Eigentlich fahre ich das ganze Jahr über Motorrad. Meine Yamaha XJ 600 S wird also nicht in den Winterschlaf geschickt, sondern muss mich auch in der kalten und eben auch dunklen Jahreszeit von A nach B bringen. Außer natürlich es geht wegen Schnee und Eis wirklich nicht mehr mit dem Motorrad. Dann greife auch ich auf den öffentlichen Personennahverkehr zurück.
Der Winter 2014/15 ist leider eher ein Bus-Winter und kein Motorrad-Winter. Daher fahre ich schon seit ein paar Wochen mit dem Bus zur Arbeit. Trotzdem kann ich meiner Meinung nach ein kleines Fazit zu meinem Umbau abgeben, welchen ich letztes Jahr im November getätigt habe: Der Anbau von Zusatzscheinwerfern an meiner Yamaha XJ 600 S.
Lange habe ich nach einem guten und bezahlbaren Halter für Zusatzscheinwerfer gesucht. Für Motorräder mit einer Halbschale als Verkleidung oder gar vollverkleidete Modelle ist dies gar nicht einfach.
Wer eine Maschine mit großen Motorschutzbügeln sein Eigen nennt, kann sich glücklich schätzen. Denn dann wird man recht schnell fündig.
Es gibt für ausladende Sturzbügel (zum Beispiel für Cruiser und Chopper, wobei letztere nur selten Sturzbügel und Zusatzscheinwerfer haben ) wirklich optisch gelungene Halterungen mit den dazugehörigen, elegant wirkenden Scheinwerfern. Das kam für mich leider nicht in Frage da ich weder Motorschutzbügel am Bike habe, noch viel investieren möchte. Zwei Halter und zwei Scheinwerfer verschlingen schon mal schnell mehrere Hundert Euro.
Meine erste Überlegung war, aus welchem Material ich den Halter fertigen möchte. Es sollte am Ende nicht zu schwer, aber trotzdem haltbar und stabil sein. Zudem sollte die Konstruktion auch nicht vibrieren.
Gefunden habe ich dann in einer Metallwerkstatt einige Profile aus Aluminium, welche genau diesen Zweck erfüllen.
Nach mehreren Monaten Nutzung kann ich definitiv festhalten, dass die Scheinwerfer an meiner XJ trotz der Positionierung nicht wild vibrieren. Das gewählte Material ist fest und leicht und hat sich bewährt.
Leider war die Positionierung der Scheinwerfer nicht anders zu lösen. Sowohl Halter wie auch Scheinwerfer hätte ich sehr gerne in der Mitte unter dem originalen Scheinwerfer angebracht.
Dies ist leider nicht möglich, denn die XJ taucht beim Bremsen so weit ein, dass die Scheinwerfer beziehungsweise der Halter mit dem Kotflügel Kontakt bekommen hätten.
Abgesehen davon das der TÜV oder die Polizei bei der nächsten Kontrolle sicherlich »not very amused« gewesen wären, wäre eine solche Konstruktion unter Umständen auch lebensgefährlich. Wer es optisch eleganter nachbauen will: Bitte nach kleineren Scheinwerfern Ausschau halten.
Meine Lösung für die Montage ist somit den Halter unter beziehungsweise mit der Kanzel (oder auch am sogenannten Geweih) zu verschrauben. Somit sitzen die beiden zusätzlichen Scheinwerfer bei meiner XJ 600 S über den beiden Blinkern. Diese Variante ist absolut TÜV-konform, denn die Blinker werden nicht verdeckt und die Abstände zum Hauptscheinwerfer sind ebenfalls in Ordnung.
Verwendet habe ich übrigens folgende Scheinwerfer: ShinYo 50mm Ellipsoidscheinwerfer mit H1-LeuchtmittelAnzeige für das zusätzliche Fernlicht (als Zusatzscheinwerfer) und ShinYo 70mm Nebelscheinwerfer mit H3-LeuchtmittelAnzeige als – wenig überraschend – Nebelscheinwerfer. Für die Strahler habe ich rund 40 Euro (Fernlicht) beziehungsweise 30 Euro (Nebelscheinwerfer) bezahlen müssen.
Ich habe die Halterung direkt mit der Kanzel verschraubt. Das Material für den Halter: Ein 3 mm starkes L-Profil aus Aluminium mit ausreichender Länge, eine nichtrostende Stahlplatte, mit 3 mm Materialstärke (zur Stabilisierung der Kanzel von innen) sowie Inbusschrauben mit passenden selbstsichernden Muttern und Karosseriescheiben. Außerdem werden zur Verkabelung natürlich Leitungen für den Einsatz im KFZ benötigt. Besorgt euch diese Leitungen mit roter und schwarzer Isolierung in ausreichender Länge. 10 Meter sind schnell verbraucht, daher nicht am falschen Ende ein paar Cent sparen und nachher mit einem unfertigen Umbau in der Garage stehen weil die Kabel aufgebraucht sind.
Ich hatte U-Profile gefunden, bei welchen ich eine Längsseite abgesägt habe. Somit blieb nur noch ein L-Profil übrig. Dieses Stück habe ich so abgelängt, dass es gut unter die Kanzel passt. Für die beiden Verlängerungen links und rechts habe ich von einem anderen Stück U-Profil zwei Seiten abgesägt und in der Länge entsprechend angepasst.
Bei einem der beiden Scheinwerfer war schon eine kleine Halterung mit dabei. Für den Fernscheinwerfer musste ich mir selbst noch eine verstellbare Halterung anfertigen. Ebenfalls aus Aluminium, welches ich in Form gebogen und mit den notwendigen Löchern versehen habe.
In die Stabilisierungsplatte (im Inneren der Kanzel) und den Haupthalter habe ich je 3 Löcher gebohrt. Verbunden werden Halter und Platte mit Schrauben mit 6 mm Durchmesser.
Zwischen den unteren Halter und die Kanzel habe ich zur Entkopplung dicke Gummischeiben (siehe Bild rechts) gelegt. Diese kann man günstig im Motorrad- bzw. KFZ-Zubehör kaufen.
Ich habe die Scheinwerfer so nah wie möglich an der Kanzel positioniert. Entsprechend sind die Halterungen für die Scheinwerfer rechts und links auf dem Halter montiert worden.
Die Verkabelung selbst war einfacher als ich dachte und Schaltpläne gibt es in zahlreichen Varianten im Internet. Wenn man mal weiss was die Zahlen auf dem Relais bedeuten, ist alles eigentlich kinderleicht und ich habe wenig Ahnung von Elektrik.
Notwendig waren hier zwei Relais. Elegant wäre die Variante mit angegliederter Sicherung. Wie bereits weiter oben erwähnt sollte man genügend Kabel kaufen und natürlich auch gleich isolierte Flachstecker und eine Crimpzange (falls noch nicht vorhanden) mitbestellen.
Den Steuerstrom für die Relais habe ich von den Kabeln die zum Lichtschalter führen abgegriffen. Jeweils eine Leitung am Abblendlicht beziehungsweise am Fernlicht. So beschaltet funktionieren die dazugehörigen Leuchtmittel sowohl nur bei eingeschalteter Zündung wie auch beim entsprechend betätigtem Lichtschalter. Auch hier ist wieder zu beachten, dass natürlich alles TÜV- beziehungsweise StVZO/FZV-konform angeschlossen sein muss.
Die Stromversorgung für die Zusatzscheinwerfer läuft über die Relais. Die Plus-Leitung ist natürlich entsprechend abgesichert.
Wie ihr seht habe ich einen Schalter mit grünem Licht für den Nebelscheinwerfer in der Verkleidung verbaut und die Masse hierfür an der Tankbefestigung angeschlossen, da gibts bestimmt auch andere Möglichkeiten.
Vor dem Kauf des Schalters auf die »IP«-Schutzklasse[1] achten. Schließlich liegt der Schalter beim Motorrad im Freien und muss entsprechend wasserdicht ausgeführt sein. Die grüne Beleuchtung ist nicht zufällig gewählt. Als Einschaltkontrolle für Nebelscheinwerfer ist eine grüne Kontrollleuchte erforderlich. Diese ist bei mir dann direkt im Schalter integriert.
Für den zusätzlichen Fernscheinwerfer brauche ich keinen separaten Schalter (und auch keine zusätzliche Kontrollleuchte), da dieser bei mir immer und ausschließlich mit dem Fernlicht zusammen geschaltet wird.
Die Scheinwerfereinstellungen beziehungsweise -arretierungen funktionieren tadellos. Nichts hat sich aufgrund von Vibrationen verändert, alles sitzt fest an seinem Platz. Die elektrische Beschaltung ist TÜV-konform und zudem genau so, wie ich es haben wollte.
Auf den Aufnahmen aus dem November 2014 ist die Halterung noch nicht lackiert. Der »Alu-Natur-Look« passt nicht so recht zu meiner roten XJ 600 S. Sobald die Temperaturen dauerhaft über 10°C sind, wird jetzt im Frühjahr 2015 lackiert. Ob rot oder schwarz sich besser eignet, wird sich dann zeigen. Aktuell tendiere ich eher zum rot. Und nun viel Spaß beim Schrauben und nicht schneller fahren als eure Scheinwerfer den Bremsweg ausleuchten können!
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Datum: | 15.02.2015 |
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