Motorradfahren macht Spaß, denn sonst würden sich wohl kaum so viele Menschen ein Motorrad kaufen und damit herumfahren. Was aber, wenn man seine sogenannte »Hausstrecke« schon auswendig kennt und sie quasi im Schlaf fahren kann? Langeweile stellt sich da unter Umständen ein.
Wer neue Strecken entdecken will oder nicht einfach ziellos umherfahren möchte, der findet auf www.passknacker.com[1] eine simple und doch geniale Idee: Pässesammeln als Schnitzeljagd für Erwachsene.
Ob alleine, zu zweit mit Freunden oder Bekannten oder im Rahmen einer Tour mit bisher fremden Mitfahrern, welche über die Seite zustande gekommen ist, vieles ist möglich. Oder wie es auf der Website zu lesen ist:
Als Nachweis für absolvierte Fahrten ist ein Bildnachweis von sehr genau definierten Stellen notwendig. Auf der Seite ist für das jeweilige Jahr ein Bild als Vorlage vorhanden. Dies muss ausgedruckt und mitgeführt werden. Zusammen mit dem Motorrad (das Kennzeichen muss ersichtlich sein) dient es als Nachweis auch wirklich den Punkt angefahren zu haben.
Die ersten Pässe beziehungsweise Orte habe ich mit einem Laserausdruck vom Bild befahren. Das leichte A4-Blatt flatterte heftig im Wind und hätte ich mein kleines Stativ nicht dabei gehabt, es hätte wohl nicht wirklich funkioniert ohne das Blatt festzuhalten und den Selbstauslöser der kleinen Digitalkamera zu verwenden. Daher habe ich mir etwas anderes überlegt. Für relativ kleines Geld kann man sich Taschen mit einem Foto bedrucken lassen. Ich habe dafür 4,45 Euro bezahlt und konnte es gestern in der Filiale einer Drogerie abholen:
Der Inhalt vom Pappkarton: Die mit dem aktuellen Bild für 2014 bedruckte Tasche.
Leider habe ich vergessen das »automatische Optimieren« des Bildes zu deaktivieren, daher haben sie die Ränder ein wenig abgeschnitten. Aber man erkennt noch immer deutlich das Bild und das brauche ich ja für den Nachweis.
Die kleine Tasche hat etwa 32x28 cm Größe und passt einmal gefaltet perfekt bei mir in den Tankrucksack. Innendrin habe ich unterwegs einfach ein Stück Pappkarton, dann hält das Bild die Form und man kann es gut erkennen wenn die Tasche am Soziusgriff hängt.
Eigentlich hatte ich eine Tasche aus Baumwolle erwartet. Ein wenig überascht war ich dann von 100% Polyester aus dem fernen China. Aber wenn der Aufdruck hält, dann erfüllt sie ja den Zweck. Und wenn die Saison vorbei ist, habe ich noch immer eine Tasche für irgendwelchen Krimskrams.
Das Schöne am »Pässeknacken« ist, dass man mal völlig woanders hinkommt. Zumindest ging es mir so. Daher war ich heute gleich mal mit der Tasche unterwegs um sie ausgibig zu testen. So landet man dann beispielsweise in Upflamör, welches nicht in Schweden, sondern auf der Schwäbischen Alb zu finden ist.
Das eine oder andere Ziel lässt sich gar nicht so einfach finden. Oder man macht es wie ich und sucht es am falschen Ortsende und findet dann das richtige Kreuz am Straßenrand, wenn man weiterfahren will.
Die ersten Passknacker-Nachweisbilder haben noch so ausgesehen: Der bereits erwähnte Ausdruck aus dem Laserdrucker und das dann schön festhalten.
Beim Furtlepass war leider kein Platz am offiziellen Schild. Aber die Busshaltestelle hat auch als Nachweis dienen können.
Wer bis hier her gelesen hat, der will vielleicht auch noch ein wenig über meine heutige kleine Runde lesen? Okay, das lässt sich einrichten.
Wie gestern bereits geschrieben[2], funktioniert aktuell leider der McCoi Kettenöler an meiner GSF 1200 nicht.
Ich habe mir unterwegs einfach damit beholfen, in den Pausen die Maschine auf den Hauptständer zu stellen. Das Hinterrad konnte sich dann frei drehen und bei gezogener Kupplung mit eingelegtem ersten Gang läuft das Rad dann langsam mit. Die Pumpe des Kettenölers habe ich dann manuell betätigt und so wieder Öl auf das Kettenblatt auftragen lassen. Keine Dauerlösung, aber für heute hat es soweit funktioniert.
Ansonsten mit im Gepäck: Natürlich die neue Passknacker-Tasche, das kleine Stativ und die Digicam um die Bilder machen zu können.
Damit ich auch die Ziele finde und sehen kann, wie die Bildernachweise aussehen sollen, habe ich noch die jeweiligen Informationen ausgedruckt und zusammen mit einer älteren Straßenkarte eingepackt.
Verpflegung für die Fahrt in Form einer Flasche mit Mineralwasser und auch noch eine schwarze Mütze komplettierten die Ausstattung im Tankrucksack. Nach relativ kurzer und gemütlicher Fahrt (immer mit 80 hinter LKW hinterher stand ich dann auch schon plötzlich weitab vom Güterverkehr auf einer kleinen Straße zwischen Zwiefalten und Upflamör.
Blinker setzen, rechts an die Seite fahren, Motor aus – und schon hört man nur noch Natur um sich herum. Kein Verkehrslärm, keine LKW, PKW oder Traktoren. Abgesehen von den Geräuschen des Waldes und dem vielen Gezwitscher von Vögeln in Frühlingsstimmung war es ruhig. Auch mal schön sowas kurz genießen zu können (bevor man selbst wieder mit dem Motorrad Krach macht... )
Ein paar Kurven später stehe ich dann auch schon in Upflamör beziehungsweise an einer Weggabelung wenige Meter vom Ortsschild entfernt.
Die Tasche habe ich einfach mit dem Schlüsselanhänger aus Paracord[3] am Soziusgriff befestigt. Schnell ein Foto gemacht, schon kann es weitergehen.
Ich muss mal eben auf Bildmaterial von der Tour vor 10 Tagen zurückgreifen. Denn wie damals bin ich auch heute wieder nur mit Papiernavigation unterwegs gewesen. Die alte Straßenkarte erfüllt voll und ganz ihren Zweck und zusätzlich sind ja noch die Informationen von Passknacker.com zum jeweiligen Fahrtziel mit dabei.
Natürlich war jetzt nicht der Furtlepass das nächste Ziel, sondern die »Sonderbucher Steige«. Blöd nur, wenn man von der falschen Seite das Ziel anfährt und beim Friedhof die Suche nach dem Wegkreuz beginnt.
So ganz daneben lag ich ja nicht, denn der Beginn von einem Kreuzweg ist ja auch ein sehr aussagekräftiger da nicht alltäglicher Nachweis. Aber der Beginn vom Kreuzweg war nicht gesucht.
Also hantiere ich mit dem was mir die Straße so hergibt: Das Ortsschild ist schon mal nicht verkehrt. Die Straße samt Verkehrsschild kann vielleicht ja auch noch als Nachweis dienen? Ich hüpfe also in voller Montur auf den glatten Sohlen der Daytonas über Straße und auf den Hängen im Gras herum um die Bilder zu machen. Dabei hätte ich einfach nur etwa 250 Meter weiterfahren müssen.
Ich studiere jedoch erst noch die Karte: Wo zur Hölle ist Bischishausen? Sollte ich das nicht finden, wäre Hundersingen zumindest mal eine Orientierungshilfe... Ah, da sind sie ja – und Bischishausen ist Bichishausen. Also geht's weiter – und prompt stehe ich am richtigen Ort für das Nachweisbild für die »Sonderbucher Steige«.
Also noch mal anhalten, absteigen, und die schicke Tasche in die Kamera halten.
Erst einmal fahre ich an der Auffahrt in Richtung »Steighöfe« vorbei, denn sie ist nicht beschildert. Am Ortsende wird dann aber schnell klar, dass ich irgendwo links hätte abfahren müssen. Also wenden, zurück und eine Seitenstraße rein. Siehe da, ein Volltreffer. Also gemütlich im ersten Gang die Haarnadelkurven nach »Steighöfe« hoch.
Dort angekommen hat man auch gleichzeitig einen schönen Überblick über die Felder und Wiesen, welche von Löwenzahn übersäht gelb leuchten. Leider sehe ich auch den Himmel, welcher sich zunehmend verfinstert. Die Sonnenbrille konnte dann auch eine der Taschen vom Tankrucksack wandern.
Das letzte, eigentlich vorletzte Ziel erreiche ich dann gerade noch trocken. Während ich die Kamera aus dem Tankrucksack hole, fängt es aber auch schon an zu Regnen.
Nachdem die beiden Bilder gemacht sind und alles im Tankrucksack verstaut ist, fängt es auch schon an richtig zu Schütten.
Ich hätte einfach eine Stunde früher losfahren sollen. Den fünften Pass »Fladhof« – das eigentlich letzte Ziel – habe ich daher heute ausfallen lassen. Irgendwann werde ich sicherlich dieses Jahr noch einmal in die Ecke kommen. Aber auf den geteerten Feldwegen liegt so viel Dreck vom Acker, man muss sein Glück ja nicht herausfordern und womöglich im aufgeweichten Schmodder wegrutschen.
Die Landwirte hatten offensichtlich den Wetterbericht genau studiert und hatten eifrig Gülle ausgefahren. Davon war glücklicher Weise nichts auf den geteerten Feldwegen gelandet. Trotzdem fand die heutige Tour ein »schmutziges Ende«.
Was ich nicht ahnen konnte: Ich bin dem Regen davon gefahren. Nach etwa 15 Minuten Fahrt durch den Regen, war ich wieder auf trockenen Straßen unterwegs. Blöderweise sollte mich die Straße auch an Steinbrüchen und einem Zementwerk vorbei führen. Dort sind die Straßen immer extrem staubig und rechts wie links von der Fahrbahn sind oftmal 10–20 cm breite weiße Streifen. Nein, nicht die Fahrbahnbegrenzung. Neben der Fahrbahn befinden sich diese aus hellem Staub bestehenden Streifen.
Was passiert wohl wenn man mit dem Motorrad eine solche staubige Straße entlang fährt und man selbst und die Maschine sind nass? Richtig: Es gibt einen Grund zum Putzen!
Der feine Staub blieb vor allem am Motorblock und im Ölkühler haften. Natürlich haben auch die Hosenbeine und Stiefel ihre Portion Staub abbekommen. Aber das ist noch nicht alles.
Nach dem Absteigen sehe ich zuerst die Sitzbank und das Heck meiner Suzuki GSF 1200. Ja pfui Teufel! Wenn man unbedingt das Positive finden will: Die Verfärbung im BOS ist nicht mehr zu erkennen. Alles schön gleichmäßig mit Staub kaschiert.
Nach dem Absetzen vom Helm sehe ich, dass auch dieser auf der Rückseite ein neues Muster erhalten hat. »Ja ist das Zeug denn überall? Oh...«. Während ich mich noch über das kleine bisschen Dreck auf dem Helm ärgere, geht mir auch schon ein neuer Gedanke durch den Kopf: »Wenn die Sitzbank so aussieht und der Helm auch Spuren hat – wie sieht dann der Rücken der Jacke aus?«
Fotografiert habe ich das Ausmaß der Sauerei nicht mehr. Aber es sah primär so aus, wie man es bei Sitzbank und Heck schon gesehen hat. Nachdem der Staub vollständig angetrocknet war, konnte ich ihn zumindest an der Jacke einfach ausbürsten und ausklopfen. Im Mittelalter wurde man geteert und gefedert. Motorradfahrer können sich heutzutage dann eben duschen und pudern lassen.
Die Krümmer und Teile vom Motorblock konnte ich mit einem Pinsel einfach »abstauben« – im wahrsten Sinne des Wortes. Also wenn ich da noch ein paar Mal fahren sollte... Ich glaube ich sollte mir einen Druckluftkompressor kaufen.
Den Luftfilter sollte ich dann wohl auch mal bei nächster Gelegenheit genauer anschauen? Schaden kann es sicherlich nicht.
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Datum: | 23.04.2014 |
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