»Seitenständerauflagevergrößerung« – was ist Deutsch doch für eine schöne Sprache? Wo sonst kann man so schöne lange Wörter durch die Aneinanderreihung von einzelnen Begriffen bilden?
Jedenfalls geht es heute um etwas, das der eine oder andere aufmerksame Blogleser schon bemerkt haben könnte: Ich habe wieder ein paar zusätzliche Gramm ans Motorrad geschraubt.
Es gibt von diversen Anbietern mehr oder weniger schön gefertigte Auflagevergrößerungen für den Seitenständer der R 1150 GS, die Preise sind manchmal auch noch recht saftig. Wer will kann problemlos 50–60 Euro (mit Versand) hinlegen.
Vor der Montage der Vergrößerung steht erst einmal ein wenig Aufhübschen beim originalen Seitenständerfuß an. Dieser schabt natürlich bei jedem Einsatz über den Boden und der vorhandene Lack wird dabei abgerieben. Da in Zukunft nur noch die Auflagevergrößerung aus Edelstahl Kontakt mit dem Boden haben wird, sollte man den Rost abschleifen und dann mit der Sprühdose die Oberfläche versiegeln.
Dafür extra den Seitenständer ausbauen? Nein, das ist nicht notwendig. Einfach eine der sicherlich in jedem Haushalt vorhandenen Werbebroschüren auspacken, mit dem Messer einen Schlitz mittig hineinschneiden und anschließend den Seitenständerfuß hindurchführen.
Schon kann man mit der Sprühdose hantieren ohne das der Rest vom Motorrad auch schwarz wird. Zwei, drei Mal kurz auf den Knopf drücken, schon ist die Unterseite wieder schwarz.
Wer noch ein wenig mehr Zeit aufbringen möchte kann natürlich einen kompletten Lackaufbau betreiben: Rost abschmiergeln, Rostschutzgrundierung und erst dann schön schwarz ansprühen. Der Seitenständer an meiner R 1150 GS ist über 17 Jahre alt und noch immer nicht weggegammelt. Der kann einiges ab.
Der Seitenständer wäre somit vorbereitet. Daher höchste Zeit auf die Auflagenvergrößerung in noch unmontiertem Zustand. Extra für meine Besucher aus der Schweiz habe ich diesmal als Hintergrund das 1983 für Uniform und einige Ausrüstungsgegenstände eingeführte Tarnmuster verwendet.
Die Konstruktion der Vergrößerung ist simpel: Zwei unterschiedlich starke Edelstahlbleche werden mit fünf Schrauben miteinander verbunden. Zwischen den beiden Blechen befindet sich der originale Seitenständerfuß, welcher eingeklemmt wird.
Somit ist eine Rückrüstung auf den Originalzustand möglich ohne das Spuren von der Verbreiterung zurückbleiben. Dies ist bei den meisten der angebotenen Lösungen der Fall, nur wenige Ausnahmen setzen ein Anbohren vom originalen Fuß für die Montage voraus.
Die Verschraubung der beiden Platten erfolgt mittels Schrauben aus Edelstahl (A2-70).
Somit sollte auch trotz Regen(fahrten), Dreck und sonstigen Umwelteinflüssen kein Gammel entstehen (sofern man zuvor den alten Fuß an seinen Kontaktstellen vor Rost geschützt hat).
Um wie viel wird denn die Auflagefläche vergrößert? Bilder sagen mehr als Zahlen, daher der originale Fuß und der Fuß mit der (noch nicht fest verschraubten) Auflage im direkten Vergleich:
Der Spalt zwischen den beiden Platten wird beim Anziehen der Schrauben an mehreren Stellen geschlossen. Dies erklärt dann auch die unterschiedliche Materialstärke bei den beiden Blechen. Die obere, dünnere Platte wird durch die Schrauben an die dickere Platte unter dem Fuß gezogen.
An den Seiten sind nach der Montage die beiden Bleche auf voller Länge aneinander gezogen. nur an der Rundung klappt dies nicht. Dort sorgt der asymetrische Aufbau der originalen Auflage dafür, das rechts und links unterschiedlich große Abstände zwischen den beiden Blechen vorhanden bleiben.
Dies ist vielleicht in den Augen einiger ein optischer Makel, ich sehe es völlig entspannt. Dann kann eventuell eingetretenes Wasser auch wieder seinen Weg nach außen finden.
Auf dem Bild rechts kann man den einzigen Verarbeitungsmangel sehen: Ein kleiner Grat war stehengeblieben. Macht nichts, lässt sich einfach und problemlos mit einer Feile beheben. Zudem habe ich noch ein klein wenig Hand an die umlaufenden Kanten angelegt. Diese waren sauber ausgeschnitten, aber auch ein wenig scharfkantig. Mit Feile und Schmirgelleinwand ließ sich dies noch korrigieren.
Nun habe ich viel über die Auflagenvergrößerung geschrieben, aber den Preis noch nicht erwähnt. Wie schon geschrieben verlangen bekannte Anbieter 50–60 Euro (inkl. Versand). Die No-Name Auflagenvergrößerung hat mich lediglich 20 Euro gekostet.
Das bräunliche Zeug an den Schrauben ist übrigens kein Rost sondern überschüssige Kupferpaste[1].
Da Edelstahlschrauben beziehungsweise deren Gewinde »zum Fressen neigen« habe ich vor dem Anziehen der Muttern die Gewinde der fünf Schrauben mit Kupferpaste versehen.
Dann sollte es bei einer Demontage – warum auch immer das Abnehmen der Vergrößerung notwendig sein sollte – eigentlich keine Probleme geben.
Was ich mir von der Seitenständerauflagevergrößerung erhoffe? Zwei Dinge: Zum einen natürlich einen sicheren Stand auf nicht ganz so festem Untergrund (wie ich ihn teilweise an den Stellen vorfinde an denen ich Passknacker-Nachweise erbringen soll). Außerdem sollten die hässlichen Rostflecken am Motorradstellplatz nicht weiter zunehmen.
Im Laufe der Jahre haben die Unterseiten diverser Seitenständer ihre Spuren auf dem von mir genutzten Stellplatz hinterlassen.
Mit dem lackierten Fuß, welcher nun von einer Auflage aus Edelstahl von direktem Kontakt mit dem Boden geschützt ist, sollte das nun nicht mehr passieren.
Was ich mit dem »nicht ganz so festen Untergrund« meine ist auf den beiden folgenden Bildern zu sehen. Weder am Nachweispunkt »Königseiche« noch am »Roter Stich« befinden sich geteerter Untergrund. Der komprimierte Schotter ist nicht immer fest, gerade bei »Roter Stich« ist mir vor rund zwei Jahren[2] die Suzuki mit ihrem zierlichen Fuß in den feuchten, weichen Untergrund eingesunken.
Die beiden Bilder sind bei meiner gestrigen Passknackerrunde entstanden. Der größere Fuß hat sich definitiv bewährt. Keine Sorge mehr das sie während der Bilder mal eben schnell (oder eher langsam) einsinkt und womöglich kippt.
Was jetzt natürlich noch für den einen oder anderen interessant ist: Wie stark wird die Schräglagenfreiheit beeinträchtigt? Der originale Seitenständerfuß war ja nicht ohne Grund asymetrisch geformt.
Nun, ich bin kein wirklicher Schräglagenfetischist. Die Vergrößerung ist seit knapp einer Woche montiert und ich bin seit dem zwei »Halb-Tagestouren« mit ein paar hundert Kilometern gefahren. Nicht nur geradeaus sondern auch auf der Schwäbischen Alb mit der einen oder anderen auch engeren Kurve. Hängen geblieben bin ich mit der vergrößerten Auflage nirgendwo. Aber ich habe auch keine GoPro parat um zu filmen wie weit weg ich vom Boden mit Fußrasten und Seitenständer bin.
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Datum: | 18.05.2017 |
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Kommentare
schrieb am 25.05.17 um 00:32 Uhr:
Kritik:

Du darfst der Menschheit nicht so etwas mitteilen. Eine wirkliche Seitenständerauflageflächevergrößerungseinrichtungseinheit (tolles Wort!) muss vor allem mobil sein. Und da gibt es nur eine Methode.
Anleitung schreibe ich auch gleich dazu:
1. Bierdose auf und ruhig an den Mund ansetzen
2. tiefe, gleichmäßige Züge, nicht in Panik geraten
3. Dose komprimieren (mittels Fuß)
4. unter den Seitenständer legen.
5. sicherheitshalber mit der gleichen Methode noch einige Ersatz-Unterlegeinrichtungen herstellen. Man kann nie genug davon haben.
schrieb am 25.05.17 um 08:59 Uhr:
Hallo Torsten,

bin gerade in Tirol, Salzburger Land und Oberbayern unterwegs. Könnte gar nicht so viel trinken wie ich wegen der Nachweise (Passknacker) anhalten muss. Würde ich so viel (alkoholfrei) trinken müsste ich noch mehr anhalten.
Und dann noch jedesmal 0,25 € liegen lassen? Das widerstrebt meinen schwäbischen Wurzeln – vom Umweltschutz ganz zu schweigen.
Grüße, Martin
schrieb am 01.06.17 um 01:02 Uhr:
Das Problem zu weicher Untergründe gibt es seit jeher. Darum habe ich seit jeher ein kleines Brett von ca. 10 x 10 cm Größe in diesem Abdecklappen meines uralten Tankrucksacks. Bevor ich den Seitenständer ausklappe, werfe ich es auf den Boden und treffe aufgrund meiner langjährigen Erfahrung nahezu immer den richtigen Punkt. Darauf stelle ich meine alten japanischen Eisenhaufen aus den 70ern und 80ern, auf welche man noch großzügige Tankrucksäcke befestigen kann, ab. Das klappt immer. Und wenn ich den ersten Gang drin ließ, rollen die auch nicht vom Brett. In der Mitte ist mittlerweile eine kleine Kuhle im Brett. Holz ist leicht, leise und ein nachwachsender Rohstoff. Selbst wenn alle Kraftradler Europas ein Brett mit sich führen, sind die Waldbestände nicht in Gefahr. Diese Bretter sind pfandfrei, können aber splittern und aufgeweicht vom Regen unangenehm in der Hand liegen.
Thomas Schröder, Niederrhein, XJ 900 N, XS 1100
schrieb am 01.06.17 um 01:11 Uhr:
Hallo Thomas,

so ein Brett hatte ich mal in der Tiefgarage (unebener Stellplatz). Bis unbekannterweise mein Stellplatz zur Lackierbox umfunktioniert wurde – und das Brett konnten sie wohl anderweitig gebrauchen.
Wenn man länger steht macht das Brett (oder auch ein IKEA Schneidbrett aus Kunststoff – habe ich auch schon als Auflagevergrößerung bei Treffen gesehen) Sinn. Bei mir sind es die wenige Minuten andauernden Stopps beim »Pässeknacken«. Bis da Brettchen geworfen und anschließend wieder eingesammelt und verstaut ist → das dauert mir dann doch zu lange.
Beim einen oder anderen Nachweis (z.B. Wanderparkplätze) hat sich die Vergrößerung schon bewährt. Und: Ich bleibe nicht in Kurven damit hängen... Aber das könnte an meinem gemütlichen Fahrstil ohne Kurvenschleiferambitionen liegen.
Wo das Brett natürlich punkten kann: Mit dem zusätzlichen Gewicht vom Edelstahl am Seitenständer haben die Federn jetzt mehr zu tun. Er klappt zwar noch immer bis an den Anschlag hoch, aber ist doch spürbar »gemütlicher unterwegs«. Ein unabhängiges Brett verursacht keine solchen Probleme.
Grüße, Martin