Etwas unwillig war heute vormittag meine R 1150 GS. Um nicht zu sagen sogar sehr unwillig. Erst beim dritten Startversuch nahm der Boxer die Arbeit auf und schüttelte sich dabei zwei, drei Mal
um mir seinen Unmut deutlich zu vermitteln. Aber plötzlich ist ihm wieder eingefallen wie es im Leben so läuft – also im Motorradleben: Oben Benzin reinfüllen, starten und schon nimmt der Kraftstoff-zu-Lärm-Konverter die Arbeit auf und als Nebenprodukt kann man sich damit sogar von A nach B bewegen. Oder von A nach B, C,D, ..., R und S.
Wobei das R für den 18. Passknackernachweis für mich im Jahr 2019 steht und das S für »wieder daheim wo es Fertigpizza gibt«.
Ein kleiner Vorgeschmack darauf was im heutigen Beitrag zu erwarten ist als Panoramaaufnahme knapp hinter der Grenze zwischen Deutschland und Österreich:
Doch bevor ich zur heutigen Tagestour mit rund 400 km Länge (verteilt auf knapp 8 Stunden – inklusive Pausen) komme geht es erst noch einmal einen Tag zurück.
Der gestrige Tag stand ganz im Zeichen des Aufbruchs. Na ja... Eher des Wolkenbruchs.
Wenn es nicht gerade geschüttet hat, hat es eben geregnet. Und wenn es dann getreu des Wetterberichts eine Trockenphase von ein paar Stunden hatte, habe ich die Zeit genutzt die BMW R 1150 GS durchzuchecken.
Mit dazu gehört auch das Nachladen der Batterie, welche über den Winter kühl und trocken gelagert war – also unter dem Tank der BMW.
Vor dem Winterwintereinbruch hatte ich sie noch einmal ans Ladegerät gehängt, gestern präsentierte mir das Ladegerät[[cite:1] dann eine Anzeige von »50%«. Da geht noch mehr, also erst einmal für ein paar weitere Stunden das Ladegerät anschließen
und in der Zwischenzeit schauen wie es der Maschine so ergangen ist.
Nachdem der Reifendruck und der Ölstand überprüft waren (bei den Reifen 0,1 bzw. 0,2 bar verloren binnen knapp 3 Monaten, Ölstand keine Verluste) und auch sonst so gut wie alles im erwarteten Zustand vorgefunden wurde hatte ich Zeit. Die Zeit wurde natürlich sinnvoll genutzt und nachdem die BMW ihre Streicheleinheiten bekommen hatte war jemand anderes an der Reihe.
Leider war nach 2 Stunden nur »75%« erreicht, noch keine »100%« mit »Erhaltungsladung«. War wohl mit 10°C noch etwas zu frisch für den Ladevorgang? Zumindest für einen so kurzes Zeitfenster.
Aber ich habe vorgelebt bekommen wie man solche Dinge angehen kann: Einfach schlafen gehen und warten was passiert.
Über Nacht die Batterie draußen am Ladegerät hängen zu lassen machte nicht wirklich Sinn. Um kurz nach 18 Uhr bereits 8°C, angesagt waren zwischen 2–4°C. Da geht dann auch nicht »mehr Saft in die Batterie«.
Immerhin blieb es trocken über die Nacht und morgens konnte ich einen fast wolkenfreien, blauen Himmel bestaunen. Schöner Kontrast zu den beiden grauen, verregneten letzten beiden Tagen und natürlich auch das Startsignal für den Saisonbeginn.
Damit wären wir dann auch schon im »Heute« angekommen. Noch vor dem Frühstück hing die Batterie noch einmal am Ladegerät und für 10:30 Uhr hatte ich mir die Abfahrt vorgenommen. Das Thermometer zeigte noch immer nicht mehr als 6°C, das Ladegerät mutmaßlich auch deshalb nach zwei weiteren Stunden noch immer »75%«. Warum dem so ist? Batterie kalt bedeutet einen höheren Innenwiderstand als bei wärmeren Temperaturen. Ein erhöhter Innenwiderstand bedeutet aber auch das sie »den Strom schlechter aufnehmen kann«. Also bedeutet »6°C auf dem Thermometer bei einer Batterie welche nachts mutmaßlich auf 4°C oder noch kälter heruntergekühlt wurde« das man eben diese Batterie deutlich schlechter »voll laden« kann.
Aber: »75%« reichen zum Starten. Zwar widerwillig aber es kann gestartet werden. Die Vorfreude überwiegt, denn schließlich läd das Wetter zum eifrigen Pässeknacken ein und es wollen Fotonachweise erbracht werden.
Das Saisonkennzeichen ist dieses Jahr wirklich passend zum Winterende gewählt gewesen. Zumindest hier bei mir im Süden der Republik, unweit der Alpen welche zumindest sehr nah in den Fokus der kleinen Linse am Smartphone gekommen sind.
Der Passknacker-Aufkleber am Pfosten beim Parkplatz »Rieder Höhe« hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Aber: Er ist ja auch das ganze Jahr dort anzutreffen.
Vor dem endgültigen Start über die Autobahn in Richtung Süden stand noch der kleine Zwischenstopp an der Tankstelle an. Ich traue ja eigentlich schon dem kleinen Reifendruckprüfgerät[2] welches ich letztes Jahr gekauft habe. Aber: Kontrolle ist besser. Da wie oben geschrieben nur 0,1 beziehungsweise 0,2 bar gefehlt haben blieb der Kompressor in seiner Tasche und ich habe mich der Druckluft an einer Tankstelle bedient.
Am Ende musste ich drei Mal den Reifendruck einstellen: Einmal vorne, einmal hinten und einmal unter dem Hintern.
Das Airhawk 2 Sitzkissen[3] hatte ich zuletzt bei deutlich wärmeren Temperaturen im Einsatz. Nach ein paar 100 Metern hatte ich schon gespürt wie die Polsterung nachgelassen hat. Die Luft zieht sich zusammen, das Polster wird entsprechend kleiner und man muss dann eben einfach kurz nachregulieren.
Auf der A7 ging es relativ gut voran. Mal abgesehen von den vielen Wochenendpendlern mit Skibox oder Ski auf dem Dach, den Wohnmobilisten und natürlich den ganz harten Cabriofahrern, welche ohne Verdeck mit über 120 km/h die Autobahn in Richtung der Alpen befahren haben.
Ein erster Stopp an einem Parkplatz irgendwo noch vor Kempten. Ich kontrolliere einmal rundherum ob alles dicht ist. Läuft eventuell doch irgendwo etwas aus? Ist ein Kraftstoffschlauch über den Winter auf die Idee gekommen porös zu werden? Nein. Alles ist in bester Ordnung.
Obwohl viel Verkehr ist, ist man als Motorradfahrer noch recht einsam unterwegs. Bis zur Auffahrt auf die Autobahn hatte ich nur eine Begegnung. Mei hat der sich gefreut! Das war kein lässiges Grüßen mit den zum V geformten Fingern, das war ein freudiges Winken. Das er nicht gleich beide Arme beziehungsweise Hände verwendet hat war auch schon alles.
Somit ist es also offiziell: Man wird auch von Superbikefahrern in Lederkombi und mattschwarzem Helm gegrüßt wenn man so aussieht:
Für die auf dem Parkplatz anwesenden Zigarettenpäuslern war ich wohl ein Anblick welcher für viel Abwechslung gesorgt hat: Erst steigt er ab und schleicht in der Hocke auf beiden Seiten neben dem Motorrad herum, dann macht er eine Panoramaaufnahme und zum Schluss zieht er noch einen Selfiestick heraus.
Was tut man nicht alles um hier im Blog ein paar Bilder präsentieren zu können?
Anders als in den vergangenen Jahren werde ich bei meinen Passknackerausfahrten nicht mehr jeden Nachweis auch hier im Blog präsentieren. Ich denke das ist für die meisten Besucher meines Blogs dann doch irgendwie zu langweilig? Was aber natürlich nicht fehlen darf: Der erste Nachweis. »Schmidsreute« ist es dieses Jahr für mich und die BMW geworden.
Während ich mein Nachweisbild erstellt habe, fuhren diverse Fahrzeuge an mir vorbei: Fahrrad, mehrere PKW, ein kleineres und ein riesiges Wohnmobil. Was alle diese Fahrzeuge miteinander verbunden hat: Keines hatte die eigentlich vorgeschriebenen Schneeketten montiert.
War aber auch nicht wirklich möglich. Es kann natürlich sein das es hier noch einmal Neuschnee geben wird, primär liegt das Zeug aber nur noch auf den Wiesen und in schattigen Ecken abseits der ordentlich freigeräumten Straße herum.
Am dritten meiner Nachweise dann eine Überraschung. Während ich noch mit dem kleinen Stativ kämpfe rollt eine BMW RT heran und wird knapp hinter meiner GS abgestellt. Der Fahrer steigt ab, nimmt den Helb ab und antwortet auf meine Frage »Auch ein Passknacker?« mit »Wir haben wohl das Gleiche vor?«.
Meine letzte Begegnung mit anderen Passknackern hatte ich 2015 – zufälliger Weise auch hier in der gleichen Ecke. Stefan stellte sich mir vor und wir fuhren ein paar Nachweise gemeinsam an. Jedoch ist Stefan deutlich routinierter unterwegs, hatte ja auch schon fast 70 Nachweise binnen der ersten drei Tage der Passknackersaison erbracht (wie ich daheim feststellen konnte).
Nun ja... Es war heute ja auch meine erste Fahrt auf dem Motorrad dieses Jahr – und auch sonst bin ich nicht sonderlich flott unterwegs.
Es wurde getrennt gefahren und an den Nachweispunkten trafen wir uns wieder. Den Nachweispunkt »Diepolz« erledigten wir noch gemeinsam, dann trennten sich unsere Wege wieder. Während ich am »Stixner Joch« im Schnee herumstolperte war Stefan auf dem Weg noch ein paar weitere Nachweise zu erbringen – unter anderem führte ihn sein Roadbook über den Riedbergpass und den Pfänder.
Die Anschaffung der Seitenständervergrößerung[4] hat sich definitiv gelohnt. Zwar ist die BMW deutlich in den weichen Untergrund eingesunken, meine GSF 1200 wäre wohl schon längst mangels festem Untergrund an der gleichen Stelle gnadenlos in den Dreck umgekippt.
Die Temperaturen wurden niedriger, die Schneereste an den Straßenrändern tauten trotzdem munter vor sich hin. Am Nachweispunkt »Paradies« durfte das kleine Stativ und der Bluetooth Fernauslöser dann wieder ihren Job erledigen. Währenddessen meldete sich die Warnleuchte: »Du solltest jetzt eine Tankstelle suchen gehen!«.
Mein erster Tankstopp im Jahr 2019 an einer OMV. Volltanken? Will ich eigentlich nicht. Sollte ich meine Planung ändern und auch über den Riedbergpass fahren? Allerdings zuerst nach Sulzberg (Vorarlberg) und dann wieder zurück? Oder doch an meinem eigentlichen Plan festhalten und über den Höchsten fahren?
Für 7,50 Euro wurde Super E5 getankt – aber auch nur weil Super E10 an der Zapfsäule nicht verfügbar war.
Über 86'000 km hat meine BMW inzwischen abgespult. Heute habe ich wieder gemerkt: »Sie ist eigentlich schon genau meine Maschine«. Wenn sie jedoch ein klein wenig niedriger wäre müsste ich das Bein nicht so heben und wenn sie ein klein wenig leichter wäre könnte ich sie auch leichter vom Seitenständer wieder in die Vertikale bringen. Ich glaube ich muss das wieder trainieren.
Zum folgenden Bild nur ein Kommentar: #warumichmotorradfahre
Ich fahre hinauf zum Nachweispunkt »Hagspieljoch«, vorbei an Langläufern und freundlich grüßenden Radfahrern welche mir zuwinken. Sie müssen mir zugewunken haben – hinter mir war sonst niemand.
Die Straße schlängelt sich den Hügel hinauf, rechts und links liegen zwischen (geschätzt) 40 und 60 cm Schnee aus welchem gelegentlich die orange-schwarz angestrichenen Stangen ragen. Oben angekommen lege ich eine kleine Pause ein, schnabbuliere eines der beiden gekauften Snickers und frage mich beim Anblick der Wolken »Riedbergpass – oder doch lieber Höchsten?«.
Ich wende die BMW und fahre die Straße hinunter. Das war die heute beste Entscheidung! Warum habe ich nur meine Actioncam nicht eingepackt? Ach ja, ich wollte nicht auf der ersten Fahrt »zu viel Gelumpe« mit mir herumfahren und zudem mehr auf die Straße als auf irgendwelche Aufnahmen achten. Ich bereue es zutiefst. Der Ausblick, nein die Ausblicke (plural!) – das wäre sicherlich in einem Video sehr schön anzuschauen gewesen.
Sulzberg. Vorarlberg. Ich fahre nicht bis ganz hinauf zur stets überbevölkerten Aussichtsplattform. Ich ziehe es vor am Ortsschild den Bildernachweis zu erbringen. Schon spannend wie der Helm doch leuchten kann wenn die Lichtverhältnisse entsprechend sind?
Noch am Schild fälle ich die Entscheidung: »Höchsten«. Es ist kurz vor 15 Uhr, bis 17 Uhr sollte ich am Höchsten ankommen. Zumindest wenn ich nicht irgendwie aufgehalten werde. Aber bislang lief alles super: Kein Stau, keine Umleitung, kein unerwarteter Zwischenstopp – bis jetzt.
Am beschrankten Bahnübergang stehe ich fast fünf Minuten lang bis endlich im Schneckentempo der Zug vor mir vorbeischleicht. Aber das kann man ja bestimmt noch irgendwie toppen? Stimmt. Problemlos sogar.
Nach dem Nachweis »Rotheidlen« fahre ich über schmale Seitenstraßen in Richtung »Gehrenberg«. Also wenn man einfach die Luftlinie nutzen könnte wäre es ziemlich einfach: 23 km genau in Richtung Westen und schon ist man da. Aber es geht leider nicht so einfach. Ich fahre auf die B30 und lege in Meckenbeuren einen Tankstopp ein. Von Meckenbeuren bis zum Gehrenberg sind es etwa 18 km – ich fahre 42 km.
Warum? Darum: Sämtliche Abzweigungen in Richtung Markdorf enden in Umleitungen. Teilweise wegen Baustellen, teilweise wegen Faschingsumzügen.
Sollte dann mal die Straße nicht gesperrt sein sind trotzdem genügend Narren auf der Straße. Mal mit, mal ohne Bierflasche in der Hand. Mal mit »Häs«, mal ohne. Alles noch machbar? Okay. Wenn aber quer über die Straße die Peitschen fliegen und selbst große SUV von den Narren zum Anhalten gezwungen werden muss ich nicht mein Glück versuchen.
Statt der geplanten Ankunftszeit von etwa 17 Uhr ist es mittlerweile 17:25 Uhr und es ist klar: Bei Tageslicht komme ich nicht mehr heim. Also ein gezielter Griff in den Tankrucksack und die Warnweste[5] darf ans schwindende Licht der Abendsonne.
Wir sind zu zweit. Also nicht alleine zu zweit sondern zwei Motorradfahrer unter PKW und Wohnmobilen. Man grüßt sich freundlich, ich signalisiere er möge doch sein Licht einschalten. Er versteht meine Handzeichen und rollt davon. Kurz darauf bin auch ich unterwegs.
Die B30 erreiche ich noch mit den letzten Sonnenstrahlen, dann wird es dunkel. Ist vielleicht auch besser so? Denn nicht nur meine Stiefel sondern auch die BMW habe ich bei der heutigen Tour ordentlich eingesaut. Dann steht nächstes Wochenende wohl erst einmal wieder Putzen mit auf dem Plan?
Außerdem muss ich mir einen neuen Platz für die Vignette für Österreich suchen. Das Rohr ist voll. Ich könnte ja einen der beiden 2015er Tagesvignetten opfern. Dann hätte die zitronengelbe Vignette ein schönes Plätzchen. Digitale Vignette? Ja, das ginge auch... Aber zitronengelb ist doch schön?
Ich fahre ohne einen weiteren Tankstopp heim. Der Tank ist jetzt natürlich nicht mehr ganz voll, aber das macht nichts. 33,30 Euro habe ich heute für Benzin ausgegeben. Sie haben sich gelohnt. Definitiv.
Wart ihr auch unterwegs? Oder hat die Saison schon vor einigen Wochen für euch begonnen weil ihr in Regionen mit deutlich weniger Schnee vor der Haustüre lebt? Ich freue mich über Kommentare.
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Datum: | 03.03.2019 |
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Kommentare
Tom
schrieb am 05.03.19 um 09:15 Uhr:
Einen schönen Blog betreibst du hier ich lese schon seit einigen Wochen mit. Mir ist bei deinem Tourbericht auf den Bildern aufgefallen das du einen schwarzen Streifen am Visier hast? Ist das so original? Das habe ich so bisher noch nirgend wo gesehen.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 05.03.19 um 20:23 Uhr:
Hallo Tom,
der »schwarze Streifen« ist nicht original. Ich habe mir das Visier oben mit schwarzem Isolierband abgeklebt damit mich die tiefstehende Sonne nicht blenden kann. Sozusagen eine »festinstallierte Sonnenblende für kleines Geld«.
Ich habe schnell einen Beitrag geschrieben in dem ich den Nutzen erkläre: »Blendschutz: Schwarzer Streifen auf dem Visier«.