Ich fahre auf der A8 zwischen München und Ulm. Die Sonne über dem Horizont steht genau mittig in einer Linie mit der kerzengerade gebauten Fahrbahn und ich freue mich über jede sich über die Autobahn spannende Brücke, welche für die Bruchteile eines Augenblicks Schatten spendet. Während ich mit ausgefahrenem Sonnenvisier und trotzdem ziemlich zugegniffenen Augen Kilometer um Kilometer dem Westen näher komme, sinkt der Feuerball langsam aber sicher weiter nach unten und blendet so noch ein wenig stärker.
Über der Fahrbahn flimmert jedoch keine Hitze mehr. Inzwischen ist schon 19 Uhr vorbei und seit meinem letzten Tankstopp sind auch schon wieder zwei Stunden vergangen. Demnächst werde ich mir noch einmal einen Parkplatz suchen und die letzten Tropfen Mineralwasser von meinem 2-Liter-Vorrat konsumieren.
Das Navi erzählt mir inzwischen nur noch im zweistelligen Bereich davon wann ich die nächste Ausfahrt nehmen soll – vor wenigen Minuten war die Anzeige noch dreistellig. Seitdem ich die A99 verlassen habe verfluche ich wieder einmal die A8 in Richtung Westen fahren zu müssen. Eigentlich sollte ich ja damit zufrieden sein das die Sonne scheint. Vor zwei Tagen hatte der Wetterbericht noch etwas von Regen am Alpenrand für den heutigen Tag berichtet – davon war heute früh aber keine Rede mehr.
Damit zurück auf Anfang, ich drehe die Uhr noch einmal um rund 11 Stunden zurück, ebenso den Tacho um rund 600 km und stehe um kurz nach 9 Uhr an einer Jet Tankstelle. Mein Vorhaben: Mindestens 9 Passknackernachweise in Oberbayern und Tirol erbringen.
Die Spritpreise sind auf Sommerferien-Niveau. Zudem war heute ein Samstag, also ist dann auch gleich noch mal der »Samstagszuschlag« auf jedem Liter zu finden. So erkläre ich mir jedenfalls den mal wieder über Nacht um 7 Cent gestiegenen Spritpreis.
Das Navi war bereits an die Powerbank angeschlossen und hatte artig die Route und die voraussichtliche Ankunftszeit am ersten Nachweispunkt berechnet. Vor mir lagen rund 3 Stunden Nettofahrzeit – bis zum ersten Nachweispunkt wohlgemerkt.
Vor der Abfahrt hatte ich noch den Reifendruck mit meinem kleinen digitalen Helfer[1] überprüft. 0,5 bar vorne und 0,7 bar hinten sollte ich noch auffüllen. Leider hat jemand mal wieder das Prinzip des Ventils am Schlauch nicht verstanden und ich konnte nicht direkt an der Jet Tankstelle den fehlenden Druck nachfüllen.
Also habe ich noch einen nicht geplanten Zwischenstopp an einer Tankstelle neben der Autobahn einlegen müssen. Dort konnte ich dann an einem Prüfgerät aus den frühen 1990er Jahren die Differenz bei den Reifen auffüllen.
Der dritte Zwischenstopp fand dann in Reichling-Ludenhausen statt. Der Parkplatz vom Penny bot sich an die Wetterveränderung zu dokumentieren. Aus dem noch immer vorherrschenden grau wurde zunehmend ein blau am Himmel. Der Wetterbericht sollte also offensichtlich recht behalten und ich hatte den richtigen Kurs gesetzt um dem Sonnenschein entgegen zu fahren.
Die erste meiner beiden Mineralwasserflaschen wurde auch geöffnet. Abseits der Autobahn einen ersten kleinen Stopp einzulegen hatte ich geplant. Auch wenn das Hinterteil nach keiner Pause verlangt hat, aber ein paar Schritte zu tun war durchaus angenehm.
Ohne weitere Stopps ging es dann zum ersten Nachweispunkt. Dank meiner Pausen und meiner gemütlichen Reisegeschwindigkeit hatte ich rund 20 Minuten gegenüber der vom Navi berechneten Fahrtdauer verloren.
Es war somit bereits 12:15 Uhr als ich am Achenpass angekommen bin. Schnell wurde das Nachweisbild erstellt um den zwar nicht ausgeprägten aber dennoch vorhandenen Verkehr für das Bild am Passschild nicht unnötig zu blockieren.
Ich hatte zwar vollgetankt, wollte aber erst wieder bei meiner Fahrt aus Österreich hinaus tanken müssen. Am Wegesrand die große Überraschung: In Rottach-Egern ist der Spritpreis noch relativ günstig. Der Liter E10 für 1,389 Euro? Na, da fahre ich doch gleich mal an die Säule heran!
Tja, ich habe dann natürlich als einzig freie Säule das Exemplar erwischt, welches kein E10 im Angebot hatte. Egal. Dann wurde eben für 1,409 Euro Super E5 getankt. Der Andrang an den Säulen war groß. Extra auf eine freie E10 Säule zu warten wenn man nur für 8 Euro ein paar Liter tanken will um etwa 100 km weiter fahren zu können als zuvor macht wenig Sinn. Das waren dann also etwa 10 Cent die ich »zuviel« gezahlt hatte.
Ich quäle mich von Rottach-Egern aus die Bundesstraße 307 am Ostufer des Tegernsees entlang. Note to myself: Nächstes Mal den Weg über das Westufer ausprobieren. Denn ich bin heute wieder zuverlässig im Touri-Stau gestanden. Nun ja, an einem Samstag war das zu erwarten. An einem Samstag mit strahlendem Sonnenschein ganz sicher.
Zwischen Achenpass und Spitzingsattel lagen somit eine Stunde Fahrt (inklusive Stop'n'Go am Tegernsee.
Die B 307 ist Teil der »Deutschen Alpenstraße«, von welcher ich vor rund vier Monaten[2] ja schon einen anderen Teil befahren hatte. Das Sudelfeld beziehungsweise die Straße ist mir gut bekannt, wohnte ich doch vor ein paar Jahren noch unweit der bei Motorradfahrern beliebten Strecke.
Die Aussicht am Parkplatz war auch wieder einmal schön anzusehen. Ein wenig bessere Fernsicht hätte aber auch nicht geschadet. Jedenfalls herrschte ein reges Treiben. Viele einspurige Fahrzeuge waren unterwegs: Eine Radsportveranstaltung wurde am heutigen Samstag dort ausgetragen.
Ein kurzes Stück die Straße bergab, dann scharf rechts und schon befand ich mich auf der Straße zum vierten Nachweis, dem »oberen Sudelfeld«. An der »Speck-Alm« herrschte natürlich auch ein reges Treiben. Parkplätze waren mangelware und die ausgewiesenen Motorradparkplätze waren leider mit einem Miet-Transporter belegt, welcher irgendetwas angeliefert hatte.
Für mich ein klein wenig erschreckend: Da hat man bergauf und bergab zumindest vom Kennzeichen her ortsansässige Personen vor sich. Diese können jedoch weder bergauf noch bergab einigermaßen flüssig fahren. Kommt dann auch noch Gegenverkehr mit ins Spiel war es ganz aus. Da wird dann auch schon mal mitten in der Kehre gestoppt – so das gar nichts mehr weitergehen konnte.
Wo jedoch nicht gestoppt wird: Wenn eine Kuh recht unschlüssig halb auf der Straße und halb auf der Weide steht. Ich halte in solchen unklaren Situationen lieber an. Man weiß ja nie was die Kuh so vorhat und mit meiner BMW habe ich eindeutig die schlechteren Karten. Also hielt ich an und fotograpixle die Kuh während ein Audi ohne Rücksicht auf Verluste knapp an der Kuh vorbeifuhr.
Bin ich da eventuell einfach nur übervorsichtig oder fühlt man sich im geschlossenen Fahrzeug einfach sicherer und zieht daher am Nutzvieh vorbei?
Den Audi hatte ich dann nach ein paar 100 Metern wieder vor mir. Unschlüssig wartete er an einer Straßenkreuzung. Es wurde ein Navi programmiert oder zumindest darauf herumgedrückt. Ich fuhr einfach daran vorbei und folgte den mir bereits von den vorherigen Jahren bekannten Streckenverlauf. Die Straße könnte auch hier mal wieder repariert werden aus den kleinenBodenwellen ist in den vergangenen Jahren ein kleines Gebirge mit 8–10 cm Höhenunterschied geworden.
Investiert wurde am »Feurigen Tazlwurm«: Das große Schild am Straßenrand ist verschwunden, dafür sind dort nun zwei Panoramafenster installiert worden. Ich nutzte daher den Eingang vom Hotel als Nachweis. Nächstes Jahr weiß ich dann das ich das weiter oben gelegene Schild am Straßenrand nutzen sollte.
Anschließend musste ich wenden und wieder zurück bis zur Passhöhe vom Sudelfeld fahren. Die Zeit noch ein Bild mit dem Hinweis zur mautpflichtigen Straße nach Brannenburg zu machen, habe ich mir dann doch noch genommen. Im Winter mit dem PKW hier zum Sudelfeld hochzufahren hat auch was für sich. Im Sommer mit dem Motorrad wird es aber auch gerne genutzt. Die Gebühren: PKW Normalpreis 3,00 €, Motorrad 2,00 € – wenn sich seit 2015 die Preise nicht mehr geändert haben.
Direkt an dieser Kreuzung fand ich dann auch eines der Schilder mit dem Hinweis auf die heutige Radsportveranstaltung. Dahinter befinden sich noch immer die düsteren Warnschilder für alle Motorradfahrer. Die Strecke am Sudelfeld wird als Unfallschwerpunkt häufig in einem Atemzug mit dem Kesselberg zwischen Kochelsee und Walchensee genannt. Leider nicht ohne Grund. Auch 2018 wurden bereits wieder schwere Motorradunfälle gemeldet. Leider auch dieses Jahr wieder mit Todesfolge.
Ich verlasse die B 307 und fahre von Bayrischzell aus in Richtung Kufstein. Der nächste Zwischenstopp ist der Nachweispunkt »Ursprungspass / Bäckeralm« samt am Haus befindlichen Thermometer. Relativ angenehme 24°C waren dort abzulesen. Klingt harmlos, aber dort ist es auch die ganze Zeit schattig und spürbar kühler als in den sonnendurchfluteten Abschnitten.
Nach dem Nachweispunkt »Marblinger Höhe« führte mich der Weg zum nächsten Nachweispunkt in Österreich durch genau einen solchen von der Sonne verwöhnten Abschnitt: Ein Thermometer am Straßenrand verkündete frölich 35°C.
Letztes Jahr im November waren sie noch dabei das alte Hotel neben der Thrainer Tankstelle abzureißen. Ab Herbst 2018 ein Roasthaus[3] in Niederndorf Einzug halten. Noch wird fleißig daran gebaut.
Hier kenne ich mich aus, hier fühle ich mich wohl. Altbekannte Straßen, wohlbekannte Nachweispunkte. Schnell aber gesetzeskonform ist der Nachweispunkt »Klobenstein« erreicht.
Normalerweise gehören »Klobenstein« und »Masererpass« zu einer meiner Touren, welche ich von meiner Stamm-Pension in Österreich während meines Urlaubs anfahre. Im Mai hatte ich nicht die Zeit und jetzt kann ich gerade keinen Urlaub nehmen. Wird dann dieses Jahr wohl Oktober werden bis ich meinen Tirol-Urlaub in die Tat umsetzen kann.
Zu »Klobenstein« und »Masererpass« gehört für mich der Tankstopp an der Avia Tankstelle in Kössen. Die erste Tankstelle nach dem Grenzübertritt (zurück) nach Österreich hatte ich schon 2011 mit meiner 125er »entdeckt«.
Neben den günstigen Preisen (im Vergleich zu Deutschland tagesaktuell rund 10–15 Cent günstiger) bot sich der Stopp natürlich auch zum Essenfassen an. Die praktische und beidseitig montierte Calippo-Halterung an der BMW eigenet sich übrigens offensichtlich auch für einen »Mr. Tom«.
Wie im letzten Jahr im Mai steht auch dieses Jahr die Bierbankgarnitur mit Sonnenschirm bereit und läd zur Rast ein. Die Kamera durfte mal wieder mit dem Gegenlicht kämpfen, das Resultat ist aber gar nicht mal so übel geworden, oder?
Die letzten beiden Nachweise für heute mit den Namen »Wildbichlpass« und »Samerberg / Luitpoldeiche« waren zügig angefahren. Zwischen den beiden Nachweisen begleitete mich noch eine Moto Guzzi. Mit etwa gleicher Geschwindigkeit waren wir gemeinsam die St 2093 von Wildbichl über Aschau im Chiemgau bis nach Frasdorf. Wir überholten gemeinsam ein paar Radfahrer und Roller sowie langsam fahrende Kleinwagen. Für mich ein klein wenig überraschend endlich mal jemand zu finden der nicht entweder deutlich schneller oder deutlich langsamer als ich unterwegs ist.
Mittlerweile war es 18:06 Uhr. Ich hätte gerne noch eine Panoramaaufnahme vom Samerberg aus gemacht, aber die Fernsicht war unterirdisch. Mehr als ein aquarellartig-blasses grau wäre leider nicht drin gewesen.
Trotzdem waren alle Parkplätze belegt, daher auch die etwas von der Vorlage abweichende Variante des Nachweisbilds.
Was sich dafür hervorragend im Bild festhalten ließ: Das ordentlich eingesaute windschild meiner GS. Da merkt man ganz deutlich das dieses Jahr kaum Regenfahrten auf dem Plan gestanden sind.
Der Rückweg war relativ unspektakulär. Ein wenig überrascht war ich vom Andrang auf der A8 und dem kurzzeitigen Stau auf der A99. Das an einem Samstagabend? Ich hätte gedacht der Urlaubsreiseverkehr kommt erst zum Ferienende beziehungsweise die meisten sollten nach 18 Uhr die neuralgischen Punkte der A8 und A99 schon längst passiert haben. Tja, ich hatte mich offensichtlich geirrt.
Auf dem Parkplatz »Fuchsberg-Ost« war dementsprechend auch einiges geboten. Die »Parkplätze für PKW und Motorräder« waren vollständig mit PKW belegt. Also musste ich auf einen »nur für PKW«-Parkplatz ausweichen.
Die letzten Tropfen aus meinem 2 Liter Vorrat an Mineralwasser fanden ihren Weg aus der Flasche in meinen Magen, ich wurde beim Konsum kritisch von zwei paar Kinderaugen gemustert. Anscheinend war ich mal wieder mit meinem gelben Helm und meiner gepunkteten Sturmhaube ein optisches Highlight auf dem leicht vermüllten Parkplatz?
Nun bin ich in meinem heutigen Beitrag an dem Punkt angelangt, welchen ich oben als Einleitung geschrieben habe. Den Abschluss gestalte ich daher ein klein wenig anders.
Im Freundeskreis durfte ich vor wenigen Tagen mal wieder erklären was dieses »Passknackerding« ist. Dabei kam die Frage auf »wie viel gibst du eigentlich bei einer Tagestour dafür aus?«. Ich hatte keine Antwort und konnte nur schätzen. Etwa 6 Euro auf 100 km sind für das Benzin fällig. Wenn ich nur eine Tagestour fahre habe ich natürlich auch keine Übernachtungskosten. Wobei Hin- und Rückfahrt ins Passknackergebiet eventuell so viel kostet wie eine Übernachtung.
Daher habe ich heute zum Abschluss die drei Tankbelege fotograpixelt. Der Tank war bei Fahrtbeginn heute morgen ziemlich leer. Ebenso sieht es jetzt gerade im Augenblick aus, denn seit meiner Abfahrt in Kössen habe ich nicht mehr getankt.
Für das Tanken habe ich 19,55 Euro, 8 Euro und 21,90 Euro bezahlt. Aufgerundet also rund 50 Euro für die heutige Tour mit ihren 11,5 Stunden. Ziehe ich die »An- und Abreise« ab war ich zwischen dem ersten und dem letzten Nachweispunkt etwa 5,75 Stunden unterwegs.
Es ist also kein wirklich günstiges Hobby – aber es macht mir Spaß. Wobei ich für die Bildbearbeitung daheim dann auch wieder bis zu einer Stunde benötige. Und der Text will dann auch noch geschrieben werden. Aber ich habe es mir ja selbst zum Ziel gesetzt über jede meiner Passknackerfahrten 2018 einen Bericht zu schreiben. Selber schuld.
Wie sieht die weitere Passknackerplanung bei mir aus? Noch ein Dutzend weitere Nachweise, dann habe ich 200 in 2018 geschafft. Schaffe ich auch noch 250 und somit den Titel »Entdecker«? Die Planungen laufen schon, der oben im Text erwähnte Urlaub in Tirol gehört dazu. Ein Wochenende im Bregenzer Wald und Umgebung ist auch »lose geplant«. Eventuell folgt dann noch ein Wochenende im Schwarzwald wenn das Wetter mitspielt und ich die Zeit finde.
Mal sehen was die nächsten Monate beziehungsweise Wochenenden noch an Möglichkeiten zum Motorradfahren bieten.
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Datum: | 18.08.2018 |
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