»Kann man ein Windschild kleben?« – diese Frage geisterte vor ein paar Wochen durch ein Forum. Die Nutzer waren sich nicht einig, ich habe daher mal ein klein wenig Nachgeforscht: Die meisten Windschilder sind »aus Makrolon« (da waren sich die Forennutzer einig). Makrolon ist ein Handelsname für Polycarbonat. Polycarbonat findet nicht nur Anwendung bei Windschildern sondern auch bei Scheinwerfer»gläsern« und Visieren von Motorradhelmen.
Zu den Eigenschaften von Polycarbonat gehört, dass es eine hohe Transparenz und eine hohe Wärmeformbeständigkeit aufweist und darüber hinaus auch noch eine sehr gute Schlagzähigkeit besitzt.
Allerdings ist Polycarbonat kerbempfindlich. Das bedeutet, dass das Material die Neigung zur Rissweiterbildung an gekerbten Stellen, scharfen Kanten oder abrupten Wandstärkensprüngen, also an Stellen mit Spannungskonzentration besitzt. Das bei Scheinwerfern als Streuscheibe verwendete Polycarbonat ist daher in der Regel mit einem »Kratzschutzlack« versehen.Diesen schleifen sich manche gerne runter um einen »verwitterten« Scheinwerfer wieder gut aussehen zu lassen... Das das Resultat nicht von langer Dauer ist, ist ein anderes Thema.
Die Neigung zur Rissbildung musste ich leider am originalen Windschild meiner BMW feststellen.
Die Scheibe hatte wohl schon bei meinem Kauf der Maschine die Risse. Allerdings nimmt man beim Kauf ja nicht die Scheibe ab und schaut was unter der Abdeckung ist.
Mir ist der Defekt erst beim Tausch der Tachowelle dieses Jahr aufgefallen – zuvor musste ich die Scheibe nie abbauen. Die klassische Methode um ein weiteres Einreißen der Scheibe zu verhindern ist das Bohren von Löchern. Die Risse enden dann in diesen Löchern und das Material reißt nicht weiter ein. Zudem sorgen solche Bohrungen auch für eine »Entspannung« des umliegenden Materials. Kleinere, eventuell vorerst noch gar nicht sichtbare Risse reißen dann nicht weiter ein. So jedenfalls die Theorie in den Foren.
Ich habe mir ja schon eine andere Scheibe für meine BMW besorgt, daher trifft mich das Schicksal der mutmaßlich 18 Jahre alten Scheibe mit ihren Rissen nicht allzu hart und ich habe einfach schmerzbefreit diverse Löcher gebohrt um den Rissen Einhalt zu gebieten. Aber hätte ich die Scheibe auch kleben können?
Mit viel Phantasie habe ich jetzt zwei Sternbilder produziert. Einige kleine Sterne umringen große Sonnen und zierliche Verbindungslinien wurden geschaffen um Sternbilder zu zeichnen. *hüstel* Ich weiß nicht wie beschädigt die Scheiben anderer waren, welche diese Risse kleben wollten.
Polycarbonat wird auch für Aquarien und Wasserbehälter verwendet. Geklebt werden die einzelnen Platten mit Dichlormethan, auch bekannt als Aceton. Eine Idee war, einfach Aceton dort aufzutragen wo der Riss entstanden ist. Die Hoffnung dabei: Durch den Kapillareffekt würde dann das Aceton von selbst in den Riss fließen und dann die beiden getrennten Teile des Materials wieder miteinander verbinden. Ob das wirklich funktioniert? Ich könnte mir ja Aceton kaufen und das dann mal bei der Scheibe ausprobieren. Aber wie messe ich den Erfolg? Wie den Misserfolg?
Wenn ich nach Klebstoff für Polycarbonat suche stoße ich immer wieder auf Acrifix[1]. Wie »flüssig« dieser Klebstoff aus der Tube ist, wurde jedoch irgendwo explizit erklärt. Müsste man also mal kaufen und ausprobieren?
Daher bleibe ich vorerst bei der »Bohrmethode« und nutze die Scheibe noch ein wenig länger. Die Risse, welche mutmaßlich schon vor dem Kauf unter der Abdeckung im Verborgenen geschlummert haben, sind ja auch nicht spontan um mehrere Zentimeter weiter gerissen. Was passiert wenn die Scheibe einen Schlag abbekommt? Nun... Ich melde mich wenn es so weit sein sollte.
Und sonst? Kürbisse liegen am Straßenrand und sonnen sich. Der Tank der BMW ist voll und für morgen ist bestes Spätsommerwetter angesagt. Bei meiner heutigen Ausfahrt wurde klar, dass das Thermofutter wohl wieder seinen Weg in die Jacke finden muss.
Geplant ist, dass ich die Scheibe samt ihrer Risse morgen nach Österreich und eventuell noch in die Schweiz und Liechtenstein für eine Tagestour ausführen werde.
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Datum: | 05.10.2018 |
Teilen: |
![]() ![]() ![]() ![]() Permalink BB-Code Einfach per Klick auf den Button markieren und anschließend mit der Tastenkombination Strg+C in die Zwischenablage kopieren |
Weitere Artikel des Autors:![]() Remus Genesis Typ G1 [e4] 1011 für BMW R 1150 GS Wieviel wiegt eigentlich so ein Pott? ![]() Tiger 800: Barkbusters VPS in neongelb (Montage) Die neuen Handprotektoren sind an der Tiger 800 montiert ![]() Die letzten zwei für 2019 Fahrt ins Winterquartier – kombiniert mit Passknackernachweisen ![]() OMC Treffen im Altmühltal Royal Enfield, Sommer und weitere Dieselmotorräder ![]() Geld unterwegs kostenfrei abheben können Unterwegs mit der Visa Karte der ING-DiBa |
Kommentare
schrieb am 10.10.18 um 16:49 Uhr:
Flüssiges Aceton ist stark flüchtig und löst Polycarboatverbindungen auch in der Oberfläche an. Heißt: Hättest Du das Aceton aufgetragen, wäre es vor dem einsickern in die Risse weg gewesen. Und noch schlimmer: An den Auftragsstellen und, durch die Dämpfe, drum herum wäre die Scheibe blind geworden.
schrieb am 10.10.18 um 19:37 Uhr:
Das heißt: Wenn überhaupt dann den richtigen Kleber kaufen (welcher deutlich mehr als ein Fläschchen Aceton kostet). Oder gleich DOT4 Bremsflüssigkeit – die macht PC auch schön blind.