Heute vor einem Jahr bin ich in der Schweiz in einer Jugendherberge aufgewacht[1]. Denn am Tag zuvor bin ich von Oberbayern aus durch Österreich über den Reschenpass gefahren[2]. Dieses Jahr hatte ich für so etwas leider keine Zeit, daher habe ich meine beiden Motorräder heute nur ein kleines Bisschen ausgeführt.
Das Wetter war dafür auch perfekt, auch wenn die ersten Blätter auf den Boden schon ankündigen das es nicht mehr lange gehen wird bis die Saison vorbei ist. Aber vielleicht kommen im Oktober ja noch ein paar sonnige Tage und ich kann noch ein paar ganz gemütliche und entspante Ausfahrten machen.
Farblich passt sich das Laub der Blätter jedenfalls langsam aber sicher an die Lackierung meiner Yamaha XJ 600 S an.
Diese stand die letzten Wochen allerdings nur unter ihrer Abdeckplane und wurde nicht bewegt. Der erste Schritt nach dem Entfernen der Plane war also die Sitzbank zu entriegeln und über die unter der Sitzbank nachträglich eingebauten Steckdose[3] die Batterie nachladen.
Lange musste der Saito ProCharger »Compact«[4] nicht angeschlossen bleiben, schon nach sehr kurzer Zeit signalisierte die Anzeige mit den LED, dass die Batterie nun geladen sei.
Es fühlte sich beinahe wie im Frühling an: Man »weckt« die Maschine nach etlichen Wochen auf, läd die Batterie noch einmal nach und schon kann es losgehen.
Aber etwas war heute dann doch anders, denn die beiden »frischen« Zulassungsbescheinigung Teil I der Yamaha XJ 600 S und der Suzuki GSF 1200 waren mit von der Partie.
Nach einigen Kilometern mit der XJ folgte der Wechsel auf die GSF, welche ebenfalls die letzten Wochen »schlummernd« zugebracht hatte.
Ich hatte schon ein wenig Sorgen ob die Batterie der GSF 1200 noch genügend Saft für Startversuche hat, aber ich wurde angenehm überrascht. Man kann in den Foren so viel vom schlechten Kaltstartverhalten der GSF 1200 (GV75A) lesen. Aber: Choke ziehen, ein Druck auf's Knöpfchen und schon begann der Reihenvierer mit der Arbeit. Da war die XJ 600 S deutlich zickiger. Aber die wird ja nicht umsonst als »Diva« bezeichnet.
Wäre da nicht der Hebel vom Choke neben dem linken Griff am Lenker, man hätte fast glauben können es handelt sich bei der GSF 1200 schon um eine Maschine mit Einspritzung.
Über völlig freie Bundesstraßen konnte ich mich nun wieder an die GSF gewöhnen.
Die XJ 600 S ist – zumindest nach meinem subjektiven Empfinden – zwar aufgrund der Breite der Reifen und der Sitzposition gerade in Kurven angenehmer zu fahren, dafür ist das quasi permanent mehr als ausreichend vorhandene Drehmoment bei der GSF 1200 einfach herrlich.
Leicht am Griff rechts drehen, ohne Verzögerung wird die Landschaft schneller und man rutscht ein kleines Stück auf der Sitzbank nach hinten. Herrlich.
Ein bisher noch nicht fotografiertes Detail an meiner GSF 1200: Der Öleinfüllstutzen wurde mit einem Ölthermometer versehen. Wie zuverlässig es arbeitet kann ich nicht sagen, aber der ehemals rote Zeiger ist schon ausgebleicht und die Angabe scheint soweit zu passen. 80°C nachdem sie ein paar Minuten gestanden ist könnte stimmen. Der aktuelle Neupreis vom gleichen Modell liegt (im Internet)übrigens bei rund 50 Euro (RR).
Die Scheinwerfer waren vor der Fahrt noch von allen Fliegenleichen befreit, aber es genügen ja schon wenige Kilometer, dann kleben wieder Insekten an der Motorradfront. Dabei ist mir nun aufgefallen das die Halbschalenverkleidung auch hier einen Vorteil hat. Anstatt von allen Armaturen, dem Scheinwerfer und sogar den Hebeln die Insektenüberreste entfernen zu müssen hat bei der XJ 600 S die Verkleidung auch ihren Dienst als »Insektensammler« getan. Einfach die Verkleidung samt Scheibe abwischen, fertig. Bei der GSF muss ich in diversen Ecken und Winkeln putzen.
Wo ich gerade Putzen anspreche: Unter der Sitzbank muss ich auch mal dringend putzen. Denn dort hat sich bei der GSF 1200 im Laufe der Jahre so einiges angesammelt.
Man erkennt recht gut auf den beiden Bildern unten diesen geblichen Schmutzbelag, welcher überall unter der Sitzbank zu finden ist. Da muss ich dann mal an einem schönen Nachmittag mal ordentlich durchputzen. Heute standen nur Fotos auf dem Plan.
Nachdem ich in einem Forum geschrieben hatte das meine GSF 1200 einen McCoi Kettenöler[5] verbaut hat, wurde ich gebeten Bilder von der Unterbringung der Platine zu machen. Das habe ich jetzt dann mal nachgeholt.
Ich muss mir vermutlich ein neues Gehäuse kaufen, denn die Variante mit dem Klebeband als Verschlussmechanismus gefällt mir nicht so recht. Aber das hat noch Zeit, denn es funktoniert aktuell ja alles problemlos. Ist ja eher ein kosmetischer Aspekt.
Die übrigen Komponenten des Kettenölers sind ebenfalls bei abgenommener Sitzbank zu erkennen. Die Pumpe befindet sich gegenüber des Sicherungshalters und der Ölbehälter wurde zwischen Rahmen und Verkleidung platziert.
Als Öl für den Kettenöler wird übrigens in den Foren ein »SynthPlus« von Stiehl[6] empfohlen. Beim Temperaturberech über 5°C soll das Kettensägenhaftöl seinen Zweck als Schmiermittel für die Kette am Motorrad voll und ganz erfüllen.
Auch der Preis geht in Ordnung: Für das 1 Liter Gebinde fallen etwa 9 bis 10 Euro an. Zum Vergleich: Die Nachfüllflasche mit 500 ml Öl für den Scottoiler kostet etwa 14 Euro. Gut, beides hält vermutlich ewig und auf die Laufleistung bezogen sind die Kosten für das Öl eines Kettenölers sehr gering, aber man wird ja mal vergleichen dürfen?
Sogenanntes »Bio-Kettensägenöl« soll man übrigens nicht im Kettenöler verwenden. Bei einer Kettensäge ist der Durchfluss deutlich höher, daher kommt es nicht zum Verharzen des Öls durch Ausflockungen.
Was natürlich für die Verwendung von einem Bio-Kettensägenöl sprechen würde ist, dass sie chemisch pflanzlichen Ölen entsprechen und daher biologisch leicht und vor allem komplett abbaubar sind. Mineralische Öle sind im Gegensatz zu diesen Bio-Ölen keine Ester, sondern langkettige Alkane, welche salopp formuliert chemisch sehr reaktionsträge sind. Daher reagieren sie nicht mit Luft beziehungsweise können nicht zügig von Mikroorganismen zersetzt werden.
Das Problem beim Kettenöler wäre, dass das gealterte Öl im Tank nicht nur starken Temperaturschwankungen ausgesetzt wird, sondern auch so langsam verbraucht wird, dass der natürliche Zersetzungsprozess sowie ein Ausflocken (mit anschließendem Verstopfen der Leitungen) die Folge sein kann. Daher wird in den Foren das teilsynthetische »SynthPlus« für den McCoi empfohlen.
Was ich auch noch unter der Sitzbank gefunden habe: Zwei unbenutzte Kanülen. Diese sind nicht etwa von einem Mediziner dort vergessen worden, sie gehören ebenfalls zum McCoi Kettenöler.
Die Kanüle dient als »Injektor« und leitet das Öl auf das Kettenrad.
Wenn das Öl von der Kanüle auf das Kettenrad aufgetragen wurde, erfüllt dort die Fliehkraft ihren Dienst und trägt das Öl bis zur Kette weiter.
Der McCoi Kettenöler kann mit einem Regensensor ausgestattet werden. Wird durch Feuchtigkeit die Leitfähigkeit auf dem Sensor (der Platine im Bild) erhöht, erhöht sich auch die Menge am zum Kettenrad übertragenen Öl. Der Vorbesitzer meiner GSF hat den Regensensor am Hinterrad befestigt. Dort bekommt er vom Reifen abgeschleudertes Regenwasser ab und die Ölzufuhr wird erhöht.
Ja, man könnte ihn etwas eleganter oder zumindest mit einem schwarzen Kabelbinder etwas unauffälliger befestigen. Aber: Es funktioniert. Kosmetik kommt später.
Wenn ich mich daran mache und den McCoi beziehungsweise die dazugehörigen Leitungen bei der GSF 1200 ein wenig schöner verlege werde ich noch einmal einen separaten Beitrag in meinem Blog haben. Dann befasse ich mich ausführlich mit dem Kettenöler, denn ehrlich gesagt lese ich mich auch noch bezüglich der Einstellungsmöglichkeiten ein.
Beim Reinigen der Seitenverkleidungen ist mir an der rechten Seite ein Riss aufgefallen. Nicht groß aber schon ein klein wenig ärgerlich. Dort muss ich dann wohl mal selbst ausprobieren wie man Kunststoff verschweißen kann. Eine entsprechende Anleitung hat ja schon jemand anders geschrieben und hier auf der Website[7] veröffentlicht.
Vorläufig muss daher ein kleines, von mir gebohrtes Loch genügen, welches ein weiteres Einreißen am Material verhindern soll.
Abgesehen von den altersbedingten »Kampfspuren«, zu denen auch eine kleine Delle am Tank gehört, steht die Suzuki GSF 1200 meiner Meinung nach gut da.
Mit etwas Politur und ein wenig körperlichem Einsatz strahlt der Tank dann auch beinahe wieder wie neu.
Die diversen Kratzer und matten Stellen im Lack sieht man auf dem Bild nicht, selbst der mit Klebeband zugeklebte Riss in der Sitzbank fällt auf den ersten Blick beziehungsweise ab 2 Meter Entfernung nicht wirklich auf.
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Datum: | 03.10.2013 |
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