Der Ölwechsel. Anlass für endlose Diskussionen bezüglich der Wahl des »richtigen Öls« sowie die richtige Art wie man das Öl wechseln soll. Man kann daraus eine Wissenschaft machen, andere sehen alles deutlich entspannter.
Ich gehöre eher zur letztgenannten Fraktion (glaube ich zumindest). Dabei ist der Ölwechsel bei der BMW R 1150 GS noch einen Tick einfacher als bei anderen Motorrädern wenn es um die Wahl des Öls geht. Da die Kupplung nicht im Motoröl läuft, kann einfach auf »PKW-Öl« zurückgegriffen werden.
Es muss kein JASO-MA berücksichtigt werden wie es bei anderen Motorräder mit Nasskupplung der Fall ist. »10W-40 oder 20W-50? Mineralisch oder synthetisch?« – darüber kann man stundenlang philosophieren und sich je nach eigenem Gusto im Internet die Bestätigung für die eigene Überzeugung suchen. Daher mache ich es kurz: Der Boxermotor in der R 1150 GS luft-/ölgekühlt und daher konstruktionsbedingt thermisch »hoch belastet«. Ein großzügiger Ölkühler und eine über ein Jahrzehnt bewährte und optimierte Konstruktion zeigen, dass es jedoch nicht wirklich dramatisch ist. Diverse Weltenbummler, welche die Maschine nicht nur auf Straßen in Deutschland betrieben haben, können dies bestätigen.
Da ich bekanntlich ein »Bruchstrich-Kennzeichen«-Nutzer (März bis November) bin, fahre ich nicht im Winter. Somit habe ich beim Öl zu 20W-50 von Liqui Moly[1] gegriffen. Es gibt natürlich auch andere, in der Regel günstiger angebotene Marken. Die 5 Liter waren im letzten Jahr im Angebot, daher hatte ich spontan zugegriffen.
Bislang war vom Vorbesitzer mutmaßlich 10W-40 verwendet worden, der Ölverbrauch lag auf 5'000 von mir gefahrenen Kilometern bei ca. 0,1 Liter auf 1'000 km. Wie sich dieser mit 20W-50 entwickeln wird, werde ich bei Gelegenheit im Blog mitteilen.
Bis auf den Ölfilterschlüssel und eventuell den 8er Inbus Steckschlüssel ist vermutlich alles des aufgelisteten Werkzeugs in einer gut sortierten Garage zu finden.
Da ich leider (noch) keinen passenden Ölfilterschlüssel habe, habe ich zur etwas rabiaten aber zielführenden Lösung mit zwei Austreibern und einem alten Schraubendreher als Hebel gegriffen. Weiter unten mehr dazu. Nächstes Mal habe ich den Ölfilterschlüssel parat.
Der Ölfilter sitzt bei der R 1150 GS gut geschützt aber gleichzeitig auch nur schwer zugänglich im Motorblock. Bisher war ich von den von mir gefahrenen Motorrädern japanischer Anbieter gewohnt, dass die Filter einfach zugänglich sind. Ich empfehle den Kauf vom Ölfilterschlüssel (für etwa 10 Euro zu finden) oder sich ein passendes Modell irgendwo auszuleihen. Erleichert die Arbeit ungemein!
Für den Wechsel werden 3,75 Liter neues Öl benötigt. 3,5 Liter wenn der Filter nicht gewechselt wird. 0,25 Liter mehr, wenn der Filter – wie eigentlich üblich – zusammen mit dem Öl getauscht wird.
Für den Ölwechsel muss zunächst der Motor warm gefahren werden. Warmes Öl ist dünnflüssiger und läuft somit einfacher beziehungsweise schneller aus dem Motor. Die Betonung liegt auf »warm fahren«, daher nicht mit aller Gewalt die Maschine »heiß fahren«. Eine kleine Runde von wenigen Kilometern durch die Stadt genügt vollkommen
Anschließend die Maschine auf ebenen Untergrund auf den Hauptständer stellen. Als Spritzschutz kann auch noch eine dicke Kunststoffplane ausgebreitet werden. Wenn die Auffangwanne groß genug ist, kann man darauf aber auch verzichten.
Bevor man an die Ablassschraube kommt, muss der Motorschutz entfernt werden. Mit dem M10 Steckschlüssel, der Verlängerung und der Knarre kann man gut arbeiten ohne mit den nun heißen Krümmern in Kontakt zu kommen. Zwei Muttern und zwei Schrauben müssen von den Stehbolzen entfernt werden, dann kann man den Motorschutz abnehmen. Bei der »normalen GS« handelt es sich übrigens um zwei Bleche, bei der Adventure ist es ein dickeres Blech.
Bevor man die Ablassschraube öffnet, muss natürlich die Auffangwanne für das Altöl unter dem Motorblock stehen. Sowohl Ablassschraube wie auch Ölfilter befinden sich im vorderen Bereich des Motorblocks.
Stellt man die Wanne wie auf dem Bild zu sehen vor den Hauptständer, sollte nichts daneben gehen. Ist die Wanne platziert, kann man mit dem 8er Steckschlüssel (Inbus) die Ablasschraube herausdrehen. Vorsicht bei den letzten Umdrehungen, ansonsten läuft einem das warme (oder heiße) Öl über die Hände!
Warum überhaupt den Motor beziehungsweise das Öl »warmfahren«? Je wärmer es ist, desto »fließfreudiger« ist es. Es fließt schneller in die Wanne ab. Als Tipp wird auch gerne angegeben man solle den Öleinfüllstutzen entfernen. Dies trifft durchaus zu, wird auch beim Ölwechsel beim PKW als Tipp gegeben (oder man soll den Peilstab herausziehen).
Riesig werden die Unterschiede jedoch nicht sein. Sind ja auch »nur« etwa 3,5 Liter, welche aus dem Motorblock herauslaufen. Der Rest vom Öl sitzt im Filter.
Damit sind wir dann auch schon beim nächsten Punkt angekommen: Welcher Filter passt denn bei der BMW R 1150 GS?
Die BMW Ersatzteilnummer für den Ölfilter der R 1150 GS lautet 11 00 1 341 616. Kostenpunkt bei BMW (Juli 2016): 20,10 €. Filter aus dem Zubehörhandel kosten in etwa die Hälfte, bieten aber die gleiche Leistung. Bevorzugt werden Mahle (OC91D), Mann (MW 712) oder der von mir erworbene Hiflo (HF163) empfohlen bzw. angeboten. Der Filter von Hiflo liegt bei etwa 10 Euro, Mahle und Mann bei ca. 15 Euro. Kauftipp: Der K&N KN-163[7] hat zusätzlich einen Sechskant für SW 17 und kostet etwa 14 Euro. Dann entfällt jeglicher Filterschlüssel (sofern man einen Gabelschlüssel SW 17 hat ). Ich habe ihn leider zu spät entdeckt, da war der Hiflo HF163 schon gekauft.
Hiflo klingt britisch oder us-amerikanisch, ist aber taiwanesisch. Der Qualität schadet dies nicht, seit 2003 ist der Produktionsprozess vom TÜV Süd zertifiziert. Dank der Produktion in Fernost sind die Produkte günstig, die angepriesene Zuverlässigkeit kann man in diversen Testberichten nachlesen.
So, und wie bekommt man den Filter raus wenn man keinen passenden Ölfilterschlüssel hat und der Schmalz im Ellenbogen nicht ausreicht um den während dem Betrieb fest angesaugten Filter zu lösen?
Brachiale Methode: Schraubendreher, Dreikantschaber oder ein Brett mit zwei Schrauben in den Filter schlagen und ihn dann lösen. Wenn er sich nur leicht drehen ließ, kann er in der Regel einfach mit der Hand herausgeschraubt werden.
Da der Filter vom Motorblock umschlossen ist, kann man nicht einfach seitlich einen alten Schraubendreher hineindrücken beziehungweise hineinschlagen.
Meine Lösung: Zwei Austreiber und ein alter Schraubendreher. Löcher rein, Hebel ansetzen, Filter lösen.
Nach dem Ausbau vom Filter kam leider auch eine nicht ganz so freudige Überraschung ans Tageslicht. Optisch sah das Öl nach dem Kauf gut aus (im Schauglas). Der Ölstand war auch in Ordnung und die Maschine kam indirekt von einem Händler, welche sie dem letzten Besitzer verkauft hatte.
Tja... Vielleicht war das Öl wirklich neu, der Filter ist jedenfalls schon über 8 Jahre mit der BMW unterwegs gewesen – rund 20'000 km lang.
Tja, wäre nichts auf dem Filter gestanden wäre ich davon ausgegangen nach den von mir gefahrenen rund 5'000 km den ersten Ölwechsel gemacht zu haben.
Wie oft ist der Ölwechsel laut der Angaben von BMW im »normalen Betrieb« (also nicht unter 0°C oder ausschließlich mit Kurzzstrecken) eigentlich notwendig? Der Auszug vom Wartungsplan für die BMW R 1150 GS gibt Auskunft:
Erstinspektion 1'000 km | Pflegedienst 10'000 km | Inspektion 20'000 km | Jahresdienst | |
---|---|---|---|---|
Motoröl wechseln (betriebswarm) | X | X | X | |
Ölfilter austauschen | X | X | X | |
Getriebeöl wechseln (betriebswarm) | X | X* | ||
Öl im Hinterradantrieb wechseln (betriebswarm) | X | X* | ||
Kraftstofffilter austauschen | X** | |||
Luftfilter austauschen | X | |||
Zündkerzen austauschen | X |
*) spätestens alle 2 Jahre
**) alle 40'000 km
Der Zündkerzenwechsel wird also auch fällig sein, die Kerzen liegen auch schon auf der Werkbank parat, einzig fehlt das Werkzeug zum Abziehen der Zündspule, lag beim Gebrauchtkauf nicht mit dem übrigen Bordwerkzeug unter der Sitzbank. Aber das wird ein anderer Blog-Beitrag werden.
Wie oben beim Werkzeug angegeben kippe ich nicht einfach das Öl direkt aus dem Kanister in die Maschine, sondern verwende eine Ölkanne aus Kunststoff mit 1 Liter Volumen. Mit dieser Ölkanne lässt sich das frische Öl einfacher und präzise in der Menge einfüllen. Der kleine Trichter ist ebenfalls sehr hilfreich.
Nachdem die Ölablassschraube mit einwandfreier, im Zweifelsfall neuer Dichtung mit 32 Nm angezogen wurde und der neue Ölfilter ebenfalls an seinem Platz sitzt, kann das Öl eingefüllt werden.
Vor dem Einbau des neuen Filters muss die Dichtung dünn mit Öl benetzt werden. Anschließend den Filter »handfest« anziehen. BMW gibt für den Filter 11 nM an, mit einer Knarre und dem Ölfilterschlüssel ist man da schnell »drüber«.
Vorteil der nicht ganz opaken Ölkanne: Man kann im Gegenlicht die Skala gut nutzen und füllt nicht zu viel Öl in die Kanne hinein. Auf der rechten Seite sind die (seltsamen) Maßeinheiten für USA und UK zu finden, auf der linken Seite ist eine Skala in Schritten von 250 ml bis zum ganzen Liter.
Wirkt fast schon entspannend wenn man gemütlich das von der Farbe an Honig erinnernde frische Öl langsam aber stetig in den Trichter fließen lässt.
Wichtig dabei: Nicht zu viel Öl einfüllen! BMW weist darauf hin, dass der Ölstand nicht die Hälfte vom Schauglas übersteigen soll. Das Bild unten zeigt den Füllstand nachdem 3 Liter eingefüllt wurden und der Motor noch nicht gestartet war.
Zwischen dem unteren und oberen Rand des roten Rings im Schauglas beträgt die eingefüllte Ölmenge laut BMW 0,5 Liter. Also ein relativ enger Spielraum in dem man sich da bewegt. Daher nicht stumpf nach Anleitung 3,75 Liter einfüllen, sondern den Füllstand im Auge behalten.
Der nächste Schritt ist, den Motor zu starten und laufen zu lassen. Es erfolgt die Kontrolle ob alles dicht ist. Ist der »handfest« angezogene Ölfilter wirklich dicht? Läuft auch kein Öl an der Ablassschraube aus? Ein gerne Unterlaufener Fehler: Der alte Dichtring klebt noch am Motorblock, der neue Dichtring wurde mir der Schraube montiert. Das kann nicht dicht werden. Darum genau prüfen ob der alte Dichtring wirklich in die Ölauffangwanne gefallen ist oder womöglich doch noch am Gehäuse klebt!
Bei meiner R 1150 GS lief alles glatt: Der Motor läuft, kein Tropfen fällt in die noch immer unter dem Motorblock stehende Auffangwanne. Daher auch die Spiegelung der Unterseite vom Motor inklusive Ablassschraube und Ölfilter.
Wenn der Problelauf erfolgreich absolviert wurde, soll man mindestens 10 Minuten warten bevor man den Ölstand wieder abliest und gegebenenfalls noch bis zur Mitte vom Schauglas auffüllt.
In diesem Zeitraum kann man beispielsweise das Werkzeug aufräumen, die beiden Bleche vom Motorschutz montieren und sich intensiv die Hände waschen. Ich habe tatsächlich fast exakt 3,75 Liter neu befüllt. Etwas weniger war es bis der Ölstand bei der Mitte war, bei den nächsten Fahrten (besser gesagt danach oder nach längeren Pausen unterwegs) werde ich daher den Ölstand genau im Auge behalten.
Die Wanne ist voll – wohin mit dem Altöl? Ich habe mindestens einen leeren Kanister in der Garage für Altöl. Entsprechend markiert dient er mir als Transportmöglichkeit. Am nahegelegenen Recyclinghof wird Altöl in Kleinmengen bis maximal 10 Liter entgegengenommen – kostenlos!
Daher scheue ich auch den Kauf von Ölgebinden über das Internet nicht. Natürlich müssen Verkaufsstellen gegen Vorlage des Kassenzettels auch Altöl zurücknehmen, dafür müsste ich jedoch meist noch weiter fahren. Die kostenfreie Lösung mit dem Recyclinghof ist daher die für mich beste Lösung zur fach- und sachgerechten Entsorgung vom Altöl.
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Datum: | 12.07.2016 |
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Kommentare
schrieb am 18.04.19 um 07:28 Uhr:
Sehr schön und ausführlich beschrieben!!! Kann ich so alles zu 100 Prozent bestätigen.
schrieb am 11.04.21 um 14:09 Uhr:
Vielen Dank für diese Seite! HiHi ...Ölfilterwechsel geht noch einfacher: Loch rein...Wapu ansetzen und kl. Hammer und fertig...und den neuen Filter einschrauben?!?!
schrieb am 11.04.21 um 18:53 Uhr:
Hallo Frank,

mit dem Ölfiilterschlüssel geht es definitiv einfacher. Habe ihn mir daher für den nächsten Wechsel gekauft und auch eingesetzt.
www.600ccm.info – R 1150 GS: Ölwechsel (mit Ölfilterschlüssel) zum Einsataz kam der Hazet 2169. Sehr zu empfehlen wenn auch mit rund 17 Euro kein Superschnäppchen.