Laut Wetterbericht ein Mix aus strahlendem Sonnenschein und ein paar wenigen Wolken. Das läd einen doch direkt zum Motorradfahren ein. Damit nicht ziel- und planlos umhergefahren wird, habe ich mir eine Liste mit Punkten für die Bildnachweise der »Passknacker«[1] erstellt. Die Liste in Papierform, die Wegpunkte auf dem Garmin nüvi 205. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen? Doch, kann es. Später mehr dazu.
In meiner näheren Umgebung hebe ich mir die anzufahrenden Punkte noch auf. Die kann ich auch mal an einem Nachmittag gemütlich abfahren wenn mir danach ist. Den Sonnenschein aber die noch nicht allzu warme Luft (für Ende Mai war es relativ kühl) wollte ich dann für die Nachweise von ein paar weiter entfernte Punkten in der Nähe vom Ostufer des Bodensees in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz und in Liechtenstein nutzen.
Der erste Punkt war »Schloss Zeil«, welches über A7 und A96 relativ zügig aber eben auch recht langweilig zu erreichen war. Die Autobahn hat nun einmal bekanntlich wenig Kurven aber man kommt schnell von A nach B. Um kurz vor 12 Uhr war der erste Wegpunkt meiner Tagestour erreicht. Geplant hatte ich eigentlich, insgesamt 10 Wegpunkte mit Bildnachweis anfahren zu können. Leider wurden am Ende »nur« 8 daraus.
Auf die Kabelführung zwecks Stromversorgung des Navis werde ich in ein paar Tagen noch genauer eingehen. Bis dahin daher ein paar Impressionen meiner von »form follows function« geprägten Kabelbefestigung am Rahmen. Das mit Klebeband befestigte Kabel hat die Tagestour einwandfrei überstanden. Am Abend ließ sich das Klebeband auch wieder spurlos vom Rahmen entfernen. Eine dauerhafte Befestigung vom Kabel war beziehungsweise ist auch nicht geplant.
Der wohl größte Vorteil an einem Dienstag unterwegs zu sein: Es ist kaum jemand unterwegs. Primär landwirtschaftlicher Nutzverkehr, ein paar versprengte Touristen mit auffällig ortsfremden Kennzeichen und nur wenige Motorräder. Als ich vor rund einem Jahr die 15 Kehren zwischen Niederstaufen und Lindenberg auf der B308 gefahren bin, ging es zu wie im Taubenschlag. Heute war ich völlig entspannt in meiner Geschwindigkeit dort unterwegs um dann den zweiten Wegpunkt »Rohrach / Kinberg« anzufahren.
Auf der Landkarte sehen die beiden Wegpunkte gar nicht so weit voneinander entfernt aus. Tatsächlich war ich zwischen den beiden Nachweisbildern aber rund eine Stunde unterwegs. Sobald man die Autobahn verlässt, wird die Strecke zwar schöner, aber die Durchschnittsgeschwindigkeit fällt auch deutlich ab.
Die oben bereits erwähnten »landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge«, welche die schmalen Straßen abseits der Bundesstraßen fast vollständig in der Breite ausfüllen, tragen ebenso zur Entschleunigung bei. Während im Büro zwishen 12 und 13 Uhr in der Regel eine Pause eingelegt wird, waren diverse Traktoren samt Ladewagen mit und ohne Ladung unterwegs. Eingefahren wurde wohl der erste Heu-Schnitt des Jahres 2014.
Wenn man dann – wie ja bei mir üblich – auch immer wieder mal anhält und einfach so Bilder macht weil einem danach ist, dauert es auch schnell mal deutlich länger bis das nächste Ziel erreicht ist. Aber im Wald auf dem Pfänder konnte ich einfach nicht anders. Ein schattiges Plätzchen und ein riesiger Ladewagen hinter einem nicht weniger großem Traktor als entgegenkommendes Gespann? Da lege ich eben mal eine kleine Rast ein.
Kurz darauf kam auch schon ein ähnliches Gespann, diesmal jedoch mit hoch beladenem Ladewagen, von der anderen Richtung daher. Mit entsprechender Lautstärke angekündigt, konnte man das Gefährt schon eine halbe Minute vor dem plötzlichen Auftauchen in der Kurve näherkommen hören.
Traktoren und Ladewagen mit Heu waren aber nicht das einzige Highlight in der Kurve, welche ich für meine kurze Rast ausgesucht hatte. Offensichtlich wird hier auch scharf geschossen. Erwischt hat es das arme »Forststraße«-Schild samt dazugehöriger Stange. Ich weiß nicht mit was für Munition geschossen wurde, aber wenn die Stange vom Schild so aussieht, dann will ich nicht dem Projektil im Weg stehen.
Dank meiner kleinen Rast kam ich im Vergleich zur vom Navi zunächst berechneten Ankunftszeit mit gut 20 Minuten Verspätung am dritten Wegpunkt an: Hoch oben auf dem Pfänder.
Nach der Anfahrt über Deutschland bot die Fahrt hinunter nach Bregenz immer wieder schöne Ausblicke auf den Bodensee. An einem dieser nicht als solcher markierten Aussichtspunkte habe ich eine Panoramaaufnahme mit Blick in Richtung Westufer erstellt.
Leider kann man trotz nachträglichem Zusammenfügen als Panoramabild den tatsächlichen Ausblick nicht wirklich einfangen. Also: Selber mal den Allerwertesten auf die Sitzbank packen und auf zum Pfänder!
Wieder eine Stunde später: Der nächste Wegpunkt. Luftlinie sind es »nur« etwa 31 Kilometer. Auf der Straße sind es knapp 55 km – und einige Höhenmeter. Zuerst vom Pfänder (ca. 1'000 ü.NHN) hinunter an den Bodensee nach Bregenz (ca. 400 m ü.NHN, anschließend über Autobahn und Landstraße wieder hoch auf etwa 1'100 ü.NHN.
Wie man an den Bildern schon erkennen kann, war es langsam aber Sicher mit dem schönen Sonnenschein vorbei. Während in Norden und Westen noch schönster, blauer Himmel zu sehen war, kamen aus Südost unübersehbare Wolkenmassen heran. Zum Glück sollte der via Internet konsultierte Wetterbericht recht behalten: Keine Niederschläge.
Das Panorama am Nachweispunkt »Dünserberg« hätte mit blauem Himmel jedoch sicherlich schöner ausgesehen.
Ein wenig überraschend für mich: Da fährt man froh und munter und ohne nennenswerten Verkehr mit seiner 1200er den Hügel hoch und genießt Ruhe und Einsamkeit, als nach lauterwerdendem Geknatter kurz drauf zwei Mädels mit ihren 50ern (zugelassen in Österreich und daher mit rotem Kennzeichen) ebenfalls am Schild stehen. Waren aber offensichtlich keine Passknackerinnen, denn Nachweisbild wurde von ihnen keins geschossen.
Die Nadel der Tankanzeige zitterte langsam aber sicher runter auf Reserve, daher habe ich den nächsten Wegpunkt »Schellenberg« mit dem Besuch einer Tankstelle in Liechtenstein verbunden. Hier kann das alte Navi dann wieder seine Standardfunktionen anbringen: Einfach den Wunsch »nächste Tankstelle« über das Display äußern und dann auswählen. Einfach und problemlos. Aber das Vertrauen in die »moderne Technik« sollte sich nur wenig später rächen – später mehr dazu.
Eigentlich ja schon kultig der Name unter welchem die freie Tankstelle in Schaan (Liechtenstein) firmiert: »Kraftstoff«.
Bei scheinbar allen Tankstellen in Liechtenstein ist auch das Bezahlen mit Euro möglich. Ich war ja schon einmal dort, damals jedoch mit meiner XJ 600 und nichtsahnend das es die Passknacker gibt. Auch damals möglich: Mit Euro bezahlen und auch Euro als Wechselgeld erhalten. An einigen Tankstellen im grenznahen Gebiet in der Schweiz habe ich immer nur CHF als Wechselgeld erhalten.
Den Tank randvoll mit »Kraftstoff« befüllt sollte es nun weiter zum nächsten Wegpunkt gehen. »Stärnaberg« stand in meiner Liste an nächster Stelle.
Der schnellste Weg zu den GPS-Daten »N47.119255 E9.562408« ist meinem Garmin nüvi zur Folge ein anderer als ihn Google Maps bei späterer Betrachtung am heimischen PC bereit hält. Für den Wegpunkt »Stärnaberg« wurde die Mitte eines alten Tunnels als GPS-Koordinaten gewählt. Scheinbar liegt er jedoch etwas weiter östlich und das nüvi hat den Tunnel schlichtweg ignoriert. Das Resultat: Eine unnötig lange und am Ende auch beschwerliche Anfahrt.
Der Grund für die für mich erhöhte Belastung: Ich bin nicht schwindelfrei. Ja, nicht gerade ideal wenn man schmale Bergstraßen in den Alpen befahren will/muss.
Wenn es dann am Teer direkt einige Meter in die Tiefe runtergeht und einem auch noch ein VW-Bus auf der sehr engen Straße auf den letzten 500 Metern entgegenkommt... Ich habe mich einfach an den linken Fahrbahnrand an die dort vorhandene Wand gequetscht und auf Verständnis des mutmaßlich ortsansässigen VW-Busfahrers gehofft. Zum Glück war das Hoffen erfolgreich und er hatte Mitleid mit dem ortsfremden, vom Navigationsgerät fehlgeleiteten Motorradfahrer aus dem Flachland.
Die Krönung der ganzen Aktion war, dass ich nervlich ramponiert am Tunneleingang angekommen nicht erkannt habe, das ich auf der falschen Seite des Tunnels stehe. Mein kleiner Ausdruck vom Beispielbild – als Smartphoneverweigerer hatte ich nichts digital mit dabei – war zu undeutlich.
Immerhin habe ich mir gemerkt, am Berggasthaus »Sücka«[2] vorbeigefahren zu sein. Wenn ich 2015 die aus der heutigen Tagestour eine Tour mit zwei Tagen machen sollte, könnte ich hier eine Übernachtung einplanen.
Das Schlimmste war jedoch nicht das falsche Bild oder der beschwerliche Weg zum Wegpunkt. Das Schlimmste war, dass ich die ganze Strecke den auch wieder zurück fahren musste.
Entspannt war da dann zum Glück die Strecke zum nächsten Punkt auf der Liste. Für den nächsten Bildernachweis musste ich nicht enge Serpentinen auf schmalen Straßen meistern. Es ging bequem und somit auch recht flott über die Landstraße weiter in Richtung Süden. Raus aus Liechtenstein, hinein in die Schweiz. Wobei man Liechtenstein bekanntlich schnell durchfahren hat.
»St. Luzisteig« in der Schweiz war der für heute der südlichste Punkt, welcher laut meinem Plan angefahren werden sollte. Die Wolken hatten noch einmal ein Einsehen und in Fahrtrichtung Chur präsentierte sich noch einmal ein blau-weißes Gemisch für beste Postkartenatmosphäre. Inzwischen war es schon 17:10 Uhr und statt der drei verbliebenen Punkte für die heutige Tour musste ich nun einsehen, dass ich maximal noch einen letzten Wegpunkt ansteuern konnte um nicht die letzten 100 km nach Hause bei recht frischen Temperaturen fahren zu müssen. Die luftige Sommerjacke kam mir teilweise jetzt schon ein wenig zu leicht vor. Ebenso die belüfteten Handschuhe.
Daher als »Note to myself« (und Tipp für andere): Einfach nächstes Mal die warmen, komplett geschlossenen Handschuhe einfach mit ins Gepäck legen. Auf die paar Gramm kommt es auch nicht mehr an.
Wieder eine Stunde später stehe ich dann endlich am letzten Wegpunkt. Vermutlich wäre es viel, viel schneller gegangen wenn ich nicht (!) auf mein Navi gehört hätte. Denn dies hatte den von der Strecke her kürzesten Weg gewählt.
Dieser führte mich jedoch nicht über die gut ausgebaute Landstraße ins etwa 40 km entfernte »Wildhaus«, sondern wählte die »landschaftlich attraktive Route«.
Mein Garmin nüvi machte mich also mit den zahlreichen Kehren auf dem Grabserberg bekannt. Als ob der riesige Umweg zum Wegpunkt »Stärnaberg« nicht schon gereicht hätte.
Wer es selbst bei Google Maps ausprobieren will: Den Routenplaner von Buchs (SG) nach Wildhaus planen lassen. Dann aber nicht den Weg über die B16 wählen, sondern einen Wegpunkt in die ein kleines Stück südlicher gelegene Straße über den Grabserberg ziehen. Wer die Strecke dann wirklich fahren möchte: Auf einem etwa 300 m langem Stück geht es auf Schotter wieder den Hügel hinunter.
Wer keine Experimente will: Einfach über die B16 fahren, vermutlich eine halbe Stunde früher ankommen und das Bild am Schild machen.
Um 19 Uhr der letzte Zwischenstopp auf österreichischem Boden in Rankweil: Ein letztes Mal Tanken bevor es über die Autobahn zurück nach Deutschland geht. Für die etwa 35 km von Wildhaus nach Rankweil habe ich wieder fast eine Stunde lang fahren müssen. Statt der laut Navi notwendigen 35 Minuten habe ich mich im Stau bei zwei Baustellen (Bahnübergänge) und bei Umleitungen vergnügen dürfen.
Die Sonne stand schon sehr tief über den Bergen als ich dann endlich auf der Rheintal-Autobahn A14 durch den Pfänder in Richtung Deutschland unterwegs war. Über A96 und A7 heimwärts.
Der von mir für den Einsatz mit der XJ 600 S modifizierte USB-Ladeadapter[3] hat auch unter der Sitzbank der GSF 1200 seinen Job einwandfrei erledigt.
Kurz vor 21 Uhr kam ich dann schließlich daheim an. Ein warmes Bad, eine warme Mahlzeit – Reihenfolge variabel. Die beiden Wünsche waren klar, die Mahlzeit hatte dann schließlich den Vorzug bekommen. Wie oben bereits geschrieben sind belüftete Handschuhe an warmen Sommertagen sicherlich angenehm. Sobald die Sonne weg ist beziehungsweise die Luft kalt ist, ist die Belüftung kontraproduktiv.
Ich habe mehrere Handschuhpaare zur Auswahl und werde in Zukunft immer ein warmes, zweites Paar mit im Gepäck haben wenn ich rund 12 Stunden lang unterwegs sein will. Für die letzte Etappe auf der Autobahn hatte ich mir die »Passknacker-Tasche«[4] mit dem darin enthaltenen Pappkarton unter die Jacke geschoben. So war dann wenigstens der Fahrtwind zum Teil an der Brust abgeblockt.
Mein Fazit: Die Planung hatte ich einfach zu optimistisch vorgenommen. Zeitpolster für Verzögerungen und Zwischenstopps hatte ich zwar eingeplant, mich aber mit den von Google Maps angegebenen Fahrtzeiten zwischen den Wegpunkten ordentlich verkalkuliert. Dann noch ein paar unerwartete »Extratouren« dank zu viel Vertrauen gegenüber dem Navi – schon liegt man locker 2 Stunden daneben.
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Datum: | 20.05.2014 |
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