Scheinbar habe ich alles richtig gemacht: Meine freien Tage fallen mit einer Schönwetterphase zusammen – wenn's auch zum Abend hin und an den folgenden drei Tagen immer wieder mal bewölkt sein soll. Gewitterneigung zum Abend hin inklusive, aber wir haben Ende Mai, da ist das eigentlich normal wenn Tagsüber einem die Sonne auf den Pelz oder alternativ auf Helm und Motorradklamotten brennt.
Also wieder Übernachtungen per E-Mail gebucht, die zum Gepäck passende Gepräckrolle beziehungsweise -tasche ausgesucht und am Sonntag bepackt. Da die BMW erst vor kurzem einen neuen Pneu bekommen hat, habe ich den Reifendruck vom Vorderrad auch genauer im Auge behalten. Bislang kein Druckverlust, aber bevor man rund 1'000 km in Angriff nimmt sollte man schon ein wenig penibler sein als sonst.
Daher führte mich um 9 Uhr die erste Fahrt auch gleich mal zu einer Tankstelle. Das Ergebnis der Kontrolle war wie gewünscht: Alles in bester Ordnung. Kein Druckverlust. Weder vorne noch hinten.
Nebenbei habe ich noch etwas gelernt: Wenn man den Reifendruck mit diesen Stelen mit Digitalanzeige überprüft und zu lange wartet, dann schaltet das obere Display wieder auf 2 bar zurück.
Schon auf der Hinfahrt wollte ich ein paar Passknackernachweise erbringen, daher bin ich nach Osttirol nicht über die A8 sondern über die A7 gefahren. Nicht der direkte Weg, aber beim zu Beginn wolkenfreien Himmel die bessere Wahl. Zudem am Montag so gut wie nichts auf den diversen Passstraßen los sein sollte – so jedenfalls meine Hoffnung.
Wenn man jedoch die diversen Baustelle auf der A7 auch noch »mitnimmt«, dauert es natürlich alles etwas länger, aber ich hatte ja einen ordentlichen Zeitpuffer für Zwischenstopps und kleine Pausen bei der Planung eingerechnet.
Was ich nicht geplant sondern versemmelt habe: Als ich mein neues (gebrauchtes) Navi letztes Jahr[1] erwoben habe, habe ich zum Testen die 2016er Passknacker POI aufgespielt... Und vergessen die 2017er darauf zu aktualisieren.
So stand ich dann unweit von Mittelberg-Oy und wunderte mich darüber, dass ich den ersten geplanten Nachweispunkt »Gereute« nicht auswählen konnte. Macht nichts, fahre ich eben einfach » Breitenstein / Großer Wald« an, von dort aus finde ich auch so »Gereute«. Schließlich war ich vor Jahren dort schon mit meiner 125er unterwegs und habe den einen oder anderen Weg erkundet.
Wenn mein Navi nicht »Gereute« kennt, kennt es natürlich auch den 2017 neu hinzugekommenen Nachweis »Jungholz« nicht. Aber ich wollte ja schon immer mal ausprobieren wie das ist wenn man die GPS-Koordinaten direkt als Ziel eingibt.
Also die beim Roadbook eingetragenen Daten händisch eingegeben und blöd aus der Wäsche geschaut. »Jungholz« liegt etwa 8 km entfernt, mein Garmin will mich aber ganz woanders hinschicken und meint es wäre etwa eine Stunde Fahrzeit nach »Jungholz«? Err... Nö.
Dann doch lieber einfach nach Straßenschildern, schließlich hatte ich bei der Planung gesehen das Jungholz wirklich nur einen (großen) Steinwurf entfernt jenseits der Grenze zwischen Deutschland und Österreich liegt. Soviel zum Vertrauen in moderne Technik und warum dieses Vertrauen nicht blind sein sollte.
Also weiter wie früher und einfach den Straßenschildern nach bis ich mich in der Tiroler Exklave im Allgäu befinde. Im Ort dann nach der Kirche suchen – was natürlich kein großes Problem darstellt. Das richtige Abstellen der Maschine hingegen schon, daher ist das Kennzeichen erst einmal nicht mit im Bild. Der Stellplatz vor der Raiffeisenbank ist dafür super.
Was mich etwas verwundert hat: Ja, das Wetter ist gut und vielleicht haben auch noch andere die Idee gehabt den Brückentag zu nutzen um gleich eine ganze Woche frei haben zu können. Aber von der Passhöhe runter nach Bad Hindelang geht es nicht, die Steigung ist gesperrt. Trotzdem kamen mir viele, sehr viele Motorräder entgegen. Aufgeteilt in mehrere Grüppchen wollten sie eventuell die gesperrte Straße fahren und kehrten nun um?
Mich betraf die Sperre nicht, ich wollte ja nur den Nachweis am einstmals »höchsten Punkt im Bundesstraßennetz« an der B308 erbringen.
Vor Ort dann auch gleich noch eine Kontrolle der Gepäcksicherung. Die ROK-Straps[2] waren eine sinnvolle Anschaffung. In den Foren und Videos wird nicht untertrieben, sie sind wirklich ihr Geld wert. Einmal verzurren, die losen Enden der Gurte unter der Gepäckrolle beziehungsweise -tasche hindurchziehen und fertig. Auch nach rund 150 km alles sicher und fest.
Weiter zum Nachweispunkt »Lumberg / Seealpe«. Kaum Verkehr und der Himmel wird langsam weiß-blau und es stellt sich eine gewisse Postkartenromantik ein. Lässt man die vereinzelt auftretenden PKW auch noch passieren kann man auf dem Bild den Eindruck erwecken man währe gänzlich alleine unterwegs.
Wenn man dann fast schon selbst glaubt man ist alleine unterwegs, kommt von hinten plötzlich das Grummeln mehrerer wütend klingender V2 aus Milwaukee daher.
Ich winke den Pulk mit der linken Hand an mir vorbei und schon grummeln Chrom, glänzender Lack und kleine USA-Fähnchen gemütlich vorüber. Es klang nach mindestens zwei Dutzend Maschinen, es waren tatsächlich dann doch nur vier Stück, welche dann doch nicht sonderlich schneller als ich unterwegs waren und mich dann bereits bei Nesselwängle mit ihrem Abbiegen verlassen sollten.
Am Gaichtpass bin ich daher alleine. Es dauert auch ein paar Minuten bis dann wieder ein PKW vorbei fährt – gefolgt von einer Truppe von diesmal wirklich einem Dutzend Motorradfahrern auf Sportmaschinen. Fahrt nur weiter, ich genieße so lange die Aussicht.
Weiter in Richtung Nachweis »Ammerwaldalpe«. In den Informationen zum Nachweis wird davor gewarnt, dass die schmale, geteerte Strasse stark frequentiert sei. Sowohl von Motorrädern wie auch von PKW und breiten Wohnmobilen.
Tja, eigentlich ist gar nicht so viel los und man kann entspannt fahren – sofern man nicht an den Baustellen aufgehalten wird.
Ein Schild klärt auf: Ab dem 22.05. – also heute – wird der Fahrbahnbelag erneuert. Na prima, genau den richtigen Tag gewählt. Also erster Gang rein, Motor aus und die Chance für ein Bild nutzen. Sonst fährt man hier nur vorbei und kann anderen von dem tief türkisfarbenen Gewässer berichten, welches sich kurz vor dem kleinen Plansee rechts parallel mit der Straße durch das Tal schlängelt.
Der Plansee selbst ist natürlich auch eine Augenweide – nur kann man nicht einfach mal anhalten und noch ein, zwei weitere Bilder schießen. Man fährt im Tross mit den anderen Fahrzeugen und ist auf einmal auch wieder ganz alleine unterwegs da alle am See bleiben während man selbst weiter zur Ammerwald Alm weiterfährt um dort den Nachweis erbringen zu können.
Während ich von der Ammerwald Alm weiter in Richtung Ettaler Sattel fahre, habe ich stets die Tankanzeige beziehungsweise die Warnleuchte im Auge. Ich hätte einfach doch hinter den diversen PKW und Motorrädern bei der ENI in Höfen warten und schließlich tanken sollen? Na, bis jetzt ist die Leuchte noch nicht an und die würde mir sagen »17 Liter sind weg von deinen rund 22 Litern im Tank«. Also noch kein Grund zur Panik, mit etwa 5,8–6 Liter auf 100 km Verbrauch kann man »pessimistisch rechnen«.
Unterwegs tanke ich dann aber doch lieber nicht erst bei 300–330 km sondern früher. Üblicherweise geht zwischen 280 und 330 km auf dem Tageskilometerzähler die Kontrolleuchte an. Doch selbst beim Nachtanken in Ettal leuchtet sie noch nicht. Trotzdem nur für knapp 10 Euro ein paar Liter in den Tank, denn in Österreich ist es günstiger. Die nächsten 100 km über Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald mit Blick auf das Karwendelgebirge reicht die Teilbetankung locker aus.
Warum 100 km? Na ja, man fährt beim Pässeknacken ja nicht wirklich den kürzesten Weg. Daher führt mich die Nachweissammlerei über Klais an die Kesselbergstraße und wieder zurück. Somit konnte ich gleich zwei Mal den Blick auf den ebenfalls einladend blau schimmernden Walchensee werfen.
Aber zurück zum Nachweispunkt »Kesselbergstraße«. Von Süd nach Nord darf die Straße mit Motorrädern immer befahren werden. Wie es sich verhält wenn man von Süd nach Nord bis zum Nachweispunkt fährt, wendet und dann kontrolliert wird weiß ich nicht. Jedenfalls musste ich nicht die Rüttelstreifen befahren, ich konnte einfach oben an der Bushaltestelle nach dem Erbringen vom Nachweis wenden und wieder zurückfahren.
Auf dem Parkplatz neben der Auffahrt zur Jugendherberge in Urfeld konnte ich dann auch noch zwei Bilder machen. Auf der Uferstraße anhalten? Unmöglich. Diverse Surfer belagern (auch im absoluten Halteverbot) bereits jegliche Parkmöglichkeit und schleppen ihre Bretter und Masten über die Straße.
Über Mittenwald gelange ich kurz vor Scharnitz wieder auf österreichischen Boden. Während der Nachweis bei »Neuleutasch« noch problemlos funktioniert, sieht es in »Seefeld / Zirler Berg« anders aus. Da wurde wohl das Schild von der Betonsäule entfernt?
Erst beim Wegfahren erkenne ich, dass auch noch mal in ganz großen Lettern »Seefeld in Tirol« an einem Bahnhofsgebäude steht. Zu spät, ich war schon auf das blaue Schild mit der weißen Schrift zu sehr fixiert und habe dies für den Nachweis verwendet.
Als Notiz für mich selbst – und Information für alle, welche die Tour eventuell (teilweise) nachfahren wollen: Macht es nicht wie ich, fahrt die Punkte anders an. Einfacher wird es, wenn man die Nachweise wie folgt anfährt:
»Neuleutasch« → »Buchener Höhe / Buchen« → »Mösern« → »Seefeld / Zirler Berg« → anschließend weiter nach Zirl auf die A12.
Warum? Weil man dann bei »Mösern« auf der richtigen Seite steht, von »Buchener Höhe / Buchen« nicht die Straße wieder zurück fahren muss und sich dann auch noch die Autobahnstrecke von Telfs nach Zirl sparen kann (wobei das von der Zeit her vermutilch keinen großen Unterschied machen sollte).
Für »Buchener Höhe / Buchen« habe ich das Bild mit meiner R 1150 GS als neue Nachweismöglichkeit vorgeschlagen. Während man am »richtigen Platz« im Halteverbot auf Privatgrund steht, kann man an dem dezent angebrachten Hinweis »Interalpen Hotel« einfach kurz an der Bushaltestelle die Maschine abstellen, den Nachweis erbringen und weiterfahren.
Die Warnlampe bezüglich »geh' mal Tanken« war noch immer dunkel, trotzdem habe ich die erstbeste Tankstelle in Telfs genutzt. Ich präferiere keine bestimmten Minteralölkonzerne beziehungsweise Tankstellen, daher war es diesmal BP (welche es bekanntlich in Deutschland nicht mehr gibt). Es wäre eigentlich eine Idee mal was zum persönlichen Tankverhalten zu schreiben – ich merke mir das mal für einen Beitrag in den kommenden Wochen.
Von was ich völlig überrascht wurde: Aus dem Gebäude kam ein älterer Herr und wollte die Maschine betanken. Kurze Konfusion: »Achso? Hier gibt es noch einen Tankwart?« – »Sie dürfen auch selber Tanken wenn Sie wollen?« – »Also ich bin davon ausgegangen ich muss selbst... Kein Problem, passt schon.«.
Eine »gute alte Zeit« Tankstelle mit Bedienung und sehr, sehr freundlichem Betreiber. Ich bin baff und begeistert zugleich. Wer das selbst mal erleben möchte: BP Tankstelle Nikolaus Neuner, Sagl 8, A-6410 Telfs-Sagl.
Irgendwie erinnert mich die kleine BP-Tankstelle an die Fahrten in den Urlaub vor vielen, vielen Jahre. Dort gab es noch keine 16-Säulen-Tankareale sondern in fast jedem Dorf diese kleinen Tankstellen mit zwei, maximal drei Säulen, welche sowohl von rechts wie auch von links angefahren werden konnten. Eine Säule für beide Seiten – je nachdem wo der Tankdeckel den Einfüllstutzen verdeckt.
Auch innendrin an der Kasse alles sehr überschaubar: Ein kleines Sortiment mit den Sachen, die man eben unterwegs so braucht – inklusive diverser Ölsorten in diversen Gebinden. Ich hoffe ich kann auch in ein paar Jahren noch solche kleine Tankstellen entdecken. Insbesondere dann, wenn ich gerade Tanken möchte.
Die nächsten rund eineinhalb Stunden waren langweilig und unspektakulär: Auf der A12 in Richtung Osten. Mit maximal 100 km/h da »IG-L« (Immissionsschutzgesetz Luft). An dieses Tempolimit sollte man sich auch tunlichst halten, denn ansonsten wird es teuer. Teurer als »normal« da bei Tempolimit nach IG-L höhere Strafen angesetzt sind. Wer 10 km/h zu schnell fährt, muss 35 statt 20 € bezahlen. Bis zu 20 km/h zu schnell (also 120 km/h statt 100 km/h) kosten 50 statt 35 €. Das in Deutschland von manchen so propagierte »20 drüber geht immer auf der Autobahn« kostet in Deutschland aber mittlerweile auch 30 €.
Wer es noch eiliger hat zahlt bei IG-L Tempolimit bei bis zu 30 km/h über dem Limit 80 statt 50 € »Normaltarif«.
Während der Anfahrt wird es dann auch noch kurz ein wenig nass von oben. Zwar nur wenige Tropfen, aber von Nord nach Süd zieht auf Höhe der Abfahrt ins Zillertal eine dicke, dunkle Wolke vorbei – und lässt dabei ein paar Tropfen nach unten fallen. So lange sie weiter in Richtung Süden zieht, ist alles in Ordnung. Nur bitte nicht nach Osten.
Daher habe ich mir den Nachweis vom »Kerschbaumer Sattel« gespart. Dann doch lieber noch den »Grafenweg« mit einsammeln, denn der lag auf dem Weg zum Nachtquartier der nächsten beiden Tage.
An dieser Stelle dann auch ein kleines »Entschuldigung«, aber die von mir diesmal genutzte Digitalkamera (Panasonic Lumix DMC-FT2) kann viel und ist sogar wasserdicht. Aber das mit dem automatischen Weißabgleich und einem blauen Himmel, das kann sie irgendwie nicht so recht.
Jedenfalls Sonnenschein und blauer Himmel (der sich nicht fotograpixelnderweise festhalten ließ) in Fahrtrichtung Ost, dorthin wo ich zum dritten Mal ein paar Tage verbringen werde: Im »Hotel-Gasthof Badhaus«[3] in Söll.
Daher auch der dezente Fingerzeig auf das Schild beim Nachweisbild für »Am Steinerbach / Söll«, welches gleichzeitig der sechzehnte und auch letzte Nachweis für heute sein sollte.
Anschließend nur noch ein paar 100 Meter bis zum überachten Unterstellplatz und der sich wiederholenden Übung »Gepäck und Zubehör abbauen«. Dieses Mal habe ich das kleine Stativ ausgepackt und den »Tanz ums silberne Kalb« dokumentiert.
Notwendiges Übel, von vielen oft genug zwangsläufig oft »geübt«: Das Bepacken und auch wieder Entpacken der Maschine. Wie viel Zeit dafür drauf gehen kann? Einiges. Insbesondere dann, wenn man neue Gepäckstücke platzieren will und auf der Suche nach der optimalen Lösung ist. Ja, ich spreche aus eigener Erfahrung.
Für vier Tage oder gar eine Woche ohne Zelt und Schlafsack reicht eine Gepäckrolle mit 40–50 Liter Volumen meiner Meinung nach völlig aus. Wie man am Füllzustand meiner 50-Liter-Gepäcktasche (schon ein paar Jahre alter »Louis Sponsor Bag«) gut sehen kann.
Der erste Schritt (bei mir jedenfalls): Das Gepäck vom Heck lösen. Weil ich die Enden der Riemen unter die Rolle/Gepäcktasche ziehe (und die dort auch Hunderte von Kilometern sicher bleiben) ist das die erste Aktion. Ohne ROK-Straps hatte ich die ITW Nexus Web Dominatoren[4] im Einsatz. Auch die einfach unter die Rolle gepackt.
Anschließend erst die Riemen lockern, also die Spannung nehmen in dem man »mehr Leine gibt«. Nicht einfach den Verschluss öffnen und schnappen lassen. Ansonsten gibt es unter Umständen doch noch irgendwie irgendwo ganz flink eine Beschädigung oder »was auf die Finger« wie es so schön heißt.
Anschließend kann man die Riemen öffnen und die Rolle beziehungsweise Tasche abnehmen und neben das Motorrad stellen.
Wenn man dann noch einen Tankrucksack und ein Navigationsgerät montiert hat, müssen die natürlich auch noch runter. Genau so wie es bei mir der Fall ist.
Der Vorteil der ROK-Straps ohne Haken auszukommen sorgt für eine sichere Befestigung, jedoch dauert dann das Abnehmen der Riemen etwas länger. So lange man das nicht im Regen machen muss und einem zwischen Helm und Nacken das Wasser in die Jacke läuft, sollte dies auch kein Problem darstellen.
Einmal links die Riemen lösen, einmal rechts die Riemen lösen, schon hat man alles vom Motorrad getrennt. Damit ich Riemen, Navigationsgerät und Handschuhe auf einmal packen kann, führe ich im kleinen Tankrucksack eine zusammengelegte Plastiktüte mit. Da passen diese Dinge wunderbar hinein und man ist zwar noch immer gut bepackt (Plastiktüte, Tankrucksack und Tasche), kommt aber durch alle Türen.
Irgendwann kann man dann auch den Helm absetzen, die Sturmhaube oder das Multituch ablegen und nach dem Zimmerschlüssel fragen. Das Schönste beim Eintreffen am Zielort mit der Unterkunft für die Nacht ist für mich die Aussicht auf den Besuch der Dusche.
Je nachdem wie viele Haare sich am Kopf so befinden (und wie lang sie sind) sieht man nach dem Ablegen der schweren Motorradjacke nach ein paar 100 Kilometern nicht mehr »so ganz frisch« aus. Ist hierfür wirklich ein Beweisbild notwendig? Okay, kein Problem. Damit kann ich dienen. Siehe links.
Damit wären wir bei einem Punkt, welchen ich bei so manchen Besuchen von Jugendherbergen vermisst habe. Ja, auch ältere Gebäude haben ihren Charme. Aber Gemeinschaftszimmer und -duschen tragen manchmal häufig nicht wirklich zur Entspannung und Erholung bei. Daher dann doch lieber die eigenen vier Wände mit eigener Dusche in einem Hotel oder einer Pension.
Damit kann ich dann auch schon zum nächsten Punkt überleiten, denn frisch geduscht, gekämmt und in Jeans und Kapuzenpulli statt Motorradbekleidung ging es anschließend hinunter um sich die verbrannten Kalorien zurückzuholen.
Viele suchen sich ihre Unterkünfte nach Preis oder nach beworbenem Klientel aus. Ich greife auf Bewährtes zurück und bin da dann (leider?) auch nicht mehr so experimentierfreudig.
Neben der gerade ausführlich beschriebenen Duschsituation ist für mich die sich wiederholende Rückkehr nach Söll auch ganz klar im Essen begründet: Es ist sehr, sehr lecker und durch mehrere Gänge ergibt sich für mich auch ein Urlaubsfeeling mit Entschleunigung.
Im Alltag ist bei mir leider häufig wenig Zeit zum bewussten (!) Essen beziehungsweise das »schnell-schnell« von der Arbeit wird auch daheim beim Essen umgesetzt: Fertigmahlzeiten oder Speisen mit möglichst geringem Zeitaufwand bei der Zubereitung sind das Resultat.
Das will ich im Urlaub nicht haben – wobei es am ersten Abend dann durchaus ungewohnt ist wenn man sich mit der Nahrungsmittelaufnahme länger als 15 Minuten beschäftigen kann. Daher dann einfach mal mit einer Suppe beginnen. Ne, nix »Instant mit Zusatzstoffen« sondern wie es sich eigentlich gehört.
Zwischen Suppe und Salat vergehen einige Minuten, welche ich regelrecht genießen kann. Kein »schnell-schnell« sondern einfach mal warten und das genießen können.
Erst jetzt wird mir bewusst, was bei einem meiner Lieblingslokale in der Heimat eigentlich schief läuft. Da steht dann der Salat schon neben der Suppe und wenn der Hauptgang 3 Minuten später angeliefert wird, wird es eng auf dem Tisch.
Heute ist das nicht so – und das ist auch gut so. Der Salat selbst ist auch schon so umfangreich das er woanders als Hauptgericht für 8,50 Euro verkauft werden könnte. Auf Wunsch ohne Thunfisch zubereitet, so mag ich das.
Das Spezi weicht dem alkoholfreien Weizen und der Hauptgang kündigt sich an. Da ich mich als erster zu Tisch eingefunden habe steht bei mir dann auch der erste Teller mit Frikadellen, Gemüse und leckerer Soße.
Vom Nachbartisch erreichen ein paar Satzfragmente mein Ohr: »Pilzsoße? Geht mal gar nicht!«. Sehe ich anders. War sehr, sehr lecker – und irgendwie wird langsam der Gürtel zu eng.
Der Nachtisch, ich hatte ihn schon fast vergessen. Mein Gürtel teilt mir endgültig mit das eigentlich kein Platz mehr vorhanden ist. Aber eine Waffeln und zwei Kugeln Eis, das geht schon noch. Mein Gürtel stimmt murrend zu... Oder war das Murren einfach nur das Resultat einer kurzfristigen Materialdehnung des Materials? Gibt es eigentlich auch flexible ROK-Straps Gürtel?
»Und was kostet der ganze Spaß?« – »Geld.«
Motorradfahren ist nicht billig. Urlaub ist nicht billig. Aber man kann beides so gestalten und kombinieren das das Resultat sehr angenehm ist. Und daran dann ein Preisschild zu hängen? Hm... Also ich sehe es völlig entspannt und bewerte nicht nur nach »Und, wie viel Euro hast du dafür hingelegt?« sondern nehme als Maßstab »was habe ich dafür bekommen«.
Ich habe in Zelten geschlafen. In Jugendherbergen genächtigt. Bei Freunden übernachtet. Hotels und Pensionen besucht. Wenn ich jetzt alles gegen Geld aufrechnen würde, wie soll das denn gehen?
Im Beitrag zu meinem letzten Tag (der mit der Rückreise nach Hause) werde ich eine Tabelle mit Spritkosten und Konsorten veröffentlichen.
Aber für die Neugierigen schon mal vorab: Zwei Nächte mit Halbpension und Taxe 138,00 €. Dazu kommen dann noch die zu den Abendessen konsumierten Getränke. Heute: 11,90 €. Spritkosten (2x Tanken unterwegs): 32,60 €.
»Aber in einer Jugendherberge oder auf dem Zeltplatz zahlt man weniger?«. Stimmt. Aber da bekommt man auch nicht so ein Essen.
Was machen eigentlich die Kraftstoffpreise so in der Region? Wo tankt man günstig? Der Versuch per App schlägt fehl. Nicht weil ich zunächst E10 ausgewählt habe (was natürlich in .at nicht angeboten wird), sondern weil die App nur Tankstellen in Deutschland erfasst hat. Aber ist doch gut zu wissen was es in Kiefersfelden kostet.
Während ich meine Notizen zum Tag in mein kleines Buch schreibe fällt mir ein, dass ich gar nicht notiert habe wie der Kilometerstand beim Abstellen der Maschine war. Also noch mal runter und ein Bild vom Tacho machen.
Knapp 120 Kilometer habe ich seit dem letzten Tankstopp in Telfs abgespult. Für Morgen steht also erst mal kein Tankstopp an – außer es sollte irgendwo richtig günstig sein. Ansonsten reicht es auch auf der anderen Seite vom Hochkönig, welcher als Ziel bereits für mich feststand. »Warum nicht Großglockner Hochalpenstraße?«
Weil's da morgens noch sehr, sehr frisch ist. Laut Internet morgens um 10 Uhr teilweise nur 3°C, je nachdem wie bedeckt der Himmel dann so ist wird's auch nicht schneller wärmer. Dann doch lieber dort fahren wo die Temperaturen nicht ganz so kühl sind. Man muss ja nicht zwingend im Mai schon auf der Hochalpenstraße mit dem Motorrad fahren – wobei viele dies bestimmt schon tun.
Der Ausklang am Abend: Die Aussicht genießen, Wolken fotograpixeln und die rötliche Färbung der Wolken im Osten der Nachwelt erhalten.
Für morgen geplant: Hochkönig, somit ein paar Nachweise im Salzburger Land und anschließend über Berchtesgaden (also Deutschland) wieder zurück in Richtung Dusche und leckerem Essen.
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Datum: | 22.05.2017 |
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