»Ventilspiel bei der Vierventiler BMW einstellen lassen? Das kann man selber machen und sich das Geld sparen!« – stimmt. Wenn man das Werkzeug hat, für den Fall der Fälle schon die eventuell zu ersetzenden Dichtungen auf Vorrat gekauft hat und auch noch ein wenig Praxiserfahrung hat. Ansonsten kann man auch mal eine Werkstatt das erledigen lassen, die wollen schließlich auch leben.
Nur zur welcher Werkstatt soll ich meine R 1150 GS bringen? In einem Blog hat jemand die freie Werkstatt Schäufele[1] in Kirchheim unter Teck (beziehungsweise Jesingen) empfohlen. Sehr viel Erfahrung und somit Kompetenz mit BMW-Motorrädern unterschiedlichster Varianten und Motorisierung kombiniert mit fairen Preisen würden für die Werkstatt sprechen. Leider habe ich mir an mein Whiteboard zwar die Werkstatt geschrieben, den Blog ist leider irgendwo in meinen Bookmarks untergegangen (finde die Seite mit der Empfehlung nicht mehr). Ich hoffe das er nicht wegen der Angst vor der DSGVO gelöscht wurde?
Jedenfalls habe ich einen Termin vereinbart, meine BMW hingefahren (natürlich im Regen) und sie dann abkühlen lassen. Das Ventilspiel soll bei maximal 35°C überprüft werden.
Die Vorgaben von BMW: Ventilspiel Einlassventil: 0,15 mm; Ventilspiel Auslassventil: 0,30 mm.
Laut Mechaniker waren die Werte der Auslassventile in Ordnung, bei den Einlassventilen musste minimal korrigiert werden. Alles in allem aber kein Grund zur Sorge. Somit sollte bis zur 100'000 km auf der Uhr das Ventilspiel wieder passen. Zumindest wenn die Information stimmt das man es alle 20'000 km überprüfen und gegebenenfalls einstellen lassen soll (bei 1'000 km, 10'000 km, 30'000 km, etc.) – andere Quellen schreiben man solle es alle 10'000 km machen (lassen).
Warum ich es jetzt bei knapp 80'000 km habe überprüfen lassen? Ich habe die BMW mit knapp 65'000 km gekauft. Laut Verkäufer waren alle notwendige Wartungsarbeiten ausgeführt. Nun schreiben manche in Foren man soll alle 10'000 km das Ventilspiel überprüfen lassen. Insbesondere dann, wenn die Maschine schon höhere Laufleistungen hat und/oder die Wartungshistorie nicht ganz nachzuvollziehen ist. Leider habe ich keine Anleitung und auch kein Serviceheft beziehungsweise keinen Serviceplan zur BMW erhalten und kann es mir nun online aussuchen was mir besser gefällt?
Die Kosten der Kontrolle mit nachstellen der Ventile (wo es notwendig war) und Synchronisieren der beiden Zylinder: 89,50 Euro inklusive zwei neuer »innerer Dichtringe« (wo die Zündkerzen durchgeführt werden).
Ich bin zufrieden mit den Kosten und nach dem Synchronisieren läuft sie jetzt auch (wieder) ruhiger. Wenn das der Mechaniker mit vernünftigem Prüfgerät mal eben binnen kürzester Zeit einstellen kann wäre ich da vermutlich ewig mit einem geliehenen analogen Instrument drangesessen (und ein Erfolg wäre vermutlich nicht mal garantiert gewesen). Die Erfahrung von feinfühligen, geübten »Schrauberfingern« ist da eben klar von Vorteil.
Ja, der Sturzbügel von Heed fehlt auf den Bildern. Warum? Weil ich ihn daheim abgebaut habe (dann braucht das nicht die Werkstatt erledigen). Nach etwa 10–15 Minuten sind alle Teile vom Bügel entfernt welche man einfach demontieren kann. Die kurzen Rohre rechts und links habe ich an der BMW gelassen. Kurzer Test mit laufendem Motor: Sie vibrieren aufgrund ihrer Länge nicht mit.
Warum ich sie demontieren musste ist auf den Bildern zu sehen. Der Motor ist nicht symmetrisch aufgebaut – zumindest wenn man von oben auf ihn hinabschaut. Der Sturzbügel hingegen ist symmetrisch aufgebaut. Daher kommt man an der linken Seite gut an die Schrauben des Deckels, auf der rechten Seite ist der Bügel allerdings im Weg.
Natürlich hat es bei mir ein paar Minuten länger gedauert, schließlich habe ich nebenher noch Bilder gemacht – und die Demontage vom Motorschutz lief auch nicht wie geplant. Eine der Muttern ging nicht vom Bolzen mit Gummipuffer ab, daher hing der dann komplett am Motorschutz.
Der Sturzbügel lässt sich nach dem Lösen beziehungsweise Entfernen von sechs Schrauben einfach von der Maschine abnehmen. Die siebte und letzte Schraube befindet sich an der Halterung, welche zwischen Motorblock und Krümmer hindurch geführt wird (siehe Bild weiter unten).
Benötigtes Werkzeug: 5er, 6er und 8er Inbus-Steckschlüssel sowie ein 17er Gabelschlüssel (für die Mutter an der siebte Schraube).
Unschön aber zu erwarten: Weil ich damals die Schrauben nach oben montiert habe, läuft durch das Gewinde Wasser hinein und so sammelt sich eine Rostbrühe im Innern des Rohrs und verdunstet dort. Zurück bleibt der feine »Rostsatz« an der tiefsten Stelle des Bügels. Bei der Montage des Bügels habe ich nach dem Anziehen der Schraube etwas Wachs aufgetragen.
Leider hatte ich nicht die Verlängerung (siehe Beitrag zur Montage des Bügels[2]) besorgt mit welcher ich die Schraube im Inneren des Rohrs hätte lösen können. Denn sonst hätte ich das Gewinde für die Schaube nach unten gedreht. Nächstes Mal dann... Oder auch früher – jetzt weiß ich ja wie schnell der Bügel demontiert sein kann.
Natürlich habe ich für die Fahrt in die Werkstatt den Motorschutz wieder montiert. Dieser stört auch nicht bei der Kontrolle vom Ventilspiel und kann montiert bleiben.
Was ich mir für's nächste Mal wünsche (und vermutlich kaufen werde): Eine kürzere Verlängerung für meine 3/8"-Knarre. Wenn man die Maschine nicht auf den Seitenständer stehen hat ist das Lösen und Anziehen der hinteren beiden Muttern am Motorschutz etwas ungeschickt gelöst.
Die beiden Teile abgebauten des Heed Schutzbügels. Wenn der schon mal wieder demontiert ist kann man auch den Krümmer wieder mit etwas Chrompolitur behandeln. Wobei die »Bananenflecken« dort nach 18 Jahren und rund 78'000 km nun permanent bleiben wollen (und werden).
Das Polieren ist sowieso für die Katz'. Eine Regenfahrt später ist alles wieder im gleichen Zustand wie zuvor. Die erste Regenfahrt hatte ich wie eingangs erwähnt bereits auf dem Weg in die Werkstatt.
Abschließendes Fazit: Ja, ich würde auch nächstes Mal wieder die Arbeiten in der Werkstatt durchführen lassen. Ist für mich einfach bequemer. Außerdem wird eine kurze Durchsicht der Maschine vorgenommen. Sollte mit geübtem Blick eine Unstimmigkeit entdeckt werden kann sie eventuell gleich behoben werden.
Da ich gerade das »Entdecken von Unstimmigkeiten« anspreche: Wie oben auf der Rechnung als Vermerk zu sehen ist gibt es da eine Unstimmigkeit. Eine minimale Menge an (nicht definierter) Flüssigkeit scheint zwischen Motor und Getriebe aus einem Spalt ausgetreten zu sein. Staub hatte sich damit vermischt und ist am Motorblock kleben geblieben. Die Stelle werde ich auf den nächsten Kilometern im Auge behalten. Zwischen Abfahrt aus der Werkstatt und Ankunft daheim blieb die Stelle trocken und unverändert. Also kann es sich nicht um eine größere Menge an ausgetretener Flüssigkeit handeln. Ich werde es auf den nächsten Kilometern genau beobachten und in einem separaten Beitrag darüber berichten.
Eine unschöne Möglichkeit: Wellendichtring vom Motor zur Kupplung oder (wohl seltener der Fall) vom Getriebe zur Kupplung defekt. Wobei das Problem wohl auch andere hatten und dann laut ihren Forenbeiträgen mehrere 10'000 km weitergefahren sind »weil die Kupplung nicht gerutscht ist«. Der defekte Dichtring wurde dann zusammen mit der Kupplung getauscht als diese »fällig war«.
Auch nicht schön aber weniger Reparaturaufwand bitet die zweite Möglichkeit: Es könnte vom Kupplungsnehmerzylinder sein. Hydraulikflüssigkeit (Bremsflüssigkeit) läuft an der Stange entlang und wird dann nach außen geschleudert. An der einen Ritze findet sie dann ihren Weg nach außen und verbindet sich mit dem Dreck der Straße zu einem dunklen Belag.
Eigentlich hat dort gar keine Flüssigkeit zu sein – dort befindet sich die Kupplung bei der R 1150 GS und die läuft bekanntlich trocken.
Worst case: 750 bis 1'200 Euro werden in den Foren für den Tausch von Simmerring beziehungsweise Simmerring und Kupplung (falls verölt und somit Austausch erforderlich) fällig. In einer freien Werkstatt günstiger, in einer Vertragswerkstatt teurer.
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Datum: | 24.04.2018 |
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Kommentare
schrieb am 26.04.18 um 09:54 Uhr:
Moinsen!
10 AW (je 5 min.) ist ja nicht so viel, da brauche ich jedesmal länger.
An meiner XJ600 habe ich bei 70000km das Ventilspiel einstellen lassen (Noob).
Vorher ist es wohl nie gemacht worden ( 4 Vorbesitzer).
Jetzt mache ich es alle 50000 km selber. Nach 100 Tkm ist der Motor so eingelaufen, da passiert nicht mehr viel. Die Shims kaufe ich bei Ford (Zetec-Motor); weil billiger.
Ja, Kupplung kostet bei BMW GS ein Schweine-Geld, weil das halbe Motorrad auseinander muss. Es gibt vom "Schrauberprinz" eine kostenpflichtige Video-Anleitung, zum ansehen und nachmachen (wer sich traut).
Bei Youtube gibts auch auch kostenlose...
schrieb am 26.04.18 um 11:08 Uhr:
Als Intervall für die XJ 600 S/N (4BRA und Konsorten) habe ich noch 24'000 km im Kopf. Viele haben da gar nichts machen lassen und sind deutlich über 50'000 km bis zur ersten Kontrolle gefahren. Resultat: Die Shims wurden nicht mal geändert, alles noch im Toleranzbereich.
Bei der BMW sieht es da wohl deutlich anders aus. Wobei ich ja auch nicht weiß wann zuletzt die Ventile beziehungsweise das Ventilspiel wirklich überprüft und gegebenenfalls eingestellt wurde.
Wenn die Kupplung fällig ist beziehungsweise der hintere Teil der BMW samt Getriebe vom Motor getrennt werden muss, dann lasse ich da lieber eine Werkstatt ran. Eventuell kommt dann ja noch mehr dabei zum Vorschein? Ich hoffe nicht!