Inzwischen ist über ein Jahr vergangen als die Gemüter in Deutschland wegen der zwangsweisen Einführung von E10 als Kraftstoff hochgekocht sind. Was ist seitdem passiert? Schaut man sich den einen oder anderen Beitrag in diversen Foren oder auch die Einträge bei Spritmonitor.de[1] an, so sind einige Fahrzeugbesitzer dabei, welche E10 noch immer nicht über den Weg trauen.
Noch immer sind manche erschrocken wenn ich ihnen sage »Ja, ich tanke E10 – nicht nur beim Audi, sondern auch in den Tank der XJ«. Angst habe ich noch immer keine. Den Winter habt die XJ problemlos überstanden, vier Monate und sie hatte sich nicht aufgelöst.
Inzwischen sind über 4'000 km zusammengekommen und ich habe jede Betankung meiner XJ bei spritmonitor.de[2] eingetragen. Nach dem Beitrag über den Ölverbrauch[3] ist nun also auch mal ein Blick auf den Kraftstoffverbrauch fällig:
Kraftstoffsorte: E10 4.09 l/100km 2.857 km und 117 l Super 4.03 l/100km 1.517 km und 61 l
So sieht es bei meiner XJ jedenfalls laut Spritmonitor.de aus. Die 61 Liter Super (E5) sind primär in Österreich getankt worden. Dort gibt es kein E10. Scheinbar ist der Verbrauch von E10 also doch höher als der von Super (E5)? Das konnte ich diese Woche dann mal wieder schön widerlegen beziehungweise aufzeigen, dass nur Langzeitwerte tatsächlich aussagekräftig sind.
Drei Tankstopps an einem Tag. Daher auch drei Verbrauchswerte, welche recht unterschiedlich ausfallen:
Durchschnittsverbrauch Strecke 4,44 Liter auf 100 km Autobahn 3,66 Liter auf 100 km Landstraße 3,86 Liter auf 100 km Landstraße
Dem ersten Stopp gingen rund 160 km reine Autobahnfahrt am Vortag voraus.
Wie wir alle wissen, nimmt sich da ein jedes Motorrad den einen oder anderen Schluck mehr auf 100 km. So auch die XJ 600 S/N. Der zweite Tankstopp fand etwa auf der Hälfte der heutigen Tagestour statt. Also war ebenfalls E10 im Tank, aber ein Unterschied im Verbrauch von fast 0,8 Litern auf 100 km.
Der dritte Tankstopp wiederum nach etwa 160 Kilometern. Obwohl E5 »dazugetankt« wurde, stieg der Verbrauch an. Wenig überraschend, schließlich wurde zum Schluss hin auch ein wenig flotter gefahren.
Und was sollen diese Zahlen nun sagen? Das manche Postings von wegen »Habe ein Mal E10 getankt und habe dann fast einen Liter mehr verbraucht!« keinerlei Aussagekraft haben. Ansonsten könnte ich hier nun schreiben »Habe E5 getankt – und danach hat sie mehr verbraucht!«.
Wieder zurück zu den Verbrauchswerten, welche sich nach 4'374 Kilometern und insgesamt 178 Litern Kraftstoff ergeben haben. Der Unterschied zwischen E10 und E5 liegt tagesaktuell bei 0,06 Litern. Das ist der Inhalt von drei Schnapsgläsern auf 100 km. Also nicht wirklich viel...
In Prozent ausgedrückt verbraucht meine XJ 600 S somit auf E10 eben jene 1,5% mehr im Vergleich zu E5, welche auch schon vor einem Jahr als mutmaßlicher »Mehrverbrauch« angegeben wurde. Ist der Verbrauch von E10 damit »teurer als würde man SuperPlus tanken«? Das kann man einfach ausrechnen:
1,59 Euro * 101,5 = 1,615 Euro
Wer also den Liter Super Plus tatsächlich für weniger als 2,5 Cent Differenz zu E10 findet, der fährt tatsächlich mit Super Plus günstiger... Davon ausgehend, dass zwischen beiden Kraftstoffarten 1,5% Verbrauchsunterschied liegen.
Mein persönliches Fazit: Es darf jeder tanken was er will. Ich kann damit leben wenn sich jemand lieber Super E5 als E10 in den Tank füllt. Wenn er sich dabei wohler fühlt geht es zumindest einem schon mal besser. Am Ende entscheidet beim Motorrad noch immer die rechte Hand und beim PKW der rechte Fuß wie viel die Maschine nun wirklich verbraucht. Wer sparen will, macht dies nicht an der Zapfsäule, sondern mit der Hand beziehungsweise dem Fuß.
So, genug Theorie und Tank-Philosophie. Schließlich war ich ja heute nicht nur zum Tanken unterwegs. Früh um 9 Uhr ging es für mich los. Rauf auf die Sitzbank und los ging es zum vereinbarten Treffpunkt für die Fahrt im Süden Deutschlands mit Abstecher nach Österreich.
Nicht alleine, sondern mit drei weiteren Motorradfahrern und ihren Maschinen war unter anderem auch Sulzberg einen kleinen Stopp in Form einer Zigarettenpause wert.
Wie man auf dem Bild rechts sehen kann waren am heutigen Pfingstmontag noch ein paar andere auf die Idee gekommen ihr Motorrad auszuführen.
Nach der Zigarettenpause folgte nur noch ein Tankstopp, dann stand das geplante Mittagessen beim »SchwabenHof«[4] bei Balderschwang auf dem Programm.
Gut gestärkt ging es dann dorthin, wo ich die wohl höchste Kurvendichte auf ein paar 100 Metern meiner bisherigen Zweiradlaufbahn erleben durfte: Zur Riedbergstraße. Allerdings sollte die Lederkombi dabei auch ein paar Regentropfen abbekommen, denn leider haben sich die Wolken nicht wie erwartet verzogen als wir aufgebrochen sind.
Wegen meinem zögerlich-vorsichtigem Fahrstil in Kombination mit der Baustelle auf der Riedbergstraße gingen einige Minuten ins Land bevor ich wieder zu den anderen aufgeschlossen hatte. An dieser Stelle auch mal ein Blick auf die anderen Maschinen:
Alle irgendwie deutlich hübscher als meine quietschbunte XJ 600 S – aber wen sollte das auch verwundern?
Die NC 700 X würde mir schon gefallen. Auch die NC 700 S mit weniger Verkleidung. Denn der Preis ist wirklich interessant: 5'755 Euro inklusive Überführungskosten. Das Doppelkupplungsgetriebe kostet 1'000 Euro extra, ABS ist serienmäßig ab Werk an Bord. 215 kg vollgetankt, ein großes Ablagefach wo sonst der Tank vermutet wird und wenn man damit leben kann, dass der Rahmen auch in einem Roller verbaut ist (Honda Integra) bekommt man zum günstigen Kurs ein schickes Maschinchen.
Aber: Bis es die für mich gebraucht für den schmalen Geldbeutel gibt, werden noch ein paar Jährchen vergehen. Dann evtl. doch lieber eine XL650V Transalp als nächste Maschine? Ne, auch noch zu teuer...
Die dritte Maschine war eine Yamaha FZ6 Fazer. Auch schön. Auch teuer... Also bleibe ich erst einmal bei der XJ 600 S, welche dank der Kosten für die reparierte Gabel[5] und dem bevorstehenden Wechsel der Bremsbeläge hinten noch ein paar 1'000 km bei mir bleiben wird.
Nach einem weiteren und dem letzten Zwischenstopp auf einer Sennalpe[6] trennten sich in der Nähe von Isny die Wege. Ich wählte die anspruchslose aber eben schnelle Variante über die A96 und A7 zurück nach Hause. Duschen, die Füße hochlegen und feststellen, dass ich vermutlich auf den wenigen 100 Kilometern am heutigen Tage mehr Kurven gefahren bin, als auf den 500 bis 1000 Kilometern davor.
Hausaufgabe bis zur nächsten Tour: Kurvenfahren weiter üben. Wobei ich wohl nie mehr den Bremsreflex vor uneinsichtlichen Rechtskurven wegbekommen werde. Wo andere noch mit 80 km/h durchziehen, bremse ich weiterhin ab. Nicht das mir dort wieder einer auf meiner Spur entgegenkommt...
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Datum: | 28.05.2012 |
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