Wie schon Ende Mai diesen Jahres geschrieben ist einer der beiden originalen Sturzbügel von Yamaha an meiner XJ 600 S »abgefault«[1]. Nach zwei Wochen erfolgloser Suche nach einem günstigen Ersatzteil habe ich mich damit abgefunden einen neuen Schutz kaufen zu müssen.
Seltsamerweise sind bei einem bekannten Online-Auktionshaus zwar etliche dieser originalen Bügel von Yamaha vorhanden – aber immer nur die linke Seite.
Die meisten der angebotenen Bügel haben mir von der Konstruktion her nicht gefallen. Eine zusätzlich um den Rahmen geschlungene Schelle, welche garantiert den Lack zerkratzt? Das muss nun wirklich nicht sein. Zudem waren in Internetforen mehrere Beiträge von recht unglücklichen Besitzern zu finden. Mal rostete der Sturzbügel nach zwei Jahren schon extrem, bei einem anderen Modell platzte der Chrom bereits nach einem halben Jahr ab. Auch bei Modellen mit Pulverbeschichtung schälte sich die Beschichtung nach mehreren Steinschlägen langsam aber sicher ab.
So kam ich vom Gedanken ab mir einen neuen Bügel zu kaufen und versuchte mir einen Überblick über das reichhaltige Sortiment an sogenannten »Crash-Pads« zu verschaffen. Die auch als »Sturzpad« und »Frame Slider« angebotenen Produkte von unterschiedlichen Herstellern haben teilweise identische Varianten, jedoch haben sie auch konstruktionsbedingte Unterschiede in Form und Funktion. Eine kleine Übersicht der Hersteller, welche ich ausfinden konnte – alphabetisch sortiert:
Es gibt wohl auch noch weitere Anbieter, diese bieten ihre Produkte jedoch nicht in Deutschland an oder aber ich habe keinen Anbieter online finden können. Beliebt sind wohl die Sturzpads von Metisse, primär wegen der Optik. Der mit sechs Edelstahlschrauben montierte Kopf wirkt durchaus ansprechend. Allerdings hat er auch einen Nachteil: Entscheidet man sich für die Variante mit dem Aluminiumkopf, ist die Wirkung beim Rutschen umstritten. Bevor ich darauf eingehe jedoch zunächst wofür ich mich nun letztendlich entschieden habe: Für das Sturzpad von GSG.
Sowohl beim X-Pad von Metisse wie auch beim Sturzpad von GSG besteht die Aufnahme aus Metall (Aluminium) und das eigentliche Pad wird darauf verschraubt.
Beim X-Pad von Metisse ist der untere Teil vom Pad aus Kunststoff und hat eine Montagebuchse aus Metall. In diesen unteren Teil wird mit sechs Edelstahlschrauben ein Schleifkopf schwimmend montiert. Zwischen dem unteren Teil und dem Schleifkopf befinden sich ein Dämpfungselement sowie sechs Spiralfedern. Diese Konstruktion soll für eine zusätzliche Dämpfung und die Vernichtung eines Teils der beim Aufprall vorhandenen Energie sorgen. Der Schleifkopf beim X-Pad von Metisse kann wahlweise aus Kunststoff oder aus dem optisch deutlich ansprecherenden Aluminium bestehen. Die letztgenannte Variante ist sehr farbenfroh dank diverser beim Eloxieren aufgebrachten Farben.
Bei GSG gibt es keine Auswahlmöglichkeit zwischen Aluminium oder Nylon als Material für die Pads. Dahinter steckt der Gedanke und die Philosophie von »form follows funktion« – auch im Bezug auf die Wahl des Materials.
Die Grundkonstruktion ist identisch mit dem X-Pad von Metisse: Eine Montagebuchse aus Metall steckt in dem Pad aus Kunststoff und sorgt für eine sichere Montage des Pads. Das Pad ansich gibt es nur aus Kunststoff. Dabei soll sich der Kunststoff bewusst abnutzen und so zusätzlich als Bremse dienen. Bei einem Pad mit Aufsatz aus Aluminium rutscht die Maschine nur weiter und verursacht dann unter Umständen zusätzliche Schäden.
Die gleiche Problematik wird übrigens auch bei den etablierten Sturzbügeln aus Metall angesprochen. Schäden am Motor und Rahmen werden bei einem Umfaller vermieden. Bei einem Sturz aus höherer Geschwindigkeit rutscht die Maschine jedoch deutlich länger auf dem Metall und schlägt so unter Umständen noch in stehende Fahrzeuge, die Leitplanke oder im schlimmsten Fall in Passanten ein.
Alle Hersteller geben an, dass ihre Produkte mit Sollbruchstellen ausgestattet sind. Sollte bei einem Aufprall – beispielsweise an einer Bordsteinkante – die Belastung zu hoch werden, gibt der Sturzpad an der Metallbuchse oder je nach Montageart auch die Trägerplatte ab. Bei der XJ 600 S/N gibt es keine Trägerplatte, die Verschraubung erfolgt direkt an der Halterung des Motors.
GSG betont, dass die im Rennsport gesammelten positiven Erfahrungen mit den Kunststoffpads an die Besitzer von Straßenmotorräder weitergeben wollen. Daher verzichtet GSG konsequent auf den Einsatz von Pads aus Aluminium oder mit Aluminiumabdeckung.
Eine Abdeckung haben die Sturzpads von GSG trotzdem. zwar nicht so ausgeklügelt wie die von Metisse mit sechs Federn und einem zusätzlich dämpfenden Element, aber immerhin sind es kleine Abdeckkappen, welche während einem Sturz einen Teil der Energie aufnehmen. Als einfach zu ersetzendes Verschleißteil konstruiert, können sie nach einem Sturz kostengünstig ersetzt werden.
Damit wären wir dann auch bei den Kosten angelangt. Was kostet das Set? Was kosten Ersatzteile?
GSG Sturzpad | |||
Bezeichnung | Teilenummer | Lieferumfang | Preis |
Sturzpad-Satz | 49490-Y4 | 1 Set | 83,00 Euro |
Ersatzpad (links oder rechts) | Y4-EP-49490 | 1 Stück | 24,00 Euro |
Sturzpad-Satz | 55-7-PP | 3 Stück | 15,00 Euro |
Metisse X-Pad | |||
Bezeichnung | Teilenummer | Lieferumfang | Preis |
Sturzpad-Satz | – | 1 Set | 99,95 Euro |
Optional: Farbige Schrauben | + 13,49 Euro |
Leider habe ich zu den X-Pads von Metisse keinerlei Informationen für die Preise von Ersatzteilen gefunden. Noch ein Punkt für die Pads von GSG: Man weiß schon im Voraus was im Falle eines Sturzes beim Pad auf einen an Kosten zukommen kann.
Abschließend wäre es natürlich prefekt wenn ich ein paar Bilder von den montierten vorzeigen könnte. Leider spielt aktuell weder die Freizeit noch das Wetter mit. Heute abend fegten beispielsweise wieder Regen und Hagel gepaart mit Sturmböen über die Straßen. So gar kein Wetter zum Freiluftschrauben also.
Aber als Vorgeschmack wie ein montiertes Pad in etwa aussehen wird: Einfach mal eines der identischen Pads samt Distanzstück und Bolzen an die Motoraufnahme der XJ 600 S gehalten.
Man kann durchaus erahnen wie weit das Pad herausstehen wird und so beispielsweise die doch recht sturzempfindlichen Kühlrippen bei einem Umfaller geschützt werden.
Leider kann man die eingeprägte Kennzeichnung auf dem Bolzen nicht erkennen. Natürlich gemäß Festigkeitsklasse »8.8«, also so wie es sich für einen Ersatz für die alte Schraube in der Motorhalterung gehört.
Die neue, selbstsichernde Mutter welche zum Bolzen gehört ist natürlich auch im Lieferumfang des Sets enthalten.
Bei der Yamaha XJ 600 S/N ist kein zusätzliches Halteblech notwendig. Der Text man dürfe die rechte und die linke Seite nicht vertauschen ist wohl beim Kopieren der Anleitung versehentlich übernommen worden.
Bei Sets mit Halteblechen für andere Maschinen darf die Seite höchstwahrscheinlich nicht wegen der eingebauten Sollbruchstellen vertauscht werden.
Noch sind die Sturzpads also leider nicht montiert. Das ist dann vermutlich in zwei Wochen der Fall – wenn das Wetter mitspielt. Der erste Eindruck der Sturzpads von GSG ist jedenfalls durch und durch positiv.
Natürlich hoffe ich die Pads nie unfreiwillig »testen« zu müssen. Bisher ging ja in den 17 Jahren und 35'000 km auch immer alles ohne Umfaller über die Bühne. Aber: Man kauft ja nicht damit sie umfallen kann sondern damit sie nur im Notfall einen Schutz hat.
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Datum: | 30.06.2012 |
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