Vor ziemlich genau einem Jahr hat meine BMW R 1150 GS ein paar neue »Schuhe« bekommen. Die Mitas E-07 Dakar konnte ich am 18. April 2018 beim Reifenspezialisten meiner Wahl auf die Alufelgen aufgezogen abholen. Im März hatte ich mich noch zu eben diesem Reifen eifrig eingelesen und dann die Entscheidung zu seinen Gunsten gefällt – nachdem ich für rund 12'000 km mit Metzeler Tourance unterwegs war. Zwei Vorderreifen und ein Hinterreifen vom Metzeler waren während dieser 12'000 km im wahrsten Sinne des Wortes »auf der Strecke geblieben«. Zum Metzeler Tourance habe ich damals eine kleine Zusammenfassung geschrieben[2], jetzt steht ein erstes persönliches Fazit von mir für die Mitas an.
Inzwischen sind die beiden E-07 Dakar rund 10'700 km gelaufen – ohne das einer der beiden Pneu hätte ersetzt werden müssen!
Wie habe ich die Bereifung rein subjektiv wahrgenommen? Wie fühlt sie sich jetzt nach mehreren 1'000 km für mich an? Zunächst einmal muss ich sagen das ich meine erste Regenfahrt mit den Mitas vor knapp einer Woche hatte. Der regenarme Sommer 2018 hatte dafür gesorgt, das ich die vergangene Saison nicht einmal im Regen gefahren bin. Einmal waren die Straßen noch etwas feucht, den Niederschlägen bin ich damals geschickt (und mit viel Glück) ausgewichen.
Landstraße, trocken
Auf trockener Landstraße entpuppt sich das Vorderrad als erfolgreiches »Spurrillensuchgerät«. Beim Metzeler Tourance habe ich es nicht so stark wahrgenommen wie beim Mitas E-07 Dakar, welcher auch jetzt nach über 10'000 km genau diese etwas unangenehme Eigenschaft treu beibehält.
Viel Schräglage ist laut diversen Blogbeiträgen und Videos auch auf der R 1150 GS theoretisch möglich. Ich habe es nicht geschafft, bin wohl einfach zu gemütlich und »wenig aggressiv« unterwegs. Daher stehen die »Angstnippel« noch immer vorne wie hinten an den seitlichen Stollen ab. Der Reifen kann demnach mehr als ich, zumindest interpretiere ich die »Angstnippel« so.
Wenn ich – für meine Verhältnisse – Kurven in Schräglage fahre, nehme ich die Stollen als »Rubbeln« wahr. Das hat mich sowohl bewusst wie mutmaßlich auch unbewusst veranlasst nicht so weit in Schräglage zu gehen.
Autobahn, trocken
Auf der Autobahn ist es über 140 km/h (nach GPS) etwas unangenehm. Vibrationen aufgrund des ausgeprägten Negativprofils übertragen sich auf den Lenker und es fühlt sich alles andere als angenehm an. Zwischen 120 und 130 km/h (nach GPS) als Reisegeschwindigkeit auf der Autobahn läuft der Mitas auch nicht so ruhig wie der Tourance, aber es ist nicht unangenehm. Zumindest habe ich mich schnell daran gewöhnt und fahre gerne in diesem Geschwindigkeitsbereich wenn ich über die Autobahn bei der an- oder abreise schnell zum Ziel kommen will.
Landstraße und Stadt, nass
Bei Regen beziehungsweise regennasser Fahrbahn war der Mitas E-07 Dakar »etwas nervös«. Wohlgemerkt im Vergleich zum Metzeler Tourance, mit welchem ich auch bei Regenfahrten nie ein unsicheres Gefühl bekommen habe. Was der Mitas gar nicht mag: Kanaldeckel, auch wenn nur ein kleiner Metallring vorhanden ist. Ebenso mag er keine noch so winzigen Bitumenstreifen. Sofort konnte das Popometer ein Rutschen vom Hinterrad feststellen, auch beziehungsweise gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten von 30–50 km/h (innerorts). Im Odenwald hatte ich im Regen bei einer Armada von kleinen Abdeckungen in der Straße (Wasser, Gas, etc.) nicht allen ausweichen können – prompt wurde es mit einem Rutschen vom Hinterrad quittiert. Entsprechend habe ich meine Geschwindigkeit vermindert und war eben insgesamt auch auf der Landstraße gemütlicher, vorsichtiger unterwegs. So lange bis die Straßen wieder trocken waren und 100 km/h wieder problemlos möglich waren.
Autobahn, nass
Die Situation hatte ich wegen dem »Jahrhundertsommer 2018« und bislang in der Saison 2019 nicht. Daher kann ich dazu keine rein subjektiven Angaben machen.
Das Bild täuscht nicht, es ist noch viel Profil auf dem vorderen Reifen vorhanden. Anders als beim Metzeler, welcher bereits nach etwa 8'000 km bei 2,0 mm Restprofil angekommen war hat der Mitas E-07 Dakar an der Front noch immer fast 5 mm Restprofil zu bieten.
Die knapp 5 mm waren mittig an der Flanke zu messen, also vom Stollen zum vorhandenen Mittelsteg.
Misst man am Mittelsteg vorbei hat man neben dem Stollen noch mal 0,6 bis 0,8 mm zusätzlich.
Was mich dabei erstaunt: Vor einem Jahr habe ich Werte zwischen 5,43–5,78 mm am Vorderrad gemessen. Das würde bedeuten das ich – wenn ich identisch gemessen habe – nur etwa 1 mm auf über 10'000 km an der Front verloren habe.
Hinten sieht es dafür deutlich anders aus. 9,96–11,31 mm konnte ich dort messen, je nachdem wo ich den Messschieber angesetzt hatte.
Die Fahrt über den Kies auf dem Parkplatz hat das erhabene Restprofil schön hell eingefärbt, so lässt es sich gut erkennen.
Der gewählte Messpunkt lag zwischen zwei Stollen, von den ehemals knapp 10 mm ist etwa die Hälfte verschwunden. 4,8 mm zeigt der digitale Messschieber an.
Natürlich auch hier noch eine zweite Messung an der Flanke eines Stollens, etwas außerhalb der Mitte des Reifens angelegt.
Von den dort ursprünglich vorhandenen knapp 11 mm sind noch 4,9 mm vorhanden. Ob das daran liegt das der Hinterreifen eine ein wenig weichere Mischung aufweist?
Im Internet sind Berichte von bis zu 25'000 km mit den Mitas E-07 Dakar zu finden. Dann aber »irgendwo im Ausland bis auf die Karkasse abgefahren«.
Bei viel Autobahnanteil wird der Reifen wohl früher »fällig sein«, ich bezweifle das ich mit dem Hinterreifen noch über 14'000 km fahren kann. Wohl eher noch mal 2'000–4'000 km. Laut Forenbeiträgen bauen die Mitas irgendwann am Heck sehr schnell ab. Da wird dann wohl die Gummimischung weicher? Je nachdem wie viel Autobahnanteil der Rest der aktuellen Saison mit sich bringen wird.
Fahrten abseits von Straßen
Das Thema Autobahnfahrten ist dann eine schöne Überleitung zum Thema »Offroad mit den Mitas E-07 Dakar«. Tja, dazu kann ich nicht wirklich etwas sagen. Die größten Herausforderungen für die Mitas (und mich) waren Fahrten auf für den Verkehr freigegebenen, geschotterten Feldwegen, unbefestigten Parkṕlätzen, verschlammten Waldwegen (für den Verkehr freigegeben, von den Forstarbeitern und ihren Fahrzeugen jedoch völlig verdreckt) und zwei Mal ein längeres Stück (etwa 10–20 Meter) über Gras zu fahren – im Zusammenhang mit den unbefestigten Parkplätzen und einem plötzlich endenden Feldweg, welcher in einem mittlerweile von einer Wiese bereits zurückeroberten Stück endete. Lediglich die tief in die Erde eingepressten Spuren von Traktoren zeigten an »Ja, das hier ist eigentlich eine Straße/ein Weg«.
Luftverlust
Bei anderen ein größeres Thema, bei mir nur ganz am Anfang auf den ersten 1'000–2'000 km: Druckverlust an den Reifen.
Auch ich hatte anfangs immer wieder einen Druckverlust von 0,1–0,5 bar an den Reifen feststellen müssen. Damit war dann plötzlich Schluss ohne das etwas verändert wurde. Das Ventil blieb gleich, die Reifen wurden auch nicht noch einmal von der Felge genommen und neu aufgezogen.
Seit fast 3'000 km vom Saisonstart im März bis zum heutigen Tag (also rund sieben Wochen) habe ich keinen Druckverlust mehr feststellen können. Ich kontrolliere die Reifen vor jeder Tagestour mit meinem kleinen Reifendruckprüfgerät[3] welches ich wegen permanentem (!) Druckverlust beim Metzeler Tourance am Vorderrad gekauft hatte. Wobei ich hier als Ursache das verbaute Winkelventil im Verdacht habe und nicht den Metzeler Tourance selbst.
Allem Anschein nach werden mich die Mitas E-07 Dakar noch einige 1'000 km begleiten. So wie es aussieht wird der Verschleiß am Reifen hinten das Ende für beide Reifen festlegen.
Würde ich noch einmal die Mitas E-07 Dakar kaufen? Ja. Bis auf die Fahrten im Regen hatte ich immer Vertrauen zu der Bereifung und es war sicherlich auch nicht schlecht bei den sehr, sehr seltenen Fahrten auf unbefestigten Wegen ein wenig mehr Negativprofil zu haben.
Wenn ich aber ehrlich bin brauche ich keinen Mitas E-07 Dakar. Daher habe ich als nächsten Pneu den Mitas Terra Force R ins Auge gefasst. Er ähnelt vom Profil her dem Metzeler Tourance und soll laut Mitas für Fahrer gedacht sein, welche zu 90% auf der Straße fahren und die übrigen 10% in »leichtem Offroad« verbringen. Vermutlich sind damit die geschotterten Feldwege und Parkplätze gemeint.
Irgendwie ist ja auch ein wenig Optik und Klischee mit dabei. So haben die meisten Tourenfahrer mit ihrer GS kaum Geländereifen aufgezogen sondern teilweise sogar reine Straßenreifen wie den Metzeler Roadtec 01. Die »Eisdielenbesucher« haben auf ihren GS (laut Klischee) reine Offroadreifen wie zum Beispiel den Mitas E-10 aufgezogen. Grobe Stollen, viel Negativprofil für das coole Auftreten an der Eisdiele.
Daher wird es für den Rest der Saison 2019 wohl wie folgt weitergehen: Volltanken, weiterfahren und abwarten bis das Hinterrad bei 2,0 mm angekommen ist.
Das mit dem Tanken klappt ja schon mal ganz gut.
Die Preise ziehen jedoch langsam auch wieder an, die »angenehme Phase« von unter 1,40 Euro pro Liter E-10 scheint vorbei zu sein.
Für die nächsten Wochen stehen ein paar Fahrten in die Schweiz und nach Österreich an. Vielleicht klappt es gegen Ende Mai auch noch mit einer mehrtägigen Tour in Tirol? Wenn das Wetter mitspielt sollte das möglich sein.
Entsprechende Berichte werden folgen. Nur eine Frage bleibt noch unbeantwortet:
Was ich noch nicht herausgefunden habe: Wie ist das nun mit der Problematik vom Speedindex bei Reifen mit »M+S«-Kennung in Deutschland? Freigegeben ist der Mitas bis 190 km/h, meine BMW läuft laut Papieren jedoch 195 km/h Spitze. Nicht das ich das jemals schon überprüft hätte. Erst recht nicht mit dem »rubbelnden« E-07 Dakar auf den Felgen. Aber es geht eben um die legale Bereifung der BMW R 1150 GS.
Im Herbst steht der HU Termin an (Juli plus zwei Monate, welche ich ja immer überziehe[4]). Im September kann ich mich dann mit einem Erfahrungsbericht melden – so lange werden die Mitas E-07 Dakar vermutlich noch durchhalten.
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Datum: | 25.04.2018 |
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