alle Schrauben am Motorrad ersetzt werden?
Nein, natürlich nicht. Ansonsten müsste man beispielsweise bei der BMW F 800 R ja eine kleine Lagerhaltung daheim anlegen wenn man die acht Schrauben der mittleren Tankattrappe entfernt hat um an die Batteriepole zu kommen.
Bei anderen Schrauben ist es nicht zwingend notwendig sie nach einmaligem Gebrauch zu ersetzen. Jedoch schreiben das manche Hersteller trotzdem vor. Warum? Die Schrauben halten keine tragenden Teile zusammen und sollen trotzdem ersetzt werden?
Das kann am Sicherungslack liegen, welche die Hersteller bei einigen ihrer Schrauben aufgetragen haben. Wird die Schraube angezogen, sorgt der Lack für einen sicheren Halt. Wird die Schraube dann entfernt ist auch dieser Lack in der Regel nicht mehr vorhanden. Die Überreste am Gewinde können jedenfalls nicht mehr den eigentlichen Zweck erfüllen.
Die Lösung: Eine neue Schraube kaufen. Mit diesem Sicherungslack. Oder eben die alte Schraube reinigen und selbst Sicherungslack auftragen. Bekanntes Beispiel und fast schon synonym verwendeter Markenname: Loctite.
Manche Schrauben sollen beziehungsweise müssen aus einem ganz anderen Grund ersetzt werden. Wenn das Gewinde »vernudelt« oder anderweitig beschädigt ist, ist die Schraube ebenfalls ein Fall für die Altmetalltonne. Würde man sie wieder auf die Mutter oder in das im Rahmenteil befindliche Gewinde schrauben wird dies dabei womöglich beschädigt. Da kommt der Tausch der Schraube langfristig gesehen deutlich günstiger.
Ebenfalls ein Grund für den Tausch: Einer der Vorbesitzer war kreativ und hat sich Schrauben aus dem Baumarkt oder in einem Onlineshop besorgt. Sehr beliebt sind da derzeit noch immer die Sets mit »nicht rostenden Edelstahlschrauben für den Motorblock« oder andere Schraubverbindungen.
Die Intension ist klar: Statt »unschöner Gammelschrauben« wird auf Edelstahl gesetzt. Denn »das rostet bekanntlich nicht«. Unschön dabei: Festigkeiten werden nicht erfüllt, Schraubenköpfe können Abreißen und wenn Alu und Edelstahl aufeinandertreffen oxidiert leider in der Praxis gerne mal das Aluminium weg. Daher: Lieber zu den Schrauben greifen die der Hersteller verwendet oder zumindest gleichwertigen Schrauben (Materialfestigkeit).
Ja, die Schrauben sind als Ersatzteilware aus dem Lager des Motorradherstellers beziehungsweise Vertragshändler häufig alles andere als ein Schnäppchen. Was aber wenn der Baumarkt um die Ecke partout nicht so eine Schraube im Sortiment hat? Dann führt kein Weg am Einkauf bein Händler vorbei. Wenn man mit seinen Baumarktbesuchen genügend Benzin verfahren hat relativiert sich auch wieder der vermeintlich hohe Stückpreis für die Schrauben beim Motorradteiledealer des Vertrauens.
Fünf Schrauben, ein Blech für die Fußrastenarretierung der F 800 R und dazu noch die Versandkosten. Am Ende knapp 22 Euro. Allerdings ist die Schraube für die Montage vom Lenkerende nirgendwo anders zu bekommen – und das Blech für die Fußrastenarretierung auch nicht.
Fazit: Wer bei manchen Sachen sparen will, spart vielleicht den einen oder anderen Euro ein. Ob sich das dann aber langfristig rentiert? Müsste so knapp zwei Jahre her sein als ein Motorradfahrer auf der A99 seinen Hauptständer verloren hat. Ob der nun mit falschen Schrauben befestigt war oder das Anzugsdrehmoment nicht korrekt war oder ob sonst etwas nicht gepasst hat lässt sich nicht mehr ermitteln. Fakt ist jedoch, dass der verursachte Schaden plus extra Stau damals kein Zuckerschlecken war.
Somit macht es bei der einen oder anderen Schraube durchaus Sinn sie durch ein neues Exemplar zu ersetzen. Wenn eine Bremsscheibe das machen sollte was der Hauptständer getan hat... Nun ja... Das möchte wohl keiner erleben?
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Datum: | 05.04.2019 |
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Kommentare
Silencer | https://silencer137.com
schrieb am 06.04.19 um 14:54 Uhr:
Ach, das Alu kann weggammeln wenn man das in Kontakt mit Edelstahl bringt? Interessant, wieder was gelernt. danke! (Nicht, das ich zu denen gehören würde, die aus Langeweile Höchstleistungsschrauben verbasteln würden. Mir ist das alles herzlich egal.(
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 06.04.19 um 20:06 Uhr:
Legt man eine Edelstahlschraube auf ein Alublech und lässt das dann mal ein paar Jahre liegen wird man nicht viel erkennen können. Die Oxidschichten auf den beiden Materialien schützen sich selbst. So lange man nichts beschädigt passiert da also auch nichts.
Anders jedoch bei Schraubverbindungen. Zusätzlich noch am Motorrad, bei welchem bekanntlich gerne mal hier und da Vibrationen auftreten.
Das Problem dabei: Will man dann die Schraube irgendwann wieder lösen ist das Gewinde evtl »festgebacken« beziehungsweise man sagt »die Schraube hat gefressen« – nachdem man dann den Kopf abgedreht hat.
Nun könnte man wie von vielen empfohlen Graphit-, Kupfer- oder Keramikpaste auf das Gewinde schmieren. Das hilft gut, verändert aber auch die Kraft, welche auf die Flanken des Gewindes wirkt. Denn Hänschen Blau knallt die neuen Edelstahlschrauben in den Alumotorblock vermutlich mit der längsten Knarre an, welche er finden kan. Soll ja schließlich halten. Dank der Schmierwirkung der Paste beschädigt er so vermutlich zügig das Gewinde. Dann hat er eine nie wieder rostende Edelstahlschraube »festgenietet«.
Zur Kontaktkorrosion ein weiterführender Link: www.wuerth-industrie.com
Richtig eklig wird es dann, wenn Säure dazukommt. Säurehaltige Reiniger auf Edelstahlschrauben welche im Alumotorblock stecken wäre also eine total gute Idee für »dauerhaft haltbare Verbindungen«.
Peter M. | https://motorradreiseecuador.hpage.de/
schrieb am 06.04.19 um 18:52 Uhr:
Ja, Dehnschrauben können abreißen... tun sie aber fast nie.
Auch die sog. "Experten" verwenden die häufig weiter. Ist ja auch ein teurer Spaß!
Die 14 Motorstehbolzen für die FJ1200 kosten über 180€ und bei Yamaha noch viel mehr.
Aluschrauben mit 15 nM Drehmoment reiße ich viel eher ab...
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 06.04.19 um 20:12 Uhr:
Da bringst du mich auf was: Gerne werden auch schick eloxierte Aluschrauben für Abdeckungen, etc. angeboten. Gut, das ist dann Alu in Alu – wer morgens aber sein Müsli ganz aufgegessen hat und die dann mit zu viel Ellenbogenschmalz anzieht... Nach fest kommt ab.