Winterzeit, Umbauzeit – auch für die Beleuchtung an den Motorrädern. Schon vor ein paar Monaten habe ich ein paar Zeilen verfasst, wieso der Einbau von LED-Blinkern[1] bei manchen Maschinen zu unfreiwilligen Warnblinkern führen kann.
Vielleicht sind Text und Grafiken nicht nahe genug an der Praxis, denn obwohl die Seite häufig aufgerufen wird, kommen weiterhin Anfragen in Foren und per E-Mail, wie genau denn das Problem nun zu lösen sei. Meine '95er XJ 600 S steht momentan etliche Kilometer entfernt im Winterquartier und dort wäre es auch nicht sonderlich warm um an ihr Verkleidung und Kabelbaum abbauen zu können. Das hebe ich mir dann mal schön für den April auf.
Da ich den originalen Kabelbaum aber vermutlich ohnehin zerlegen muss (gelegentliches Flackern der Kontrollleuchte für das Fernlicht), habe ich mir für 10 Euro den gebrauchten Kabelbaum einer 1994er XJ 600 S gekauft.
Mit etwas Glück hat meine im Frühjahr 1995 zugelassene XJ 600 S noch die gleichen Anschlüsse.
Warum ich ein wenig Glück brauche? Irgendwann 1995 wurde die Verkabelung bei der XJ 600 S geändert. Dies ist nicht nur in Forenbeiträgen sondern übrigens auch im Haynes[2] bei den Stromlaufplänen nachzulesen.
Karton auf und schon verteilt sich der typische Werkstattgeruch nach Benzin und Öl im Raum. Kaum zu glauben wie viel »Geschmack« so ein paar alte Kabel annehmen können.
Der Kabelbaum selbst ist zwar schon seine 18 Jahre alt, aber tadellos erhalten. Auch die sieben klassischen Leuchtmittel – LED waren damals offensichtlich noch nicht hell genug – haben den Transport unbeschadet überstanden.
Warum ich das mit den LED und den klassischen Leuchtmitteln gerade so betone? Na, weil Anfang dieser Woche die Post schon etwas anderes in den Kasten geworfen hat.
Via Online-Auktionshaus habe ich mir zehn SMD-LED im Sockel T10 beziehungsweise W5W gekauft. Diese kamen allerdings nicht aus Deutschland sondern waren ein paar Tage länger unterwegs, da sie von Singapur aus nach Deutschland verschickt wurden.
Versuchsweise direkt an 12 Volt angeschlossen sind sie extrem hell, mal sehen ob sie im Cockpit verbaut bei Tageslicht auch noch hell genug sind. Das wird dann aber irgendwann einen separaten Blog-Eintrag ergeben.
Zurück zum Kabelbaum der 1994er XJ 600 S und den sieben dort befindlichen Leuchmitteln. Drei dienen zur Beleuchtung des Tachos, jeweils eine für die übrigen Funktionen: Kontrollleuchte für Leerlauf, Fernlicht, Blinker und Ölstand.
Die Leitungen sind farbig codiert. Im Falle des Kabelbaums der '94er XJ 600 S mit einer einzelnen Kontrollleuchte für die Blinker sieht es wie folgt aus:
Farbe der Leitungen | Funktion | |
hellblau | hellbraun | Leerlaufkontrollleuchte (neutral) |
blau-schwarz | schwarz | Beleuchtung (meter illumination) |
gelb | schwarz | Fernlichtkontrollleuchte (high beam) |
dunkelgrün | dunkelrot | Blinkerkontrollleuchte (turn signal) |
rot-schwarz | hellbraun | Ölstandkontrollleuchte (oil level) |
Die schwarzen Leitungen wie beispielsweise von der Beleuchtung sind dabei auf Masse geführt. Wichtig: Es sind unterschiedliche Blau-, Grün-, Rot- und Brauntöne vorhanden. Diese dürfen nicht verwechselt werden. Insbesondere das Dunkelrot an der Kontrollleuchte für die Blinker nicht mit einem Braun der anderen Leitungen.
Damit man die unterschiedlichen Farben besser erkennen kann, habe ich zwei Aufnahmen von Steckern beziehungsweise dem Sockel für das Leuchtmittel im Scheinwerfer gemacht.
Auf dem linken Bild kann man sehr gut das Hellgrün und Dunkelgrün nebeneinander erkennen. Wie man sehen kann gehört die hellgrüne Leitung zum Scheinwerfer, die dunkelgrüne Leitung zum Stromkreislauf der Blinker (linke Seite).
Stark vereinfacht nun zwei Bilder von der originalen Verkabelung. Die dunkelgrüne Leitung für die Blinker links und die dunkelrote Leitung für die Blinker rechts entsprechen der Verkabelung der XJ 600 S. Die schwarze Leitung ist – wie man der Abbildung entnehmen kann – mit Masse verbunden.
Der graue Kasten unten in der Mitte stellt den Wahlschalter am Lenker dar. Bei der vereinfachten Darstellung sind Zuleitungen sowie weitere Kabel der Übersichtlichkeit halber weggelassen worden. Vor dem Schalter am Lenker befindet sich natürlich der Blinkgeber.
Will man nach rechts blinken, wird mit dem Schalter die dunkelrote Leitung mit dem Blinkgeber verbunden. Der Stromkreis wird geschlossen und die Blinker können blinken.
Die Kontrollleuchte blinkt mit, da gleichzeitig auch der Stromkreis über die linken Blinker geschlossen wird. Dabei nutzt die Schaltung den einfachen Umstand aus, dass durch die Kontrollleuchte der Stromfluss begrenzt wird und die Glühwendel der Blinker links nicht zu leuchten beginnen. Durch die nicht leuchtenden Glühwendel wird eine Verbindung zur Masse hergestellt, die Kontrollleuchte leuchtet.
Gleiches gilt natürlich auch für den Fall das man nach links blinken will:
Baut man statt der klassischen Leuchtmittel mit Glühwendel welche mit Leuchtdioden ein, genügt der durch die Kontrollleuchte begrenzte Strom um auch die anderen beiden Blinken zu lassen.
Man kann es sich so vorstellen als ob gar kein Verbraucher in Form der Kontrollleuchte in der Mitte vorhanden ist.
Der erste Schritt um die unfreiwillige Warnblinkanlage zu korrigieren ist, die Verdrahtung der Kontrollleuchte zu ändern. Die beiden Leitungen der Blinker (dunkelgrün und dunkelrot) werden miteinander verbunden und an einem der beiden Pole der Kontrollleuchte angeschlossen. Der zweite Pol der Kontrollleuchte wird mit Masse verbunden.
Dies alleine löst jedoch noch nicht das Problem mit den unfreiwilligen Warnblinkern. Noch würden alle vier Blinker weiterhin gleichzeitig leuchten:
Damit der Stromkreislauf auf die gewählte Seite beschränkt ist, müssen zwei Dioden verbaut werden (z.B. zwei Gleichrichterdioden 1N4001, Stückpreis 2 Cent). Diese werden so platziert, dass die Kontrollleuchte noch versorgt wird, der Rest jedoch durch die Dioden »abgeriegelt« wird:
Der Stromkreis ist über die Masseverbindung der Kontrollleuchte geschlossen, es leuchten nur die beiden LED-Blinker auf der gewünschten Seite – und natürlich auch die Kontrollleuchte.
Soviel zur Theorie. Die Änderung am Kabelbaum und den Einbau an meiner XJ 600 S kann ich leider erst im April vornehmen. So lange schlummert sie wie eingangs schon erwähnt noch im Winterquartier – rund 250 km von mir entfernt.
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Datum: | 25.02.2012 |
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Kommentare
schrieb am 21.07.17 um 08:56 Uhr:
Toller Artikel. Hat mir bei meiner Bonneville sehr geholfen. Nach dem umrüsten auf LED hatte ich nämlich auch den Warnblinkanlagen-Effekt.
schrieb am 22.07.17 um 21:02 Uhr:
Hallo Peter,
es freut mich das meine Seite dir weiterhelfen konnte. Hast du den Kabelbaum auch entsprechend abgeändert und zwei Dioden verbaut?
Grüße, Martin
schrieb am 23.07.17 um 13:29 Uhr:
Hallo Martin, habe die Dioden schon gekauft aber noch nicht eingebaut. Überlege auch noch ob ich auf zwei Kontrolleuchten für Blinker umrüste.
schrieb am 24.07.17 um 10:47 Uhr:
Hallo Peter,
solltest du den Umbau auf zwei Kontrollleuchten wählen und Zeit und Lust haben das ganze zu dokumentieren -> für neue Beiträge von Gastautoren ist hier immer Platz.
Wie es geht siehe hier: Mitmachen
Du kannst es dir ja mal überlegen.
Grüße, Martin