Bevor der Satz kommt »Ja, wieso fährst du auch mit dem Motorrad bei so einem Wetter auf der Autobahn?«: Man will schnellstmöglich und entspannt nach Hause, das geht eben über die Autobahn.
Außer es läuft natürlich alles ganz anders und statt »schnellstmöglich und entspannt« passt eher »schweißgebadet und erschöpft«. Aber erst einmal die Rahmenbedingungen des heutigen Tages: Strahlender Sonnenschein. Nur ein paar winzige Wölkchen am Himmel. Es ist Freitag und ich will einfach nur die 220 Kilometer nach Dienstschluss nach Hause fahren. Das ich dafür rund vier Stunden benötigen würde hatte ich bei der Abfahrt um etwa 14:45 Uhr noch nicht ahnen können.
Die erste Abweichung von der geplanten Route war das Abfahren von der A99 bei Karlsfeld um mittels der Bedarfsumleitung dem ersten Stau zu entgehen. Das hat sogar einigermaßen gut geklappt, die Strecke war nämlich – abgesehen von den notwendigen Stopps an Ampeln – durchweg problemlos befahrbar. Auf der Auffahrt Dachau/Fürstenfeldbruck sollte es dann einigermaßen flott weitergehen... Einigermaßen... Denn der nächste Stillstand lauerte kurz vor Dasing.
Kurz nach Adelzhausen kompletter Stillstand und die Sonne brennt einem von oben auf die dunkle Lederkombi während der Vierzylinder einem von unten die Stiefel und die Lederhose unnötig erwärmt.
Nach unzähligen Minuten mit kostenfreier Backofentortur konnte ich endlich die Ausfahrt in Dasing runter und der erste Stopp sollte am dort gelegenen Burger King sein. Erst einmal 0,5 Liter Cola für mich und – anders als andere Gäste – zog ich das schattige Innere der sonnenüberfluteten Terrasse vor.
Gut zu wissen: Sollte jemand im Stau bei Dasing Probleme mit seiner Maschine bekommen: Direkt am Autohof befindet sich auch eine Yamaha Werkstatt.
Nach Cola, Whopper und Pommes und der wohl langsamsten Bedienung Deutschlands bei Burger King ging es weiter. Die Autobahn war noch immer komplett »zu«. Also einfach mal Versuchen über die B300 Augsburg südlich zu umfahren und dann über die B17 zurück zur A8?
Ich sollte diese Entscheidung bitter bereuen. Denn die B300 über Friedberg sah so aus wie die A8: Auto an Auto, Stoßstange an Stoßstange. Dazwischen immer wieder mal Motorräder und so gut wie keine Chance zu überholen – wegen dem Gegenverkehr.
Also das Vorhaben auf die B17 zu kommen abbrechen, direkt wieder nach Norden in Richtung A8 zur Ausfahrt Friedberg. Hey, ich habe ja doch Glück: Kurz vor der Ausfahrt ist der Unfall, wer bei Friedberg auf die A8 in Richtung Stuttgart fährt hat freie Fahrt. Ich freue mich... Und brülle knapp 1,5 km laut »NEIN, das gibt es doch nicht!« in den Helm...
Während ich schon wieder nur mit Schrittgeschwindigkeit herumeiere zieht links neben mir ein Notarzt auf einem Motorrad des BRK vorbei. Ich will nur noch weg von der Autobahn. Irgendwann schaffe ich es mich bis zum Kreuz mit der B2 durchzuschleichen. Runter, einfach nur runter. Ab in Richtung Norden. Nur weg von der A8. Zwischen Augsburg und Ulm kann es nur noch schlimmer werden, schließlich kommt dort eine Baustelle nach der anderen. Und was schon vor Dasing so mit kochendem Kühler auf dem Seitenstreifen stand... Drei von denen in einer Baustelle ohne Seitenstreifen und wieder steht alles.
Statt in Richtung Westen – in welche ich eigentlich muss – fahre ich nun nach Norden. Runter von der A2 bei Biberbach, erst einmal Richtung Gundremmingen. Richtung Günzburg dann wieder das Unvermeidliche: Stau... Vermutlich wieder wegen der A8? Ich will es gar nicht wissen.
Wieder weiter in Richtung Norden, Niederstotzingen ist nun mein Ziel.
Von dort auf die A7 und dann einfach in Richtung Ulm. Zuvor allerdings noch ein Tankstopp nach rund 300 km. Für 1,579 Euro pro Liter fließt mal wieder E10 in den Tank. Fünf Tage zuvor hat Super in Österreich nur 1,429 Euro pro Liter gekostet.
Egal was es kostet, ich will einfach nur noch daheim ankommen. Inzwischen ist schon 19:11 Uhr, ich bin seit 4,5 Stunden unterwegs – inklusive der Pause beim langsamsten Burger King von Deutschland.
Am Ende ist es kurz vor 20 Uhr als ich die XJ 600 S ausrollen lasse und mich verschwitzt von der Sitzbank erhebe. Eigentlich wollte ich schon vor zwei Stunden daheim sein und frisch geduscht zu einem Termin erscheinen... Erschienen bin ich – ungeduscht und eine Stunde zu spät...
Der einzige und sehr schwache Trost: Mit dem PKW wäre ich sicherlich auch nicht schneller gewesen und ohne Klima sicherlich auch nicht weniger schweißgebadet.
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Datum: | 29.06.2012 |
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