Angesagt waren 4–11°C, wenige Wolken am Vormittag und zur Mittagszeit, zum Nachmittag hin dann vermehrte Wolkenbildung. Na, das klingt zusammengefasst nach »da kann man schon mal die erste Ausfahrt mit dem Motorrad wagen«.
Das Ladegerät hing noch mal kurz am Vormittag an der Batterie, konnte die 100% dann aber leider doch nicht voll bekommen. Der R 1150 GS war's egal, einmal den Knopf drücken und schon nimmt der Boxer die Arbeit auf. Natürlich mit betätigter Leerlaufanhebung, ansonsten wäre da sicherlich nicht viel gegangen.
Während die Sonnenstrahlen weiter eifrig bemüht sind dem Schneemann den Garaus zu machen (vermutlich liegt dann am Ende ein Kilogramm Rollsplitt auf der Wiese) schraube ich das Navi an die Maschine. Kleiner Tankrucksack drauf, Tasche mit Passknacker-Poster und etwas zu Trinken hinten mit dem elastischen Netz festgespannt und schon kann es losgehen.
Zum Einstieg dann gleich mal etwas worüber ich mich kurz freuen kann: In der Passknacker-Rangliste stehe ich gerade auf Rank 5, passend zum Kennzeichen mit 666.00 Punkten dank 18 Passnachweisen mit 65 Kehren. Der fünfte Platz wird nicht lange anhalten, daher muss ich das mal kurz hier festhalten.
Denn natürlich verbinde ich die erste »kleine Ausfahrt« mit dem Erbringen von ein paar Nachweisen. Am Ende sollten es rund sechs Stunden und über 200 km sein. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Eher dachte ich, dass ich irgendwann keine Lust mehr habe und das Navi auf »nach Hause« stellen würde.
Insbesondere da ich mir nicht sicher war wie die Straßen so aussehen würden. Geräumt? Klar. Aber wie viel Dreck liegt drauf? Wie viel Salz zeichnet sich in Form von grauem Belag oder von Wasser hingespülten Mustern ab? Später mehr dazu.
Die ersten beiden Nachweise waren schnell und problemlos erbracht. An der »Friedenslinde« dann das erste Problem: Das Schild ist weg. Also weiß die Friedenslinde inzwischen wohl wie sie heißt oder aber das Schild fehlt aus einem anderen Grund.
Das Verkehrsschild, welches im vergangenen Jahr auch noch unweit der Linde stand, fehlt ebenfalls. Also musste improvisiert werden. Vielleicht wird das Schild ja auch aufgehübscht und steht in ein paar Tagen oder Wochen wieder am alten Platz?
Schneereste lagen abseits der stets geräumten Straße noch herum. Natürlich auch direkt am Nachweispunkt. Anfahrt beziehungsweise Anrollen also vorsichtig über Schnee und eventuell darunter befindlichen Eisplatten. Ging aber offensichtlich alles gut.
Weitermachen oder nicht? Ganz klar: Weitermachen. Also das Navi auf »Schlosshau (Machtelsberg)« gestellt und los in Richtung Lautertal.
Dort angekommen wieder das alte Problem: Das Navi kennt den Weg zum Nachweispunkt »Schlosshau (Machtelsberg)« nicht und will wieder Luftlinie den Berg hoch.
Ich nutze die Gelegenheit und fahre noch ein wenig das Lautertal ab bevor ich mit dem Nachweis widme. Es ist fast nichts los, primär fahren LKW auf der Straße hin und her.
Die Anzahl der bisher gesehenen und gegrüßten Motorradfahrer war auch überschaubar: Eins. Und der hat sich auf seiner Supersportler sehr gefreut endlich jemanden grüßen zu können, zumindest gab er sich sehr, sehr viel Mühe dabei.
So liebes Navi, danke für die »grobe Streckenführung«. Den Rest schaffe ich jetzt alleine. Kurz nach der Auffahrt zum Wanderparkplatz lehnt Material zum Sperren der Straße am Fahrbahnrand. Freigegeben war die Straße schon wieder, jedoch dank Baumfällarbeiten und Abtransport der Bäume sah die Straße stellenweise mehr nach Rindenmulch-Testgebiet aus.
Direkt am Nachweispunkt war der Boden vom Wanderparkplatz auch recht aufgewühlt. Das Tauwasser der vergangenen Tage in Verbindung mit den geländegängigen Reifen der Fahrzeuge für die Forstarbeiten haben ihren Tribut gefordert.
Die Reifen der GS haben sich daher auch mit Schlamm vollgesetzt und anschließend den verfügbaren Splitt eingesammelt.
Hügel runterfahren, beim Rindenmulch aufpassen und kurze Zeit später den nächsten Hügel wieder nach oben fahren. Beim Nachweis »Steighöfe« steht die Sonne perfekt, das kleine Stativ wird also in Position gebracht und fertig ist das Nachweisfoto.
Beim »Fladhof« fehlt noch das Schild im Holzrahmen für den Nachweis. Macht nichts, darf eben der markante Hinweis auf »Wickys Schnapslädele« als Nachweis dienen.
Kurzer Abstecher zum »Birkenhof« und gleich wieder die gleiche Straße zurück und weiter zum »Göllesberg«. Dort waren sie auch fleißig ab Abholzen. Entsprechend »toll« der Zustand der Straße. Ich sammle eifrig den Dreck ein beziehungsweise lasse die BMW den Job übernehmen.
Das kann sie gut: »Großartiger Schmutzsammler«. Steht ja auch in der Modellbezeichnung.
Wie gut das ich die Maschine im Herbst schön geputzt habe. Jetzt sieht man jedenfalls nichts mehr davon. Aber das sollte erst der Anfang sein. Hier an einem Steinbruch vorbei (aus welchem die LKW mit ihren Reifen den feinen Staub auf die Landstraße tragen) und dort noch mal vorbei wo sie mutmaßlich den Abraum vom Streckenbau für Stuttgart 21 lagern. Noch ein wenig Schmelzwasser dazu und fertig ist die »maximale Geländeoptik«.
Wo ich gerade bei »putzen« und »Optik« bin. Ich hatte vor einigen Tagen versprochen noch Tageslichtaufnahmen der mit Lederöl[1] bearbeiteten Polo Mohawk dienen zu wollen. Das sei hiermit erledigt.
Wer die alte Mohawk kennt, weiß das das Leder gerade an der Schulterpartie beziehungsweise dem Oberarm recht störrisch sein kann (falls länger nicht mit Pflegemitteln behandelt). Auf dem Bild links sieht man schön wie flexibel das Leder wieder geworden ist. Den Arm nach oben halten um ein Selfie machen zu können: Kein Problem.
Wie dunkel das Leder geworden ist lässt sich auch auf den Bildern gut erkennen. Der Lederbesatz der gebraucht gekauften Mohawk sah beim Auspacken aus dem Karton noch ganz anders aus (nämlich sehr, sehr grau).
So, nun aber weiter auf und mit dem Motorrad. Weiter zum Nachweispunkt »St. Johann« wo noch immer der vom Räumfahrzeug an den Rand geschobene Schnee der Sonne zu trotzen vermag.
Sonst stelle ich das Stativ einfach auf die Wiese und kann dann das Bild mit Selbstauslöser machen. Das ging heute nicht. Aber zum Glück kam ein freundlicher Spaziergänger vorbei, welcher sich sicherlich schon gefragt hatte was ich da mit dem Poster neben der Maschine so veranstalte.
Kurz nachgefragt ob er ein Bild von mir mit Maschine und Schild machen kann: Kein Problem. Allerdings meinte er dann beim Lesen der Aufschrift des Posters »Ha, des isch ab'r koin Pass dahanna!«. Nein, zählt aber trotzdem als Nachweis. Also kurz erklärt worum es beim Passknacker-Nachweis so geht und das die anzufahrenden Punkte über ganz Europa verstreut sind. Er outet sich kein Motorradfahrer zu sein, aber mit dem Wohnmobil sei er viel unterwegs.
Von »St. Johann« zum Nachweispunkt »Hanner Steige / Eppenzillfelsen« ist es nur ein Katzensprung. Leider habe ich schon länger keine Sonne mehr gesehen, die Wolkendecke wurde – wie angesagt – immer dichter. Doch dann, wie bestellt, gab es am Nachweispunkt noch mal eine kleine Lücke und die Sonne brach noch einmal durch die Wolken. Sofort wird es einem etwas Wärmer in der Motorradkluft.
Die Griffheizung blieb noch immer aus, ich schätze die Temperatur war nun auf unter 8°C gefallen. Die letzte Volksbank mit hochmoderner Kombination aus Uhr und digitaler Temperaturanzeige vor der Türe lag schon einige Kilometer entfernt, dort waren die eben erwähnten 8°C abzulesen gewesen.
Zudem fegte nun auch ein stärker werdender Wind über die Schwäbische Alb. Am Nachweispunkt »Hülben (Flugplatz)« hielt das PVC-Plakat sicher und fest am neuen Schild, wurde aber vom Wind immer wieder ungünstig »umgeblasen«.
Also noch eine Detailaufnahme angefertigt und nachträglich ins Nachweisfoto in eine Ecke mit eingefügt. Dann können die Administratoren das neue Schild samt Poster einfacher erkennen.
»Also wenn die Wolken weiter zunehmen breche ich eventuell doch lieber ab und fahr heim?«
Schon der Gedanke allein scheint Wunder bewirkt zu haben. Während ich zum Nachweispunkt »Hohenneuffen« fahre, sieht alles noch grau und unfreundlich aus, der Wind pfeift am Helm vorbei – und das war nicht nur der Fahrtwind.
Kaum ist der Bildernachweis vollbracht und ich gebe »Alte Steige (Erkenbrechtsweiler)« als neues Ziel ins Navi ein, da reißt auch schon der Himmel auf und der Wind bläst etliche der Wolken davon. Eine große, blaue Lücke wird sichtbar.
Planänderung. So lange mir das Wetter wohlgesonnen ist, fahre ich weiter. Also hinunter ins Tal und artig in den Berufsverkehr eingereiht. Was schon so spät? Ja, scheint so. Jedenfalls tummeln sich die Berufspendler auf der B465 und von Lenningen nach Owen brauche ich gefühlt eine kleine Ewigkeit im Stop'n'Go.
Auf dem Wanderparkplatz oben auf dem Berg und natürlich auch auf der Straße dorthin wieder Entspannung pur: Ich bin fast alleine unterwegs. Ein warnwestentragender Fahrer treibt seine R 1150 GS hinter mir den Berg hoch, biegt dann aber nicht zum Parkplatz »Hörnle« ab. Dabei hatte ich schon ganz kurz die Hoffnung dieses Jahr einem weiteren Passknacker begegnen zu können.
Zurück nach Owen, zurück in den Berufsverkehr. Ich fahre in der Kolonne mit etlichen PKW in Richtung »Breitenstein«. Ich bin der einzige, der auf den Parkplatz abbiegen will. Da staunt sogar der Rennradfahrer, welcher es gar nicht glauben kann das ich ihn nicht 10 Meter vor der Abzweigung überholen will.
Auf dem Parkplatz gibt es dann nur mich, die BMW und meine Digicam, welche offensichtlich noch immer nicht in der Lage ist den Weißabgleich auf jedem Bild hinzubekommen.
Die Sonne kündigt an langsam aber sicher untergehen zu wollen. Noch drei weitere Nachweise stehen auf meiner Liste – mit Option für zwei Zugaben, aber die hebe ich mir für ein anderes Mal auf. Also flugs die »Schlatterhöhe« aufgesucht und dann wieder die Straße zurück um den »Eckhöfe«-Nachweis erbringen zu können.
Der Versuch mehrere Bilder für ein Panorama aufzunehmen schlug leider fehl. Die Software am heimischen PC konnte mit meiner Bilderserie nichts anfangen. Daher gibt es leider nur ein Bild – mit fehlgeschlagenem Weißabgleich.
Der achtzehnte und somit letzte Nachweis für heute: »Lämmerbuckel«. Die Hinfahrt war spannend. Auch hier wurde viel abgeholzt und man kann die teilweise parallel geführte A8 deutlich sehen – und den Verkehr darauf hören.
Oben auf dem Lämmerbuckel angekommen befindet man sich über dem gleichnamigen Tunnel der A8 in Fahrtrichtung Süden und bekommt vom in ihm fließenden (oder stehenden) Verkehr nichts mehr mit.
Noch ein Abstecher nach Westerheim zum Tanken, dann ab nach Hause. Auf 800 Höhenmetern (laut Navi) kann ich mir es dann nicht mehr verkneifen: Die Heizgriffe werden auf die erste Stufe gestellt. Fühlt sich gleich besser an. 4°C sagt das Thermometer an dem ich gerade vorbeifahre. Fühlt sich aber gar nicht nach 4°C an? Die Aussicht auf eine heiße Fertigpizza aus dem Backofen und ein Bad in der warmen Wanne zieht mich jedenfalls nun heimwärts.
Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen und mache an der Tankstelle (mit Tankautomat) noch zwei Bilder vom optischen Eindruck der R 1150 GS nach der heutigen Tour.
Ist doch toll was man da so alles einsammeln kann. Auch wird einer der Vorteile einer mit Boxer angetriebenen Maschine deutlich: Was am Motorblock klebt versaut nicht die Hosenbeine und Stiefel.
...und zwar bezüglich »Spannungsbogenaufbau«[2] und so. Das für spätestens heute angekündigte Paket ist eingetroffen. Vorab daher schon mal ein kleiner Blick in den Karton. Was ich mir wohl bestellt habe?
Morgen berichte ich dann über das erste Teil aus der Sendung, also noch etwas Geduld.
Zum Abschluss des heutigen Beitrags noch mal ein Blick auf die Tankquittung und die bisher von mir käuflich erworbenen »Nachweisposter im Kreditkartenformat«. Beim Ausrechnen des Verbrauchs meiner GS bin ich auf 6,77 Liter auf 100 km gekommen. Allerdings war der letzte Tankvorgang im vergangenen Jahr und dazwischen lag die Winterpause. Ich gehe davon aus das der eine oder andere Tropfen Benzin sich verflüchtigt hat. Beim Whisky nennt sich das wohl »Angel's share«. Wie nennt man das eigentlich beim Benzin? Und wenn die Engel sich das Zeug gönnen, wie unterscheiden sie zielsicher zwischen Industriewhisky und E10-Super?
So, nun noch ein letzter Blick auf die Karten. Bislang hatte ich links immer einen Rand gelassen. Damit konnte ich dann die Karte fest halten und man hatte auf den Bildern trotzdem schön das Motiv für den Nachweis drauf.
Wie gestern schon geschrieben[3] habe ich wohl bei der Bestellung nicht aufgepasst, jetzt ist das Bild zentriert und ich kann die Karte nicht mehr so bequem greifen.
Ja, es gibt Schlimmeres auf der Welt. Ärgerlich ist's trotzdem. Musste ich heute bei den Nachweisbildern auch schon feststellen. Aber ich mache ja sowieso lieber die Bilder mit dem großen PVC-Poster.
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Datum: | 08.03.2018 |
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Kommentare
HerBert | http://herbertsahler.blogspot.com
schrieb am 12.03.18 um 09:18 Uhr:
18 Nachweise bei der ersten Tour – das ist schon eine stramme Leistung – und ein toller Einstieg in die noch junge Passknacker-Saison 2018! Weiter viel Erfolg.
X_FISH | https://www.600ccm.info
schrieb am 12.03.18 um 10:11 Uhr:
Sind einfach nur die Punkte, welche Richtung Westen direkt für mich in der Nähe sind. Da geht es relativ schnell mit den 18 Nachweisen. War also auch einfach »westward« unterwegs.