Endlich wieder Wochenende. Mit Sonnenschein. Ohne Zeitdruck. Obwohl das Ersatzteil schon seit Anfang April bei mir im Regal lag, kam ich erst heute dazu den neuen Kupplungsnehmerzylinder zu montieren.
Vorab schon als Fazit: Mit nagelneuen, originalen Ersatzteilen ist es eben einfacher. Montiert, Die Position vom Schalthebel noch zwei Mal korrigiert, schon konnte es losgehen.
Wie man den Kupplungsnehmerzylinder bei der Suzuki GSF 1200 (GV75A) tauscht, habe ich ja schon ausführlich in meinem Blog beschrieben[1]. Trotzdem gibt es heute noch ein paar zusätzliche Informationen in Bild und Text.
Die neuen Schrauben vom Ausgleichsbehälter konnte ich heute also wieder herausdrehen. Das Schaltgestänge hatte ich gar nicht mehr vollständig zusammengebaut sondern einfach nur aufgesteckt. Ein kurzer Griff, schon war die Stange von der Aufnahme entfernt.
Deckel vom Ausgleichsbehälter runter, weiße Kunststoffabdeckung entfernen, das Diaphragma herausnehmen. Anschließend den wahrlich kümmerlichen Rest an Bremsflüssigkeit absaugen beziehungsweise mit einem fusselfreien Lappen aus dem Ausgleichsbehälter herauswischen.
Zu meiner Überraschung befand sich noch eine nicht unerhebliche Menge Bremsflüssigkeit im Zylinder. Diese Hydraulikflüssigkeit musste natürlich auch noch abgesaugt beziehungsweise abgelassen werden.
Wie schon mal auf einer anderen Seite im Blog angemerkt: Nehmt bitte Ringschlüssel für die Schrauben. Mit einem Gabelschlüssel rutscht man schnell ab, außerdem muss man ihn immer wieder ansetzen. Der 8er Ringschlüssel kann einfach auf dem Ventil bleiben. Druck aufbauen, Ventil öffnen, Flüssigkeit absaugen.
Die dunklen Flecken auf den Steinen sind übrigens Wasser, die Abdeckplane hat mal wieder ihren Job gut erledigt aber eben auch wieder in »Taschen« das Regenwasser gesammelt.
Bevor man die Hohlschraube am Nehmerzylinder löst: Unbedingt den Behälter zum Auffangen der Bremsflüssigkeit bereithalten. Was oben durch das Ventil nicht abgesaugt werden kann, läuft nach dem Lösen der Hohlschraube unten heraus.
Auf dem Bild rechts kann man am glitzern beziehungsweise funkeln erkennen wohin sich ein klein wenig Bremsflüssigkeit verirrt hatte. Der gebrauchte Nehmerzylinder war definitiv defekt als er bei mir angekommen ist.
Aber: Das alte, defekte Ding wird nicht mehr benötigt. Die neuen Ersatzteile sind da und somit definitiv in 100%ig einwandfreiem Zustand.
Die Suzuki-Teilenummer für den Kupplungsnehmerzylinder lautet 23160-06B03. Die Suzuki-Teilenummer für den Simmerring, welcher die Rückseite vom Zylinder vor Verschmutzung schützen soll, lautet 09285-06015.
Meine Bestellung sah daher wie folgt aus:
Artikel-Nr.: | 2316006B03000 | |
Artikelname: | AUSRUECKZYLINDER | |
Produktgruppe: | Suzuki | |
Netto Einzelpreis: | 47,88 EUR | |
Menge: | 1 | |
Artikel-Nr.: | 0928506015000 | |
Artikelname: | SIMMERRING | |
Produktgruppe: | Suzuki | |
Netto Einzelpreis: | 4,92 EUR | |
Menge: | 1 / auf Lager | |
Gesamtpreis (ohne MwSt.): | 52,80 EUR | |
zzgl. MwSt.: | 10,03 EUR | |
Versandkosten: | 9,00 EUR | |
Gesamtpreis: | 71,84 EUR |
Bislang war bei der 1995er GSF 1200 kein Simmerring verbaut gewesen. Was auch völlig korrekt war, schließilch gab es diesen nicht als die Maschine damals in Japan vom Band gelaufen ist. Aufgrund des Schmodders, welcher von der Kette am Ritzel abgeschleudert wird, setzt sich jedoch die Rückseite des lediglich mit einem Blech abgedeckten Kolbens mit Dreck zu. Um die Verschmutzung zu minimieren wurde im Laufe der Bauzeit der Simmerring als Verbesserungsmaßnahme eingeführt.
Die Preise sind übrigens nicht das, was mir der freundliche Suzuki Vertragshändler übermittelt hat. Bei ihm hätte der »Ausrückzylinder« als Suzuki Neuteil deutlich über 200 Euro gekostet.
Die Kosten des defekt als »gebrauchte, geprüfte Ware« angepriesenen Zylinder habe ich übrigens vom Händler zu 100% zurückbekommen. Daher schmerzen die Ausgaben für das neue Originalteil auch nicht ganz so sehr. Trotzdem natürlich wieder eine eigentlich unerwünschte Investition für ein Motorrad, was man sowieso schon längst verkaufen wollte.
Aber irgendwie ist es auch ein tolles Gefühl wenn man ein nagelneues Teil auspacken darf und anschließend ohne jegliche Spuren von Schmodder, Korrosion oder abgeruschtem Werkzeug in den Händen halten kann.
Dazu dann noch der Simmerring als sinnvolle Ergänzung beziehungsweise notwendigem Schutz des Zylinders – da kann sich dann der neue Besitzer der GSF 1200 lange erfreuen. Hoffe ich jedenfalls.
Bleibt nur eine Frage: Wo wird der Simmerring montiert? Laut Foren zwischen Kolben und »Rückhalteblech«, laut Explosionszeichnung auf der anderen Seite vom Blech (wo er jedoch keine Funktion hätte)?
Der Simmerring am Motorblock ist kleiner, dieser wäre korrekt auf den im Internet vorhandenen Explosionszeichnungen eingezeichnet. Ich habe mich an die in den Foren beschriebene Lösung gehalten: Der Simmerring kommt zwischen Kolben und Blech und verhindert so das der Schmodder sich direkt am Kolben anlagern kann.
Beim neuen Zylinder ist übrigens auch ein neues Ventil mit dabei. Das alte Ventil zum Entlüften muss also nicht vom defekten Zylinder in den brandneuen Zylinder wandern.
Die Rückseite vom Kolben ist mit Fett versehen. Somit wird auch die Korrosion beziehungsweise der mechanische Abrieb an der Stange vermindert.
Warum ich erst jetzt den Zylinder gewechselt habe? Mangels Garage muss ich draußen im Freien arbeiten. Wenn das Wetter mies ist, kann ich nicht arbeiten. Wenn das Wetter gut ist, war ich an ein paar Tagen lieber mit der BMW unterwegs und habe die Suzuki stehen gelassen.
Man kann nicht alles haben – und Urlaub hatte ich in den wärmeren Monaten dieses Jahr noch nicht.
Ein wenig Kritik gab es in einem Forum zur Anleitung vom Wechsel des Zylinders. Es wurde angenommen das ich die alten Dichtringe weiterverwendet habe. Dank Melvin (und einer Schublade im Schrank) habe ich einen kleinen Vorrat an Dichtringen. Melvin war so freundlich stets einen zusätzlichen Dichtring bei jeder Leitung in die Tüte zu packen. 2x Stahlflex an der Yamaha XJ 600 und noch einmal Stahlflex für die BMW R 1150 GS, schon hat man einige zusätzliche Dichtringe.
Die vier Ringe auf dem Bild sind noch älter und nicht von Melvin. Zwei davon sind jetzt an der GSF 1200 verbaut, die alten Dichtringe sind stets in den Müll gewandert. Dichtringe aus Aluminium kosten im 10er Pack bei Louis 1,99 Euro. Da wird nicht »weiterverwendet weil es sonst zu teuer ist«.
Unschön und eventuell dem aufmerksamen Leser beziehungsweise Betrachter auf Bildern oben schon aufgefallen: Der Blinker ist kaputt.
Seit März stand die GSF 1200 unter der Abdeckplane. Damals war noch alles in Ordnung. Heute beim Aufdecken dann die Überraschung: Eine neue Delle im Tank, der linke Blinker ist beschädigt und was mir erst beim Starten auffiel: Der Kupplungsschalter ist ebenfalls beschädigt.
Da war wohl jemand nachts nicht ganz ausgelastet? Anders kann ich mir die Beschädigungen nicht erklären. Weil die Plane zusätzlich mit einem Seil mittig gegen Flattern im Wind gesichert war und die beschädigten Teile nicht wirklich sonderlich exponiert sind: Von alleine ist das sicherlich nicht passiert.
Den Blinker habe ich provisorisch mit Klebeband »repariert«. Den abgebrochenen Kupplungsschalter beziehungsweise die Kontakte habe ich gebrückt um die Maschine starten zu können. Ärgerlich. Ein neuer Schalter[2] kostet ca. 12,40 Euro. Nicht die Welt, aber völlig unnötig.
Vor dem Test ob mit dem neuen Kupplungsnehmerzylinder nun alles wieder so funktioniert wie es soll, musste natürlich noch das Gestänge mit dem Fußschalthebel wieder montiert werden. Ich habe drei Anläufe gebraucht: Erst war der Hebel zu hoch, dann zu tief und beim dritten Versuch an der richtigen Stelle.
Befüllt wurden Ausgleichsbehälter, Stahlflexleitung und neuer Zylinder mit der im März gekauften DOT 4 Bremsflüssigkeit von »Racing Dynamic«[3] (Hausmarke von Polo).
Nach dem Einbau der Batterie (und dem Überbrücken des Kupplungsschalters) konnte die »kleine Schwarze« dann zeigen wie es eigentlich immer gehen sollte: Choke ziehen, Knöpfchen drücken – läuft. Auch wenn sie jetzt seit November keinen Meter bewegt werden konnte und der Motor lediglich im Stand nur wenige Minuten gelaufen ist.
Das Öl wurde ebenfalls munter durch den Block gepumpt, die erste Probefahrt mit der reparierten Kupplung führte mich zur Tankstelle zwecks überprüfen vom Reifendruck: Alles in Ordnung. Die beiden Metzeler Z8 haben den Druck gehalten. Reifendruck vorne wie hinten genau so wie ich sie im November abgestellt habe.
Die beiden Ersatzteile für die GSF 1200 habe ich bei KFM-Motorräder[4] bezogen.
Was muss man natürlich machen sobald man mit der Reparatur fertig ist? Richtig: Eine Probefahrt. Zunächst führte mich diese zu einer Tankstelle, den Reifendruck prüfen. Die neuen Pneu auf den alten Gussfelgen der GSF haben die letzten Monate dicht gehalten, ich musste den Reifendruck nicht korrigieren.
Mit dem schließlich richtig einstellten Fußschalthebel ging es dann ein paar Kilometer über die Schwäbische Alb, ein paar Passknackernachweise »einfahren«.
Ich war nicht allein. Dutzende oder besser gesagt unzählige Motorradfahrer waren auf der Runde unterwegs, auf welcher ich die GSF 1200 bewegt habe. Am Nachweispunkt »Lämmerbuckel« habe ich sicherlich einen interessanten Anblick abgegeben. Weil es auf der Straße wegen der vielen Fahrzeuge schlichtweg zu gefährlich war habe ich mich kurzerhand in den Graben neben der Fahrbahn gestellt.
Da steht dann also einer in seiner schwarzen Motorradkluft mit leuchtgelben Helm und fotografiert einen Stein. Was da wohl von den Vorbeifahrenden abends daheim berichtet wurde?
Nicht wirklich weniger los war an den Nachweispunkten »Eckhöfe« und »Burg Teck / Hörnle«. Viele Motorradfahrer, grillende Ausflügler und mutmaßlich komplette Großfamilien teilten sich Straßen, Wege, Parkplätze und Grillstellen.
Unter der Woche fahren zu können anstatt an den Wochenenden unterwegs sein »zu müssen« hatte wirklich Vorteile.
Zum Abschluss des heutigen Beitrags noch eine Frage an die Topcase-Hasser-Fraktion: Wenn ein Topcase schon die »schöne Linie eines Motorrads« zerstört, was ist dann mit so einer Pille am Heck eines Kleinwagens?
Oder sollte so eine Pille vielleicht die gelungene Alternative zum Topcase darstellen? Hat ja beinahe was von einer prall gefüllten Gepäckrolle.
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Datum: | 21.05.2016 |
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