Bis 2008 wurde im deutschen Fernsehen noch die 125-ccm-Klasse im Motorradsport regelmäßig übertragen. Sicherlich war dies mit ein Grund für den damaligen Wunsch vieler 14–16jähriger sich eine Supersportler 125er zu holen. Inzwischen sind rund 10 Jahre vergangen und ich kann einen kleinen Rückblick auf meine bisherige »Motorradkarriere« werfen.
Ausschlaggebend für den Kauf einer 125er war für mich jedoch nicht das irgendwelche Rennen mit 125ern im Fernsehen liefen sondern weil ich mit 16 eben nur eine 125er führen durfte – auf 80 km/h Vmax gedrosselt.
Die dämliche Regelung, welche jeden mit seinem Leichtkraftrad zu einem rollenden Hindernis gemacht hat, ist zum Glück inzwischen entfallen. Ich musste noch brav hinter jedem LKW hinterherschleichen und sorgte sicherlich das eine oder andere Mal auch für frustrierte Autofahrer (weil ich eben nicht schneller fahren konnte – auch wenn ich es wollte, wirklich wollte).
Zur ersten Maschine kam ich damals über meinen Nachbarn. Da ich ja wie schon erwähnt erst 16 Jahre alt war, stand für mich fest: Ich brauche den A1 Führerschein! Die Wunschmaschine war eine Honda NSR 125 R, welche ich dann auch gefunden und gekauft habe.
Passend zum Saisonstart 2007 htte ich nach viel zu langem Warten endlich den Führerschein und das passende Motorrad. Somit konnte ich vom Frühling bis in den Herbst das in der Fahrschule erworbene Grundwissen erweitern und mich voll und ganz »auszutoben«.
Ganz ohne Blessuren ging das »ich lerne Motorradfahren« jedoch nicht aus. Nach dem einen oder anderen unfreiwilligen Absteigen von der 125er folgte zum 18. Geburtstag zusammen mit dem Autoführerschein der Erwerb der Führerscheinklasse »A beschränkt« (Vorgänger der heutigen Klasse A2).
Wie es in dem Alter so ist: Auto muss her, diverse andere Dinge in dem was man allgemein als »Leben« bezeichnet wollen auch bezahlt werden. Die Finanzen waren daher eingeschränkt und ich konnte mir dann rund 1½ Jahre erst mal kein »großes Motorrad« leisten.
Aber das hat mich auch nicht wirklich gestört. Ich fand es nicht schlimm, da ich keine 600er oder gar 1000er mit 72 kW (oder mehr) auf 25 kW runter drosseln wollte. Die Regelung mit den maximal 35 kW kam erst im Januar 2013 – ja, damals war bei 25 kW Schluss!
Einen Kompromiss mit einem Motorrad das die maximal zulässige Leistungsgrenze ausschöpft, wie es beispielsweise heute bei einer Yamaha MT03 mit den nun zulässigen 35 kW möglich wäre, kam für mich damals nicht in Frage. Entweder ich will gleich richtig durchstarten oder es »passt nicht«: Wenn dann ganz oder gar nicht! Meine Lösung daher: Die Drossel aus der NSR ausbauen, die Leistungssteigerung eintragen lassen und weiter mit der 125er fahren – mit 21 kW, schließlich war die NSR eine 2-Takter mit entsprechendem Potenzial.
Nach dem »A beschränkt« folgte automatisch und ohne weitere Prüfung der »A«. Als ich dann genug Geld zusammen hatte, kaufte ich mir damals eine ZX636A mit 112 Ps. Für mich als Umsteiger – rein subjektiv natürlich – eine fabelhafte Maschine.
Doch mit der Zeit wollte ich immer mehr Leistung, mehr Drehmoment und so folgte auf die Ninja eine Suzuki GSX-R 1000 K7 und auf diese wiederum eine BMW S1000 RR HP4.
Leistung satt. Drehmoment satt. Das einzige was gefehlt hat war die richtige Strecke zum Werkzeug »Beschleunigungsgerät«. Was ich damit meine? Geschwindigkeit in Kombination mit Kurven macht Spaß – ist aber im öffentlichen Straßenverkehr nicht wirklich möglich. Das Tempolimit besteht an vielen Stellen aus gutem Grund und klar, es gibt Passagen auf Landstraßen auf denen man deutlich schneller als 100 km/h fahren könnte – nur rechnet dann der Gegenverkehr nicht damit und schon gibt es wieder einen Motorradfahrer weniger (und im schlimmsten Fall leiden noch weitere unter den Folgen des Unfalls oder es gibt mehr als ein Todesopfer).
Daher kam schließlich der Tag, als es das erste Mal auf die Rennstrecke ging. Mit der Zeit auf dem Ring wurde mir klar, dass meine »sportlich gefahrene« Phase auf der Straße beendet werden muss.
Schon mit der Ninja aber erst recht mit der Suzuki GSX-R 1000 K7 und der BMW S1000 RR HP4 ist man so schnell im Bereich von einem Fahrverbot, das ist »nicht wirklich gesund«. Im Kopf gingen auch noch andere Gedanken um: Jedes Mal sein Leben zu riskieren (wegen seinem eigenen Fahrstil und dem der anderen) und auch jenseits von 100 km/h auf der nahegelegenen Autobahn unterwegs zu sein, um Spaß zu haben, dass war es mir nicht wert. Der »Geschwindigkeitskick« auf der Autobahn hält sich sowieso sehr in Grenzen, »Geradeaus kann jeder«.
Zu viel Unfälle, gestürzte und leider auch tote Freunde haben dann einen Wendepunkt dargestellt. Die Rennstrecke ist das, wo ich fahren darf und kann wie ich gerne Motorradfahren ausleben möchte. Ganz nebenbei entfällt dann auch das Risiko des Führerscheinverlusts, denn ich bin darauf angewiesen mit dem Führerschein zur Arbeit fahren zu können.
Mich dabei nicht falsch verstehen: Ich will damit nicht sagen, dass du auf der Rennstrecke wortwörtlich todsicher ist. Auch dort gibt es Risiken und Spielregeln. Aber die Regeln sorgen dafür das die Risiken minimiert werden – und die Strecken sind ihrem Einsatzzweck entsprechend gebaut.
Eine Landstraße ist keine Rennstrecke! Schon mal gesehen das einem auf einem Rundkurs ein Schlepper mit Mengele Ladewagen entgegenkommt oder die Fahrbahn quert? Nein? Ich auch nicht.
Wie in meinem anderen Beitrag[1] zu lesen ist habe ich jetzt zwei ausschließlich für den Rennsport aufgebaute Kawasaki ZX636C stehen. Die BMW wurde verkauft, Rennsport ist nämlich alles andere als ein billiger Sport. Gelegentlich fahre ich noch eine ZX636C mit Straßenzulassung in meiner Freizeit.
Aber die wird dann eher gemütlich bewegt – und sie gehört mir nicht. Ich darf sie mir eben das eine oder andere Mal ausleihen und fahre mit ihr auch gerne die Straßen ab, auf welchen ich vor 10 Jahren mit der 125er – mit 80 km/h Vmax – angefangen habe.
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Datum: | 23.06.2017 |
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