»Jaaaaaaaaaahahaaaaa!« Kinderhände klatschen zusammen. Vier, fünf, nein sechs Mal. »JaahhahhahhaAAAAAHHAAAAAAARRR!« Die Intensität und Kadenz des Klatschens nimmt parallel mit dem anschwellenden Freudenschrei deutlich zu. Was war passiert?
Ich hatte meine BMW gestartet. Der Nachwuchs der Nachbarn hatte frühzeitig davon Wind bekommen das ich losfahren wollte und kam begeistert angelaufen. Er stand schon – mit gebührendem Sicherheitsabstand – parat um den Startvorgang zu beobachten. Offensichtlich gefällt ihm der Klang des BMW Boxers.
Sein älterer Bruder hat's nicht so mit der Geräuschkulisse: »Da musst du mal wieder putzen!« Sein Zeigefinger weist mich an mich gefälligst bei nächster Gelegenheit um die im Kühler klebenden Überreste von Insekten zu kümmern. Ich gelobte Besserung, fuhr dann aber doch los.
Zum Einstieg bei den Bildern gleich mal das fast schon obligatorische Panorama, welches ich seit 2014 festhalten möchte. Manchmal klappt es besser, manchmal weniger. Dieses Jahr war die Fernsicht nicht wirklich gut, dafür habe ich dann eben ein Stillleben von landwirtschaftlichen Gerätschaften mit auf das Bild gepackt.
Aber bevor ich beim Pfänder ankam beziehungsweise beim Herunterfahren das Panorama machen konnte war natürlich noch einiges mehr geboten. Über die Autobahn erfolgte die Anreise bis nach Fischen im Allgäu. Dort packte ich die Kamera zum ersten Mal aus.
Warum gerade in Fischen? Wegen meinem Nickname? Nein. An eben dieser OMV-Tankstelle habe ich am 28. Mai 2015[1] zum ersten Mal die BMW selbst betankt. Inzwischen sind über drei Jahre vergangen und mit dem Ende des heutigen Tages stehen auch rund 17'400 km mehr auf der Uhr als damals.
Damals war das Wetter aber irgendwie besser. Zumindest weniger bedrohlich. Siehe Bild unten in Blickrichtung Riedbergpass.
Wo ich meine BMW damals abgeholt habe? In Meiselstein. Unweit vom Passknackernachweis »Hirschsprung«. Letztes Jahr hatte ich es nicht geschafft die beiden Nachweise anzufahren, dieses Jahr schon. Dabei konnte ich heute dann auch die Baufortschritte an der Straße begutachten. Der Tunnel ist fertig, die Straße ist es aber nicht.
Also durfte ich mich hinter einem Wohnwagen einreihen und an der Ampel warten. Mit Tempo 40 ging es dann die Passstraße hinauf bis zum Nachweis. Tempo 40 nicht weil der Wohnwagen nicht schneller konnte – er durfte nicht. Wegen der aktuellen Baumaßnahmen fehlt stellenweise der Straßenbelag, diverse Ampeln regeln den Verkehr und so bilden sich immer wieder Gruppen da hinter roten Ampeln gewartet werden muss.
Oben angekommen gibt es drei Dinge zu sehen. Den Blick zurück zur Position wo vor 2 Jahren noch das alte Passschild mit der falschen Höhenangabe stand. Dann die (defekte) Warntafel, welche allzu eifrige Motorradfahrer vor dem schlechten Straßenzustand warnen will, jedoch keinen Baustellenhinweis mitteilt. Der dritte Ausblick ist natürlich auf das neue, dezent kleine Passschild.
Die Brücke ist inzwischen auch fertiggestellt und freigegeben. Vor zwei Jahren bin ich zwangsweise noch der alten Straßenführung gefolgt: Weiter nach rechts und dort dann außen um den Einschnitt herum, welcher nun von der neuen Renkertobelbrücke (Brückenschlag 2015) überspannt wird. Die alte, 30 Meter lange Brücke mit gleichem Namen scheint schon vollständig zurückgebaut zu sein. Sie war nach 52 Jahren baufällig und nicht mehr dem Verkehr gewachsen.
Die Stützweite der neuen Brücke: 84,60 Meter. Kosten: 5,5 Millionen Euro zuzüglich weiterer Kosten für den »Bauabschnitt X« welcher auch die Änderung der Straßenführung sowie weitere Baumaßnahmen umfasst. Gesamtkosten: rund 12 Millionen Euro[2]. Die Länge des Gesamtbauwerks beträgt mit den verlängerten Widerlagern 122,30 Meter[3].
Trotz der bedrohlich wirkenden Wolkendecke blieb es trocken. Nicht nur bei der Auffahrt sondern auch auf dem Weg nach Balderschwang hatte ich so keine Probleme mit Regen sondern eher mit der Sonne, welche sich nach und nach durch die Wolken hindurchkämpfte.
In Balderschwang beziehungsweise kurz davor auch wieder der kleine Halt, welcher inzwischen schon »einfach mit dazu gehört«. Ich nutzte ihn um die Ventilationsöffnungen meiner Jacke zu öffnen. Anschließend wurde zügig weiter in Richtung »Blau am Himmel« weitergefahren.
Tankstopp in Riefensberg. Vor sechs Jahren war ich auch schon hier, damals mit der Yamaha XJ 600 – und es waren 1,439 Euro pro Liter Super fällig[4]. Wie man (auf dem etwas pixeligen) Bild erkennen kann war einiges los. Als ich die Bilder machen wollte war an den Zapfsäulen nichts los. Bis ich die Kamera in der Hand hatte stand schon der erste neben seinem PKW – und wollte nicht mehr weggehen. Also gut, dann wird er eben »ausgegnut«.
1,289 Euro für einen Liter Super (E5)... Ist schon länger her das ich so einen Preis in Deutschland gesehen habe. Ein Blick in meine Buchführung sagt mir das es im April 2018 in Deutschland auch solche Preise gab. Tagesaktuell pendeln die Preise irgendwo zwischen 1,419 und 1,54 Euro pro Liter E10. Für E5 entsprechend 2 Cent pro Liter mehr.
Mit vollem Tank wurde der nächste Nachweispunkt angesteuert. Bislang hatte ich das »Hagspieljoch« noch nie angefahren. Also eine Premiere für mich und die BMW R 1150 GS. Die Anfahrt auf der schmalen Straße war ein klein wenig kompliziert: Viele, viele Radfahrer und dann kam auch noch ein belgischer (!) Pickup dazu.
Die Bank neben dem markanten Stein blieb leer. Niemand wollte die Aussicht genießen oder eine kurze Rast einlegen. Niemand – außer mir.
Das Mineralwasser war im Tankrucksack schon ein wenig warm geworden, durch den Strohhalm konsumiert war es trotzdem angenehm prickelnd und erfrischend. Meine Art zu trinken hatte jedoch einen Radfahrer sichtlich irritiert. Er staunte wortlos mit offenem Mund, ich nickte ihm zustimmend zu – und er suchte das Weite. Keine Ahnung was ich da wieder mal angerichtet habe. Er wird es sicherlich daheim berichtet haben.
Die zweite Hälfte der heutigen Nachweise war dann schnell abgefahren. Irgendwie kommen mir die Abstände zwischen den einzelnen Nachweisen jedes Jahr kürzer vor. Gut, ich habe auch schon etliche Nachweise in dem Areal dieses Jahr bereits erbracht, daher war ich heute mit dem gesetzten Ziel auch entsprechend früh fertig. »Paradies«, »Möggers-Weienried« und »Moosegg / Pfänder« gingen jedenfalls flott von der Hand.
Ein wenig überraschend: Auf dem Pfänder war gar nicht so viel los wie ich befürchtet hatte. Gut, viele Radfahrer hatte das gute aber eben nicht allzu heiße Wetter motiviert den Pfänder zu erklimmen. Aber dieses Jahr gab es deutlich weniger PKW und SUV als Gegenverkehr.
Unten in Lochau am Ende der Pfänderstraße lauerte dann eine Enttäuschung: »Meine« Sparkasse ist weg. Sonst habe ich mir dort noch einmal Bargeld geholt und bin dann an einer der Tankstellen in Österreich vorbeigefahren. Der Platz vom Bankomat ist mit einer OSB-Platte »versiegelt« und die Schriftzüge sind weg.
Das machte aber nicht wirklich was. Ich hatte noch Bargeld dabei, musste aber gar nicht tanken. Der Tank war noch zu voll, es hätte sich nicht wirklich gelohnt. Lieber weiterfahren ohne weiteren Zwischenstopp – bis zur einem Autobahnparkplatz.
Eine kleine Pause auf dem Rückweg schadet nicht. Zudem wollte ich ausprobieren wie sich das Airhawk 2[5] Kissen bewährt hat – indem ich mich auf eine harte Holzbank gesetzt habe.
Während meiner Panoramaaufnahme mit Einzelbildern hatte sich leider eine Wolke vor die Sonne geschoben. Daher ist es links ein wenig dunkler als rechts. Nun ja, passiert eben mal. Aber ansonsten ist die Rastplatzidylle doch toll eingefangen: Wohnwagen (mutmaßlich gerade zum Kochen genutzt, roch jedenfalls so) und einige BMW, welche vorbeifuhren. Teilweise auf dem Anhänger, teilweise auf eigenen Rädern rollend. Es waren dieses Wochenende mal wieder die »BMW Motorrad Days« in Garmisch-Partenkirchen mit mutmaßlich deutlich über 30'000 Besuchern – und heute eben der letzte Tag.
Aber halt, ich wollte doch vom Airhawk 2 beziehungsweise meinem Hinterteil berichten. Also ich mache es kurz: Das Airhawk 2 Kissen funktioniert. Nach großen Anteilen Autobahn auf Hin- und Rückfahrt habe ich mit ganz einfacher Funktionsunterwäsche (keine Geleinlagen) keine Probleme beim Sitzen.
Auch nicht beim Sitzen auf der harten Bank auf dem Parkplatz. Normalerweise hätte ich zumindest ein klein wenig unangenehme Druckstellen wahrnehmen müssen. War aber nicht der Fall. Während der heutigen Tour habe ich auch immer wieder zwischendurch vergessen überhaupt auf einem Kissen zu sitzen. Das Hirn hatte irgendwann ausgeblendet das ich nicht mehr »fest im Sattel« sondern »bequem im Kissen« saß.
Ein weiterer Pluspunkt beim Kissen: Normalerweise rutschen mir immer die Handschuhe und die Wasserflasche von der Sitzbank wenn die Maschine auf dem Seitenständer steht. Mit dem Kissen ist das nun kein Problem mehr.
Allerdings ist kein Diebstahlschutz vorhanden. Das auf dem Bild reichlich zerklüftet-wild anmutende Kissen längere Zeit unbeaufsichtigt zu lassen ist also nicht ratsam.
Noch nicht ganz daheim angekommen meldete dann die Warnlampe »du musst mal wieder tanken«. Klar, waren ja auch schon wieder über 220 km seit dem letzten Tankstopp vergangen und ich hatte an einer Steigung angehalten.
An einer Tankstelle blinkt mir als aktueller Spritpreis 1,459 Euro pro Liter E10 freudig entgegen. Ich lehne dankend ab. Vollgetankt wird einfach in den nächsten Tagen wenn es wieder etwas günstiger ist. Ich hoffe das passiert bald.
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Datum: | 08.07.2018 |
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